Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869.

Bild:
<< vorherige Seite

Terebratula. Terebratulina. Waldheimia. Theeidium.
Die Cirren treten nicht über den Rand des klaffenden Gehäuses hervor; wenn die Schale sich
schließt, sind sie zurückgebogen.

Auf der Grenze unserer Familie steht die Gattung Thecidium, ausgezeichnet durch eine ganz
eigenthümliche Entwicklung des kalkigen Armgerüstes. Sie ist in der heutigen Welt nur durch
eine einzige Art vertreten, das im Mittel-

[Abbildung] Thecidium mediterraneum.
A
Nat. Größe. B Turchschnitt durch das Gehäus.
meer lebende Thecidium mediterraneum, welches
Lacaze-Duthiers in einer seiner ausgezeich-
neten Monographien behandelt hat. Die Rücken-
klappe bildet für die weit größere Bauchklappe
einen fast flachen Deckel, von welchem die Arm-
schleife sich nirgend frei abhebt. Sie bleibt viel-
mehr mit ihm durch ein Kalknetz verbunden. An
der Durchschnittsfigur B sehen wir in der Rücken-
klappe die Angelgrube angedeutet, um welche sich
die Klappe dreht. Durch die hinter ihr liegen-
den Muskeln (b), welche vom Grunde der Bauch-
klappe nach einem nach rückwärts gerichteten
Fortsatze der Rückenklappe gehen, wird das
Gehäus geöffnet, die davor liegenden Muskeln a
schließen es. Wir bringen nun die Mittheilungen des genannten Forschers aus dem französischen
Original.

"Die Schale des Thecidium befestigt sich auf unterseeischen Körpern. Jch fand sie in beträcht-
licher Menge auf Gegenständen, welche die Netze der Korallenfischer auf der Strecke vom Golf
von Bona bis zum Kap Rosa vom Meeresgrund heraufbrachten. Die Tiefe, in welcher es
gefischt wurde, betrug zwischen 40 bis 80 Faden. Da ich schon viel Material für die Kenntniß
der Thierwelt der Korallengründe von Korsika gesammelt hatte und meine Beobachtungen auf
die Küsten von Algier, dann auf Sardinien und die Balearen ausdehnen wollte, war ich über-
rascht durch die kleine Anzahl von Terebrateln im Gegensatz zur großen Menge des Thecidium.
Jch fand mitunter auf einem zwei Faust großen Steine 20 bis 30 Stück. Die Beobachtung
der lebenden Thiere ist sehr leicht; ich erhielt sie anderthalb Monate hindurch am Leben und bloß
dadurch, daß ich täglich das Wasser der Gefäße wechselte, worin sie waren. Unumgänglich nöthig
ist es jedoch, sie von den Körpern, worauf sie sich angesiedelt haben, loszumachen, denn diese
sind von allem möglichen Gethier bewohnt, Schwämmen, Würmern, kleinen Krustern u. s. f.,
welche bald absterben und, indem sie das Wasser des Aquariums verderben, auch den Tod der
Thecidien herbeiführen."

"Jn den ersten Tagen, nachdem sie gefischt waren, klafften die Thecidien in den großen
Fässern, worin man die Steine gelegt hatte, sehr weit; nachdem sie aber isolirt und in die
kleineren Gefäße gethan waren, öffneten sie sich nicht so weit. Die kleine Rückenklappe erhebt sich
bis zu einem rechten Winkel zur ersten, fällt aber bei der geringsten Bewegung, die man macht,
blitzschnell wieder zu. -- Ohne Zweifel sind die Thecidien für das Licht empfänglich. Eines
Tages sah ich in einem großen Gefäß mehrere Thecidien mit offener Klappe. Jch näherte mich
sehr vorsichtig und machte, indem ich mich, um genauer zu sehen, vorbeugte, mit meinem Kopf
Schatten; augenblicklich schlossen sich die, welche vom Schatten getroffen wurden. An einem
geöffneten Thecidium unterscheidet man, eben wegen der großen Entfernung der Klappen von
einander, alle Theile, und man sieht die Fransen und Arme sehr genau. Die Jnnenfläche
der Schale aber, auf welcher der Mantel liegt, ist so blendend weiß und der letztere so
durchsichtig, daß man die Kalkschleifen und die Erhabenheiten der Klappen vollkommen klar unter-
scheidet, ohne den Mantel zu bemerken. Es überraschte mich dieß so, daß ich mich fragen

Taschenberg und Schmidt, wirbellose Thiere. (Brehm, Thierleben VI.) 61

Terebratula. Terebratulina. Waldheimia. Theeidium.
Die Cirren treten nicht über den Rand des klaffenden Gehäuſes hervor; wenn die Schale ſich
ſchließt, ſind ſie zurückgebogen.

