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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Anderes Buch.
hen zulassen/ so viel immer tuhnlich währe; weil ihr aber (euch rede ich an Parmenio)
weil ihr mich als einen Sklaven mit Prügeln dräuet/ ungeachtet ihr meines Standes
und Wesens ganz unberichtet seid/ ich euch auch durchauß nicht beleidiget habe/ so schiebe
ich alle eure außgelassene Schmähungen in euren Busem/ begehre von euch Abtrag/ und
in dessen Wegerung fodere ich euch aus zum Kampffe/ es sey in Kleidern oder im Harnisch;
es sey zu Roß oder zu Fusse; daß ihr alsbald auff dem Plaze erscheinet/ wo diese Tage die
Spiele sind gehalten worden; daselbst wil ich euer wahr nehmen/ wo ihr mir sonst nicht
zuvor kommet/ umb zuvernehmen/ ob eure Tugend so groß als euer Hochmuht sey. Par-
menio Lächelte hierüber/ und fragete ihn/ obs dann sein Ernst währe; er wolte nimmer
hoffen/ daß er so stränge mit ihm verfahren würde. Die Anwesende Herren bahten ihn/ er
möchte diesen jungen Herren nicht so gar hönisch halten/ zumahl er Römisch währe/ und
sein Geld gleich andern verzehrete; es könte ihnen dermahleins zum nachteil gereichen/ wann
sie darzu allerdinge würden stille schweigen. Gallus der mit zu Tische faß/ hatte bißher noch
kein Wort darzu geredet; als er aber vernam/ daß andere sich mit einmischeten/ kunte er
länger nicht einhalten/ und sagte zu Parmenio; höret ihr Großsprecher/ ich bin schon vor
XII Jahren ein Römischer Besehlichshaber unter einer Legion gewesen/ und habe ohn
Ruhm zu melden zehn Feldschlachten beygewohnet/ noch schäme ich mich nicht/ diesem
meinen Gn. Herren aus freien Willen als ein Diener auffzuwarten/ dem ihr dz Schwert
nachzutragen nicht wirdig seid; und wolte Gott daß ich meinem Gn. Herren vorgreiffen
dürffte/ ihr müstet mir diesen euren tolpischen Frevelmuht mit dem Leben bezahlen/ oder
mir daß meine nehmen. Valikules redete ihm ein; er solte sich des Streits nicht anneh-
men/ und würde Parmenio ihn dessen kaum wirdigen/ weil er kein Ritter währe; er selbst
wolte sich schon bemühen/ seine Ehre zu handhaben. Aber Parmenio nam Gallus erbie-
ten willig an/ und sagte; er selbst wolte ihn hiemit vor einen Ritter erkläret haben/ und ihn
vor einen düchtigen Kämpffer halten/ weil er sich vielmehr schämen müste/ daß er sich mit
einen Unbärtigen jungen in Streit einliesse; währe ihm also lieb/ daß ers mit einem Man-
ne solte zu tuhn haben. Valikules nam diese Rede mit einer sonderlichen Freimuhtigkeit
auff/ und sagete; Parmenio/ gebrauchet euch eures zungendröschens frey über Tische/ seid
ihr aber so kek/ daß ihr euch auff dem Platze finden lasset/ werde ich schon euch so nahe tre-
ten/ daß ihr Ursach haben sollet beyder Fäuste zugebrauchen. Dieser Rede meinete Par-
menio zu bersten/ sprang hinter dem Tische auff und sagete; weil du junger Lecker dann nit
anders wilt/ muß ich dich nach verdienst straffen; zohe gleich damit die Faust/ und wolte
ihn ins Gesicht schlagen. Er aber wiche ihm aus/ daß er sehl schlug/ und drüber hinter dem
Tische etwas ausglitschete/ dessen Valikules wahr nam/ und ihm mit der lincken Hand
eine Ohrfeige reichete/ daß es im Gemache erschallete/ und diesem der rohte Schweiß aus
der Nase floß/ daher er sich hinter dem Tische nicht anders geberdete als ein wilder Ochse/
fassete das Messer/ und warff es ihm nach/ da er schon vom Tische auffgestanden wahr/
fehlete aber/ daß es nebenhin in die Stubenthür fuhr; worüber er sich hefftig eiferte/ daß
er zu ihm sagete; Du unbehöfelter Ochse/ ist dieses dein ri[t]terliches Fechten/ daß du mit
blossen Fäusten und Brodmessern umb dich schlägest und wirffest? zwar mir stünde frey/
dir dein Messer durch den Wurff wieder zuzusenden/ da ich dein gewißlich nicht fehlen

