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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Anderes Buch.
eine/ und haben mir einen solchen Schimpff bewiesen/ welchen ich mit diesen meinen Ge-
hülffen suche zu rächen. Dieser Rache wird mein Herr nicht bedürffen/ sagte Valikules/
massen ich ihm darinnen zuvor kommen müssen/ nachdem sie mir als einem unwirdigen
meine Waffen abnehmen wollen. Was vor Hülffe hat dann mein Herr gehabt? fragete
der vorige. Währen meine Herren so viel zeitiger kommen/ antwortete er/ hätte deren
Beystandes ich mich höchlich zuerfreuen gehabt/ weil ich aber gar allein in diesem Kampf
gewesen/ habe ich dem lieben Gott und meiner guten Sache trauen müssen/ da mein Speer
mich an den beyden ersten/ und mein Schwert mich an den beyden lezten gerochen/ daß sie
übel verwundet und zubrochen im Sande liegen blieben sind/ wo sonst ihre Diener sie nit
in Gewahrsam führen. Die ganze Geselschafft bezeugete/ daß es also ergangen währe;
Worauff dieser zu Valikules sagete: Gott nehme euch/ tapfferer Ritter in seinen Schuz/
und müssen diese sehr glükselige und tugendhaffte Eltern seyn/ welche einen solchen Held
an diese Welt gezeuget haben; Jene freche Buben aber müssen mit dem Leben nicht davon
kommen wo ich sie sonsten noch ertappen kan/ nachdem sie mich an meiner Liebesten und
an mich selbst dergestalt beleidiget haben/ daß sie mir nicht anders als mik dem Leben be-
zahlen können. Mein Herr/ antwortete Valikules/ ich bedanke mich beydes des Gottseli-
gen Wunsches und des unverdienten Lobes/ und verpflichte mich zu seiner Freundschafft
und Diensten. Also ritten sie von einander/ und renneten diese drey hin/ die ihnen bezeich-
nete Wahlstatt zubesehen/ funden die vier Diener in voller Bemühung/ wie sie ihre hart
verwundete Herren fortbringen möchten/ welche in grossen Schmerzen lagen/ insonder-
heit der ander/ so mit dem Speer im Leibe verwundet wahr/ als welcher schon mit dem To-
de rang. Die drey Ritter jächeten alle Diener/ dz sie mit blutigen Köpfen das Hasen-panier
auffwurffen/ macheten sich hernach zu den Verwundeten/ und fragete sie der Beleidigte:
was vor ein redlicher Zuchtmeister hat euch verlogenen gottlosen Schelmen den schänd-
lichen Hochmuht und Frevel so statlich eingetrieben. O verzeihet uns/ mein Herr/ ant-
wortete der zum ersten mahl verwundete/ so wir euch heut und eure versprochene Liebste be-
leidiget haben/ wovor wir dann Abtrag zumachen uns willig anerbieten/ und erbarmet euch
über uns/ die wir von zehn Rittern ungewarnet überfallen und schelmischer weise also zu-
gerichtet sind. O du verwägener Lügener/ antwortete dieser; kanstu noch nicht auffhören
großzusprechen/ daß du dich über zehne beklagest/ und ein einziger junger Ritter euch nach
Verdienst geputzet hat/ welchen du noch vor einen Schelmen ausruffen darffst/ da er ge-
zwungen hat müssen eine Nohtwehre tuhn. Jedoch hättestu gestriges Tages samt deinen
Gesellen dich an meiner Beschimpffung begnügen lassen/ und der ehrlichen ädlen Jungfer
geschonet/ wolte in diesem euren Elende ich euch Hülffe zubeweisen/ mich nicht wegern/ a-
ber der Geistliche und Jungfern schändet/ ist beydes des Ritterordens und des Lebens un-
wirdig. Hieß darauff seinen Diener absteigen und die Rache volstrecken/ welcher ihnen al-
len die Gurgel abstach/ und sie also liegen ließ. Die eigentliche Ursach/ daß dieser Ritter so
eiferig verfuhr/ wahr diese: Es reisete derselbe auff jenseit Elis gar allein/ so daß er seine
verlobete Braut eine Hochädle Tugendhaffte und schöne Jungfer neben sich auff einem
Zelter führete/ da er seine beyden Diener voraus nach der Stad hatte reiten lassen/ ihm gu-
te Herberge auszurichten. Diese vier Freveler begegneten ihm in einem lustigen Walde/

und

Anderes Buch.