Auf der Grenze unſerer Familie ſteht die Gattung Thecidium, ausgezeichnet durch eine ganz
eigenthümliche Entwicklung des kalkigen Armgerüſtes. Sie iſt in der heutigen Welt nur durch
eine einzige Art vertreten, das im Mittel-

[Abbildung] Thecidium mediterraneum.
A
Nat. Größe. B Turchſchnitt durch das Gehäus.
meer lebende Thecidium mediterraneum, welches
Lacaze-Duthiers in einer ſeiner ausgezeich-
neten Monographien behandelt hat. Die Rücken-
klappe bildet für die weit größere Bauchklappe
einen faſt flachen Deckel, von welchem die Arm-
ſchleife ſich nirgend frei abhebt. Sie bleibt viel-
mehr mit ihm durch ein Kalknetz verbunden. An
der Durchſchnittsfigur B ſehen wir in der Rücken-
klappe die Angelgrube angedeutet, um welche ſich
die Klappe dreht. Durch die hinter ihr liegen-
den Muskeln (b), welche vom Grunde der Bauch-
klappe nach einem nach rückwärts gerichteten
Fortſatze der Rückenklappe gehen, wird das
Gehäus geöffnet, die davor liegenden Muskeln a
ſchließen es. Wir bringen nun die Mittheilungen des genannten Forſchers aus dem franzöſiſchen
Original.

„Die Schale des Thecidium befeſtigt ſich auf unterſeeiſchen Körpern. Jch fand ſie in beträcht-
licher Menge auf Gegenſtänden, welche die Netze der Korallenfiſcher auf der Strecke vom Golf
von Bona bis zum Kap Roſa vom Meeresgrund heraufbrachten. Die Tiefe, in welcher es
gefiſcht wurde, betrug zwiſchen 40 bis 80 Faden. Da ich ſchon viel Material für die Kenntniß
der Thierwelt der Korallengründe von Korſika geſammelt hatte und meine Beobachtungen auf
die Küſten von Algier, dann auf Sardinien und die Balearen ausdehnen wollte, war ich über-
raſcht durch die kleine Anzahl von Terebrateln im Gegenſatz zur großen Menge des Thecidium.
Jch fand mitunter auf einem zwei Fauſt großen Steine 20 bis 30 Stück. Die Beobachtung
der lebenden Thiere iſt ſehr leicht; ich erhielt ſie anderthalb Monate hindurch am Leben und bloß
dadurch, daß ich täglich das Waſſer der Gefäße wechſelte, worin ſie waren. Unumgänglich nöthig
iſt es jedoch, ſie von den Körpern, worauf ſie ſich angeſiedelt haben, loszumachen, denn dieſe
ſind von allem möglichen Gethier bewohnt, Schwämmen, Würmern, kleinen Kruſtern u. ſ. f.,
welche bald abſterben und, indem ſie das Waſſer des Aquariums verderben, auch den Tod der
Thecidien herbeiführen.“

„Jn den erſten Tagen, nachdem ſie gefiſcht waren, klafften die Thecidien in den großen
Fäſſern, worin man die Steine gelegt hatte, ſehr weit; nachdem ſie aber iſolirt und in die
kleineren Gefäße gethan waren, öffneten ſie ſich nicht ſo weit. Die kleine Rückenklappe erhebt ſich
bis zu einem rechten Winkel zur erſten, fällt aber bei der geringſten Bewegung, die man macht,
blitzſchnell wieder zu. — Ohne Zweifel ſind die Thecidien für das Licht empfänglich. Eines
Tages ſah ich in einem großen Gefäß mehrere Thecidien mit offener Klappe. Jch näherte mich
ſehr vorſichtig und machte, indem ich mich, um genauer zu ſehen, vorbeugte, mit meinem Kopf
Schatten; augenblicklich ſchloſſen ſich die, welche vom Schatten getroffen wurden. An einem
geöffneten Thecidium unterſcheidet man, eben wegen der großen Entfernung der Klappen von
einander, alle Theile, und man ſieht die Franſen und Arme ſehr genau. Die Jnnenfläche
der Schale aber, auf welcher der Mantel liegt, iſt ſo blendend weiß und der letztere ſo
durchſichtig, daß man die Kalkſchleifen und die Erhabenheiten der Klappen vollkommen klar unter-
ſcheidet, ohne den Mantel zu bemerken. Es überraſchte mich dieß ſo, daß ich mich fragen

