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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Erstes Buch.
Rose geredet/ verschweigen möchten/ und lies sie damit von sich; da auff dem Wege Fa-
bius zu Ladisla sagte: Er hielte vor gewiß/ daß wo nach etlicher Meynung die Seelen der
verstorbenen in andere Leiber gegossen würden/ müsten die Götter drey unterschiedliche/
als die verständigste/ herzhaffteste und freundligste zusammen verknüpffet/ und diesen Hel-
den damit volkommen gemacht haben; und dürffte ich fast wähnen/ sagte er/ es sey Herr
Herkules dem Christlichen Glauben zugetahn. Ist mein Herr Schwager und Bruder
der Meynung/ sagte Ladisla/ so ist mein fleissiges Ansuchen/ er wolle solches vorsich allein
meinen; welches er dann gerne versprach. Die zehen Tage über/ daß Herkules sich in seiner
Kammer halten muste/ dauchten der Geselschafft länger als ihm selbst/ weil er ihrer al-
ler Herzen ihm fast eigen gemacht hatte. Am eylfften Tage legte er seine Kleider an/ und
ging mit den andern zu Tische/ da der Stathalter eine fröliche Gästerey/ und dabey ein her-
liches Seytenspiel anstellete. Weil dann Ladisla seiner liebsten/ Herkules anmuhtige
Spiel- und Singekunst gerühmet hatte/ suchte dieselbe alle Gelegenheit/ wie sie ihn hören
möchte/ merkete aber/ daß er bey so grosser Geselschafft kein belieben darzu trug/ daher sie
solches bey spätem Abend/ als die Fremden alle hinweg wahren/ von ihm erbaht/ da er die
Laute nahm/ und weil es zwischen Ostern und Himmelfahr wahr/ dieses Teutsche Oster-
lied/ welches er selbst gesezt hatte/ sang und spielete:

[Beginn Spaltensatz]
1
Nun hat das heilge Gottes Lam/
Dem man am Kreuz das Leben nam/
Den schönen Sieg an Hell' und Tod
Behäuptet als ein wahrer Gott.
2
Sein Ferßenstich gibt nicht mehr Blut/
Verschwunden ist der Schlangen Muht;
Ihr Häupt ist nun zerknirschet gar/
Das bey dem Kreuz so freche wahr-
3
Der Drache hat sich eingehült/
Sein Troz und Frevel ist gestilt/
Sein Gifft macht ihm selbst angst und Pein/
Und dringet auff sein Herz hinein.
4
Wo ist O Tod/ dein Stachel jez?
Wo habt ihr Teuffel euren Wiz?
Wo ist der Hellen Macht und Sieg?
Wer führet wieder uns den Krieg?
5
Das Lam/ daß der Welt Sünde trägt/
Hat eure Macht in Koht gelegt.
Es herschet kräfftig dort und hier/
Und eur Leid wehret für und für.
6
Ja liebster Heyland/ deine Krafft
Hat uns nun Fried und Ruh geschafft;
Die Feinde die uns drängten sehr/
Sind mat und gelten fort nicht mehr.
7
Was murret ihr/ ihr Teuffel noch?
Was sperret sich der Hellen Loch?
[Spaltenumbruch] Und dürffen Gottes seiner Schaar
Noch Marter dräuen und Gefahr.
8
Das Lämlein daß erwürget wahr
Bricht eure Wuht und Rachgier gar.
Der Löu' aus Juda steht uns bey/
Und macht von eurem Zorn uns frey.
9
Der Simson bricht der Hellen Tühr/
Der kühne David trit herfür.
Der Goliath liegt schon gestrekt/
Und die Philister sind erschrekt.
10
Du Heyland/ du geherzter Held
Hast aller Feinde Macht gefelt/
In dem du aus dem Grab auffstehst/
Und wieder ein zum Leben gehst.
11
Was wolten wir dann fürchten sehr
Des Todes Macht/ das hellisch' Heer?
Las toben was da wil und kan/
Trit nur den Kampff mit ihnen an.
12
Ist deine Macht O Mensch/ gleich schwach/
So hebt dein Heyland hinten nach.
Durch dessen Krafft wirstu bestehn/
Und dein Feind muß zu Bodem gehn.
13
O Heyland hilff zu aller Frist/
Der du vom Tod erstanden bist;
Trit her zu uns in aller noht/
Führ' uns ins Leben durch den Tod.
[Ende Spaltensatz]
Die
Q

Erſtes Buch.
