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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Erstes Buch.
ben/ sondern es vorhin mit den Reichs Rähten in bedacht zihen/ dann es ist nicht so ein ge-
ringes/ wie deiner Jugend nach du es von der Hand schlägest; Wann du noch ein unman-
bahres Fräulein währest/ hätte ich so viel weniger zubedenken; nun du aber schon ansehn-
licher bist/ als dein Alter mit sich zubringen pfleget/ muß ich so viel mehr und grössere sorge
vor dich tragen. Ey herzen Fr. Mutter/ sagte sie/ hindert mich sonst nichts an der Reise/ so
könte ich mich leicht mit einem Manneskleide verstellen/ und euch dieser angst mit einem par
Hosen benehmen. Die Königin lachete des anschlags/ und gab zur antwort: O mein Schätz-
gen/ meinestu dz dich iemand wegen eines par Hosen vor einen Jungling halten werde? Nein
o nein! deine Zartheit/ und dz du zimlich schon gebrüstet bist/ würde dich viel zu bald verrah-
ten. Meinen Busem/ sagte sie weiß ich wol zuvermachen; so war jensmal meines Bruders
Fürst Herkules Zartheit nicht viel geringer als die meine. Seine Sitten und Geberden/
sagte die Königin/ auch die Gliedmassen/ gingen der Mannheit näher als deine. Ich wil
mich in solchem allen auch wol zwingen/ antwortete das Fräulein/ und ob ihr meine Haar
mir vorwerffen würdet/ sol ein leichter Helm dieselben bald unsichtbar machen. Du hast
es schon gar fleissig übergeleget/ sagte die Mutter/ gehe hin und heiß mir den Kanzler her-
kommen/ daß ich seine Gedanken hierüber vernehme. Das Fräulein seumete sich nicht/
redete ihn mit höchster Freundligkeit an/ er möchte sich vor dißmahl als ein rechtschaffener
Freund sehen lassen/ und ihre Reise befodern/ welches nicht allein sie/ sondern auch ihr H.
Bruder verschulden solte; wer ihr aber hierin zuwieder seyn würde/ nachdem sie ihre Fr.
Mutter schon gewonnen hätte/ an dem wolte sie sich schier heut oder Morgen/ als an ihrem
ärgesten Feinde rächen; welche Dräuung er nicht unbillich zu herzen zog. Sie hingegen
wahr so schlauch/ daß sie die versamleten Reichs Rähte/ bey denen auch Pribisla wahr/
stehendes Fusses besuchete/ und eben die Verheissung und bedraulichen Trozworte ihnen
vorbrachte/ worauff dieselben ungefodert nach der Königin gingen/ es mit ihr zu beraht-
schlagen/ da das Fräulein vorher Pribislaen seiner getahnen Zusage erinnerte/ und mit
diesen Worten beschloß: In diesem Stük wil ich euch redlich prüfen/ ob ihr ein Werk- oder
Mund-Freund seid. Sie alle aber/ wie auch zuvor der Kanzler versprachen ihr alle Be-
foderung ihrer Reise/ und liessen ihr doch die Gefahr nicht unangezeiget; welches sie mit
einem Gelächter und dieser Rede beantwortete: Gott hat mich gestern nicht zu dem Ende
im Wasser erhalten/ daß ich Morgen oder übermorgen zwischen hie und Padua sol erschla-
gen werden. Vielmehr sollen die Herren Reichs Rähte betrachten/ daß ich durch diese Ge-
legenheit sie der schweren Last grossenteils entheben/ und ihren König mit mir überbrin-
gen werde. Als die Reichs Rähte bey der Königin anlangeten/ und dieselbe ihnen ihrer
Frl. Tochter heftiges und mit Trähnen vermischetes begehren vorgetragen hatte/ antwor-
tete Herr Bretisla als Reichskanzler also: Ihrer Königl. Hocheit Vorbringen ist von
uns unterähnigst angehöret/ und schon von dem Durchl. Fräulein an uns fast hefftig be-
gehret worden/ daß wir in diese Reise einwilligen möchten. Meine Meynung nun hierüber
zu eröffnen/ so gestehe ich/ daß ich zwischen Tühr und Angel so klam nie gestecket/ als e-
ben jezt; dann diese gefährliche Reise zu rahten/ und die Verantwortung auff mich zu neh-
men/ da ihrer Gn. einiger Unfal zustossen solte/ ist mir nicht tuhnlich/ dann es würde/ wie
billich/ bey mir gesucht werden; dem Fräulein aber steiff zuwiederstehen/ wil ich lieber die

Kanzley

Erſtes Buch.