Taſchenberg und Schmidt, wirbelloſe Thiere. (Brehm, Thierleben VI.) 61
<TEI>
  <text>
    <body>
      <floatingText>
        <body>
          <div n="1">
            <p><pb facs="#f1009" n="961"/><fw place="top" type="header">Terebratula. Terebratulina. Waldheimia. Theeidium.</fw><lb/>
Die Cirren treten nicht über den Rand des klaffenden Gehäu&#x017F;es hervor; wenn die Schale &#x017F;ich<lb/>
&#x017F;chließt, &#x017F;ind &#x017F;ie zurückgebogen.</p><lb/>
            <p>Auf der Grenze un&#x017F;erer Familie &#x017F;teht die Gattung <hi rendition="#aq">Thecidium,</hi> ausgezeichnet durch eine ganz<lb/>
eigenthümliche Entwicklung des kalkigen Armgerü&#x017F;tes. Sie i&#x017F;t in der heutigen Welt nur durch<lb/>
eine einzige Art vertreten, das im Mittel-<lb/><figure><head><hi rendition="#c"><hi rendition="#aq">Thecidium mediterraneum.<lb/>
A</hi> Nat. Größe. <hi rendition="#aq">B</hi> Turch&#x017F;chnitt durch das Gehäus.</hi></head></figure><lb/>
meer lebende <hi rendition="#aq">Thecidium mediterraneum,</hi> welches<lb/><hi rendition="#g">Lacaze-Duthiers</hi> in einer &#x017F;einer ausgezeich-<lb/>
neten Monographien behandelt hat. Die Rücken-<lb/>
klappe bildet für die weit größere Bauchklappe<lb/>
einen fa&#x017F;t flachen Deckel, von welchem die Arm-<lb/>
&#x017F;chleife &#x017F;ich nirgend frei abhebt. Sie bleibt viel-<lb/>
mehr mit ihm durch ein Kalknetz verbunden. An<lb/>
der Durch&#x017F;chnittsfigur <hi rendition="#aq">B</hi> &#x017F;ehen wir in der Rücken-<lb/>
klappe die Angelgrube angedeutet, um welche &#x017F;ich<lb/>
die Klappe dreht. Durch die hinter ihr liegen-<lb/>
den Muskeln <hi rendition="#aq">(b),</hi> welche vom Grunde der Bauch-<lb/>
klappe nach einem nach rückwärts gerichteten<lb/>
Fort&#x017F;atze der Rückenklappe gehen, wird das<lb/>
Gehäus geöffnet, die davor liegenden Muskeln <hi rendition="#aq">a</hi><lb/>
&#x017F;chließen es. Wir bringen nun die Mittheilungen des genannten For&#x017F;chers aus dem franzö&#x017F;i&#x017F;chen<lb/>
Original.</p><lb/>
            <p>&#x201E;Die Schale des Thecidium befe&#x017F;tigt &#x017F;ich auf unter&#x017F;eei&#x017F;chen Körpern. Jch fand &#x017F;ie in beträcht-<lb/>
licher Menge auf Gegen&#x017F;tänden, welche die Netze der Korallenfi&#x017F;cher auf der Strecke vom Golf<lb/>
von Bona bis zum Kap Ro&#x017F;a vom Meeresgrund heraufbrachten. Die Tiefe, in welcher es<lb/>
gefi&#x017F;cht wurde, betrug zwi&#x017F;chen 40 bis 80 Faden. Da ich &#x017F;chon viel Material für die Kenntniß<lb/>
der Thierwelt der Korallengründe von Kor&#x017F;ika ge&#x017F;ammelt hatte und meine Beobachtungen auf<lb/>
die Kü&#x017F;ten von Algier, dann auf Sardinien und die Balearen ausdehnen wollte, war ich über-<lb/>
ra&#x017F;cht durch die kleine Anzahl von Terebrateln im Gegen&#x017F;atz zur großen Menge des Thecidium.<lb/>
Jch fand mitunter auf einem zwei Fau&#x017F;t großen Steine 20 bis 30 Stück. Die Beobachtung<lb/>
der lebenden Thiere i&#x017F;t &#x017F;ehr leicht; ich erhielt &#x017F;ie anderthalb Monate hindurch am Leben und bloß<lb/>
dadurch, daß ich täglich das Wa&#x017F;&#x017F;er der Gefäße wech&#x017F;elte, worin &#x017F;ie waren. Unumgänglich nöthig<lb/>
