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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Anderes Buch.
dieselben etwas zugesinnen/ so ist meine fleissige Vorbitte/ dieselben wollen den beyden ar-
men Sündern Akusilaus und seinem Knechte so viel Gnade erzeigen/ und da sie ihre übel-
taht erkennen werden/ ihnen den gelindesten Tod antuhn/ von welchem sie durch kein Recht
werden können loßgesprochen werden. Der Raht trat auff der Schau Bühne zusammen/
unter welcher Zeit Akusilaus zu guten Gedanken greiff/ seine begangene Mordtaht öffent-
lich bekennete/ und mit einem wehmühtigen Fußfalle umb Gnade baht; da der Rahtsmei-
ster unserm Valikules mit entblössetem Häupte antwortete: Trefflicher Ritter/ wir alle
mit einander müssen bekennen/ daß bey Menschen Gedenken eine solche Heldentaht zu Ko-
rinth und in ganz Griechenland nicht begangen ist/ welche wir so hoch schätzen/ daß wir un-
sern Augen kaum trauen dürffen. Eure Ehr/ ädler Ritter/ wird vor dergleichen Lästerer
wol ungekränket bleiben/ welche zuerheben wir nicht unterlassen sollen. Betreffend die Ge-
fangenen/ müssen sie euer kräfftigen Vorbitte geniessen/ wie wenig sie es auch umb euch
verdienet haben/ und da ihnen sonst die Kreuzigung erkennet wahr/ sollen sie mit dem
Schwerte begnadet werden. Valikules bedankete sich der hohen Gewogenheit/ und ver-
pflichtete sich zu jhren Diensten/ nam sein Schwert und Schild zu sich/ und schwänkete
sich in vollem Harnische so ringfertig auff sein Pferd/ daß die Zuseher sprachen: es währe
des Ritters gleichen in aller Welt nicht zufinden. Gleich da er auffgestiegen wahr/ ersahe
er unter den Umstehenden einen ansehnlichen Mann/ welchen er aus seinen Geberden
vor einen Christen hielt/ wie er auch wahr; denselben baht er/ die beyden Pferde der Er-
schlagenen zu sich zunehmen/ sie zu verkauffen/ und das Geld unter die Armen auszu-
teilen/ welcher/ wegen der Armut dankend/ ihm solches verhieß. Seines Sieges aber
freuete sich niemand so herzlich/ als sein ergebener Gallus/ welcher nunmehr sahe/ was
vor einem Herrn er aufwartete. Die Jünglinge kahmen auch zu jhm geritten/ wün-
scheten jhm des erhaltenen treflichen Sieges wegen Glük/ und verbunden sich/ jhm willig
zudienen. Valikules gebrauchete sich seiner gewöhnlichen Freundligkeit gegen sie/ baht
ümb jhre gute Gewogenheit/ und verpflichtete sich nach Vermögen zu jhrem guten Willen.
Nach jhrem Abzuge erging alsbald das Gerichte über die armen Sünder/ da der Knecht
Kallias sich anfangs vor die Begnadung bedankete/ und anzeigete/ er hätte nie den Willen
gehabt/ solche Mordtaht zubegehen/ aber sein Herr/ dem es die Götter vergeben möchten/
hätte jhn mit Gewalt und durch Bedräuung darzu gezwungen/ daß er hätte müssen mit
Hand anlegen/ und jhm an die zwanzig fremde Gäste helffen ümbringen. Die Rahtsher-
ren entsetzeten sich über solcher Bekäntnis/ und wahr jhnen die erteilete Begnadigung
schon leyd/ welche sie doch Valikules zu Ehren nicht wieder auffruffen wolten/ ward also
dieser zu erst hingerichtet. Akusilaus gestund dessen Bekäntnis/ baht sehr/ daß die erteilete
Gnade in jhrer Kraft verbleiben möchte/ und fing zu der ümstehenden Bürgerschaft diese
Rede an: Ihr Bürger von Korinth/ die jhr zugegen/ und abwesend seyd/ wendet eure Au-
gen her auf mich/ und stellet euch den boßhaften mörderischen Wirt Akusilaus vor zum
Beyspiel/ daß jhr nicht dermahleins/ wie er/ des Henkers Schwert/ als eine sonderliche
Gnade euch selbst bitten dürfet. Die erste Grund Ursach aller meiner begangenen Boß-
heit ist/ Hoffart/ Wollust/ und Faulheit; Meine Güter hatte ich in der Jugend verprasset/
welche meine Eltern durch Mühe und Schweiß/ ja auch wol durch Betrug und Vervor-

teilung

Anderes Buch.
