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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Erinnerung

Mir zweifelt nicht/ der trefliche Barklaius mit seiner berümten Argenis, Herr Sidnet mit seiner
Arkadia; Herr Marets mit seiner Ariana/ und andere dergleichen züchtige ehrliebende Geschicht Schrei-
ber/ haben/ der Jugend den Amadis aus den Händen zureissen/ nicht die geringste Ursach genommen/ jhre
Schriften hervorzugeben/ Und muß ein jeder gestehen/ daß jezt gedachte Bücher ohn Anstoß und ärgerniß
wol können gelesen werden; aber die wahre Gottesfurcht ist in denselben nicht eingeführet/ viel weniger
des Christlichen Glaubens einige Meldung geschehen; daher mein Sinn und vielleicht anderer mehr/ durch
solche nicht vergnüget ist; Wiewol obgedachte sinreiche Köpfe zu tadeln/ ich nicht gemeinet bin/ sondern
sie vielmehr preise/ und gerne gestehe/ daß sie jhres Lobes wert sind; Nur allein hoffe ich bey dem Leser die-
sen Ruhm zu erhalten/ daß er zeugen wird/ er finde in fleissiger Lesung dieses Werks was nicht allein sein
Welt wallendes/ sondern zugleich auch sein Geisthimlisches Gemüht erquicken/ und jhn auff der Bahn der
rechtschaffenen Gotseligkeit erhalten könne; gestaltsam der Christliche Herkules jhm gnug sam zeiget/
wie man weder durch irdische Glükseligkeit noch durch Unglüksfälle sich von Gott und vom Christlichen
Wandel abziehen lassen/ sondern allemahl seinen Heiland im Herzen haben/ Christlich leben/ die Welt
verachten/ Fleisch- und Blutes Bewegung und die reitzende Lüste dämpfen/ der Untugend absagen/ den
wahren Gott vor der Welt bekennen/ der Tugend nachsetzen/ und äussersten Vermögens seines Nähesten
Besserung und Rettung jhm angelegen seyn lassen müsse. Dann jezterwehneter Großfürst Herkules ist
uns als ein Ebenbilde eines nach vermögen volkommenen Christen der im weltlichen Stande lebet/ vor-
gestellet und der durch getrieb seiner vernünftigen Seele zu allen löblichen Tugenden/ auch nach empfan-
genergnädigen Erleuchtung/ zur Gottesfurcht sich ernstlich hinwendet/ wie imgleichen auch seine unver-
gleichliche tapffere und gottfürchtige Valiska/ zu ehren dem weiblichen Geschlechte/ und zu behäupten/
daß auch bey jhnen wahre Tugend stat und raum finde. Ladisla/ Fabius/ und andere/ zeigen auch Tu-
gend und nach jhrer Bekehrung Christergebene Herzen; jedoch/ welche/ wegen zu heftiger Fleisches und
Blutes Bewägung/ an die höchste volkommenheit nicht gelangen. Phraortes/ Pharnabazus/ Arta-
xerxes/ Mazeus/
und andere jhres gleichen/ stellen sich zum Beispiel deren/ die ausser der Erkäntnis des
wahren GOttes/ dannoch der Tugend folge leisten/ und gleichwol der ewigen Seligkeit wenig nachden-
ken/ viel weniger der Gelegenheit wahrnehmen/ die jhnen durch Gottes Gütigkeit zur Bekehrung darge-
bohten wird. Hergegen stehen Arbianes/ Fabius/ Leches/ Neda und andere/ als Ebenbilder deren/
die sich von Gott/ etliche leichter/ etliche langsamer ziehen lassen; und zwar unter diesen ist Ladisla der
hartnäckesten einer/ mit denen es viel zu thun hat/ ehe sie den alten eingewurzelten Wahn des falschen
Gottesdienstes jhrer Voreltern ablegen können.