i&#x017F;t es jedoch, &#x017F;ie von den Körpern, worauf &#x017F;ie &#x017F;ich ange&#x017F;iedelt haben, loszumachen, denn die&#x017F;e<lb/>
&#x017F;ind von allem möglichen Gethier bewohnt, Schwämmen, Würmern, kleinen Kru&#x017F;tern u. &#x017F;. f.,<lb/>
welche bald ab&#x017F;terben und, indem &#x017F;ie das Wa&#x017F;&#x017F;er des Aquariums verderben, auch den Tod der<lb/>
Thecidien herbeiführen.&#x201C;</p><lb/>
            <p>&#x201E;Jn den er&#x017F;ten Tagen, nachdem &#x017F;ie gefi&#x017F;cht waren, klafften die Thecidien in den großen<lb/>&#x017F;&#x017F;ern, worin man die Steine gelegt hatte, &#x017F;ehr weit; nachdem &#x017F;ie aber i&#x017F;olirt und in die<lb/>
kleineren Gefäße gethan waren, öffneten &#x017F;ie &#x017F;ich nicht &#x017F;o weit. Die kleine Rückenklappe erhebt &#x017F;ich<lb/>
bis zu einem rechten Winkel zur er&#x017F;ten, fällt aber bei der gering&#x017F;ten Bewegung, die man macht,<lb/>
blitz&#x017F;chnell wieder zu. &#x2014; Ohne Zweifel &#x017F;ind die Thecidien für das Licht empfänglich. Eines<lb/>
Tages &#x017F;ah ich in einem großen Gefäß mehrere Thecidien mit offener Klappe. Jch näherte mich<lb/>
&#x017F;ehr vor&#x017F;ichtig und machte, indem ich mich, um genauer zu &#x017F;ehen, vorbeugte, mit meinem Kopf<lb/>
Schatten; augenblicklich &#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ich die, welche vom Schatten getroffen wurden. An einem<lb/>
geöffneten Thecidium unter&#x017F;cheidet man, eben wegen der großen Entfernung der Klappen von<lb/>
einander, alle Theile, und man &#x017F;ieht die Fran&#x017F;en und Arme &#x017F;ehr genau. Die Jnnenfläche<lb/>
der Schale aber, auf welcher der Mantel liegt, i&#x017F;t &#x017F;o blendend weiß und der letztere &#x017F;o<lb/>
durch&#x017F;ichtig, daß man die Kalk&#x017F;chleifen und die Erhabenheiten der Klappen vollkommen klar unter-<lb/>
&#x017F;cheidet, ohne den Mantel zu bemerken. Es überra&#x017F;chte mich dieß &#x017F;o, daß ich mich fragen<lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#g">Ta&#x017F;chenberg</hi> und <hi rendition="#g">Schmidt,</hi> wirbello&#x017F;e Thiere. (<hi rendition="#g">Brehm,</hi> Thierleben <hi rendition="#aq">VI.</hi>) 61</fw><lb/></p>
          </div>
        </body>
      </floatingText>
    </body>
  </text>
</TEI>
[961/1009] Terebratula. Terebratulina. Waldheimia. Theeidium. Die Cirren treten nicht über den Rand des klaffenden Gehäuſes hervor; wenn die Schale ſich ſchließt, ſind ſie zurückgebogen. Auf der Grenze unſerer Familie ſteht die Gattung Thecidium, ausgezeichnet durch eine ganz eigenthümliche Entwicklung des kalkigen Armgerüſtes. Sie iſt in der heutigen Welt nur durch eine einzige Art vertreten, das im Mittel- [Abbildung Thecidium mediterraneum. A Nat. Größe. B Turchſchnitt durch das Gehäus.] meer lebende Thecidium mediterraneum, welches Lacaze-Duthiers in einer ſeiner ausgezeich- neten Monographien behandelt hat. Die Rücken- klappe bildet für die weit größere Bauchklappe einen faſt flachen Deckel, von welchem die Arm- ſchleife ſich nirgend frei abhebt. Sie bleibt viel- mehr mit ihm durch ein