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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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fallen; ihr sehet schon wie unsere Reuter dahinden bleiben. Herkules merkete wol/ daß jhm
alles an der Eile würde gelegen seyn/ muste doch den Pferden luft gönnen/ damit sie deren
länger gebrauchen könten/ und rieff Neklam zu sich/ daß er ausführlich erzählete/ wie es in
raubung des Frauleins ergangen währe; welcher darzu willig wahr/ und also anfing:
Gnädigste Herren/ als unser gnädigsten Frauen der Königin/ jhres Herrn Sohns Hei-
raht zu wissen gemacht ward/ hielt das Fräulein ganz inständig ümb Erläubnis an/ dersel-
ben beyzuwohnen/ welches doch jhre Hocheit vor jhr Häupt/ wie auch die Herren Reichs-
Rähte nicht einwilligen wolten/ biß endlich die gesamten Landstände mit darzu gezogen/
und von dem Fräulein auf jhre Seite gebracht wurden/ welche jhr 40 Reuter zur Beglei-
tung mitgaben. Das Fräulein hatte jhre zwo vertrauete ädle Leibjungfern/ Libussen und
Brelen bey sich in der Gutsche/ und etliche Wetscher auff zween Maul Eseln/ welche ich/
ausser einen/ gerettet/ und zu Padua unversehret überlieffert habe. Unsere Reise ging nach
allem Wunsch schnelle und glüklich fort/ biß wir in dem unseligen Flecken ankahmen/ und
in zwey nahe beyeinander gelegene Wirtshäuser einkehreten/ die Speise einnahmen/ und
uns zeitig an die Ruhe legeten/ weil das Fräulein Anordnung machete/ folgendes Tages
sehr früh auffzuseyn. Sie wolte anfangs sich zu Padua ungemeldet auffhalten/ und nie-
mand als meinem alten Vetter Wezesla ihre Anwesenheit zuwissen tuhn; hatte einen son-
derlichen kurzweiligen Auffzug vor/ in welchem ich des Narren spielen solte; Sie mit ih-
ren beyden Jungfrauen wolten die drey Göttinnen der Freundligkeit seyn; ihr angemasse-
ter Name wahr Aglaia/ Libussa solte Thalia/ Brela aber Euphrosyne heissen/ und solte die-
sen Abend solche Mummenschanze ihrem Herr Bruder und dessen Gemahl gebracht wor-
den seyn/ neben einem sonderlichen von ihrer Gn. selbst ersundenem neuen Tanze/ in wel-
chem sie sich alle Abend und Morgen auff den Herbergen dieser gantzen Reise fleissig übe-
ten. Ihre Durchl. selbst hatte einen kleinen zierlichen Handbogen mit einem Köcher voll
kleiner güldenen Pfeilichen/ an denen fornen eine kleberige Salbe geschmieret wahr/ daß
sie hafften blieben/ worauff man sie schoß. Mit diesen/ sagte sie/ wil ich allem Frauenzimmer
auff der Hochzeit eine furcht einjagen/ und ihnen die Pfeilichen in den Busem schiessen/ da
man ein lustiges Schreckgeruffe hören sol; und wer weiß/ ob nicht etliche gar schreyen und
klagen werden/ daß sie verwundet seyn; befahl auch ihren beyden Jungfern ihre kleine mit
rohter Farbe gefüllete Spritzichen frisch zugebrauchen/ und ihnen den Busem damit zu
netzen/ damit sie in den Wahn gerieten/ es währe ihr eigen Blut. Herkules wie betrübt er
wahr/ muste der lustigen Erfindung lachen/ und sagte: Wolte Gott/ daß ihr dieser Possen
angangen währe/ sie solte dessen schleunige Vergebung erhalten haben; Aber wie bezeigete
sich das Fräulein sonst auff der Reise? Gnädigster Fürst/ antwortete er; Ihr Herz wahr
mit freuden erfüllet/ weil sie schon alle Gefahr meynete überwunden haben/ und hatte/ weiß
nicht wz vor ein heimliches Gespräch mit Jungfer Libussen/ die ihr überaus geheim war/
daß sie sich auch mannichmahl mit ihr herzete; sie hatten einen kleinen Brief/ welcher
kreuzweise zusammen gefalzet wahr/ denselben lasen sie offt durch mit sonderlicher Belusti-
gung. Herkules hörete an diesem Zeichen/ daß es sein leztgeschriebenes Brieflein wahr/
und erkennete daher unfehlbar/ sie währe eigentlich durch die herzliche Liebe gegen ihn zu
dieser Reise bewogen worden/ welches er in seinem Hertzen ängstiglich beklagete. Neklam

fuhr
J i iij

Anderes Buch.