Gleich wie aber eines Dinges Eigenschafft und Art am besten und volkommensten erkennet wird/
wann man sein wiederwertiges zugleich betrachtet und dagegen stellet/ also hat der Meister dieses Werks
an unterschiedlichen Mannes- und Weibesbildern die schnödesten Untugenden/ wiewol unter Zuchtlie-
bender Rede-Art/ einführen wollen; Als da der verstokte Geta/ ein Muster solcher Boßheit ist/ die nicht
all ein weder durch Dräuung noch Streichen nicht kan außgetrieben werden/ sondern über das noch ein
sonderliches Lob suchet/ daß sie von allem Guten ganz abgefernet ist. Artabanus der Parther melder
sich an Wütrichsstat/ der seinen schändlichen Lüsten nicht/ als durch Furcht oder Zwang einreden darff.
Orsillos gibt dir die Unbarmherzigkeit zu erkennen/ welche ungestrafft nicht bleiben kan. Gamaxus und
Pines/ die weder Gott noch Menschen achten/ müssen jhres Hochmuhts billiche Straffe über sich neh-
men/ biß sie durch schwere Züchtigung sich selbst lernen kennen/ und daß jhre viehische Leibeskrafft durch-
aus nicht zuachten sey/ wann Gott straffen wil. Einen ganz unbesonnenen und verwägenen Bösewicht/
dem sein Frevel eine Zeitlang hingehet/ wirst du an dem Böhmischen Nimsla erkennen/ welchen doch
Gottes Gericht noch endlich trifft. Wiederumb sihest du ein Vorbilde hoher Leute schweres Unfals an
König Notesterich/ dessen sich Gott endlich wieder erbarmet/ und jhn zu ehren bringet Bagophanes/
Bagoas
und Dropion/ sind der Könige und Fürsten allerschädlichste Pestilenz; dieser/ in dem er durch
verwägene Künheit sich unterwindet/ seinen König selbst aus dem Sattel zuheben/ welcher behueff er die
vornehmsten Ehren- und Krieges-ämter seinen Geschöpffen und Verbundenen austeilet/ und hingegen
andere redliche und geträue Diener zu unterdrücken suchet; jene/ in dem sie als liebkosende Schmeichler

durch
Erinnerung

Mir zweifelt nicht/ der trefliche Barklaius mit ſeiner beruͤmten Argenis, Herꝛ Sidnet mit ſeiner
Arkadia; Herꝛ Marets mit ſeiner Ariana/ und andere dergleichen zuͤchtige ehrliebende Geſchicht Schrei-
ber/ haben/ der Jugend den Amadis aus den Haͤnden zureiſſen/ nicht die geringſte Urſach genom̃en/ jhre
Schriften hervorzugeben/ Und muß ein jeder geſtehen/ daß jezt gedachte Buͤcher ohn Anſtoß uñ aͤrgerniß
wol koͤnnen geleſen werden; aber die wahre Gottesfurcht iſt in denſelben nicht eingefuͤhret/ viel weniger
des Chriſtlichen Glaubens einige Meldung geſchehen; daher mein Siñ uñ vielleicht anderer mehr/ durch
ſolche nicht vergnuͤget iſt; Wiewol obgedachte ſinreiche Koͤpfe zu tadeln/ ich nicht gemeinet bin/ ſondern
ſie vielmehr preiſe/ und gerne geſtehe/ daß ſie jhres Lobes wert ſind; Nur allein hoffe ich bey dem Leſer die-
ſen Ruhm zu erhalten/ daß er zeugen wird/ er finde in fleiſſiger Leſung dieſes Werks was nicht allein ſein
Welt wallendes/ ſondern zugleich auch ſein Geiſthimliſches Gemuͤht erquicken/ und jhn auff der Bahn der
rechtſchaffenen Gotſeligkeit erhalten koͤnne; geſtaltſam der Chriſtliche Herkules jhm gnug ſam zeiget/
wie man weder durch irdiſche Gluͤkſeligkeit noch durch Ungluͤksfaͤlle ſich von Gott und vom Chriſtlichen
Wandel abziehen laſſen/ ſondern allemahl ſeinen Heiland im Herzen haben/ Chriſtlich leben/ die Welt
verachten/ Fleiſch- und Blutes Bewegung und die reitzende Luͤſte daͤmpfen/ der Untugend abſagen/ den
wahren Gott vor der Welt bekennen/ der Tugend nachſetzen/ und aͤuſſerſten Vermoͤgens ſeines Naͤheſten
Beſſerung und Rettung jhm angelegen ſeyn laſſen muͤſſe. Dann jezterwehneter Großfuͤrſt Herkules iſt
uns als ein Ebenbilde eines nach vermoͤgen volkommenen Chriſten der im weltlichen Stande lebet/ vor-
geſtellet und der durch getrieb ſeiner vernuͤnftigen Seele zu allen loͤblichen Tugenden/ auch nach empfan-
genergnaͤdigen Erleuchtung/ zur Gottesfurcht ſich ernſtlich hinwendet/ wie imgleichen auch ſeine unver-
gleichliche tapffere und gottfuͤrchtige Valiſka/ zu ehren dem weiblichen Geſchlechte/ und zu behaͤupten/
daß auch bey jhnen wahre Tugend ſtat und raum finde. Ladiſla/ Fabius/ und andere/ zeigen auch Tu-
gend und nach jhrer Bekehrung Chriſtergebene Herzen; jedoch/ welche/ wegen zu heftiger Fleiſches und
Blutes Bewaͤgung/ an die hoͤchſte volkommenheit nicht gelangen. Phraortes/ Pharnabazus/ Arta-
xerxes/ Mazeus/
und andere jhres gleichen/ ſtellen ſich zum Beiſpiel deren/ die auſſer der Erkaͤntnis des
wahren GOttes/ dannoch der Tugend folge leiſten/ und gleichwol der ewigen Seligkeit wenig nachden-
ken/ viel weniger der Gelegenheit wahrnehmen/ die jhnen durch Gottes Guͤtigkeit zur Bekehrung darge-
bohten wird. Hergegen ſtehen Arbianes/ Fabius/ Leches/ Neda und andere/ als Ebenbilder deren/
die ſich von Gott/ etliche leichter/ etliche langſamer ziehen laſſen; und zwar unter dieſen iſt Ladiſla der
hartnaͤckeſten einer/ mit denen es viel zu thun hat/ ehe ſie den alten eingewurzelten Wahn des falſchen
Gottesdienſtes jhrer Voreltern ablegen koͤnnen.

