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Brentano, Clemens: Gockel, Hinkel und Gackeleia. Frankfurt, 1838.

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Mach' einfältig uns gleich Tauben,
Segne uns mit Kinderglauben.
Lasse uns um jede Gnade
Kindlich bitten, kindlich danken
Und durch Dorn und Blumenpfade
Treu gepflegt sie ohne Wanken,
Freudig, doch mit frommem Zagen,
Hin zum lieben Vater tragen.
Laß die Engel bei uns wachen,
Daß wir wie die Kinder lachen,
Daß wir wie die Kinder weinen,
Laß uns Alles seyn, nichts scheinen. --
Mache uns zu Kindern Alle,
Jedes sey nach seiner Art,
Wie's dem lieben Gott gefalle,
Einsam oder treu gepaart.
Bricht ein Herz am andern Herzen,
Mach ihm Blumen aus den Schmerzen,
Daß mit duftendem Gewinde
Seine Wunde es verbinde,
Roth, wie Amaranthen blühe,
Bis in Schmerzen es verglühe.
Wessen Herz ein Anderes spiegelt,
Der sey rein und stark geflügelt,
Daß er heil empor es trage
Zur Befriedung aller Klage,
Zur Erlösung aller Frage,
Aus der Nacht zum Herrn der Tage.
Zieh'n schon Engel durch die Halmen,
Wogt das Korn schon Well auf Welle,
Naht der Schnitter unter Psalmen,
Spielen Kinder auf der Schwelle
Doch mit Blumen roth und blau,
Die des letzten Tages Thau
Bräutlich schmückt mit mildem Glanz
Für des Festes Erndtekranz,
Und sie singen: Uns liebt morgen,
Der uns heut so treu geliebt,
Mach' einfaͤltig uns gleich Tauben,
Segne uns mit Kinderglauben.
Laſſe uns um jede Gnade
Kindlich bitten, kindlich danken
Und durch Dorn und Blumenpfade
Treu gepflegt ſie ohne Wanken,
Freudig, doch mit frommem Zagen,
Hin zum lieben Vater tragen.
Laß die Engel bei uns wachen,
Daß wir wie die Kinder lachen,
Daß wir wie die Kinder weinen,
Laß uns Alles ſeyn, nichts ſcheinen. —
Mache uns zu Kindern Alle,
Jedes ſey nach ſeiner Art,
Wie's dem lieben Gott gefalle,
Einſam oder treu gepaart.
Bricht ein Herz am andern Herzen,
Mach ihm Blumen aus den Schmerzen,
Daß mit duftendem Gewinde
Seine Wunde es verbinde,
Roth, wie Amaranthen bluͤhe,
Bis in Schmerzen es vergluͤhe.
Weſſen Herz ein Anderes ſpiegelt,
Der ſey rein und ſtark gefluͤgelt,
Daß er heil empor es trage
Zur Befriedung aller Klage,
Zur Erloͤſung aller Frage,
Aus der Nacht zum Herrn der Tage.
Zieh'n ſchon Engel durch die Halmen,
Wogt das Korn ſchon Well auf Welle,
Naht der Schnitter unter Pſalmen,
Spielen Kinder auf der Schwelle
Doch mit Blumen roth und blau,
Die des letzten Tages Thau
Braͤutlich ſchmuͤckt mit mildem Glanz
Fuͤr des Feſtes Erndtekranz,
Und ſie ſingen: Uns liebt morgen,
Der uns heut ſo treu geliebt,
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[222/0274] Mach' einfaͤltig uns gleich Tauben, Segne uns mit Kinderglauben. Laſſe uns um jede Gnade Kindlich bitten, kindlich danken Und durch Dorn und Blumenpfade Treu gepflegt ſie ohne Wanken, Freudig, doch mit frommem Zagen, Hin zum lieben Vater tragen. Laß die Engel bei uns wachen, Daß wir wie die Kinder lachen, Daß wir wie die Kinder weinen, Laß uns Alles ſeyn, nichts ſcheinen. — Mache uns zu Kindern Alle, Jedes ſey nach ſeiner Art, Wie's dem lieben Gott gefalle, Einſam oder treu gepaart. Bricht ein Herz am andern Herzen, Mach ihm Blumen aus den Schmerzen, Daß mit duftendem Gewinde Seine Wunde es verbinde, Roth, wie Amaranthen bluͤhe, Bis in Schmerzen es vergluͤhe. Weſſen Herz ein Anderes ſpiegelt, Der ſey rein und ſtark gefluͤgelt, Daß er heil empor es trage Zur Befriedung aller Klage, Zur Erloͤſung aller Frage, Aus der Nacht zum Herrn der Tage. Zieh'n ſchon Engel durch die Halmen, Wogt das Korn ſchon Well auf Welle, Naht der Schnitter unter Pſalmen, Spielen Kinder auf der Schwelle Doch mit Blumen roth und blau, Die des letzten Tages Thau Braͤutlich ſchmuͤckt mit mildem Glanz Fuͤr des Feſtes Erndtekranz, Und ſie ſingen: Uns liebt morgen, Der uns heut ſo treu geliebt,

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Zitationshilfe: Brentano, Clemens: Gockel, Hinkel und Gackeleia. Frankfurt, 1838, S. 222. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brentano_gockel_1838/274>, abgerufen am 15.05.2024.