dieſelben etwas zugeſinnen/ ſo iſt meine fleiſſige Vorbitte/ dieſelben wollen den beyden ar-
men Suͤndern Akuſilaus und ſeinem Knechte ſo viel Gnade erzeigen/ und da ſie ihre uͤbel-
taht erkennen werden/ ihnen den gelindeſtẽ Tod antuhn/ von welchem ſie durch kein Recht
werden koͤnnen loßgeſprochen werden. Der Raht trat auff der Schau Buͤhne zuſammen/
unter welcher Zeit Akuſilaus zu guten Gedanken greiff/ ſeine begangene Mordtaht oͤffent-
lich bekennete/ und mit einem wehmuͤhtigen Fußfalle umb Gnade baht; da der Rahtsmei-
ſter unſerm Valikules mit entbloͤſſetem Haͤupte antwortete: Trefflicher Ritter/ wir alle
mit einander muͤſſen bekennen/ daß bey Menſchen Gedenken eine ſolche Heldentaht zu Ko-
rinth und in ganz Griechenland nicht begangen iſt/ welche wir ſo hoch ſchaͤtzen/ daß wir un-
ſern Augen kaum trauen duͤrffen. Eure Ehr/ aͤdler Ritter/ wird vor dergleichen Laͤſterer
wol ungekraͤnket bleiben/ welche zuerheben wir nicht unterlaſſen ſollen. Betreffend die Ge-
fangenen/ muͤſſen ſie euer kraͤfftigen Vorbitte genieſſen/ wie wenig ſie es auch umb euch
verdienet haben/ und da ihnen ſonſt die Kreuzigung erkennet wahr/ ſollen ſie mit dem
Schwerte begnadet werden. Valikules bedankete ſich der hohen Gewogenheit/ und ver-
pflichtete ſich zu jhren Dienſten/ nam ſein Schwert und Schild zu ſich/ und ſchwaͤnkete
ſich in vollem Harniſche ſo ringfertig auff ſein Pferd/ daß die Zuſeher ſprachen: es waͤhre
des Ritters gleichen in aller Welt nicht zufinden. Gleich da er auffgeſtiegen wahr/ erſahe
er unter den Umſtehenden einen anſehnlichen Mann/ welchen er aus ſeinen Geberden
vor einen Chriſten hielt/ wie er auch wahr; denſelben baht er/ die beyden Pferde der Er-
ſchlagenen zu ſich zunehmen/ ſie zu verkauffen/ und das Geld unter die Armen auszu-
teilen/ welcher/ wegen der Armut dankend/ ihm ſolches verhieß. Seines Sieges aber
freuete ſich niemand ſo herzlich/ als ſein ergebener Gallus/ welcher nunmehr ſahe/ was
vor einem Herꝛn er aufwartete. Die Juͤnglinge kahmen auch zu jhm geritten/ wuͤn-
ſcheten jhm des erhaltenen treflichen Sieges wegen Gluͤk/ und verbunden ſich/ jhm willig
zudienen. Valikules gebrauchete ſich ſeiner gewoͤhnlichen Freundligkeit gegen ſie/ baht
uͤmb jhre gute Gewogenheit/ und verpflichtete ſich nach Vermoͤgen zu jhrem guten Willẽ.
Nach jhrem Abzuge erging alsbald das Gerichte uͤber die armen Suͤnder/ da der Knecht
Kallias ſich anfangs vor die Begnadung bedankete/ und anzeigete/ er haͤtte nie den Willen
gehabt/ ſolche Mordtaht zubegehen/ aber ſein Herꝛ/ dem es die Goͤtter vergeben moͤchten/
haͤtte jhn mit Gewalt und durch Bedraͤuung darzu gezwungen/ daß er haͤtte muͤſſen mit
Hand anlegen/ und jhm an die zwanzig fremde Gaͤſte helffen uͤmbringen. Die Rahtsher-
ren entſetzeten ſich uͤber ſolcher Bekaͤntnis/ und wahr jhnen die erteilete Begnadigung
ſchon leyd/ welche ſie doch Valikules zu Ehren nicht wieder auffruffen wolten/ ward alſo
dieſer zu erſt hingerichtet. Akuſilaus geſtund deſſen Bekaͤntnis/ baht ſehr/ daß die erteilete
Gnade in jhrer Kraft verbleiben moͤchte/ und fing zu der uͤmſtehenden Buͤrgerſchaft dieſe
Rede an: Ihr Buͤrger von Korinth/ die jhr zugegen/ und abweſend ſeyd/ wendet eure Au-
gen her auf mich/ und ſtellet euch den boßhaften moͤrderiſchen Wirt Akuſilaus vor zum
Beyſpiel/ daß jhr nicht dermahleins/ wie er/ des Henkers Schwert/ als eine ſonderliche
Gnade euch ſelbſt bitten duͤrfet. Die erſte Grund Urſach aller meiner begangenen Boß-
heit iſt/ Hoffart/ Wolluſt/ und Faulheit; Meine Guͤter hatte ich in der Jugend verpraſſet/
welche meine Eltern durch Muͤhe und Schweiß/ ja auch wol durch Betrug und Vervoꝛ-