eine/ und haben mir einen ſolchen Schimpff bewieſen/ welchen ich mit dieſen meinen Ge-
huͤlffen ſuche zu raͤchen. Dieſer Rache wird mein Herr nicht beduͤrffen/ ſagte Valikules/
maſſen ich ihm darinnen zuvor kommen muͤſſen/ nachdem ſie mir als einem unwirdigen
meine Waffen abnehmen wollen. Was vor Huͤlffe hat dann mein Herr gehabt? fragete
der vorige. Waͤhren meine Herren ſo viel zeitiger kommen/ antwortete er/ haͤtte deren
Beyſtandes ich mich hoͤchlich zuerfreuen gehabt/ weil ich aber gar allein in dieſem Kampf
geweſen/ habe ich dem lieben Gott und meiner guten Sache trauen muͤſſen/ da mein Speer
mich an den beyden erſten/ und mein Schwert mich an den beyden lezten gerochen/ daß ſie
uͤbel verwundet und zubrochen im Sande liegen blieben ſind/ wo ſonſt ihre Diener ſie nit
in Gewahrſam fuͤhren. Die ganze Geſelſchafft bezeugete/ daß es alſo ergangen waͤhre;
Worauff dieſer zu Valikules ſagete: Gott nehme euch/ tapfferer Ritter in ſeinen Schuz/
und muͤſſen dieſe ſehr gluͤkſelige und tugendhaffte Eltern ſeyn/ welche einen ſolchen Held
an dieſe Welt gezeuget haben; Jene freche Buben aber muͤſſen mit dem Leben nicht davon
kommen wo ich ſie ſonſten noch ertappen kan/ nachdem ſie mich an meiner Liebeſten und
an mich ſelbſt dergeſtalt beleidiget haben/ daß ſie mir nicht anders als mik dem Leben be-
zahlen koͤnnen. Mein Herr/ antwortete Valikules/ ich bedanke mich beydes des Gottſeli-
gen Wunſches und des unverdienten Lobes/ und verpflichte mich zu ſeiner Freundſchafft
und Dienſten. Alſo ritten ſie von einander/ und renneten dieſe drey hin/ die ihnen bezeich-
nete Wahlſtatt zubeſehen/ funden die vier Diener in voller Bemuͤhung/ wie ſie ihre hart
verwundete Herren fortbringen moͤchten/ welche in groſſen Schmerzen lagen/ inſonder-
heit der ander/ ſo mit dem Speer im Leibe verwundet wahr/ als welcher ſchon mit dem To-
de rang. Die drey Ritter jaͤcheten alle Diener/ dz ſie mit blutigen Koͤpfen das Haſen-panier
auffwurffen/ macheten ſich hernach zu den Verwundeten/ und fragete ſie der Beleidigte:
was vor ein redlicher Zuchtmeiſter hat euch verlogenen gottloſen Schelmen den ſchaͤnd-
lichen Hochmuht und Frevel ſo ſtatlich eingetrieben. O verzeihet uns/ mein Herr/ ant-
wortete der zum erſten mahl verwundete/ ſo wir euch heut und eure verſprochene Liebſte be-
leidiget haben/ wovor wir dann Abtrag zumachen uns willig anerbieten/ uñ erbarmet euch
uͤber uns/ die wir von zehn Rittern ungewarnet uͤberfallen und ſchelmiſcher weiſe alſo zu-
gerichtet ſind. O du verwaͤgener Luͤgener/ antwortete dieſer; kanſtu noch nicht auffhoͤren
großzuſprechen/ daß du dich uͤber zehne beklageſt/ und ein einziger junger Ritter euch nach
Verdienſt geputzet hat/ welchen du noch vor einen Schelmen ausruffen darffſt/ da er ge-
zwungen hat muͤſſen eine Nohtwehre tuhn. Jedoch haͤtteſtu geſtriges Tages ſamt deinen
Geſellen dich an meiner Beſchimpffung begnuͤgen laſſen/ und der ehrlichen aͤdlen Jungfer
geſchonet/ wolte in dieſem euren Elende ich euch Huͤlffe zubeweiſen/ mich nicht wegern/ a-
ber der Geiſtliche und Jungfern ſchaͤndet/ iſt beydes des Ritterordens und des Lebens un-
wirdig. Hieß darauff ſeinen Diener abſteigen und die Rache volſtrecken/ welcher ihnen al-
len die Gurgel abſtach/ und ſie alſo liegen ließ. Die eigentliche Urſach/ daß dieſer Ritter ſo
eiferig verfuhr/ wahr dieſe: Es reiſete derſelbe auff jenſeit Elis gar allein/ ſo daß er ſeine
verlobete Braut eine Hochaͤdle Tugendhaffte und ſchoͤne Jungfer neben ſich auff einem
Zelter fuͤhrete/ da er ſeine beyden Diener voraus nach der Stad hatte reiten laſſen/ ihm gu-
te Herberge auszurichten. Dieſe vier Freveler begegneten ihm in einem luſtigen Walde/

und