Gleich wie aber eines Dinges Eigenſchafft und Art am beſten und volkommenſten erkennet wird/
wann man ſein wiederwertiges zugleich betrachtet und dagegen ſtellet/ alſo hat der Meiſter dieſes Werks
an unterſchiedlichen Mannes- und Weibesbildern die ſchnoͤdeſten Untugenden/ wiewol unter Zuchtlie-
bender Rede-Art/ einfuͤhren wollen; Als da der verſtokte Geta/ ein Muſter ſolcher Boßheit iſt/ die nicht
all ein weder durch Draͤuung noch Streichen nicht kan außgetrieben werden/ ſondern uͤber das noch ein
ſonderliches Lob ſuchet/ daß ſie von allem Guten ganz abgefernet iſt. Artabanus der Parther melder
ſich an Wuͤtrichsſtat/ der ſeinen ſchaͤndlichen Luͤſten nicht/ als durch Furcht oder Zwang einreden darff.
Orſillos gibt dir die Unbarmherzigkeit zu erkennen/ welche ungeſtrafft nicht bleiben kan. Gamaxus uñ
Pines/ die weder Gott noch Menſchen achten/ muͤſſen jhres Hochmuhts billiche Straffe uͤber ſich neh-
men/ biß ſie durch ſchwere Zuͤchtigung ſich ſelbſt lernen kennen/ und daß jhre viehiſche Leibeskrafft durch-
aus nicht zuachten ſey/ wann Gott ſtraffen wil. Einen ganz unbeſonnenen und verwaͤgenen Boͤſewicht/
dem ſein Frevel eine Zeitlang hingehet/ wirſt du an dem Boͤhmiſchen Nimſla erkennen/ welchen doch
Gottes Gericht noch endlich trifft. Wiederumb ſiheſt du ein Vorbilde hoher Leute ſchweres Unfals an
Koͤnig Noteſterich/ deſſen ſich Gott endlich wieder erbarmet/ und jhn zu ehren bringet Bagophanes/
Bagoas
und Dropion/ ſind der Koͤnige und Fuͤrſten allerſchaͤdlichſte Peſtilenz; dieſer/ in dem er durch
verwaͤgene Kuͤnheit ſich unterwindet/ ſeinen Koͤnig ſelbſt aus dem Sattel zuheben/ welcher behueff er die
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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 2. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/24>, abgerufen am 26.04.2024.