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Brunner, Heinrich: Deutsche Rechtsgeschichte. Bd. 1. Leipzig, 1887.

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der deutschen Rechtsgeschichte.
die historisch-publizistische Schule zu Tage förderte, die Werke von
Datt 3, Pfeffinger 4, v. Ludewig 5, Gundling 6, B. G. Struve 7,
H. Chr. v. Senckenberg 8, Olenschläger 9 und F. D. Häber-
lin
10. Der berühmteste Vertreter der Richtung ist Johann Stefan
Pütter,
die bedeutendste seiner hier in Betracht kommenden Schriften
die "Historische Entwicklung der heutigen Staatsverfassung des teut-
schen Reiches" 11. Pütter schrieb in festem Glauben an den dauernden
Bestand und an die Verbesserungsfähigkeit der damals unter den
Schutz des Fürstenbundes genommenen Reichsverfassung. Die Tendenz
seines Buches ist daher eine wesentlich praktische. Er legt den
Schwerpunkt der Darstellung auf die Zeit nach dem westfälischen
Frieden und erörtert ebenso gründlich wie scharf die kümmerlichen
Institutionen, in welchen die Einheit des absterbenden Reiches zu
dürftigem Ausdruck gelangt.

Die juristisch-antiquarische Richtung kultivierte neben den Rechts-
altertümern die Geschichte der älteren Rechtsquellen. Unter ihren
Anhängern sind insbesondere Grupen 12, Dreyer 13, Heineccius 14

3 Volumen rerum Germanic. novum sive de pace imperii publica libri V, 1698.
4 Vitriarius illustratus s. Corpus iuris publici ad ductum Ph. R. Vitriarii
institutionum iuris publici (1698) 1731. 1754. 4 Bde.
5 Entwurf der Reichshistorie, 1706. Erläuterung der goldenen Bulle, 1716
u. öfter. Singularia iur. publ. Germ. imperii, 1730.
6 Abriss zu einer rechten teutschen Reichshistorie, 1708.
7 Corpus hist. germ., 1730, zuletzt 1755. Syntagma iur. publ., 1711 u. ö.
Comm. de allodiis imperii, 1734.
8 Selecta iuris et historiarum, 1734--42. Gedanken von dem jederzeit leb-
haften Gebrauch des uralten deutschen bürgerlichen und Staatsrechts, 1759. Ab-
handlung der wichtigen Lehre von der kaiserlichen höchsten Gerichtsbarkeit in
Deutschland, 1760.
9 Erläuterung der goldenen Bulle, 1766.
10 Umständl. teutsche Reichshistorie, 12 Bde 1767--1773. Neueste teutsche
Reichsgesch. (fortgesetzt von R. K. v. Senckenberg), 28 Bde 1774--1804.
11 Zuerst 1786, 1788 u. öfter; 1790 ins Englische übersetzt. Das Werk ist der
Königin Sophie Charlotte von England gewidmet, auf deren Wunsch es abgefasst
worden war. Von Pütters Arbeiten sind hier noch zu erwähnen das Handbuch
der teutschen Reichshistorie, 2. Aufl. 1772, sein Grundriss der Staatsveränderungen
des teutschen Reiches, 1763, 7. Aufl. 1795.
12 Deutsche Altertümer zur Erläuterung des sächsischen und schwäbischen
Land- und Lehnrechts, 1746. Observationes rerum et antiquitatum germ. et rom.
oder Anmerkungen aus den teutschen und römischen Rechten u. Altertümern, 1763.
13 Sammlung vermischter Abhandlungen zur Erläuterung der teutschen Rechte
und Altertümer, 1754--63. Zur Erläuterung der teutschen Rechte ... angewandte
Nebenstunden, 1768. Beyträge zur Litt. u. Gesch. d. deutschen Rechts, 1783.
14 Elementa iur. germanici tum veteris tum hodierni, 1736, 3. ed. 1746. Hist.
Binding, Handbuch. II. 1. I: Brunuer, Deutsche Rechtsgesch. I. 2

