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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Erstes Buch.

Die Anwesenden höreten der lieblichen Gesangs-weise zu/ weil sie von den Worten nichts
verstunden/ ohn allein Ladisla/ der es aber wenig achtete; Und weil sie wusten/ daß Herku-
les alles gegenwärtige Lob sehr zuwider wahr/ sagten sie nichts darzu/ ohn daß Frau So-
phia sich der geschehenen Ehre höchlich bedankete/ nebest dem Wunsche/ daß sie deßgleichen
offt zu hören möchte gewirdiget werden; welches doch selten geschahe. Diesen Abend be-
stimmete er mit Ladisla die Zeit zum Hochzeitfeste/ und daß er seiner Fr. Mutter die Hey-
raht durch eigene Botschaft zu wissen tuhn wolte/ damit sie ihm nöhtige Gelder zu seinem
Vorhaben übermachen/ und er der ansehnlichen Freundschafft sein Vermögen und Her-
ligkeit sehen lassen könte.

Am ein und zwanzigsten Tage nach seiner Verwundung/ da er allerdinge gefund und
stark wahr/ bekam er Lust ein wenig außzureiten/ und erbohten sich Ladisla und Fabius/ ihm
Geferten zu geben. Der Stathalter solches hörend/ sagete: So lasset uns mit einander
nach meinem Vorwerke reiten/ und den Ort in Augenschein nehmen/ woselbst meine Töch-
ter von den Räubern auffgefangen und hinweg geschleppet sind. Die Stathalterin wol-
te mit/ und ihre beyden Töchter bey sich haben/ deßwegen eine Gutsche vor sie zugerichtet
ward; aber die Herren setzeten sich ingesamt zu Pferde/ und liessen Klodius und Marx samt
andern XXXVI wolbewapneten Reutern mit zur Begleitung zihen. Sie ergetzeten sich
den Tag über im grünen/ und hatte das Frauenzimmer ihre Kurzweil bey der fliessenden
Bach/ die durch den Lust Garten lief/ und voll herlicher Fische wahr/ deren sie mannichen
mit dem Angel her auß fingen/ und auff die Abendmahlzeit spareten/ genossen auch sonst der
schönen Sommerzeit (massen es der erste Tag des Mäi Monats wahr) mit guter Frölig-
keit. Herkules kunte nicht lange stille seyn/ hieß Klodius/ sein Pferd und Brust Harnisch
samt Schild und Helm herbringen/ nam ein Strik Winde zu sich/ die Klodius führen
muste/ und ritte hinauß auffs Feld/ etwa einen Hasen/ oder (wo das Glük wolte) Hirsch
auffzutreiben. Er wahr kaum eine Viertelmeile vom Vorwerke/ da sahe er von ferne eine
Gutsche von Violenbraunen Sammet/ mit breiten güldenen Schnüren besetzet/ welche
umbher zugemacht wahr; ritte näher hinzu/ und fragete den Gutscher/ ob er nicht wissen
dürffte/ wer in der unbegleiteten Gutsche sässe? der jhm zur Antwort gab: Wann er vor
einer Viertelstunde kommen währe/ würde er eines vornehmen Römischen Herrn Toch-
ter drinnen angetroffen haben/ die von dreyen vermummeten Räubern mit gewalt davon
gerissen/ und hinweg getragen währe/ daß er nicht wissen könte/ wohin man sie geschleppet
hätte. Wie fährestu dann mit dem Wagen davon/ antwortete er/ und lässest die Geraube-
te im stiche? Was kan ich ihr helffen? sagte dieser; es ist mir noch lieb/ daß ich Pferde und
Wagen gerettet habe/ als welche mir anvertrauet sind. Das währe ein schlechter Verlust/
sagte Herkules; Du must aber ein Pferd außspannen/ und mich des Weges führen/ ob
ich auff die Spuhr kommen/ und dem Fräule in Hülffe tuhn könte. Darauff stehet grosse
Gefahr/ sagte dieser; doch weil ihr michs heisset/ wil ich gehorsamen; ritte also mit ihm
fort/ und funden nach Verlauff einer halben Viertelstunde/ einen mit Gold und Perlen
gestikten Schuch/ welchen Klodius auffheben muste/ und sie leicht urteileten/ die Geran-
bete würde ihn vor angst haben fallen lassen; und weil sie der Spuhr eigentlich nachsehen
kunten/ liessen sie den Gutscher zurük reiten/ und nach Padua fahren; Sie aber renneten

noch
Erſtes Buch.

