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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Erstes Buch.
men aber von den Zusehern ein gutes Lob jhrer Manheit/ und ward jhnen gegönnet/ ande-
re Pferde hohlen zu lassen. Nachgehends renneten noch mannicht zusammen/ und empfin-
gen einander zimlich rauch; da Frl. Sophia Gelegenheit nam/ mit jhrem Ladisla zu reden
wegen Herkules und Sibyllen Heyraht/ nachdem sie aus jhren freundlichen Gesprächen
eine heimliche Liebe/ jhrem Vorgeben nach/ muhtmassete; worauf er zur Antwort gab; er
wüste nicht/ was er in diesem Stük von jhm gedenken solte; sie würde aber von dem Fräu-
lein zu vernehmen haben/ ob er bey jhr dessen etwas geworben hätte/ dann wo solches nicht
solte geschehen seyn/ hätte man kein Wort deswegen zu verlieren; welche Antwort sie fast
aller Hoffnung beraubete. Der erste Ritter mit dem Riesen ward von einem ansehnlichen
Herrn ausgefodert/ welches jhn doch bald gereuete/ weil er im ersten Ritte springen muste.
Der Kotigte wolte sich biß daher an nichts kehren/ hielt gar am Ende/ ob währe er ümb
zusehens ankommen/ daß man schon einen gemeinen Spot aus jhm machete/ und ein stol-
zer Ritter/ welcher im Schilde einen Sperber führete/ d[e]r eine gefangene Taube hielt/ sich
offentlich verlauten lies/ er müste mit diesem Rostigen eine kurzweil anrichten; ritte auch
zu jhm/ und sagte: Ritter/ ich meine/ jhr seyd auch erschienen/ ein Speer zu brechen/ welches
ich mit euch gerne versuchen wolte. Dieser hatte gleich seine Gedanken am anderen Orte/
und betrachtete Herkules tapferes Gefechte/ desgleichen er nie mit Augen angesehen hatte/
daher gab er auff solche Rede keine Antwort; welches jener jhm vor eine Furchtsamkeit
auslegete/ und in dem er jhn beym Arme fassete/ also fort fuhr: Ritter jhr haltet in tieffen
Gedanken; oder wegert jhr euch meines Ansuchens/ so muß ich weiter gehen. Dieser schä-
mete sich des Fehlers/ und gab zur Antwort: Gewißlich Herr Ritter/ ich habe nicht gemet-
net/ daß seine ehrliche Anfoderung an mich gerichtet währe/ sonst würde ich gebührlich ge-
antwortet haben. Es ist noch Zeitig gnug/ sagte jener/ wann ichs nur gewehret werde. Ganz
gerne/ antwortete dieser; dann wer einen Rit scheuhet/ muß warlich ausserhalb Schranken
bleiben. Nahmen hierauf ohn ferner Wortwechseln die Bahn ein/ und warteten alle An-
wesende mit Verlangen/ was dieser Kotigte gutes verrichten würde. Sie sahen daß er im
Sattel sich sehr wol hielt/ das Pferd artig zu tummeln und sein Speer geschiklich zu schwen-
ken wuste; aber sein Gegenteil versprach jhm selbst den Sieg so gewiß/ als hätte er jhn schon
in Fäusten gehabt; wiewol das Treffen viel einanders auswieß; dann er ward von dem Ko-
tigten so unsanft auff die Erde gesetzt/ daß jhm sehen und hören verging/ und man jhn mit
zubrochenem Arme von der Bahn hinweg tragen muste/ da doch jener sich im geringsten
nicht bewägete/ und aller Zuseher Gunst bekam/ welche sageten/ dem Hochmuht währe
recht gelohnet. Des herabgestochenen Bruder wolte diesen Schimpfrächen/ welcher im
Eifer zu jhm ritte und also redete; Rostiger; das Unglük hat meinen Bruder durch eure
unwirdige Hand abgesezt/ der sonst eurer dreyen solte Fuß gehalten haben; ich aber werde
nach endigung dieses Schimpffspiels wissen/ euch deswegen zu besprechen. Dieser gab jhm
zur Antwort; Glänzender und Wolgepuzter/ ich habe eurer Zungenkraft schon erfahren/
was aber euer Arm vermag/ muß ich biß dahin aussetzen/ und sollet jhr mich nach alle eu-
rem Begehren finden. Der Stathalter und unsere Helden höreten diesen Zank und ver-
droß sie nicht wenig/ daß der Außfoderer solchen Frevel gebrauchen durfte/ daher jhm der
Stathalter selbst geboht/ sich als ein Schänder seiner Gesetze bald zupacken/ oder der straffe

gewär-

Erſtes Buch.
