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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Erstes Buch.
Halßkette von den reinesten Demanten ab/ wickelte sie umb den Adler/ der auff seinem
Helme stund/ und baht die Götter/ dafern sie unschuldig/ möchten sie diesem Ketchen die
Krafft verleyhen daß des frechen Schänders Gewissen/ wann Ers sehen würde/ ge-
rühret und zaghafft gemacht würde. So bald er und Fabius gewapnet wahren/ nahmen
sie feste Speere zu sich/ zeigeten ihren Reutern die Ursach ihres Streites an/ und bah-
ten im fall der Noht ihnen beyzustehen/ welches von ihnen mit darbietung Leib und Le-
bens versprochen ward. Frl. Sophia wolte diesem Streit zusehen/ setzete sich mit den
beyden Fräulein auff eine Gutsche/ und fuhr hin nach einem hohen Zwänger/ von wel-
chem sie die Streitbahn überse hen kunten/ da das Fräulein sich gänzlich ergab/ im fall
ihr Ladisla das Leben verlieren würde/ sich da herunter zu stürzen/ und ihm im Tode Ge-
selschafft zu leisten. Fulvius hielt schon draussen vor dem Tohr mit seinen leuten/ und be-
fand sich so gar erbittert/ daß er vor Rachgier fast blind wahr. Ladisla und Fabius folge-
ten ihm bald mit ihren Reutern in zierlicher Ordnung/ da Ladisla ädler Knecht Markus
vorhin reiten/ und Fulvius in seines Herren nahmen auff Speer und Schwert außfodern
muste; oder da er so kühn nicht seyn würde/ sich Mann an Mann zuwagen/ stünde ihm frey
sich seiner Leute zugebrauchen/ denen gebührlich solte begegnet werden; die Wahlstat
währe der grüne Anger/ recht an dem Stadgraben/ woselbst die Tugend den frevel abstraf-
fen solte. Fulvius gab ihm zur Antwort: Reite hin und sage den beyden Laffen/ daß sie sich
nur gefasset halten/ ich werde jezt da seyn/ und ihnen die Milchzähne beklopffen. Du schän-
dest diese Ritter/ sagte Marx/ als ein Verleumder/ welches ich an dir behäupten wolte/ da
ich meinem Herrn vorgreiffen dürffte. Dieser sahe sich nach seinen Leuten umb/ und fra-
gete; ob nicht einer Lust hätte XX Kronen zu verdienen/ und diesem elenden das fell zu
krauen. Bald taht sich einer hervor/ rante und rieff Markus nach (weil er schon hinritte/
die Antwort zu bringen) er solte die Antwort zuvor recht einnehmen. Nun meynete die-
ser/ es würde Fulvius etwas nachbieten wollen/ hielt stille/ und ließ ihn näher kommen; der
aber an stat der Worte ihn mit dem Schwerte überfiel/ daß er kaum zeit hatte/ das seine zu
entblössen; da er dann/ wie er zum Gewehr kam/ einen hefftigen Kampff mit ihm hielt/
schlugen verwägen auff einander loß/ und gaben mit wenig Streichen ihrem erhitzten
Blute Lufft/ daß sie beyderseits hart verwundet wurden/ biß endlich Marx mit einem stos-
se/ den er seinem Feinde durch die Gurgel gab/ den vollen Sieg davon brachte/ und seinen
Weg mit verhängtem Zaume vornam/ weil er merkete/ daß etliche sich loß gaben/ ihn an-
zugreiffen. Ladisla sahe ihn so blutig daher rennen/ und sagte zu Fabius: das muß ein ver-
wägener Schelm seyn/ der eines Abgesandten Werbung solcher gestalt beantwortet/ wel-
ches ich ihm wieder hoffe einzubringen. Als er aber von ihm alles Verlauffs berichtet
ward/ lobete er seine Mannheit/ die er unvergolten nicht lassen wolte; stellete seine Leute in
eine zierliche Ordnung/ mit Befehl/ kein Gewehr zu zücken/ biß Fulvius Hauffe sich regen
würde/ und setzete er sich auff die Bahn/ seines feindes mit verlangen erwartend; welcher
auff einem grossen schwarzen Hengste daher trabete/ und seinen Reutern geboht/ sich des
Streits nicht anzunehmen/ es währe dann/ daß sie darzu gefodert oder gezwungen wür-
den. Er aber schickete sich zum Treffen/ und begegnete ihm Ladisla sehr eisrig; hielten doch
so feste/ dz keiner den andern im Sattel bewägen mochte/ ungeachtet die Speere in stücken

