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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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an den Leser.
durch jhr Fuchsschwänzen und alles-gut heissen/ eines Fürsten Leumut verderben und zunichte machen/
wann sie demselben das höchst-schädliche quod libet licet, Thue was dir gefält/ einbilden/ und jhn be-
reden/ sein Wille sey frey und von allen Gesetzen ungebunden/ so daß er nach Belieben machen möge;
worauff nichts anders als Landesverderb/ und aller Tugend Untergang folgen kan; welches ob es ohn
des Fürsten selbst eigene Gefahr und Schaden geschehen möge/ wird Artabanus und Gobares schwe-
rer Fall Zeugnis geben. Hingegen kan Agiß dir einen geträuen Diener seines Herrn darstellen/ der weder
durch Glück noch Gefahr von redlicher Auffrichtigkeit sich abziehen lässet/ so hohes Ruhmes wirdig/ als
wenig seines gleichen an Herrn Höfen möge gefunden werden. König Mnata warnet durch seinen Un-
fal alle hohe Häupter/ daß sie keinem Bedieneten zu grosse Gewalt einräumen sollen/ damit sie nicht jhre
Verderbens Schlang in jhrem eigenen Busem nähren. Vor allen Dingen aber wird der Leser gebehten/
die Darstellung der geilen Statiren/ und jhren gedoppelten Ehebruch ohn böse Gedanken zu lesen/ auch
daneben Kleons Unglük zu beklagen/ welcher der Unkeuscheit vor sich selbst nicht zugethan/ aus Furcht
des Todes als ein Heyde/ in solches Laster eingewilliget/ welches er gleichwol nach gehends in seiner Frey-
heit nicht allein vor sich meidet/ sondern auch die unzüchtige Statiren zur Busse und Tugend leitet. Vo-
logeses
der älter/ und Pakorus legen an den Tag/ daß man die Tugend auch an seinem Feinde loben/
aber doch sich durchaus zu keiner Unträu oder Verrähterey wenden/ jedoch auch an seinem eigenen Her-
ren die Boßheit und Untugend hassen/ und solche/ als viel möglich/ hintertreiben und abwenden müsse.
Anderer Anführungen/ deren dieses Buch vol ist/ geliebter Kürze halben zu geschweigen/ weil der Leser
in Verfolg dieser Geschichte sie ohn schwer wird anmerken können; wie dann diese Schrifft eigentlich
zu dem Ende auffgesetzt ist/ daß nebest der Ergezligkeit man auch nüzlich möge erbauet werden; wobey man
gleichwol zu Zeiten einen und andern kurzweiligen Auffzug hat wollen einmischen/ weil solche Verende-
rüng vielen annehmlich ist. Jedoch sol der Leser hiemit Christlich vermahnet seyn/ dieses Buch nicht
dergestelt zu lesen/ daß er nur die weltlichen Begebnissen zur sinlichen Ergezligkeit heraus nehmen/ und
die eingemischeten geistlichen Sachen vorbey gehen wolte; sondern vor allen Dingen die Christlichen
Unterrichtungen wol beobachte/ sie ins Herz schreibe/ und darnach sein Leben zurichten/ jhm lasse angele-
gen seyn/ insonderheit den zum Ende gesezten Begrieff des algemeinen Christlichen Glaubens nach allen
seinen Stücken recht fasse/ als welcher jhm zur Richtschnuhr seines Christentuhms dienen/ und die Er-
käntnis der Christlichen Lehre wol beybringen kan. Solte aber jemand sich gelüsten lassen/ meinen wol-
gemeynten Vorsaz zu tadeln/ und die in aller Einfalt durchgesetzete geistliche Unterrichtungen zu verwerf-
fen/ als ob sie von schlechter Wichtigkeit/ oder an ungehörige Oerter eingeflochten währen/ der sol wis-
sen/ daß ich jhn nicht als vom guten Geist getrieben/ achten kan/ weil er ungütlich mit mir ümgehet/ und
meine gute Andacht (über welche ich den einigen Herzenkündiger zum Zeugen ruffe) zu verargen suchet/
die doch einig nur des Nähesten Besserung/ auch daselbst jhr lässet angelegen seyn/ und zwar zur himli-
schen Seligkeit/ wo vor diesem noch kein ander (als viel mir bewust) sich darumb groß bemühet hat; und
ich zu dem Ende mich der lieben Einfalt b[e]flissen/ auch keine Streitigkeiten der Lehre (als welche zu jenen
Zeiten noch schlieffen) einmengen wollen/ auff daß auch die Ungelehrten es begreiffen/ und friedliebende
Herzen es zu lesen nicht scheu tragen mögen; deßwegen wird Gott das Gedeyen geben/ wie ich der un-
gezweifelten Hoffnung bin/ daß noch mannicher Leser/ wann ers selber nicht meynet/ zur geistlichen
Besserung wird gerühret werden; welches zu erfahren/ dem Uhr Schreiber die grösseste Vergnügung seyn
wird. Solten auch hohe Leute und Fürsten Standes diß mein Buch zulesen wirdigen/ wird jhnen viel-
leicht ein ziemlicher Abriß vorgestellet seyn/ daher sie jhre gebührliche Vollkommenheit anzumercken/ und
jhr Lobwürdiges fortzusetzen/ das Unständige aber abzulegen Anlaß nehmen können.

