Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brentano, Clemens: Gockel, Hinkel und Gackeleia. Frankfurt, 1838.

Bild:
<< vorherige Seite
Alle patschten in die Hände
Und das Mährchen schien am Ende
Selbst ganz artig zugespitzt,
Ja ein kleines Sternchen blitzt
Unten an der Himmelsleiter
Unter einem -- und so weiter;
Und dies heißt: der kleine Stern
Plauderte noch gar zu gern;
Denn, wie sichs versteht am Rande,
Hat die edle Gouvernante
All die Kinder heimgeführt,
Und dann, wie es sich gebührt,
Gleich die Schaar, daß sie gedeihe,
Rein gewaschen, nach der Reihe
Umgekleidet und gepflegt,
Wie ins Bett man Kinder legt;
Und weil Alles auf ein Härchen
Mußte sein ein artig Mährchen,
Kämmt' und flocht den Kinderköpfchen
Allen sie die linden Zöpfchen,
Sprengte dann mit Wassertröpfchen
Noch die lieblichen Geschöpfchen,
So wie Blumen man erquickt,
Die man in die Kirche schickt,
Und nun ist sie fromm mit Allen
Auf die Kniee hingefallen,
Hat mit ihnen süß gesungen,
Daß zum Himmel es gedrungen:
"Müde bin ich, geh zur Ruh,
Schließe beide Aeuglein zu,
Vater, laß die Augen dein
Ueber meinem Bette seyn;
Hab ich Unrecht heut gethan,
Sieh es, lieber Gott, nicht an,
Deine Gnad und Jesu Blut
Macht ja allen Schaden gut;
Vater hab mit mir Geduld
Und vergieb mir meine Schuld
15 *
Alle patſchten in die Haͤnde
Und das Maͤhrchen ſchien am Ende
Selbſt ganz artig zugeſpitzt,
Ja ein kleines Sternchen blitzt
Unten an der Himmelsleiter
Unter einem — und ſo weiter;
Und dies heißt: der kleine Stern
Plauderte noch gar zu gern;
Denn, wie ſichs verſteht am Rande,
Hat die edle Gouvernante
All die Kinder heimgefuͤhrt,
Und dann, wie es ſich gebuͤhrt,
Gleich die Schaar, daß ſie gedeihe,
Rein gewaſchen, nach der Reihe
Umgekleidet und gepflegt,
Wie ins Bett man Kinder legt;
Und weil Alles auf ein Haͤrchen
Mußte ſein ein artig Maͤhrchen,
Kaͤmmt' und flocht den Kinderkoͤpfchen
Allen ſie die linden Zoͤpfchen,
Sprengte dann mit Waſſertroͤpfchen
Noch die lieblichen Geſchoͤpfchen,
So wie Blumen man erquickt,
Die man in die Kirche ſchickt,
Und nun iſt ſie fromm mit Allen
Auf die Kniee hingefallen,
Hat mit ihnen ſuͤß geſungen,
Daß zum Himmel es gedrungen:
„Muͤde bin ich, geh zur Ruh,
Schließe beide Aeuglein zu,
Vater, laß die Augen dein
Ueber meinem Bette ſeyn;
Hab ich Unrecht heut gethan,
Sieh es, lieber Gott, nicht an,
Deine Gnad und Jeſu Blut
Macht ja allen Schaden gut;
Vater hab mit mir Geduld
Und vergieb mir meine Schuld
15 *
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0281" n="227"/>
        <lg type="poem">
          <l><hi rendition="#in">A</hi>lle pat&#x017F;chten in die Ha&#x0364;nde</l><lb/>
          <l>Und das Ma&#x0364;hrchen &#x017F;chien am Ende</l><lb/>
          <l>Selb&#x017F;t ganz artig zuge&#x017F;pitzt,</l><lb/>
          <l>Ja ein kleines Sternchen blitzt</l><lb/>
          <l>Unten an der Himmelsleiter</l><lb/>
          <l>Unter einem &#x2014; und &#x017F;o weiter;</l><lb/>
          <l>Und dies heißt: der kleine Stern</l><lb/>
          <l>Plauderte noch gar zu gern;</l><lb/>
          <l>Denn, wie &#x017F;ichs ver&#x017F;teht am Rande,</l><lb/>
          <l>Hat die edle Gouvernante</l><lb/>
          <l>All die Kinder heimgefu&#x0364;hrt,</l><lb/>