der deutschen Rechtsgeschichte.
die historisch-publizistische Schule zu Tage förderte, die Werke von
Datt 3, Pfeffinger 4, v. Ludewig 5, Gundling 6, B. G. Struve 7,
H. Chr. v. Senckenberg 8, Olenschläger 9 und F. D. Häber-
lin
10. Der berühmteste Vertreter der Richtung ist Johann Stefan
Pütter,
die bedeutendste seiner hier in Betracht kommenden Schriften
die „Historische Entwicklung der heutigen Staatsverfassung des teut-
schen Reiches“ 11. Pütter schrieb in festem Glauben an den dauernden
Bestand und an die Verbesserungsfähigkeit der damals unter den
Schutz des Fürstenbundes genommenen Reichsverfassung. Die Tendenz
seines Buches ist daher eine wesentlich praktische. Er legt den
Schwerpunkt der Darstellung auf die Zeit nach dem westfälischen
Frieden und erörtert ebenso gründlich wie scharf die kümmerlichen
Institutionen, in welchen die Einheit des absterbenden Reiches zu
dürftigem Ausdruck gelangt.

Die juristisch-antiquarische Richtung kultivierte neben den Rechts-
altertümern die Geschichte der älteren Rechtsquellen. Unter ihren
Anhängern sind insbesondere Grupen 12, Dreyer 13, Heineccius 14