men aber von den Zuſehern ein gutes Lob jhrer Manheit/ und ward jhnen gegoͤnnet/ ande-
re Pfeꝛde hohlen zu laſſen. Nachgehends renneten noch mannicht zuſammen/ und empfin-
gen einander zimlich rauch; da Frl. Sophia Gelegenheit nam/ mit jhrem Ladiſla zu reden
wegen Herkules und Sibyllen Heyraht/ nachdem ſie aus jhren freundlichen Geſpraͤchen
eine heimliche Liebe/ jhrem Vorgeben nach/ muhtmaſſete; worauf er zur Antwort gab; er
wuͤſte nicht/ was er in dieſem Stuͤk von jhm gedenken ſolte; ſie wuͤꝛde aber von dem Fraͤu-
lein zu vernehmen haben/ ob er bey jhr deſſen etwas geworben haͤtte/ dann wo ſolches nicht
ſolte geſchehen ſeyn/ haͤtte man kein Wort deswegen zu verlieren; welche Antwort ſie faſt
aller Hoffnung beraubete. Der erſte Ritter mit dem Rieſen ward von einem anſehnlichen
Herꝛn ausgefodert/ welches jhn doch bald gereuete/ weil er im eꝛſten Ritte ſpringen muſte.
Der Kotigte wolte ſich biß daher an nichts kehren/ hielt gar am Ende/ ob waͤhre er uͤmb
zuſehens ankommen/ daß man ſchon einen gemeinen Spot aus jhm machete/ und ein ſtol-
zer Ritter/ welcher im Schilde einen Sperber fuͤhrete/ d[e]r eine gefangene Taube hielt/ ſich
offentlich verlauten lies/ er muͤſte mit dieſem Roſtigen eine kurzweil anrichten; ritte auch
zu jhm/ und ſagte: Ritter/ ich meine/ jhr ſeyd auch erſchienen/ ein Speer zu bꝛechen/ welches
ich mit euch gerne verſuchen wolte. Dieſer hatte gleich ſeine Gedanken am anderen Orte/
und betrachtete Herkules tapferes Gefechte/ desgleichen er nie mit Augen angeſehen hatte/
daher gab er auff ſolche Rede keine Antwort; welches jener jhm vor eine Furchtſamkeit
auslegete/ und in dem er jhn beym Arme faſſete/ alſo fort fuhr: Ritter jhr haltet in tieffen
Gedanken; oder wegert jhr euch meines Anſuchens/ ſo muß ich weiter gehen. Dieſer ſchaͤ-
mete ſich des Fehlers/ und gab zur Antwort: Gewißlich Herꝛ Ritter/ ich habe nicht gemet-
net/ daß ſeine ehꝛliche Anfoderung an mich gerichtet waͤhꝛe/ ſonſt wuͤꝛde ich gebuͤhꝛlich ge-
antwortet haben. Es iſt noch Zeitig gnug/ ſagte jener/ wañ ichs nur gewehret werde. Ganz
gerne/ antwortete dieſer; dann wer einen Rit ſcheuhet/ muß warlich auſſerhalb Schranken
bleiben. Nahmen hierauf ohn ferner Wortwechſeln die Bahn ein/ und warteten alle An-
weſende mit Verlangen/ was dieſer Kotigte gutes verrichten wuͤrde. Sie ſahen daß er im
Sattel ſich ſehr wol hielt/ das Pferd aꝛtig zu tummeln uñ ſein Speer geſchiklich zu ſchwen-
ken wuſte; aber ſein Gegenteil verſprach jhm ſelbſt dẽ Sieg ſo gewiß/ als haͤtte er jhn ſchon
in Faͤuſten gehabt; wiewol das Treffen viel einanders auswieß; dañ er ward von dem Ko-
tigten ſo unſanft auff die Erde geſetzt/ daß jhm ſehen und hoͤren veꝛging/ und man jhn mit
zubrochenem Arme von der Bahn hinweg tragen muſte/ da doch jener ſich im geringſten
nicht bewaͤgete/ und aller Zuſeher Gunſt bekam/ welche ſageten/ dem Hochmuht waͤhre
recht gelohnet. Des herabgeſtochenen Bruder wolte dieſen Schimpfraͤchen/ welcher im
Eifer zu jhm ritte und alſo redete; Roſtiger; das Ungluͤk hat meinen Bruder durch eure
unwirdige Hand abgeſezt/ der ſonſt eurer dreyen ſolte Fuß gehalten haben; ich aber werde
nach endigung dieſes Schimpffſpiels wiſſen/ euch deswegẽ zu beſprechen. Dieſer gab jhm
zur Antwort; Glaͤnzender und Wolgepuzter/ ich habe eurer Zungenkraft ſchon erfahren/
was aber euer Arm vermag/ muß ich biß dahin ausſetzen/ und ſollet jhr mich nach alle eu-
rem Begehren finden. Der Stathalter und unſere Helden hoͤreten dieſen Zank und ver-
droß ſie nicht wenig/ daß der Außfoderer ſolchen Frevel gebrauchen durfte/ daher jhm der
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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 240. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/278>, abgerufen am 23.05.2024.