Roſe geredet/ verſchweigen moͤchten/ und lies ſie damit von ſich; da auff dem Wege Fa-
bius zu Ladiſla ſagte: Er hielte vor gewiß/ daß wo nach etlicher Meynung die Seelen der
verſtorbenen in andere Leiber gegoſſen wuͤrden/ muͤſten die Goͤtter drey unterſchiedliche/
als die verſtaͤndigſte/ herzhaffteſte und freundligſte zuſammen verknuͤpffet/ und dieſen Hel-
den damit volkommen gemacht haben; und duͤrffte ich faſt waͤhnen/ ſagte er/ es ſey Herr
Herkules dem Chriſtlichen Glauben zugetahn. Iſt mein Herr Schwager und Bruder
der Meynung/ ſagte Ladiſla/ ſo iſt mein fleiſſiges Anſuchen/ er wolle ſolches vorſich allein
meinen; welches er dañ gerne verſprach. Die zehen Tage uͤber/ daß Herkules ſich in ſeiner
Kammer halten muſte/ dauchten der Geſelſchafft laͤnger als ihm ſelbſt/ weil er ihrer al-
ler Herzen ihm faſt eigen gemacht hatte. Am eylfften Tage legte er ſeine Kleider an/ und
ging mit den andern zu Tiſche/ da der Stathalter eine froͤliche Gaͤſterey/ und dabey ein her-
liches Seytenſpiel anſtellete. Weil dann Ladiſla ſeiner liebſten/ Herkules anmuhtige
Spiel- und Singekunſt geruͤhmet hatte/ ſuchte dieſelbe alle Gelegenheit/ wie ſie ihn hoͤren
moͤchte/ merkete aber/ daß er bey ſo groſſer Geſelſchafft kein belieben darzu trug/ daher ſie
ſolches bey ſpaͤtem Abend/ als die Fremden alle hinweg wahren/ von ihm erbaht/ da er die
Laute nahm/ und weil es zwiſchen Oſtern und Himmelfahr wahr/ dieſes Teutſche Oſter-
lied/ welches er ſelbſt geſezt hatte/ ſang und ſpielete:

[Beginn Spaltensatz]
1
Nun hat das heilge Gottes Lam/
Dem man am Kreuz das Leben nam/
Den ſchoͤnen Sieg an Hell’ und Tod
Behaͤuptet als ein wahrer Gott.
2
Sein Ferßenſtich gibt nicht mehr Blut/
Verſchwunden iſt der Schlangen Muht;
Ihr Haͤupt iſt nun zerknirſchet gar/
Das bey dem Kreuz ſo freche wahr-
3
Der Drache hat ſich eingehuͤlt/
Sein Troz und Frevel iſt geſtilt/
Sein Gifft macht ihm ſelbſt angſt und Pein/
Und dringet auff ſein Herz hinein.
4
Wo iſt O Tod/ dein Stachel jez?
Wo habt ihr Teuffel euren Wiz?
Wo iſt der Hellen Macht und Sieg?
Wer fuͤhret wieder uns den Krieg?
5
Das Lam/ daß der Welt Suͤnde traͤgt/
Hat eure Macht in Koht gelegt.
Es herſchet kraͤfftig dort und hier/
Und eur Leid wehret fuͤr und fuͤr.
6
Ja liebſter Heyland/ deine Krafft
Hat uns nun Fried und Ruh geſchafft;
Die Feinde die uns draͤngten ſehr/
Sind mat und gelten fort nicht mehr.
7
Was murret ihr/ ihr Teuffel noch?
Was ſperret ſich der Hellen Loch?
[Spaltenumbruch] Und duͤrffen Gottes ſeiner Schaar
Noch Marter draͤuen und Gefahr.
8
Das Laͤmlein daß erwuͤrget wahr
Bricht eure Wuht und Rachgier gar.
Der Loͤu’ aus Juda ſteht uns bey/
Und macht von eurem Zorn uns frey.
9
Der Simſon bricht der Hellen Tuͤhr/
Der kühne David trit herfuͤr.
Der Goliath liegt ſchon geſtrekt/
Und die Philiſter ſind erſchrekt.
10
Du Heyland/ du geherzter Held
Haſt aller Feinde Macht gefelt/
In dem du aus dem Grab auffſtehſt/
Und wieder ein zum Leben gehſt.
11
Was wolten wir dann fuͤrchten ſehr
Des Todes Macht/ das helliſch’ Heer?
Las toben was da wil und kan/
Trit nur den Kampff mit ihnen an.
12
Iſt deine Macht O Menſch/ gleich ſchwach/
So hebt dein Heyland hinten nach.
Durch deſſen Krafft wirſtu beſtehn/
Und dein Feind muß zu Bodem gehn.
13
O Heyland hilff zu aller Friſt/
Der du vom Tod erſtanden biſt;
Trit her zu uns in aller noht/
Fuͤhr’ uns ins Leben durch den Tod.
