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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Anderes Buch.
teilung zusammen getrieben hatten/ damit ich Lebensmittel haben möchte; jch wahr des
Wollebens gewohnet/ und hatte nichts gelernet wodurch ich mein Brod gewinnen mögen;
so wahr ich auch guter Tage begierig/ hatte aber den Beutel ausgeleeret/ und wolte doch
nicht Mangel leiden/ daher suchte ich eine Räuber-Geselschaft/ fand sie auch in dieser
Stad an etlichen meines gleichen/ und erhielt mich eine Zeitlang durch solche Untugend;
endlich gedauchte mich diese Hantihrung zu grosse Gefahr auff sich haben/ brachte auch
nicht allemahl so viel ein als ich mir wol Hoffnung gemacht hatte/ deswegen zog ich mich
davon abe/ und ward ein Gastwirt/ nirgends anders ümb/ als daß ich nicht mehr dürffte
nach dem Raube ausgehen/ sondern fremde Gäste mir denselben ins Hauß bringen möchten.
Dieses hat mir etliche Jahr geglücket/ aber endlich sind meine Haus Götter solcher Un-
taht müde worden/ und haben mich in dieser meiner Boßheit an das Tage-Liecht herge-
stellet. So sehet nun auff mich/ Junge und Alte/ damit jhr nicht mit mir vor der Welt zu
Spot und Schanden werdet. Ihr Jungen/ lernet beyzeiten etwas redliches/ daher ihr
euch ernähren könnet/ und gewähnet euch nicht zum Müssiggange. Ihr Alten verzehret
nicht mehr als jhr erwerbet/ und lasset euch genügen an der Notturft. Ich weiß wol das
es meines gleichen unterschiedliche in Korinth gibt/ so wol nach meiner lezten als ersten
Betreibung/ und möchte wünschen/ daß sie alle hie bey mir stünden den Lohn zuempfahen/
damit die Stad von solchem Unflaht gesaubert würde; weil solches aber ein vergeblicher
Wunsch ist/ hoffe ich dannoch durch diese meine Vermahnung etliche von solcher Boß-
heit abzuzihen/ und an meines Lebens Ende dem lieben Vaterlande einen guten Dienst zu-
tuhn/ vor die mir anjezt erzeigete Gnade. Das erschlagene fromme Weib liegt mir gewal-
tig auff der Seele/ dann ich habe sie anfangs ümb die Ehre/ hernach ümbs Leben gebracht/
und hat sie mir es geweissaget/ der almächtige Gott/ der sie ümb jhrer Sünde willen in die-
se Noht gerahten lassen/ würde meine Ubeltaht in kurzer frist an den Tag bringen/ so daß
mein eigen Maul mich verrahten würde; welches ich auch halte geschehen seyn/ und Herr
Amyntas leicht erfahren kan. Ich sage nochmahl/ daß dieser Mord mir das Herz gewal-
tig drücke; aber mein lezter noch vielmehr/ welcher dreyfach ist; dann wer kan es leugnen/
daß ich nicht solte diese meine beyden Oheimbe/ und diesen meinen frommen Knecht Kal-
lias ermordet haben. Ich ich bin eine Ursach jhres Todes; jene beyden habe ich durch mei-
ne Lügen verleitet; diesen habe ich gezwungen übel zutuhn/ dagegen er mich von anfang her
geträulich von solcher Boßheit abgerahten/ mir auch Mittel vorgeschlagen hat/ wodurch
ich mich ehrlich ernähren möchte; weil ich aber nicht habe folge leisten wollen/ so trit her
du Henker und erteile mir den Lohn/ welchen ich doch vor die höchste Gnade erkenne/ so Zeit
meines Lebens mir wiederfahren ist/ dann ich habe über die 50 Menschen teils selbst er-
mordet/ teils Raht und Taht darzu geleget. Wie es nach dem tode meiner armen Seele er-
gehen werde/ muß ich gewärtig seyn/ und wann alle von mir ermordete sich an mir rächen
wolten/ wie ich fürchten muß/ werde ich des Leidens so viel finden/ daß mir die Haar davor
zu Berge stehen. Hiemit endigte er/ setzete sich auff die Knie/ und ließ sich einer Spanne
kürzer machen. Amyntas ging nach gehaltenem Gericht nach Hause/ und erzählete seinen
Gästen allen Verlauff; worüber Valikules seuffzete/ und zur Antwort gab: O weh o weh
dieser armen Seele des verzweiffelten Akusilaus! er hat sich vor die Seelen der von ihm

erschla-

Anderes Buch.