ben/ ſondern es vorhin mit den Reichs Raͤhten in bedacht zihen/ dann es iſt nicht ſo ein ge-
ringes/ wie deiner Jugend nach du es von der Hand ſchlaͤgeſt; Wann du noch ein unman-
bahres Fraͤulein waͤhreſt/ haͤtte ich ſo viel wenigeꝛ zubedenken; nun du aber ſchon anſehn-
licher biſt/ als dein Alter mit ſich zubringen pfleget/ muß ich ſo viel mehr und groͤſſere ſorge
vor dich tragen. Ey herzen Fr. Mutter/ ſagte ſie/ hindert mich ſonſt nichts an der Reiſe/ ſo
koͤnte ich mich leicht mit einem Mañeskleide verſtellen/ uñ euch dieſer angſt mit einem par
Hoſen benehmẽ. Die Koͤnigin lachete des anſchlags/ uñ gab zur antwort: O mein Schaͤtz-
gen/ meineſtu dz dich iemand wegẽ eines par Hoſen vor einen Jungling haltẽ werde? Nein
o nein! deine Zartheit/ uñ dz du zimlich ſchon gebruͤſtet biſt/ wuͤrde dich viel zu bald verrah-
ten. Meinen Buſem/ ſagte ſie weiß ich wol zuvermachen; ſo war jensmal meines Bruders
Fuͤrſt Herkules Zartheit nicht viel geringer als die meine. Seine Sitten und Geberden/
ſagte die Koͤnigin/ auch die Gliedmaſſen/ gingen der Mannheit naͤher als deine. Ich wil
mich in ſolchem allen auch wol zwingen/ antwortete das Fraͤulein/ und ob ihr meine Haar
mir vorwerffen wuͤrdet/ ſol ein leichter Helm dieſelben bald unſichtbar machen. Du haſt
es ſchon gar fleiſſig uͤbergeleget/ ſagte die Mutter/ gehe hin und heiß mir den Kanzler her-
kommen/ daß ich ſeine Gedanken hieruͤber vernehme. Das Fraͤulein ſeumete ſich nicht/
redete ihn mit hoͤchſter Freundligkeit an/ er moͤchte ſich vor dißmahl als ein rechtſchaffeneꝛ
Freund ſehen laſſen/ und ihre Reiſe befodern/ welches nicht allein ſie/ ſondern auch ihr H.
Bruder verſchulden ſolte; wer ihr aber hierin zuwieder ſeyn wuͤrde/ nachdem ſie ihre Fr.
Mutter ſchon gewoñen haͤtte/ an dem wolte ſie ſich ſchier heut oder Morgen/ als an ihrem
aͤrgeſten Feinde raͤchen; welche Draͤuung er nicht unbillich zu herzen zog. Sie hingegen
wahr ſo ſchlauch/ daß ſie die verſamleten Reichs Raͤhte/ bey denen auch Pribiſla wahr/
ſtehendes Fuſſes beſuchete/ und eben die Verheiſſung und bedraulichen Trozworte ihnen
vorbrachte/ worauff dieſelben ungefodert nach der Koͤnigin gingen/ es mit ihr zu beraht-
ſchlagen/ da das Fraͤulein vorher Pribiſlaen ſeiner getahnen Zuſage erinnerte/ und mit
dieſen Worten beſchloß: In dieſem Stuͤk wil ich euch redlich pruͤfen/ ob ihr ein Werk- odeꝛ
Mund-Freund ſeid. Sie alle aber/ wie auch zuvor der Kanzler verſprachen ihr alle Be-
foderung ihrer Reiſe/ und lieſſen ihr doch die Gefahr nicht unangezeiget; welches ſie mit
einem Gelaͤchter und dieſer Rede beantwortete: Gott hat mich geſtern nicht zu dem Ende
im Waſſer erhalten/ daß ich Morgen oder uͤbermorgen zwiſchen hie und Padua ſol erſchla-
gen werden. Vielmehr ſollen die Herren Reichs Raͤhte betrachten/ daß ich durch dieſe Ge-
legenheit ſie der ſchweren Laſt groſſenteils entheben/ und ihren Koͤnig mit mir uͤberbrin-
gen werde. Als die Reichs Raͤhte bey der Koͤnigin anlangeten/ und dieſelbe ihnen ihrer
Frl. Tochter heftiges und mit Traͤhnen vermiſchetes begehren vorgetragen hatte/ antwor-
tete Herr Bretiſla als Reichskanzler alſo: Ihrer Koͤnigl. Hocheit Vorbringen iſt von
uns unteraͤhnigſt angehoͤret/ und ſchon von dem Durchl. Fraͤulein an uns faſt hefftig be-
gehret worden/ daß wir in dieſe Reiſe einwilligen moͤchten. Meine Meynung nun hieruͤber
zu eroͤffnen/ ſo geſtehe ich/ daß ich zwiſchen Tuͤhr und Angel ſo klam nie geſtecket/ als e-
ben jezt; dann dieſe gefaͤhrliche Reiſe zu rahten/ und die Verantwortung auff mich zu neh-
men/ da ihrer Gn. einiger Unfal zuſtoſſen ſolte/ iſt mir nicht tuhnlich/ dann es wuͤrde/ wie