Kalknetz verbunden. An der Durchſchnittsfigur B ſehen wir in der Rücken- klappe die Angelgrube angedeutet, um welche ſich die Klappe dreht. Durch die hinter ihr liegen- den Muskeln (b), welche vom Grunde der Bauch- klappe nach einem nach rückwärts gerichteten Fortſatze der Rückenklappe gehen, wird das Gehäus geöffnet, die davor liegenden Muskeln a ſchließen es. Wir bringen nun die Mittheilungen des genannten Forſchers aus dem franzöſiſchen Original. „Die Schale des Thecidium befeſtigt ſich auf unterſeeiſchen Körpern. Jch fand ſie in beträcht- licher Menge auf Gegenſtänden, welche die Netze der Korallenfiſcher auf der Strecke vom Golf von Bona bis zum Kap Roſa vom Meeresgrund heraufbrachten. Die Tiefe, in welcher es gefiſcht wurde, betrug zwiſchen 40 bis 80 Faden. Da ich ſchon viel Material für die Kenntniß der Thierwelt der Korallengründe von Korſika geſammelt hatte und meine Beobachtungen auf die Küſten von Algier, dann auf Sardinien und die Balearen ausdehnen wollte, war ich über- raſcht durch die kleine Anzahl von Terebrateln im Gegenſatz zur großen Menge des Thecidium. Jch fand mitunter auf einem zwei Fauſt großen Steine 20 bis 30 Stück. Die Beobachtung der lebenden Thiere iſt ſehr leicht; ich erhielt ſie anderthalb Monate hindurch am Leben und bloß dadurch, daß ich täglich das Waſſer der Gefäße wechſelte, worin ſie waren. Unumgänglich nöthig iſt es jedoch, ſie von den Körpern, worauf ſie ſich angeſiedelt haben, loszumachen, denn dieſe ſind von allem möglichen Gethier bewohnt, Schwämmen, Würmern, kleinen Kruſtern u. ſ. f., welche bald abſterben und, indem ſie das Waſſer des Aquariums verderben, auch den Tod der Thecidien herbeiführen.“ „Jn den erſten Tagen, nachdem ſie gefiſcht waren, klafften die Thecidien in den großen Fäſſern, worin man die Steine gelegt hatte, ſehr weit; nachdem ſie aber iſolirt und in die kleineren Gefäße gethan waren, öffneten ſie ſich nicht ſo weit. Die kleine Rückenklappe erhebt ſich bis zu einem rechten Winkel zur erſten, fällt aber bei der geringſten Bewegung, die man macht, blitzſchnell wieder zu. — Ohne Zweifel ſind die Thecidien für das Licht empfänglich. Eines Tages ſah ich in einem großen Gefäß mehrere Thecidien mit offener Klappe. Jch näherte mich ſehr vorſichtig und machte, indem ich mich, um genauer zu ſehen, vorbeugte, mit meinem Kopf Schatten; augenblicklich ſchloſſen ſich die, welche vom Schatten getroffen wurden. An einem geöffneten Thecidium unterſcheidet man, eben wegen der großen Entfernung der Klappen von einander, alle Theile, und man ſieht die Franſen und Arme ſehr genau. Die Jnnenfläche der Schale aber, auf welcher der Mantel liegt, iſt ſo blendend weiß und der letztere ſo durchſichtig, daß man die Kalkſchleifen und die Erhabenheiten der Klappen vollkommen klar unter- ſcheidet, ohne den Mantel zu bemerken. Es überraſchte mich dieß ſo, daß ich mich fragen Taſchenberg und Schmidt, wirbelloſe Thiere. (Brehm, Thierleben VI.) 61

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/1009
Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 961. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/1009>, abgerufen am 15.05.2024.