teilung zuſammen getrieben hatten/ damit ich Lebensmittel haben moͤchte; jch wahr des
Wollebens gewohnet/ und hatte nichts geleꝛnet wodurch ich mein Brod gewiñen moͤgen;
ſo wahr ich auch guter Tage begierig/ hatte aber den Beutel ausgeleeret/ und wolte doch
nicht Mangel leiden/ daher ſuchte ich eine Raͤuber-Geſelſchaft/ fand ſie auch in dieſer
Stad an etlichen meines gleichen/ und erhielt mich eine Zeitlang durch ſolche Untugend;
endlich gedauchte mich dieſe Hantihrung zu groſſe Gefahr auff ſich haben/ brachte auch
nicht allemahl ſo viel ein als ich mir wol Hoffnung gemacht hatte/ deswegen zog ich mich
davon abe/ und ward ein Gaſtwirt/ nirgends anders uͤmb/ als daß ich nicht mehr duͤrffte
nach dem Raube ausgehen/ ſondern fremde Gaͤſte mir denſelben ins Hauß bringẽ moͤchtẽ.
Dieſes hat mir etliche Jahr gegluͤcket/ aber endlich ſind meine Haus Goͤtter ſolcher Un-
taht muͤde worden/ und haben mich in dieſer meiner Boßheit an das Tage-Liecht herge-
ſtellet. So ſehet nun auff mich/ Junge und Alte/ damit jhr nicht mit mir vor der Welt zu
Spot und Schanden werdet. Ihr Jungen/ lernet beyzeiten etwas redliches/ daher ihr
euch ernaͤhren koͤnnet/ und gewaͤhnet euch nicht zum Muͤſſiggange. Ihr Alten verzehret
nicht mehr als jhr erwerbet/ und laſſet euch genuͤgen an der Notturft. Ich weiß wol das
es meines gleichen unterſchiedliche in Korinth gibt/ ſo wol nach meiner lezten als erſten
Betreibung/ und moͤchte wuͤnſchen/ daß ſie alle hie bey mir ſtuͤnden den Lohn zuempfahen/
damit die Stad von ſolchem Unflaht geſaubert wuͤrde; weil ſolches aber ein vergeblicher
Wunſch iſt/ hoffe ich dannoch durch dieſe meine Vermahnung etliche von ſolcher Boß-
heit abzuzihen/ und an meines Lebens Ende dem lieben Vaterlande einen guten Dienſt zu-
tuhn/ vor die mir anjezt erzeigete Gnade. Das erſchlagene fromme Weib liegt mir gewal-
tig auff der Seele/ dann ich habe ſie anfangs uͤmb die Ehre/ hernach uͤmbs Leben gebracht/
und hat ſie mir es geweiſſaget/ der almaͤchtige Gott/ der ſie uͤmb jhrer Suͤnde willen in die-
ſe Noht gerahten laſſen/ wuͤrde meine Ubeltaht in kurzer friſt an den Tag bringen/ ſo daß
mein eigen Maul mich verrahten wuͤrde; welches ich auch halte geſchehen ſeyn/ und Herꝛ
Amyntas leicht erfahren kan. Ich ſage nochmahl/ daß dieſer Moꝛd mir das Herz gewal-
tig druͤcke; aber mein lezter noch vielmehr/ welcher dreyfach iſt; dann wer kan es leugnen/
daß ich nicht ſolte dieſe meine beyden Oheimbe/ und dieſen meinen frommen Knecht Kal-
lias ermordet haben. Ich ich bin eine Urſach jhres Todes; jene beyden habe ich durch mei-
ne Luͤgen verleitet; dieſen habe ich gezwungen uͤbel zutuhn/ dagegen er mich von anfang her
getraͤulich von ſolcher Boßheit abgerahten/ mir auch Mittel vorgeſchlagen hat/ wodurch
ich mich ehrlich ernaͤhren moͤchte; weil ich aber nicht habe folge leiſten wollen/ ſo trit her
du Henker und erteile mir den Lohn/ welchen ich doch vor die hoͤchſte Gnade erkeñe/ ſo Zeit
meines Lebens mir wiederfahren iſt/ dann ich habe uͤber die 50 Menſchen teils ſelbſt er-
mordet/ teils Raht und Taht darzu geleget. Wie es nach dem tode meiner armen Seele er-
gehen werde/ muß ich gewaͤrtig ſeyn/ und wann alle von mir ermordete ſich an mir raͤchen
wolten/ wie ich fuͤrchten muß/ werde ich des Leidens ſo viel finden/ daß mir die Haar davor
zu Berge ſtehen. Hiemit endigte er/ ſetzete ſich auff die Knie/ und ließ ſich einer Spanne
kuͤrzer machen. Amyntas ging nach gehaltenem Gericht nach Hauſe/ und erzaͤhlete ſeinen
Gaͤſten allen Verlauff; woruͤber Valikules ſeuffzete/ und zur Antwort gab: O weh o weh
dieſer armen Seele des verzweiffelten Akuſilaus! er hat ſich vor die Seelen der von ihm