fallen; ihr ſehet ſchon wie unſere Reuter dahinden bleiben. Herkules merkete wol/ daß jhm
alles an der Eile wuͤrde gelegen ſeyn/ muſte doch den Pferden luft goͤnnen/ damit ſie deren
laͤnger gebrauchen koͤnten/ und rieff Neklam zu ſich/ daß er ausfuͤhrlich erzaͤhlete/ wie es in
raubung des Frauleins ergangen waͤhre; welcher darzu willig wahr/ und alſo anfing:
Gnaͤdigſte Herꝛen/ als unſer gnaͤdigſten Frauen der Koͤnigin/ jhres Herꝛn Sohns Hei-
raht zu wiſſen gemacht ward/ hielt das Fraͤulein ganz inſtaͤndig uͤmb Erlaͤubnis an/ derſel-
ben beyzuwohnen/ welches doch jhre Hocheit vor jhr Haͤupt/ wie auch die Herꝛen Reichs-
Raͤhte nicht einwilligen wolten/ biß endlich die geſamten Landſtaͤnde mit darzu gezogen/
und von dem Fraͤulein auf jhre Seite gebracht wurden/ welche jhr 40 Reuter zur Beglei-
tung mitgaben. Das Fraͤulein hatte jhre zwo vertrauete aͤdle Leibjungfern/ Libuſſen und
Brelen bey ſich in der Gutſche/ und etliche Wetſcher auff zween Maul Eſeln/ welche ich/
auſſer einen/ gerettet/ und zu Padua unverſehret uͤberlieffert habe. Unſere Reiſe ging nach
allem Wunſch ſchnelle und gluͤklich fort/ biß wir in dem unſeligen Flecken ankahmen/ und
in zwey nahe beyeinander gelegene Wirtshaͤuſer einkehreten/ die Speiſe einnahmen/ und
uns zeitig an die Ruhe legeten/ weil das Fraͤulein Anordnung machete/ folgendes Tages
ſehr fruͤh auffzuſeyn. Sie wolte anfangs ſich zu Padua ungemeldet auffhalten/ und nie-
mand als meinem alten Vetter Wezeſla ihre Anweſenheit zuwiſſen tuhn; hatte einen ſon-
derlichen kurzweiligen Auffzug vor/ in welchem ich des Narren ſpielen ſolte; Sie mit ih-
ren beyden Jungfrauen wolten die drey Goͤttinnen der Freundligkeit ſeyn; ihr angemaſſe-
ter Name wahr Aglaia/ Libuſſa ſolte Thalia/ Brela aber Euphroſyne heiſſen/ und ſolte die-
ſen Abend ſolche Mummenſchanze ihrem Herr Bruder und deſſen Gemahl gebracht woꝛ-
den ſeyn/ neben einem ſonderlichen von ihrer Gn. ſelbſt erſundenem neuen Tanze/ in wel-
chem ſie ſich alle Abend und Morgen auff den Herbergen dieſer gantzen Reiſe fleiſſig uͤbe-
ten. Ihre Durchl. ſelbſt hatte einen kleinen zierlichen Handbogen mit einem Koͤcher voll
kleiner guͤldenen Pfeilichen/ an denen fornen eine kleberige Salbe geſchmieret wahr/ daß
ſie hafften blieben/ worauff man ſie ſchoß. Mit dieſen/ ſagte ſie/ wil ich allem Frauenzimmeꝛ
auff der Hochzeit eine furcht einjagen/ und ihnen die Pfeilichen in den Buſem ſchieſſen/ da
man ein luſtiges Schreckgeruffe hoͤren ſol; und wer weiß/ ob nicht etliche gar ſchreyen uñ
klagen werden/ daß ſie verwundet ſeyn; befahl auch ihren beyden Jungfern ihre kleine mit
rohter Farbe gefuͤllete Spritzichen friſch zugebrauchen/ und ihnen den Buſem damit zu
netzen/ damit ſie in den Wahn gerieten/ es waͤhre ihr eigen Blut. Herkules wie betruͤbt er
wahr/ muſte der luſtigen Erfindung lachen/ und ſagte: Wolte Gott/ daß ihr dieſer Poſſen
angangen waͤhre/ ſie ſolte deſſen ſchleunige Vergebung erhalten haben; Aber wie bezeigete
ſich das Fraͤulein ſonſt auff der Reiſe? Gnaͤdigſter Fuͤrſt/ antwortete er; Ihr Herz wahr
mit freuden erfuͤllet/ weil ſie ſchon alle Gefahr meynete uͤberwunden haben/ und hatte/ weiß
nicht wz vor ein heimliches Geſpraͤch mit Jungfer Libuſſen/ die ihr uͤberaus geheim war/
daß ſie ſich auch mannichmahl mit ihr herzete; ſie hatten einen kleinen Brief/ welcher
kreuzweiſe zuſammen gefalzet wahr/ denſelben laſen ſie offt durch mit ſonderlicher Beluſti-
gung. Herkules hoͤrete an dieſem Zeichen/ daß es ſein leztgeſchriebenes Brieflein wahr/
und erkennete daher unfehlbar/ ſie waͤhre eigentlich durch die herzliche Liebe gegen ihn zu
dieſer Reiſe bewogen worden/ welches er in ſeinem Hertzen aͤngſtiglich beklagete. Neklam