          <l>Und dann, wie es &#x017F;ich gebu&#x0364;hrt,</l><lb/>
          <l>Gleich die Schaar, daß &#x017F;ie gedeihe,</l><lb/>
          <l>Rein gewa&#x017F;chen, nach der Reihe</l><lb/>
          <l>Umgekleidet und gepflegt,</l><lb/>
          <l>Wie ins Bett man Kinder legt;</l><lb/>
          <l>Und weil Alles auf ein Ha&#x0364;rchen</l><lb/>
          <l>Mußte &#x017F;ein ein artig Ma&#x0364;hrchen,</l><lb/>
          <l>Ka&#x0364;mmt' und flocht den Kinderko&#x0364;pfchen</l><lb/>
          <l>Allen &#x017F;ie die linden Zo&#x0364;pfchen,</l><lb/>
          <l>Sprengte dann mit Wa&#x017F;&#x017F;ertro&#x0364;pfchen</l><lb/>
          <l>Noch die lieblichen Ge&#x017F;cho&#x0364;pfchen,</l><lb/>
          <l>So wie Blumen man erquickt,</l><lb/>
          <l>Die man in die Kirche &#x017F;chickt,</l><lb/>
          <l>Und nun i&#x017F;t &#x017F;ie fromm mit Allen</l><lb/>
          <l>Auf die Kniee hingefallen,</l><lb/>
          <l>Hat mit ihnen &#x017F;u&#x0364;ß ge&#x017F;ungen,</l><lb/>
          <l>Daß zum Himmel es gedrungen:</l><lb/>
          <l>&#x201E;Mu&#x0364;de bin ich, geh zur Ruh,</l><lb/>
          <l>Schließe beide Aeuglein zu,</l><lb/>
          <l>Vater, laß die Augen dein</l><lb/>
          <l>Ueber meinem Bette &#x017F;eyn;</l><lb/>
          <l>Hab ich Unrecht heut gethan,</l><lb/>
          <l>Sieh es, lieber Gott, nicht an,</l><lb/>
          <l>Deine Gnad und Je&#x017F;u Blut</l><lb/>
          <l>Macht ja allen Schaden gut;</l><lb/>
          <l>Vater hab mit mir Geduld</l><lb/>
          <l>Und vergieb mir meine Schuld</l><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">15 *<lb/></fw>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[227/0281] Alle patſchten in die Haͤnde Und das Maͤhrchen ſchien am Ende Selbſt ganz artig zugeſpitzt, Ja ein kleines Sternchen blitzt Unten an der Himmelsleiter Unter einem — und ſo weiter; Und dies heißt: der kleine Stern Plauderte noch gar zu gern; Denn, wie ſichs verſteht am Rande, Hat die edle Gouvernante All die Kinder heimgefuͤhrt, Und dann, wie es ſich gebuͤhrt, Gleich die Schaar, daß ſie gedeihe, Rein gewaſchen, nach der Reihe Umgekleidet und gepflegt, Wie ins Bett man Kinder legt; Und weil Alles auf ein Haͤrchen Mußte ſein ein artig Maͤhrchen, Kaͤmmt' und flocht den Kinderkoͤpfchen Allen ſie die linden Zoͤpfchen, Sprengte dann mit Waſſertroͤpfchen Noch die lieblichen Geſchoͤpfchen, So wie Blumen man erquickt, Die man in die Kirche ſchickt, Und nun iſt ſie fromm mit Allen Auf die Kniee hingefallen, Hat mit ihnen ſuͤß geſungen, Daß zum Himmel es gedrungen: „Muͤde bin ich, geh zur Ruh, Schließe beide Aeuglein zu, Vater, laß die Augen dein Ueber meinem Bette ſeyn; Hab ich Unrecht heut gethan, Sieh es, lieber Gott, nicht an, Deine Gnad und Jeſu Blut Macht ja allen Schaden gut; Vater hab mit mir Geduld Und vergieb mir meine Schuld 15 *

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brentano_gockel_1838
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brentano_gockel_1838/281
Zitationshilfe: Brentano, Clemens: Gockel, Hinkel und Gackeleia. Frankfurt, 1838, S. 227. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brentano_gockel_1838/281>, abgerufen am 15.05.2024.