wolte/

Anderes Buch.
hen zulaſſen/ ſo viel immer tuhnlich waͤhre; weil ihr aber (euch rede ich an Parmenio)
weil ihr mich als einen Sklaven mit Pruͤgeln draͤuet/ ungeachtet ihr meines Standes
und Weſens ganz unberichtet ſeid/ ich euch auch durchauß nicht beleidiget habe/ ſo ſchiebe
ich alle eure außgelaſſene Schmaͤhungen in euren Buſem/ begehre von euch Abtrag/ und
in deſſẽ Wegerung fodere ich euch aus zum Kampffe/ es ſey in Kleidern oder im Harniſch;
es ſey zu Roß oder zu Fuſſe; daß ihr alsbald auff dem Plaze erſcheinet/ wo dieſe Tage die
Spiele ſind gehalten worden; daſelbſt wil ich euer wahr nehmen/ wo ihr mir ſonſt nicht
zuvor kommet/ umb zuvernehmen/ ob eure Tugend ſo groß als euer Hochmuht ſey. Par-
menio Laͤchelte hieruͤber/ und fragete ihn/ obs dann ſein Ernſt waͤhre; er wolte nimmer
hoffen/ daß er ſo ſtraͤnge mit ihm verfahren wuͤrde. Die Anweſende Herren bahten ihn/ er
moͤchte dieſen jungen Herren nicht ſo gar hoͤniſch halten/ zumahl er Roͤmiſch waͤhre/ und
ſein Geld gleich andern verzehrete; es koͤnte ihnen dermahleins zum nachteil gereichẽ/ wañ
ſie darzu allerdinge wuͤrden ſtille ſchweigẽ. Gallus der mit zu Tiſche faß/ hatte bißher noch
kein Wort darzu geredet; als er aber vernam/ daß andere ſich mit einmiſcheten/ kunte er
laͤnger nicht einhalten/ und ſagte zu Parmenio; hoͤret ihr Großſprecher/ ich bin ſchon vor
XII Jahren ein Roͤmiſcher Beſehlichshaber unter einer Legion geweſen/ und habe ohn
Ruhm zu melden zehn Feldſchlachten beygewohnet/ noch ſchaͤme ich mich nicht/ dieſem
meinen Gn. Herren aus freien Willen als ein Diener auffzuwarten/ dem ihr dz Schwert
nachzutragen nicht wirdig ſeid; und wolte Gott daß ich meinem Gn. Herren vorgreiffen
duͤrffte/ ihr muͤſtet mir dieſen euren tolpiſchen Frevelmuht mit dem Leben bezahlen/ oder
mir daß meine nehmen. Valikules redete ihm ein; er ſolte ſich des Streits nicht anneh-
men/ uñ wuͤrde Parmenio ihn deſſen kaum wirdigen/ weil er kein Ritter waͤhre; er ſelbſt
wolte ſich ſchon bemuͤhen/ ſeine Ehre zu handhaben. Aber Parmenio nam Gallus erbie-
ten willig an/ und ſagte; er ſelbſt wolte ihn hiemit vor einen Ritter erklaͤret haben/ und ihn
vor einen duͤchtigen Kaͤmpffer halten/ weil er ſich vielmehr ſchaͤmen muͤſte/ daß er ſich mit
einen Unbaͤrtigen jungen in Streit einlieſſe; waͤhre ihm alſo lieb/ daß ers mit einem Man-
ne ſolte zu tuhn haben. Valikules nam dieſe Rede mit einer ſonderlichen Freimuhtigkeit
auff/ und ſagete; Parmenio/ gebrauchet euch eures zungendroͤſchens frey uͤber Tiſche/ ſeid
ihr aber ſo kek/ daß ihr euch auff dem Platze finden laſſet/ werde ich ſchon euch ſo nahe tre-
ten/ daß ihr Urſach haben ſollet beyder Faͤuſte zugebrauchen. Dieſer Rede meinete Par-
menio zu berſten/ ſprang hinter dem Tiſche auff und ſagete; weil du junger Lecker dañ nit
anders wilt/ muß ich dich nach verdienſt ſtraffen; zohe gleich damit die Fauſt/ und wolte
ihn ins Geſicht ſchlagen. Er aber wiche ihm aus/ daß er ſehl ſchlug/ und druͤber hinter dem
Tiſche etwas ausglitſchete/ deſſen Valikules wahr nam/ und ihm mit der lincken Hand
eine Ohrfeige reichete/ daß es im Gemache erſchallete/ und dieſem der rohte Schweiß aus
der Naſe floß/ daher er ſich hinter dem Tiſche nicht anders geberdete als ein wilder Ochſe/
faſſete das Meſſer/ und warff es ihm nach/ da er ſchon vom Tiſche auffgeſtanden wahr/
fehlete aber/ daß es nebenhin in die Stubenthuͤr fuhr; woruͤber er ſich hefftig eiferte/ daß
er zu ihm ſagete; Du unbehoͤfelter Ochſe/ iſt dieſes dein ri[t]terliches Fechten/ daß du mit
bloſſen Faͤuſten und Brodmeſſern umb dich ſchlaͤgeſt und wirffeſt? zwar mir ſtuͤnde frey/
dir dein Meſſer durch den Wurff wieder zuzuſenden/ da ich dein gewißlich nicht fehlen

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 326. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/364>, abgerufen am 25.05.2024.