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[253/0291] Anderes Buch. fallen; ihr ſehet ſchon wie unſere Reuter dahinden bleiben. Herkules merkete wol/ daß jhm alles an der Eile wuͤrde gelegen ſeyn/ muſte doch den Pferden luft goͤnnen/ damit ſie deren laͤnger gebrauchen koͤnten/ und rieff Neklam zu ſich/ daß er ausfuͤhrlich erzaͤhlete/ wie es in raubung des Frauleins ergangen waͤhre; welcher darzu willig wahr/ und alſo anfing: Gnaͤdigſte Herꝛen/ als unſer gnaͤdigſten Frauen der Koͤnigin/ jhres Herꝛn Sohns Hei- raht zu wiſſen gemacht ward/ hielt das Fraͤulein ganz inſtaͤndig uͤmb Erlaͤubnis an/ derſel- ben beyzuwohnen/ welches doch jhre Hocheit vor jhr Haͤupt/ wie auch die Herꝛen Reichs- Raͤhte nicht einwilligen wolten/ biß endlich die geſamten Landſtaͤnde mit darzu gezogen/ und von dem Fraͤulein auf jhre Seite gebracht wurden/ welche jhr 40 Reuter zur Beglei- tung mitgaben. Das Fraͤulein hatte jhre zwo vertrauete aͤdle Leibjungfern/ Libuſſen und Brelen bey ſich in der Gutſche/ und etliche Wetſcher auff zween Maul Eſeln/ welche ich/ auſſer einen/ gerettet/ und zu Padua unverſehret uͤberlieffert habe. Unſere Reiſe ging nach allem Wunſch ſchnelle und gluͤklich fort/ biß wir in dem unſeligen Flecken ankahmen/ und in zwey nahe beyeinander gelegene Wirtshaͤuſer einkehreten/ die Speiſe einnahmen/ und uns zeitig an die Ruhe legeten/ weil das Fraͤulein Anordnung machete/ folgendes Tages ſehr fruͤh auffzuſeyn. Sie wolte anfangs ſich zu Padua ungemeldet auffhalten/ und nie- mand als meinem alten Vetter Wezeſla ihre Anweſenheit zuwiſſen tuhn; hatte einen ſon- derlichen kurzweiligen Auffzug vor/ in welchem ich des Narren ſpielen ſolte; Sie mit ih- ren beyden Jungfrauen wolten die drey Goͤttinnen der Freundligkeit ſeyn; ihr angemaſſe- ter Name wahr Aglaia/ Libuſſa ſolte Thalia/ Brela aber Euphroſyne heiſſen/ und ſolte die- ſen Abend ſolche Mummenſchanze ihrem Herr Bruder und deſſen Gemahl gebracht woꝛ- den ſeyn/ neben einem ſonderlichen von ihrer Gn. ſelbſt erſundenem neuen Tanze/ in wel- chem ſie ſich alle Abend und Morgen auff den Herbergen dieſer gantzen Reiſe fleiſſig uͤbe- ten. Ihre Durchl. ſelbſt hatte einen kleinen zierlichen Handbogen mit einem Koͤcher voll kleiner guͤldenen Pfeilichen/ an denen fornen eine kleberige Salbe geſchmieret wahr/ daß ſie hafften blieben/ worauff man ſie ſchoß. Mit dieſen/ ſagte ſie/ wil ich allem Frauenzimmeꝛ auff der Hochzeit eine furcht einjagen/ und ihnen die Pfeilichen in den Buſem ſchieſſen/ da man ein luſtiges Schreckgeruffe hoͤren ſol; und wer weiß/ ob nicht etliche gar ſchreyen uñ klagen werden/ daß ſie verwundet ſeyn; befahl auch ihren beyden Jungfern ihre kleine mit rohter Farbe gefuͤllete Spritzichen friſch zugebrauchen/ und ihnen den Buſem damit zu netzen/ damit ſie in den Wahn gerieten/ es waͤhre ihr eigen Blut. Herkules wie betruͤbt er wahr/ muſte der luſtigen Erfindung lachen/ und ſagte: Wolte Gott/ daß ihr dieſer Poſſen angangen waͤhre/ ſie ſolte deſſen ſchleunige Vergebung erhalten haben; Aber wie bezeigete ſich das Fraͤulein ſonſt auff der Reiſe? Gnaͤdigſter Fuͤrſt/ antwortete er; Ihr Herz wahr mit freuden erfuͤllet/ weil ſie ſchon alle Gefahr meynete uͤberwunden haben/ und hatte/ weiß nicht wz vor ein heimliches Geſpraͤch mit Jungfer Libuſſen/ die ihr uͤberaus geheim war/ daß ſie ſich auch mannichmahl mit ihr herzete; ſie hatten einen kleinen Brief/ welcher kreuzweiſe zuſammen gefalzet wahr/ denſelben laſen ſie offt durch mit ſonderlicher Beluſti- gung. Herkules hoͤrete an dieſem Zeichen/ daß es ſein leztgeſchriebenes Brieflein wahr/ und erkennete daher unfehlbar/ ſie waͤhre eigentlich durch die herzliche Liebe gegen ihn zu dieſer Reiſe bewogen worden/ welches er in ſeinem Hertzen aͤngſtiglich beklagete. Neklam fuhr J i iij

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 253. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/291>, abgerufen am 23.05.2024.