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[319/0357] Anderes Buch. teilung zuſammen getrieben hatten/ damit ich Lebensmittel haben moͤchte; jch wahr des Wollebens gewohnet/ und hatte nichts geleꝛnet wodurch ich mein Brod gewiñen moͤgen; ſo wahr ich auch guter Tage begierig/ hatte aber den Beutel ausgeleeret/ und wolte doch nicht Mangel leiden/ daher ſuchte ich eine Raͤuber-Geſelſchaft/ fand ſie auch in dieſer Stad an etlichen meines gleichen/ und erhielt mich eine Zeitlang durch ſolche Untugend; endlich gedauchte mich dieſe Hantihrung zu groſſe Gefahr auff ſich haben/ brachte auch nicht allemahl ſo viel ein als ich mir wol Hoffnung gemacht hatte/ deswegen zog ich mich davon abe/ und ward ein Gaſtwirt/ nirgends anders uͤmb/ als daß ich nicht mehr duͤrffte nach dem Raube ausgehen/ ſondern fremde Gaͤſte mir denſelben ins Hauß bringẽ moͤchtẽ. Dieſes hat mir etliche Jahr gegluͤcket/ aber endlich ſind meine Haus Goͤtter ſolcher Un- taht muͤde worden/ und haben mich in dieſer meiner Boßheit an das Tage-Liecht herge- ſtellet. So ſehet nun auff mich/ Junge und Alte/ damit jhr nicht mit mir vor der Welt zu Spot und Schanden werdet. Ihr Jungen/ lernet beyzeiten etwas redliches/ daher ihr euch ernaͤhren koͤnnet/ und gewaͤhnet euch nicht zum Muͤſſiggange. Ihr Alten verzehret nicht mehr als jhr erwerbet/ und laſſet euch genuͤgen an der Notturft. Ich weiß wol das es meines gleichen unterſchiedliche in Korinth gibt/ ſo wol nach meiner lezten als erſten Betreibung/ und moͤchte wuͤnſchen/ daß ſie alle hie bey mir ſtuͤnden den Lohn zuempfahen/ damit die Stad von ſolchem Unflaht geſaubert wuͤrde; weil ſolches aber ein vergeblicher Wunſch iſt/ hoffe ich dannoch durch dieſe meine Vermahnung etliche von ſolcher Boß- heit abzuzihen/ und an meines Lebens Ende dem lieben Vaterlande einen guten Dienſt zu- tuhn/ vor die mir anjezt erzeigete Gnade. Das erſchlagene fromme Weib liegt mir gewal- tig auff der Seele/ dann ich habe ſie anfangs uͤmb die Ehre/ hernach uͤmbs Leben gebracht/ und hat ſie mir es geweiſſaget/ der almaͤchtige Gott/ der ſie uͤmb jhrer Suͤnde willen in die- ſe Noht gerahten laſſen/ wuͤrde meine Ubeltaht in kurzer friſt an den Tag bringen/ ſo daß mein eigen Maul mich verrahten wuͤrde; welches ich auch halte geſchehen ſeyn/ und Herꝛ Amyntas leicht erfahren kan. Ich ſage nochmahl/ daß dieſer Moꝛd mir das Herz gewal- tig druͤcke; aber mein lezter noch vielmehr/ welcher dreyfach iſt; dann wer kan es leugnen/ daß ich nicht ſolte dieſe meine beyden Oheimbe/ und dieſen meinen frommen Knecht Kal- lias ermordet haben. Ich ich bin eine Urſach jhres Todes; jene beyden habe ich durch mei- ne Luͤgen verleitet; dieſen habe ich gezwungen uͤbel zutuhn/ dagegen er mich von anfang her getraͤulich von ſolcher Boßheit abgerahten/ mir auch Mittel vorgeſchlagen hat/ wodurch ich mich ehrlich ernaͤhren moͤchte; weil ich aber nicht habe folge leiſten wollen/ ſo trit her du Henker und erteile mir den Lohn/ welchen ich doch vor die hoͤchſte Gnade erkeñe/ ſo Zeit meines Lebens mir wiederfahren iſt/ dann ich habe uͤber die 50 Menſchen teils ſelbſt er- mordet/ teils Raht und Taht darzu geleget. Wie es nach dem tode meiner armen Seele er- gehen werde/ muß ich gewaͤrtig ſeyn/ und wann alle von mir ermordete ſich an mir raͤchen wolten/ wie ich fuͤrchten muß/ werde ich des Leidens ſo viel finden/ daß mir die Haar davor zu Berge ſtehen. Hiemit endigte er/ ſetzete ſich auff die Knie/ und ließ ſich einer Spanne kuͤrzer machen. Amyntas ging nach gehaltenem Gericht nach Hauſe/ und erzaͤhlete ſeinen Gaͤſten allen Verlauff; woruͤber Valikules ſeuffzete/ und zur Antwort gab: O weh o weh dieſer armen Seele des verzweiffelten Akuſilaus! er hat ſich vor die Seelen der von ihm erſchla-

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 319. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/357>, abgerufen am 25.05.2024.