[Ende Spaltensatz]
Die
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[121/0159] Erſtes Buch. Roſe geredet/ verſchweigen moͤchten/ und lies ſie damit von ſich; da auff dem Wege Fa- bius zu Ladiſla ſagte: Er hielte vor gewiß/ daß wo nach etlicher Meynung die Seelen der verſtorbenen in andere Leiber gegoſſen wuͤrden/ muͤſten die Goͤtter drey unterſchiedliche/ als die verſtaͤndigſte/ herzhaffteſte und freundligſte zuſammen verknuͤpffet/ und dieſen Hel- den damit volkommen gemacht haben; und duͤrffte ich faſt waͤhnen/ ſagte er/ es ſey Herr Herkules dem Chriſtlichen Glauben zugetahn. Iſt mein Herr Schwager und Bruder der Meynung/ ſagte Ladiſla/ ſo iſt mein fleiſſiges Anſuchen/ er wolle ſolches vorſich allein meinen; welches er dañ gerne verſprach. Die zehen Tage uͤber/ daß Herkules ſich in ſeiner Kammer halten muſte/ dauchten der Geſelſchafft laͤnger als ihm ſelbſt/ weil er ihrer al- ler Herzen ihm faſt eigen gemacht hatte. Am eylfften Tage legte er ſeine Kleider an/ und ging mit den andern zu Tiſche/ da der Stathalter eine froͤliche Gaͤſterey/ und dabey ein her- liches Seytenſpiel anſtellete. Weil dann Ladiſla ſeiner liebſten/ Herkules anmuhtige Spiel- und Singekunſt geruͤhmet hatte/ ſuchte dieſelbe alle Gelegenheit/ wie ſie ihn hoͤren moͤchte/ merkete aber/ daß er bey ſo groſſer Geſelſchafft kein belieben darzu trug/ daher ſie ſolches bey ſpaͤtem Abend/ als die Fremden alle hinweg wahren/ von ihm erbaht/ da er die Laute nahm/ und weil es zwiſchen Oſtern und Himmelfahr wahr/ dieſes Teutſche Oſter- lied/ welches er ſelbſt geſezt hatte/ ſang und ſpielete: 1 Nun hat das heilge Gottes Lam/ Dem man am Kreuz das Leben nam/ Den ſchoͤnen Sieg an Hell’ und Tod Behaͤuptet als ein wahrer Gott. 2 Sein Ferßenſtich gibt nicht mehr Blut/ Verſchwunden iſt der Schlangen Muht; Ihr Haͤupt iſt nun zerknirſchet gar/ Das bey dem Kreuz ſo freche wahr- 3 Der Drache hat ſich eingehuͤlt/ Sein Troz und Frevel iſt geſtilt/ Sein Gifft macht ihm ſelbſt angſt und Pein/ Und dringet auff ſein Herz hinein. 4 Wo iſt O Tod/ dein Stachel jez? Wo habt ihr Teuffel euren Wiz? Wo iſt der Hellen Macht und Sieg? Wer fuͤhret wieder uns den Krieg? 5 Das Lam/ daß der Welt Suͤnde traͤgt/ Hat eure Macht in Koht gelegt. Es herſchet kraͤfftig dort und hier/ Und eur Leid wehret fuͤr und fuͤr. 6 Ja liebſter Heyland/ deine Krafft Hat uns nun Fried und Ruh geſchafft; Die Feinde die uns draͤngten ſehr/ Sind mat und gelten fort nicht mehr. 7 Was murret ihr/ ihr Teuffel noch? Was ſperret ſich der Hellen Loch? Und duͤrffen Gottes ſeiner Schaar Noch Marter draͤuen und Gefahr. 8 Das Laͤmlein daß erwuͤrget wahr Bricht eure Wuht und Rachgier gar. Der Loͤu’ aus Juda ſteht uns bey/ Und macht von eurem Zorn uns frey. 9 Der Simſon bricht der Hellen Tuͤhr/ Der kühne David trit herfuͤr. Der Goliath liegt ſchon geſtrekt/ Und die Philiſter ſind erſchrekt. 10 Du Heyland/ du geherzter Held Haſt aller Feinde Macht gefelt/ In dem du aus dem Grab auffſtehſt/ Und wieder ein zum Leben gehſt. 11 Was wolten wir dann fuͤrchten ſehr Des Todes Macht/ das helliſch’ Heer? Las toben was da wil und kan/ Trit nur den Kampff mit ihnen an. 12 Iſt deine Macht O Menſch/ gleich ſchwach/ So hebt dein Heyland hinten nach. Durch deſſen Krafft wirſtu beſtehn/ Und dein Feind muß zu Bodem gehn. 13 O Heyland hilff zu aller Friſt/ Der du vom Tod erſtanden biſt; Trit her zu uns in aller noht/ Fuͤhr’ uns ins Leben durch den Tod. Die Q

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 121. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/159>, abgerufen am 12.05.2024.