Die Anweſenden hoͤreten der lieblichen Geſangs-weiſe zu/ weil ſie von den Worten nichts
verſtunden/ ohn allein Ladiſla/ der es aber wenig achtete; Und weil ſie wuſten/ daß Herku-
les alles gegenwaͤrtige Lob ſehr zuwider wahr/ ſagten ſie nichts darzu/ ohn daß Frau So-
phia ſich der geſchehenen Ehre hoͤchlich bedankete/ nebeſt dem Wunſche/ daß ſie deßgleichẽ
offt zu hoͤren moͤchte gewirdiget werden; welches doch ſelten geſchahe. Dieſen Abend be-
ſtimmete er mit Ladiſla die Zeit zum Hochzeitfeſte/ und daß er ſeiner Fr. Mutter die Hey-
raht durch eigene Botſchaft zu wiſſen tuhn wolte/ damit ſie ihm noͤhtige Gelder zu ſeinem
Vorhaben uͤbermachen/ und er der anſehnlichen Freundſchafft ſein Vermoͤgen und Her-
ligkeit ſehen laſſen koͤnte.

Am ein und zwanzigſten Tage nach ſeiner Verwundung/ da er allerdinge gefund uñ
ſtark wahr/ bekam er Luſt ein wenig außzureiten/ und erbohten ſich Ladiſla und Fabius/ ihm
Geferten zu geben. Der Stathalter ſolches hoͤrend/ ſagete: So laſſet uns mit einander
nach meinem Vorwerke reiten/ und den Ort in Augenſchein nehmen/ woſelbſt meine Toͤch-
ter von den Raͤubern auffgefangen und hinweg geſchleppet ſind. Die Stathalterin wol-
te mit/ und ihre beyden Toͤchter bey ſich haben/ deßwegen eine Gutſche vor ſie zugerichtet
ward; aber die Herren ſetzeten ſich ingeſamt zu Pferde/ und lieſſen Klodius uñ Marx ſamt
andern XXXVI wolbewapneten Reutern mit zur Begleitung zihen. Sie ergetzeten ſich
den Tag uͤber im gruͤnen/ und hatte das Frauenzimmer ihre Kurzweil bey der flieſſenden
Bach/ die durch den Luſt Garten lief/ und voll herlicher Fiſche wahr/ deren ſie mannichen
mit dem Angel her auß fingen/ und auff die Abendmahlzeit ſpareten/ genoſſen auch ſonſt deꝛ
ſchoͤnen Sommerzeit (maſſen es der erſte Tag des Maͤi Monats wahr) mit guter Froͤlig-
keit. Herkules kunte nicht lange ſtille ſeyn/ hieß Klodius/ ſein Pferd und Bruſt Harniſch
ſamt Schild und Helm herbringen/ nam ein Strik Winde zu ſich/ die Klodius fuͤhren
muſte/ und ritte hinauß auffs Feld/ etwa einen Haſen/ oder (wo das Gluͤk wolte) Hirſch
auffzutreiben. Er wahr kaum eine Viertelmeile vom Vorwerke/ da ſahe er von ferne eine
Gutſche von Violenbraunen Sammet/ mit breiten guͤldenen Schnuͤren beſetzet/ welche
umbher zugemacht wahr; ritte naͤher hinzu/ und fragete den Gutſcher/ ob er nicht wiſſen
duͤrffte/ wer in der unbegleiteten Gutſche ſaͤſſe? der jhm zur Antwort gab: Wann er vor
einer Viertelſtunde kommen waͤhre/ wuͤrde er eines vornehmen Roͤmiſchen Herrn Toch-
ter drinnen angetroffen haben/ die von dreyen vermummeten Raͤubern mit gewalt davon
geriſſen/ und hinweg getragen waͤhre/ daß er nicht wiſſen koͤnte/ wohin man ſie geſchleppet
haͤtte. Wie faͤhreſtu dann mit dem Wagen davon/ antwortete er/ und laͤſſeſt die Geraube-
te im ſtiche? Was kan ich ihr helffen? ſagte dieſer; es iſt mir noch lieb/ daß ich Pferde und
Wagen gerettet habe/ als welche mir anvertrauet ſind. Das waͤhre ein ſchlechter Verluſt/
ſagte Herkules; Du muſt aber ein Pferd außſpannen/ und mich des Weges fuͤhren/ ob
ich auff die Spuhr kommen/ und dem Fraͤule in Huͤlffe tuhn koͤnte. Darauff ſtehet groſſe
Gefahr/ ſagte dieſer; doch weil ihr michs heiſſet/ wil ich gehorſamen; ritte alſo mit ihm
fort/ und funden nach Verlauff einer halben Viertelſtunde/ einen mit Gold und Perlen
geſtikten Schuch/ welchen Klodius auffheben muſte/ und ſie leicht urteileten/ die Geran-
bete wuͤrde ihn vor angſt haben fallen laſſen; und weil ſie der Spuhr eigentlich nachſehen
kunten/ lieſſen ſie den Gutſcher zuruͤk reiten/ und nach Padua fahren; Sie aber renneten