Zum schließlichen Nachricht ahne ich/ daß die Liebe zu meinem Vaterlande diesen Christlichen Teut-
schen Herkules
in meiner Seele gebildet und außgebrütet/ wie dann ohn zweifel unser Teutschland
mannichen tapffern Held und Fürsten auch zu jenen Zeiten gezeuget/ deren Lob der Unteutschen N[e]id/
und Mangel der Geschicht Schreiber unterdrücket/ und der Vergessenheit gewidmet hat. So haben auch
die Böhmen/ Gothen/ Schweden/ Dänen/ und andere Nordische Völcker nicht lauter wilde Säue und
Bähren/ sondern mannichen trefflichen Fürsten und Ritter unter sich gehabt/ deren löblichen Tahten den

Grie-
(o) ij

an den Leſer.
durch jhr Fuchsſchwaͤnzen und alles-gut heiſſen/ eines Fuͤrſten Leumut verderben und zunichte machen/
wann ſie demſelben das hoͤchſt-ſchaͤdliche quod libet licet, Thue was dir gefaͤlt/ einbilden/ und jhn be-
reden/ ſein Wille ſey frey und von allen Geſetzen ungebunden/ ſo daß er nach Belieben machen moͤge;
worauff nichts anders als Landesverderb/ und aller Tugend Untergang folgen kan; welches ob es ohn
des Fuͤrſten ſelbſt eigene Gefahr und Schaden geſchehen moͤge/ wird Artabanus und Gobares ſchwe-
rer Fall Zeugnis geben. Hingegen kan Agiß dir einen getraͤuen Diener ſeines Herꝛn darſtellen/ der weder
durch Gluͤck noch Gefahr von redlicher Auffrichtigkeit ſich abziehen laͤſſet/ ſo hohes Ruhmes wirdig/ als
wenig ſeines gleichen an Herrn Hoͤfen moͤge gefunden werden. Koͤnig Mnata warnet durch ſeinen Un-
fal alle hohe Haͤupter/ daß ſie keinem Bedieneten zu groſſe Gewalt einraͤumen ſollen/ damit ſie nicht jhre
Verderbens Schlang in jhrem eigenen Buſem naͤhren. Vor allen Dingen aber wird der Leſer gebehten/
die Darſtellung der geilen Statiren/ und jhren gedoppelten Ehebruch ohn boͤſe Gedanken zu leſen/ auch
daneben Kleons Ungluͤk zu beklagen/ welcher der Unkeuſcheit vor ſich ſelbſt nicht zugethan/ aus Furcht
des Todes als ein Heyde/ in ſolches Laſter eingewilliget/ welches er gleichwol nach gehends in ſeiner Frey-
heit nicht allein vor ſich meidet/ ſondern auch die unzuͤchtige Statiren zur Buſſe und Tugend leitet. Vo-
logeſes
der aͤlter/ und Pakorus legen an den Tag/ daß man die Tugend auch an ſeinem Feinde loben/
aber doch ſich durchaus zu keiner Untraͤu oder Verraͤhterey wenden/ jedoch auch an ſeinem eigenen Her-
ren die Boßheit und Untugend haſſen/ und ſolche/ als viel moͤglich/ hintertreiben und abwenden muͤſſe.
