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Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784.

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Es kam hier ein Gesandter aus Persien an, undAnkunft ei-
nes Persi-
schen Ge-
sandten.

wartete bis auf die Ankunft des Czars. Die Ge-
schenke, welche er mit brachte, bestanden in 10 Per-
sischen Pferden, in einem sehr großen Elephanten,
einem Löwen, einem Tiger, einem Strauße, und vie-
len Arten von Papageyen und andern Vögeln, wie
auch in einer Menge Persianischer seidener Tapeten
und andern Kostbarkeiten. Kurz darnach kam einGroße
Feuers-
brunst.

großes Feuer aus, welches den größten Theil der
Stadt, besonders die hölzernen Häuser, in die Asche
legte. Es kam in einem Nonnenkloster außerhalb der
Stadt aus, und ein starker Wind aus Westen trieb
das Feuer in die Stadt, die dadurch ganz in Flammen
gerieth. Jhre einzige Art das Feuer zu löschen ist,
daß sie in einer Entfernung davon die Häuser nieder-
reißen, indem sie sich keiner Spritzen bedienen können.
Da auch die Straßen von Holz sind, so verbrennen
sie mit den Häusern zugleich. Als bey dieser Gele-
genheit ein armer abergläubischer Mann das Feuer
auf sein Haus zukommen, und alles das Seinige
verzehren sahe, so nahm er des Heil. Nicolaus Bild,
hielt es zwischen sich und dem Feuer, und bat inbrün-
stig um dieses Heiligen Schutz; aber vergebens, denn
die Flamme ergriff in kurzem sein Haus, worüber er
so erzürnt wurde, daß er den Heiligen ins Feuer warf
und sagte, da er ihn nicht retten wolle, so möge er
sich nun selbst retten. Als die Geistlichkeit dieses er-
fuhr, so wurde dieser Mann verurtheilt, lebendig ver-
brannt zu werden. Alle Gebäude von Steinen, als
Kirchen und andere Bethhäuser, der Adelichen und
vornehmer Herren Häuser blieben stehen, und es waren
bloß die Dächer auf den letztern verbrannt, ohne

daß

Es kam hier ein Geſandter aus Perſien an, undAnkunft ei-
nes Perſi-
ſchen Ge-
ſandten.

wartete bis auf die Ankunft des Czars. Die Ge-
ſchenke, welche er mit brachte, beſtanden in 10 Per-
ſiſchen Pferden, in einem ſehr großen Elephanten,
einem Loͤwen, einem Tiger, einem Strauße, und vie-
len Arten von Papageyen und andern Voͤgeln, wie
auch in einer Menge Perſianiſcher ſeidener Tapeten
und andern Koſtbarkeiten. Kurz darnach kam einGroße
Feuers-
brunſt.

großes Feuer aus, welches den groͤßten Theil der
Stadt, beſonders die hoͤlzernen Haͤuſer, in die Aſche
legte. Es kam in einem Nonnenkloſter außerhalb der
Stadt aus, und ein ſtarker Wind aus Weſten trieb
das Feuer in die Stadt, die dadurch ganz in Flammen
gerieth. Jhre einzige Art das Feuer zu loͤſchen iſt,
daß ſie in einer Entfernung davon die Haͤuſer nieder-
reißen, indem ſie ſich keiner Spritzen bedienen koͤnnen.
Da auch die Straßen von Holz ſind, ſo verbrennen
ſie mit den Haͤuſern zugleich. Als bey dieſer Gele-
genheit ein armer aberglaͤubiſcher Mann das Feuer
auf ſein Haus zukommen, und alles das Seinige
verzehren ſahe, ſo nahm er des Heil. Nicolaus Bild,
hielt es zwiſchen ſich und dem Feuer, und bat inbruͤn-
ſtig um dieſes Heiligen Schutz; aber vergebens, denn
die Flamme ergriff in kurzem ſein Haus, woruͤber er
ſo erzuͤrnt wurde, daß er den Heiligen ins Feuer warf
und ſagte, da er ihn nicht retten wolle, ſo moͤge er
ſich nun ſelbſt retten. Als die Geiſtlichkeit dieſes er-
fuhr, ſo wurde dieſer Mann verurtheilt, lebendig ver-
brannt zu werden. Alle Gebaͤude von Steinen, als
Kirchen und andere Bethhaͤuſer, der Adelichen und
vornehmer Herren Haͤuſer blieben ſtehen, und es waren
bloß die Daͤcher auf den letztern verbrannt, ohne

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[95/0105] Es kam hier ein Geſandter aus Perſien an, und wartete bis auf die Ankunft des Czars. Die Ge- ſchenke, welche er mit brachte, beſtanden in 10 Per- ſiſchen Pferden, in einem ſehr großen Elephanten, einem Loͤwen, einem Tiger, einem Strauße, und vie- len Arten von Papageyen und andern Voͤgeln, wie auch in einer Menge Perſianiſcher ſeidener Tapeten und andern Koſtbarkeiten. Kurz darnach kam ein großes Feuer aus, welches den groͤßten Theil der Stadt, beſonders die hoͤlzernen Haͤuſer, in die Aſche legte. Es kam in einem Nonnenkloſter außerhalb der Stadt aus, und ein ſtarker Wind aus Weſten trieb das Feuer in die Stadt, die dadurch ganz in Flammen gerieth. Jhre einzige Art das Feuer zu loͤſchen iſt, daß ſie in einer Entfernung davon die Haͤuſer nieder- reißen, indem ſie ſich keiner Spritzen bedienen koͤnnen. Da auch die Straßen von Holz ſind, ſo verbrennen ſie mit den Haͤuſern zugleich. Als bey dieſer Gele- genheit ein armer aberglaͤubiſcher Mann das Feuer auf ſein Haus zukommen, und alles das Seinige verzehren ſahe, ſo nahm er des Heil. Nicolaus Bild, hielt es zwiſchen ſich und dem Feuer, und bat inbruͤn- ſtig um dieſes Heiligen Schutz; aber vergebens, denn die Flamme ergriff in kurzem ſein Haus, woruͤber er ſo erzuͤrnt wurde, daß er den Heiligen ins Feuer warf und ſagte, da er ihn nicht retten wolle, ſo moͤge er ſich nun ſelbſt retten. Als die Geiſtlichkeit dieſes er- fuhr, ſo wurde dieſer Mann verurtheilt, lebendig ver- brannt zu werden. Alle Gebaͤude von Steinen, als Kirchen und andere Bethhaͤuſer, der Adelichen und vornehmer Herren Haͤuſer blieben ſtehen, und es waren bloß die Daͤcher auf den letztern verbrannt, ohne daß Ankunft ei- nes Perſi- ſchen Ge- ſandten. Große Feuers- brunſt.

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Zitationshilfe: Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784, S. 95. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/105>, abgerufen am 29.04.2024.