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[122/0160] Erſtes Buch. Die Anweſenden hoͤreten der lieblichen Geſangs-weiſe zu/ weil ſie von den Worten nichts verſtunden/ ohn allein Ladiſla/ der es aber wenig achtete; Und weil ſie wuſten/ daß Herku- les alles gegenwaͤrtige Lob ſehr zuwider wahr/ ſagten ſie nichts darzu/ ohn daß Frau So- phia ſich der geſchehenen Ehre hoͤchlich bedankete/ nebeſt dem Wunſche/ daß ſie deßgleichẽ offt zu hoͤren moͤchte gewirdiget werden; welches doch ſelten geſchahe. Dieſen Abend be- ſtimmete er mit Ladiſla die Zeit zum Hochzeitfeſte/ und daß er ſeiner Fr. Mutter die Hey- raht durch eigene Botſchaft zu wiſſen tuhn wolte/ damit ſie ihm noͤhtige Gelder zu ſeinem Vorhaben uͤbermachen/ und er der anſehnlichen Freundſchafft ſein Vermoͤgen und Her- ligkeit ſehen laſſen koͤnte. Am ein und zwanzigſten Tage nach ſeiner Verwundung/ da er allerdinge gefund uñ ſtark wahr/ bekam er Luſt ein wenig außzureiten/ und erbohten ſich Ladiſla und Fabius/ ihm Geferten zu geben. Der Stathalter ſolches hoͤrend/ ſagete: So laſſet uns mit einander nach meinem Vorwerke reiten/ und den Ort in Augenſchein nehmen/ woſelbſt meine Toͤch- ter von den Raͤubern auffgefangen und hinweg geſchleppet ſind. Die Stathalterin wol- te mit/ und ihre beyden Toͤchter bey ſich haben/ deßwegen eine Gutſche vor ſie zugerichtet ward; aber die Herren ſetzeten ſich ingeſamt zu Pferde/ und lieſſen Klodius uñ Marx ſamt andern XXXVI wolbewapneten Reutern mit zur Begleitung zihen. Sie ergetzeten ſich den Tag uͤber im gruͤnen/ und hatte das Frauenzimmer ihre Kurzweil bey der flieſſenden Bach/ die durch den Luſt Garten lief/ und voll herlicher Fiſche wahr/ deren ſie mannichen mit dem Angel her auß fingen/ und auff die Abendmahlzeit ſpareten/ genoſſen auch ſonſt deꝛ ſchoͤnen Sommerzeit (maſſen es der erſte Tag des Maͤi Monats wahr) mit guter Froͤlig- keit. Herkules kunte nicht lange ſtille ſeyn/ hieß Klodius/ ſein Pferd und Bruſt Harniſch ſamt Schild und Helm herbringen/ nam ein Strik Winde zu ſich/ die Klodius fuͤhren muſte/ und ritte hinauß auffs Feld/ etwa einen Haſen/ oder (wo das Gluͤk wolte) Hirſch auffzutreiben. Er wahr kaum eine Viertelmeile vom Vorwerke/ da ſahe er von ferne eine Gutſche von Violenbraunen Sammet/ mit breiten guͤldenen Schnuͤren beſetzet/ welche umbher zugemacht wahr; ritte naͤher hinzu/ und fragete den Gutſcher/ ob er nicht wiſſen duͤrffte/ wer in der unbegleiteten Gutſche ſaͤſſe? der jhm zur Antwort gab: Wann er vor einer Viertelſtunde kommen waͤhre/ wuͤrde er eines vornehmen Roͤmiſchen Herrn Toch- ter drinnen angetroffen haben/ die von dreyen vermummeten Raͤubern mit gewalt davon geriſſen/ und hinweg getragen waͤhre/ daß er nicht wiſſen koͤnte/ wohin man ſie geſchleppet haͤtte. Wie faͤhreſtu dann mit dem Wagen davon/ antwortete er/ und laͤſſeſt die Geraube- te im ſtiche? Was kan ich ihr helffen? ſagte dieſer; es iſt mir noch lieb/ daß ich Pferde und Wagen gerettet habe/ als welche mir anvertrauet ſind. Das waͤhre ein ſchlechter Verluſt/ ſagte Herkules; Du muſt aber ein Pferd außſpannen/ und mich des Weges fuͤhren/ ob ich auff die Spuhr kommen/ und dem Fraͤule in Huͤlffe tuhn koͤnte. Darauff ſtehet groſſe Gefahr/ ſagte dieſer; doch weil ihr michs heiſſet/ wil ich gehorſamen; ritte alſo mit ihm fort/ und funden nach Verlauff einer halben Viertelſtunde/ einen mit Gold und Perlen geſtikten Schuch/ welchen Klodius auffheben muſte/ und ſie leicht urteileten/ die Geran- bete wuͤrde ihn vor angſt haben fallen laſſen; und weil ſie der Spuhr eigentlich nachſehen kunten/ lieſſen ſie den Gutſcher zuruͤk reiten/ und nach Padua fahren; Sie aber renneten noch

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 122. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/160>, abgerufen am 12.05.2024.