Anderer Anfuͤhrungen/ deren dieſes Buch vol iſt/ geliebter Kuͤrze halben zu geſchweigen/ weil der Leſer
in Verfolg dieſer Geſchichte ſie ohn ſchwer wird anmerken koͤnnen; wie dann dieſe Schrifft eigentlich
zu dem Ende auffgeſetzt iſt/ daß nebeſt der Ergezligkeit man auch nuͤzlich moͤge erbauet werdẽ; wobey man
gleichwol zu Zeiten einen und andern kurzweiligen Auffzug hat wollen einmiſchen/ weil ſolche Verende-
ruͤng vielen annehmlich iſt. Jedoch ſol der Leſer hiemit Chriſtlich vermahnet ſeyn/ dieſes Buch nicht
dergeſtelt zu leſen/ daß er nur die weltlichen Begebniſſen zur ſinlichen Ergezligkeit heraus nehmen/ und
die eingemiſcheten geiſtlichen Sachen vorbey gehen wolte; ſondern vor allen Dingen die Chriſtlichen
Unterrichtungen wol beobachte/ ſie ins Herz ſchreibe/ und darnach ſein Leben zurichten/ jhm laſſe angele-
gen ſeyn/ inſonderheit den zum Ende geſezten Begrieff des algemeinen Chriſtlichen Glaubens nach allen
ſeinen Stuͤcken recht faſſe/ als welcher jhm zur Richtſchnuhr ſeines Chriſtentuhms dienen/ und die Er-
kaͤntnis der Chriſtlichen Lehre wol beybringen kan. Solte aber jemand ſich geluͤſten laſſen/ meinen wol-
gemeynten Vorſaz zu tadeln/ und die in aller Einfalt durchgeſetzete geiſtliche Unterrichtungen zu verwerf-
fen/ als ob ſie von ſchlechter Wichtigkeit/ oder an ungehoͤrige Oerter eingeflochten waͤhren/ der ſol wiſ-
ſen/ daß ich jhn nicht als vom guten Geiſt getrieben/ achten kan/ weil er unguͤtlich mit mir uͤmgehet/ und
meine gute Andacht (uͤber welche ich den einigen Herzenkuͤndiger zum Zeugen ruffe) zu verargen ſuchet/
die doch einig nur des Naͤheſten Beſſerung/ auch daſelbſt jhr laͤſſet angelegen ſeyn/ und zwar zur himli-
ſchen Seligkeit/ wo vor dieſem noch kein ander (als viel mir bewuſt) ſich darumb groß bemuͤhet hat; und
ich zu dem Ende mich der lieben Einfalt b[e]fliſſen/ auch keine Streitigkeiten der Lehre (als welche zu jenen
Zeiten noch ſchlieffen) einmengen wollen/ auff daß auch die Ungelehrten es begreiffen/ und friedliebende
Herzen es zu leſen nicht ſcheu tragen moͤgen; deßwegen wird Gott das Gedeyen geben/ wie ich der un-
gezweifelten Hoffnung bin/ daß noch mannicher Leſer/ wann ers ſelber nicht meynet/ zur geiſtlichen
Beſſerung wird geruͤhret werdē; welches zu erfahren/ dem Uhr Schreiber die groͤſſeſte Vergnuͤgung ſeyn
wird. Solten auch hohe Leute und Fuͤrſten Standes diß mein Buch zuleſen wirdigen/ wird jhnen viel-
leicht ein ziemlicher Abriß vorgeſtellet ſeyn/ daher ſie jhre gebuͤhrliche Vollkommenheit anzumercken/ und
jhr Lobwuͤrdiges fortzuſetzen/ das Unſtaͤndige aber abzulegen Anlaß nehmen koͤnnen.

Zum ſchließlichen Nachricht ahne ich/ daß die Liebe zu meinem Vaterlande dieſen Chriſtlichen Teut-
ſchen Herkules
in meiner Seele gebildet und außgebruͤtet/ wie dann ohn zweifel unſer Teutſchland
mannichen tapffern Held und Fuͤrſten auch zu jenen Zeiten gezeuget/ deren Lob der Unteutſchen N[e]id/
und Mangel der Geſchicht Schreiber unterdruͤcket/ und der Vergeſſenheit gewidmet hat. So haben auch
die Boͤhmen/ Gothen/ Schweden/ Daͤnen/ und andere Nordiſche Voͤlcker nicht lauter wilde Saͤue und
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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/25>, abgerufen am 28.04.2024.