3 Volumen rerum Germanic. novum sive de pace imperii publica libri V, 1698.
4 Vitriarius illustratus s. Corpus iuris publici ad ductum Ph. R. Vitriarii
institutionum iuris publici (1698) 1731. 1754. 4 Bde.
5 Entwurf der Reichshistorie, 1706. Erläuterung der goldenen Bulle, 1716
u. öfter. Singularia iur. publ. Germ. imperii, 1730.
6 Abriſs zu einer rechten teutschen Reichshistorie, 1708.
7 Corpus hist. germ., 1730, zuletzt 1755. Syntagma iur. publ., 1711 u. ö.
Comm. de allodiis imperii, 1734.
8 Selecta iuris et historiarum, 1734—42. Gedanken von dem jederzeit leb-
haften Gebrauch des uralten deutschen bürgerlichen und Staatsrechts, 1759. Ab-
handlung der wichtigen Lehre von der kaiserlichen höchsten Gerichtsbarkeit in
Deutschland, 1760.
9 Erläuterung der goldenen Bulle, 1766.
10 Umständl. teutsche Reichshistorie, 12 Bde 1767—1773. Neueste teutsche
Reichsgesch. (fortgesetzt von R. K. v. Senckenberg), 28 Bde 1774—1804.
11 Zuerst 1786, 1788 u. öfter; 1790 ins Englische übersetzt. Das Werk ist der
Königin Sophie Charlotte von England gewidmet, auf deren Wunsch es abgefaſst
worden war. Von Pütters Arbeiten sind hier noch zu erwähnen das Handbuch
der teutschen Reichshistorie, 2. Aufl. 1772, sein Grundriſs der Staatsveränderungen
des teutschen Reiches, 1763, 7. Aufl. 1795.
12 Deutsche Altertümer zur Erläuterung des sächsischen und schwäbischen
Land- und Lehnrechts, 1746. Observationes rerum et antiquitatum germ. et rom.
oder Anmerkungen aus den teutschen und römischen Rechten u. Altertümern, 1763.
13 Sammlung vermischter Abhandlungen zur Erläuterung der teutschen Rechte
und Altertümer, 1754—63. Zur Erläuterung der teutschen Rechte … angewandte
Nebenstunden, 1768. Beyträge zur Litt. u. Gesch. d. deutschen Rechts, 1783.
14 Elementa iur. germanici tum veteris tum hodierni, 1736, 3. ed. 1746. Hist.
Binding, Handbuch. II. 1. I: Brunuer, Deutsche Rechtsgesch. I. 2
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[17/0035] der deutschen Rechtsgeschichte. die historisch-publizistische Schule zu Tage förderte, die Werke von Datt 3, Pfeffinger 4, v. Ludewig 5, Gundling 6, B. G. Struve 7, H. Chr. v. Senckenberg 8, Olenschläger 9 und F. D. Häber- lin 10. Der berühmteste Vertreter der Richtung ist Johann Stefan Pütter, die bedeutendste seiner hier in Betracht kommenden Schriften die „Historische Entwicklung der heutigen Staatsverfassung des teut- schen Reiches“ 11. Pütter schrieb in festem Glauben an den dauernden Bestand und an die Verbesserungsfähigkeit der damals unter den Schutz des Fürstenbundes genommenen Reichsverfassung. Die Tendenz seines Buches ist daher eine wesentlich praktische. Er legt den Schwerpunkt der Darstellung auf die Zeit nach dem westfälischen Frieden und erörtert ebenso gründlich wie scharf die kümmerlichen Institutionen, in welchen die Einheit des absterbenden Reiches zu dürftigem Ausdruck gelangt. Die juristisch-antiquarische Richtung kultivierte neben den Rechts- altertümern die Geschichte der älteren Rechtsquellen. Unter ihren Anhängern sind insbesondere Grupen 12, Dreyer 13, Heineccius 14 3 Volumen rerum Germanic. novum sive de pace imperii publica libri V, 1698. 4 Vitriarius illustratus s. Corpus iuris publici ad ductum Ph. R. Vitriarii institutionum iuris publici (1698) 1731. 1754. 4 Bde. 5 Entwurf der Reichshistorie, 1706. Erläuterung der goldenen Bulle, 1716 u. öfter. Singularia iur. publ. Germ. imperii, 1730. 6 Abriſs zu einer rechten teutschen Reichshistorie, 1708. 7 Corpus hist. germ., 1730, zuletzt 1755. Syntagma iur. publ., 1711 u. ö. Comm. de allodiis imperii, 1734. 8 Selecta iuris et historiarum, 1734—42. Gedanken von dem jederzeit leb- haften Gebrauch des uralten deutschen bürgerlichen und Staatsrechts, 1759. Ab- handlung der wichtigen Lehre von der kaiserlichen höchsten Gerichtsbarkeit in Deutschland, 1760. 9 Erläuterung der goldenen Bulle, 1766. 10 Umständl. teutsche Reichshistorie, 12 Bde 1767—1773. Neueste teutsche Reichsgesch. (fortgesetzt von R. K. v. Senckenberg), 28 Bde 1774—1804. 11 Zuerst 1786, 1788 u. öfter; 1790 ins Englische übersetzt. Das Werk ist der Königin Sophie Charlotte von England gewidmet, auf deren Wunsch es abgefaſst worden war. Von Pütters Arbeiten sind hier noch zu erwähnen das Handbuch der teutschen Reichshistorie, 2. Aufl. 1772, sein Grundriſs der Staatsveränderungen des teutschen Reiches, 1763, 7. Aufl. 1795. 12 Deutsche Altertümer zur Erläuterung des sächsischen und schwäbischen Land- und Lehnrechts, 1746. Observationes rerum et antiquitatum germ. et rom. oder Anmerkungen aus den teutschen und römischen Rechten u. Altertümern, 1763. 13 Sammlung vermischter Abhandlungen zur Erläuterung der teutschen Rechte und Altertümer, 1754—63. Zur Erläuterung der teutschen Rechte … angewandte Nebenstunden, 1768. Beyträge zur Litt. u. Gesch. d. deutschen Rechts, 1783. 14 Elementa iur. germanici tum veteris tum hodierni, 1736, 3. ed. 1746. Hist. Binding, Handbuch. II. 1. I: Brunuer, Deutsche Rechtsgesch. I. 2

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Zitationshilfe: Brunner, Heinrich: Deutsche Rechtsgeschichte. Bd. 1. Leipzig, 1887, S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunner_rechtsgeschichte01_1887/35>, abgerufen am 26.04.2024.