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[230/0268] Erſtes Buch. ben/ ſondern es vorhin mit den Reichs Raͤhten in bedacht zihen/ dann es iſt nicht ſo ein ge- ringes/ wie deiner Jugend nach du es von der Hand ſchlaͤgeſt; Wann du noch ein unman- bahres Fraͤulein waͤhreſt/ haͤtte ich ſo viel wenigeꝛ zubedenken; nun du aber ſchon anſehn- licher biſt/ als dein Alter mit ſich zubringen pfleget/ muß ich ſo viel mehr und groͤſſere ſorge vor dich tragen. Ey herzen Fr. Mutter/ ſagte ſie/ hindert mich ſonſt nichts an der Reiſe/ ſo koͤnte ich mich leicht mit einem Mañeskleide verſtellen/ uñ euch dieſer angſt mit einem par Hoſen benehmẽ. Die Koͤnigin lachete des anſchlags/ uñ gab zur antwort: O mein Schaͤtz- gen/ meineſtu dz dich iemand wegẽ eines par Hoſen vor einen Jungling haltẽ werde? Nein o nein! deine Zartheit/ uñ dz du zimlich ſchon gebruͤſtet biſt/ wuͤrde dich viel zu bald verrah- ten. Meinen Buſem/ ſagte ſie weiß ich wol zuvermachen; ſo war jensmal meines Bruders Fuͤrſt Herkules Zartheit nicht viel geringer als die meine. Seine Sitten und Geberden/ ſagte die Koͤnigin/ auch die Gliedmaſſen/ gingen der Mannheit naͤher als deine. Ich wil mich in ſolchem allen auch wol zwingen/ antwortete das Fraͤulein/ und ob ihr meine Haar mir vorwerffen wuͤrdet/ ſol ein leichter Helm dieſelben bald unſichtbar machen. Du haſt es ſchon gar fleiſſig uͤbergeleget/ ſagte die Mutter/ gehe hin und heiß mir den Kanzler her- kommen/ daß ich ſeine Gedanken hieruͤber vernehme. Das Fraͤulein ſeumete ſich nicht/ redete ihn mit hoͤchſter Freundligkeit an/ er moͤchte ſich vor dißmahl als ein rechtſchaffeneꝛ Freund ſehen laſſen/ und ihre Reiſe befodern/ welches nicht allein ſie/ ſondern auch ihr H. Bruder verſchulden ſolte; wer ihr aber hierin zuwieder ſeyn wuͤrde/ nachdem ſie ihre Fr. Mutter ſchon gewoñen haͤtte/ an dem wolte ſie ſich ſchier heut oder Morgen/ als an ihrem aͤrgeſten Feinde raͤchen; welche Draͤuung er nicht unbillich zu herzen zog. Sie hingegen wahr ſo ſchlauch/ daß ſie die verſamleten Reichs Raͤhte/ bey denen auch Pribiſla wahr/ ſtehendes Fuſſes beſuchete/ und eben die Verheiſſung und bedraulichen Trozworte ihnen vorbrachte/ worauff dieſelben ungefodert nach der Koͤnigin gingen/ es mit ihr zu beraht- ſchlagen/ da das Fraͤulein vorher Pribiſlaen ſeiner getahnen Zuſage erinnerte/ und mit dieſen Worten beſchloß: In dieſem Stuͤk wil ich euch redlich pruͤfen/ ob ihr ein Werk- odeꝛ Mund-Freund ſeid. Sie alle aber/ wie auch zuvor der Kanzler verſprachen ihr alle Be- foderung ihrer Reiſe/ und lieſſen ihr doch die Gefahr nicht unangezeiget; welches ſie mit einem Gelaͤchter und dieſer Rede beantwortete: Gott hat mich geſtern nicht zu dem Ende im Waſſer erhalten/ daß ich Morgen oder uͤbermorgen zwiſchen hie und Padua ſol erſchla- gen werden. Vielmehr ſollen die Herren Reichs Raͤhte betrachten/ daß ich durch dieſe Ge- legenheit ſie der ſchweren Laſt groſſenteils entheben/ und ihren Koͤnig mit mir uͤberbrin- gen werde. Als die Reichs Raͤhte bey der Koͤnigin anlangeten/ und dieſelbe ihnen ihrer Frl. Tochter heftiges und mit Traͤhnen vermiſchetes begehren vorgetragen hatte/ antwor- tete Herr Bretiſla als Reichskanzler alſo: Ihrer Koͤnigl. Hocheit Vorbringen iſt von uns unteraͤhnigſt angehoͤret/ und ſchon von dem Durchl. Fraͤulein an uns faſt hefftig be- gehret worden/ daß wir in dieſe Reiſe einwilligen moͤchten. Meine Meynung nun hieruͤber zu eroͤffnen/ ſo geſtehe ich/ daß ich zwiſchen Tuͤhr und Angel ſo klam nie geſtecket/ als e- ben jezt; dann dieſe gefaͤhrliche Reiſe zu rahten/ und die Verantwortung auff mich zu neh- men/ da ihrer Gn. einiger Unfal zuſtoſſen ſolte/ iſt mir nicht tuhnlich/ dann es wuͤrde/ wie billich/ bey mir geſucht werden; dem Fraͤulein aber ſteiff zuwiederſtehen/ wil ich lieber die Kanzley

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 230. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/268>, abgerufen am 23.05.2024.