zersprun-

Erſtes Buch.
Halßkette von den reineſten Demanten ab/ wickelte ſie umb den Adler/ der auff ſeinem
Helme ſtund/ und baht die Goͤtter/ dafern ſie unſchuldig/ moͤchten ſie dieſem Ketchen die
Krafft verleyhen daß des frechen Schaͤnders Gewiſſen/ wann Ers ſehen wuͤrde/ ge-
ruͤhret und zaghafft gemacht wuͤrde. So bald er und Fabius gewapnet wahren/ nahmẽ
ſie feſte Speere zu ſich/ zeigeten ihren Reutern die Urſach ihres Streites an/ und bah-
ten im fall der Noht ihnen beyzuſtehen/ welches von ihnen mit darbietung Leib und Le-
bens verſprochen ward. Frl. Sophia wolte dieſem Streit zuſehen/ ſetzete ſich mit den
beyden Fraͤulein auff eine Gutſche/ und fuhr hin nach einem hohen Zwaͤnger/ von wel-
chem ſie die Streitbahn uͤberſe hen kunten/ da das Fraͤulein ſich gaͤnzlich ergab/ im fall
ihr Ladiſla das Leben verlieren wuͤrde/ ſich da herunter zu ſtuͤrzen/ und ihm im Tode Ge-
ſelſchafft zu leiſten. Fulvius hielt ſchon drauſſen vor dem Tohr mit ſeinen leuten/ und be-
fand ſich ſo gar erbittert/ daß er vor Rachgier faſt blind wahr. Ladiſla und Fabius folge-
ten ihm bald mit ihren Reutern in zierlicher Ordnung/ da Ladiſla aͤdler Knecht Markus
vorhin reiten/ und Fulvius in ſeines Herren nahmen auff Speer und Schwert außfodern
muſte; oder da er ſo kuͤhn nicht ſeyn wuͤrde/ ſich Mann an Mann zuwagen/ ſtuͤnde ihm frey
ſich ſeiner Leute zugebrauchen/ denen gebuͤhrlich ſolte begegnet werden; die Wahlſtat
waͤhre der gruͤne Anger/ recht an dem Stadgraben/ woſelbſt die Tugend den frevel abſtraf-
fen ſolte. Fulvius gab ihm zur Antwort: Reite hin und ſage den beyden Laffen/ daß ſie ſich
nur gefaſſet halten/ ich werde jezt da ſeyn/ uñ ihnen die Milchzaͤhne beklopffen. Du ſchaͤn-
deſt dieſe Ritter/ ſagte Marx/ als ein Verleumder/ welches ich an dir behaͤupten wolte/ da
ich meinem Herrn vorgreiffen duͤrffte. Dieſer ſahe ſich nach ſeinen Leuten umb/ und fra-
gete; ob nicht einer Luſt haͤtte XX Kronen zu verdienen/ und dieſem elenden das fell zu
krauen. Bald taht ſich einer hervor/ rante und rieff Markus nach (weil er ſchon hinritte/
die Antwort zu bringen) er ſolte die Antwort zuvor recht einnehmen. Nun meynete die-
ſer/ es wuͤrde Fulvius etwas nachbieten wollen/ hielt ſtille/ und ließ ihn naͤher kommen; der
aber an ſtat der Worte ihn mit dem Schwerte uͤberfiel/ daß er kaum zeit hatte/ das ſeine zu
entbloͤſſen; da er dann/ wie er zum Gewehr kam/ einen hefftigen Kampff mit ihm hielt/
ſchlugen verwaͤgen auff einander loß/ und gaben mit wenig Streichen ihrem erhitzten
Blute Lufft/ daß ſie beyderſeits hart verwundet wurden/ biß endlich Marx mit einem ſtoſ-
ſe/ den er ſeinem Feinde durch die Gurgel gab/ den vollen Sieg davon brachte/ und ſeinen
Weg mit verhaͤngtem Zaume vornam/ weil er merkete/ daß etliche ſich loß gaben/ ihn an-
zugreiffen. Ladiſla ſahe ihn ſo blutig daher rennen/ und ſagte zu Fabius: das muß ein ver-
waͤgener Schelm ſeyn/ der eines Abgeſandten Werbung ſolcher geſtalt beantwortet/ wel-
ches ich ihm wieder hoffe einzubringen. Als er aber von ihm alles Verlauffs berichtet
ward/ lobete er ſeine Mannheit/ die er unvergolten nicht laſſen wolte; ſtellete ſeine Leute in
eine zierliche Ordnung/ mit Befehl/ kein Gewehr zu zuͤcken/ biß Fulvius Hauffe ſich regen
wuͤrde/ und ſetzete er ſich auff die Bahn/ ſeines feindes mit verlangen erwartend; welcher
auff einem groſſen ſchwarzen Hengſte daher trabete/ und ſeinen Reutern geboht/ ſich des
Streits nicht anzunehmen/ es waͤhre dann/ daß ſie darzu gefodert oder gezwungen wuͤr-
den. Er aber ſchickete ſich zum Treffen/ und begegnete ihm Ladiſla ſehr eiſrig; hielten doch
ſo feſte/ dz keiner den andern im Sattel bewaͤgen mochte/ ungeachtet die Speere in ſtuͤcken

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 90. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/128>, abgerufen am 12.05.2024.