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[318/0356] Anderes Buch. dieſelben etwas zugeſinnen/ ſo iſt meine fleiſſige Vorbitte/ dieſelben wollen den beyden ar- men Suͤndern Akuſilaus und ſeinem Knechte ſo viel Gnade erzeigen/ und da ſie ihre uͤbel- taht erkennen werden/ ihnen den gelindeſtẽ Tod antuhn/ von welchem ſie durch kein Recht werden koͤnnen loßgeſprochen werden. Der Raht trat auff der Schau Buͤhne zuſammen/ unter welcher Zeit Akuſilaus zu guten Gedanken greiff/ ſeine begangene Mordtaht oͤffent- lich bekennete/ und mit einem wehmuͤhtigen Fußfalle umb Gnade baht; da der Rahtsmei- ſter unſerm Valikules mit entbloͤſſetem Haͤupte antwortete: Trefflicher Ritter/ wir alle mit einander muͤſſen bekennen/ daß bey Menſchen Gedenken eine ſolche Heldentaht zu Ko- rinth und in ganz Griechenland nicht begangen iſt/ welche wir ſo hoch ſchaͤtzen/ daß wir un- ſern Augen kaum trauen duͤrffen. Eure Ehr/ aͤdler Ritter/ wird vor dergleichen Laͤſterer wol ungekraͤnket bleiben/ welche zuerheben wir nicht unterlaſſen ſollen. Betreffend die Ge- fangenen/ muͤſſen ſie euer kraͤfftigen Vorbitte genieſſen/ wie wenig ſie es auch umb euch verdienet haben/ und da ihnen ſonſt die Kreuzigung erkennet wahr/ ſollen ſie mit dem Schwerte begnadet werden. Valikules bedankete ſich der hohen Gewogenheit/ und ver- pflichtete ſich zu jhren Dienſten/ nam ſein Schwert und Schild zu ſich/ und ſchwaͤnkete ſich in vollem Harniſche ſo ringfertig auff ſein Pferd/ daß die Zuſeher ſprachen: es waͤhre des Ritters gleichen in aller Welt nicht zufinden. Gleich da er auffgeſtiegen wahr/ erſahe er unter den Umſtehenden einen anſehnlichen Mann/ welchen er aus ſeinen Geberden vor einen Chriſten hielt/ wie er auch wahr; denſelben baht er/ die beyden Pferde der Er- ſchlagenen zu ſich zunehmen/ ſie zu verkauffen/ und das Geld unter die Armen auszu- teilen/ welcher/ wegen der Armut dankend/ ihm ſolches verhieß. Seines Sieges aber freuete ſich niemand ſo herzlich/ als ſein ergebener Gallus/ welcher nunmehr ſahe/ was vor einem Herꝛn er aufwartete. Die Juͤnglinge kahmen auch zu jhm geritten/ wuͤn- ſcheten jhm des erhaltenen treflichen Sieges wegen Gluͤk/ und verbunden ſich/ jhm willig zudienen. Valikules gebrauchete ſich ſeiner gewoͤhnlichen Freundligkeit gegen ſie/ baht uͤmb jhre gute Gewogenheit/ und verpflichtete ſich nach Vermoͤgen zu jhrem guten Willẽ. Nach jhrem Abzuge erging alsbald das Gerichte uͤber die armen Suͤnder/ da der Knecht Kallias ſich anfangs vor die Begnadung bedankete/ und anzeigete/ er haͤtte nie den Willen gehabt/ ſolche Mordtaht zubegehen/ aber ſein Herꝛ/ dem es die Goͤtter vergeben moͤchten/ haͤtte jhn mit Gewalt und durch Bedraͤuung darzu gezwungen/ daß er haͤtte muͤſſen mit Hand anlegen/ und jhm an die zwanzig fremde Gaͤſte helffen uͤmbringen. Die Rahtsher- ren entſetzeten ſich uͤber ſolcher Bekaͤntnis/ und wahr jhnen die erteilete Begnadigung ſchon leyd/ welche ſie doch Valikules zu Ehren nicht wieder auffruffen wolten/ ward alſo dieſer zu erſt hingerichtet. Akuſilaus geſtund deſſen Bekaͤntnis/ baht ſehr/ daß die erteilete Gnade in jhrer Kraft verbleiben moͤchte/ und fing zu der uͤmſtehenden Buͤrgerſchaft dieſe Rede an: Ihr Buͤrger von Korinth/ die jhr zugegen/ und abweſend ſeyd/ wendet eure Au- gen her auf mich/ und ſtellet euch den boßhaften moͤrderiſchen Wirt Akuſilaus vor zum Beyſpiel/ daß jhr nicht dermahleins/ wie er/ des Henkers Schwert/ als eine ſonderliche Gnade euch ſelbſt bitten duͤrfet. Die erſte Grund Urſach aller meiner begangenen Boß- heit iſt/ Hoffart/ Wolluſt/ und Faulheit; Meine Guͤter hatte ich in der Jugend verpraſſet/ welche meine Eltern durch Muͤhe und Schweiß/ ja auch wol durch Betrug und Vervoꝛ- teilung

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 318. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/356>, abgerufen am 23.05.2024.