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[322/0360] Anderes Buch. eine/ und haben mir einen ſolchen Schimpff bewieſen/ welchen ich mit dieſen meinen Ge- huͤlffen ſuche zu raͤchen. Dieſer Rache wird mein Herr nicht beduͤrffen/ ſagte Valikules/ maſſen ich ihm darinnen zuvor kommen muͤſſen/ nachdem ſie mir als einem unwirdigen meine Waffen abnehmen wollen. Was vor Huͤlffe hat dann mein Herr gehabt? fragete der vorige. Waͤhren meine Herren ſo viel zeitiger kommen/ antwortete er/ haͤtte deren Beyſtandes ich mich hoͤchlich zuerfreuen gehabt/ weil ich aber gar allein in dieſem Kampf geweſen/ habe ich dem lieben Gott und meiner guten Sache trauen muͤſſen/ da mein Speer mich an den beyden erſten/ und mein Schwert mich an den beyden lezten gerochen/ daß ſie uͤbel verwundet und zubrochen im Sande liegen blieben ſind/ wo ſonſt ihre Diener ſie nit in Gewahrſam fuͤhren. Die ganze Geſelſchafft bezeugete/ daß es alſo ergangen waͤhre; Worauff dieſer zu Valikules ſagete: Gott nehme euch/ tapfferer Ritter in ſeinen Schuz/ und muͤſſen dieſe ſehr gluͤkſelige und tugendhaffte Eltern ſeyn/ welche einen ſolchen Held an dieſe Welt gezeuget haben; Jene freche Buben aber muͤſſen mit dem Leben nicht davon kommen wo ich ſie ſonſten noch ertappen kan/ nachdem ſie mich an meiner Liebeſten und an mich ſelbſt dergeſtalt beleidiget haben/ daß ſie mir nicht anders als mik dem Leben be- zahlen koͤnnen. Mein Herr/ antwortete Valikules/ ich bedanke mich beydes des Gottſeli- gen Wunſches und des unverdienten Lobes/ und verpflichte mich zu ſeiner Freundſchafft und Dienſten. Alſo ritten ſie von einander/ und renneten dieſe drey hin/ die ihnen bezeich- nete Wahlſtatt zubeſehen/ funden die vier Diener in voller Bemuͤhung/ wie ſie ihre hart verwundete Herren fortbringen moͤchten/ welche in groſſen Schmerzen lagen/ inſonder- heit der ander/ ſo mit dem Speer im Leibe verwundet wahr/ als welcher ſchon mit dem To- de rang. Die drey Ritter jaͤcheten alle Diener/ dz ſie mit blutigen Koͤpfen das Haſen-panier auffwurffen/ macheten ſich hernach zu den Verwundeten/ und fragete ſie der Beleidigte: was vor ein redlicher Zuchtmeiſter hat euch verlogenen gottloſen Schelmen den ſchaͤnd- lichen Hochmuht und Frevel ſo ſtatlich eingetrieben. O verzeihet uns/ mein Herr/ ant- wortete der zum erſten mahl verwundete/ ſo wir euch heut und eure verſprochene Liebſte be- leidiget haben/ wovor wir dann Abtrag zumachen uns willig anerbieten/ uñ erbarmet euch uͤber uns/ die wir von zehn Rittern ungewarnet uͤberfallen und ſchelmiſcher weiſe alſo zu- gerichtet ſind. O du verwaͤgener Luͤgener/ antwortete dieſer; kanſtu noch nicht auffhoͤren großzuſprechen/ daß du dich uͤber zehne beklageſt/ und ein einziger junger Ritter euch nach Verdienſt geputzet hat/ welchen du noch vor einen Schelmen ausruffen darffſt/ da er ge- zwungen hat muͤſſen eine Nohtwehre tuhn. Jedoch haͤtteſtu geſtriges Tages ſamt deinen Geſellen dich an meiner Beſchimpffung begnuͤgen laſſen/ und der ehrlichen aͤdlen Jungfer geſchonet/ wolte in dieſem euren Elende ich euch Huͤlffe zubeweiſen/ mich nicht wegern/ a- ber der Geiſtliche und Jungfern ſchaͤndet/ iſt beydes des Ritterordens und des Lebens un- wirdig. Hieß darauff ſeinen Diener abſteigen und die Rache volſtrecken/ welcher ihnen al- len die Gurgel abſtach/ und ſie alſo liegen ließ. Die eigentliche Urſach/ daß dieſer Ritter ſo eiferig verfuhr/ wahr dieſe: Es reiſete derſelbe auff jenſeit Elis gar allein/ ſo daß er ſeine verlobete Braut eine Hochaͤdle Tugendhaffte und ſchoͤne Jungfer neben ſich auff einem Zelter fuͤhrete/ da er ſeine beyden Diener voraus nach der Stad hatte reiten laſſen/ ihm gu- te Herberge auszurichten. Dieſe vier Freveler begegneten ihm in einem luſtigen Walde/ und

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 322. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/360>, abgerufen am 25.05.2024.