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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Anderes Buch.
seine Fr. Mutter und die sämtlichen Landstände; zeigete ihnen seine Reise an/ und weil er
nicht wissen könte/ wie bald er dieselbe zum Ende bringen/ und was ihm begegnen möch-
te/ verordnete er/ da die Götter verhoffentlich sein Gemahl mit Leibesfrucht gesegnet
hätten/ daß sie solchen kunfftigen Erben ihnen solten lassen befohlen seyn/ als dem nach
seinem ableiben die Krohn Böhmen unstreitig zu stehen würde. Sein Gemahl solte
auff diesen Fal in das Königreich nicht mit lediger Hand kommen/ sondern über LXX Ton-
nen Goldes hinein bringen; woraußsie gnug urteilen könten/ daß er von der Krohn keines
Unterhalts bedürffte. Als er diesen Brieff gleich versiegelt hatte/ trat sein Gemahl zu ihm
ins Gemach/ und lieserte ihm ein Schreiben/ welches von Roman Herkules haltend/ ge-
bracht würde. Ladisla sahe des umschlages Aufschrifft/ und erkennete/ dz ihn Sabinus ihr al-
ter Wirt daselbst/ geschrieben hatte; reiß den Umschlag davon/ und lase die Auffschrift des
ingelegten Briefes: Dem Durchleuhtigsten Fürsten und Herrn/ Herrn Herkules/ gebornen Groß-
fürsten/ meinem herzlieben Sohne. Er bedachte sich/ ob ers brechen/ oder ungelesen verschlos-
sen lassen solte; endlich/ weil er fürchtete/ es möchte einer Antwort bedürffen/ öffnete ers/
und lase folgenden Inhalt: Herzlieber Sohn; dein Schreiben/ neben dem übergemachten Beut-
pfennige/ Pferden und Harnisch an deinen Bruder Baldrich/ und Frl. Schwester Klaren/ ist alles ge-
träulich eingeliefert/ und erfreuen wir uns deiner Ehr und Wolergehens; wundert auch deinen Herrn
Vater nicht wenig/ daß unsere Götter/ die du so verächtlich hältest/ dich so weit übersehen/ und nach
unser Pfaffen Dräuung nicht alsbald in die tieffste Pfütze alles Unglüks stürzen. O wie hermet sich
dein Herr Vater/ daß er dein/ mit höchstem Schaden des ganzen Vaterlandes/ entbehren/ und seinen
ärgesten Feinden/ den Römern zum besten/ dich so fleissig muß auferzogen haben. Sey ja vorsichtig/
und laß dich von ihnen nicht auff dein Vaterland hetzen/ dessen Verderben sie mehr als einigem Din-
ge nachtrachten. Dein Bruder und Frl. Schwester grüssen dich herzlich/ nebest freundlicher Danksa-
gung vor das übergeschickete. Unsers Sohns Ladisla Heyraht komt uns allen sehr verdächtig vor/ se-
het zu/ und vertieffet euch nicht zuweit mit den listigen Römern/ welche unser Freyheit Stricke zulegen/
nimmer auffhören werden/ damit Kindeskinder nicht ursach haben/ euch nach dem Tode zuverfluchen.
Lebe wol/ und grüsse deinen Ladisla. Geschrieben von deiner geträuen Mutter Gertrud/ Groß Fürstin
der Freyen Teutschen.

Nach verlesung legte er den Brieff in seiner Gemahl Gegenwart wieder zusammen/
und damit er ihr keinen bösen Argwohn machete/ sagte er; es würde bloß nur vor dz über-
geschikte nach Teutschland/ gedanket/ und währe von Herkules Fr. Mutter geschrieben;
redete nachgehends mit ihr von unterschiedlichen Sachen/ und versprach ihr/ innerhalb
sechs Monaten auffs längste/ sich zu Padua wieder einzustellen/ oder wegen seines außblei-
bens schriftliche Anzeige zu tuhn; würde sie dann unterdessen von Herkules oder seiner Frl.
Schwester/ Zeitung haben/ folte sie solches an Sabinus nach Rom schrifftlich gelangen las-
sen/ der ihm solches auff Begebenheit zusenden würde; dann weil von allenthalben her
nach Rom Botschafften gingen/ wolte er dahin an obgedachten Sabinus offt schreiben/
da er nicht inzwischen seinen Herkules solte außforschen können. Sie verhieß ihm alles
fleissig in Obacht zu nehmen/ und hoffete zu den Göttern/ es würde auff jetzige traurige
Scheidung eine abermahlige/ und zwar bestendige zusammen fügung erfolgen. Aber eines
Bitte ich sehr/ sagte sie/ mir in Vertrauen zu offenbahren; hat Herr Herkules sich mit
euer Frl. Schwester ehelich versprochen/ so verberget es nicht vor mir/ weil ich nicht ohn
Ursach darnach frage. Gewißlich mein Schaz/ antwortete er/ ich weiß hiervon durchauß

nichts
V u iij

Anderes Buch.
ſeine Fr. Mutter und die ſaͤmtlichen Landſtaͤnde; zeigete ihnen ſeine Reiſe an/ und weil er
nicht wiſſen koͤnte/ wie bald er dieſelbe zum Ende bringen/ und was ihm begegnen moͤch-
te/ verordnete er/ da die Goͤtter verhoffentlich ſein Gemahl mit Leibesfrucht geſegnet
haͤtten/ daß ſie ſolchen kůnfftigen Erben ihnen ſolten laſſen befohlen ſeyn/ als dem nach
ſeinem ableiben die Krohn Boͤhmen unſtreitig zu ſtehen wuͤrde. Sein Gemahl ſolte
auff dieſen Fal in das Koͤnigreich nicht mit lediger Hand kom̃en/ ſondern uͤber LXX Ton-
nen Goldes hinein bringen; woraußſie gnug urteilen koͤnten/ daß er von der Krohn keines
Unterhalts beduͤrffte. Als er dieſen Brieff gleich verſiegelt hatte/ trat ſein Gemahl zu ihm
ins Gemach/ und lieſerte ihm ein Schreiben/ welches von Roman Herkules haltend/ ge-
bꝛacht wuͤrde. Ladiſla ſahe des umſchlages Aufſchrifft/ uñ erkeñete/ dz ihn Sabinus ihꝛ al-
ter Wirt daſelbſt/ geſchrieben hatte; reiß den Umſchlag davon/ und laſe die Auffſchrift des
ingelegten Briefes: Dem Durchleuhtigſten Fuͤrſten und Herrn/ Herrn Herkules/ gebornẽ Groß-
fuͤrſten/ meinem herzlieben Sohne. Er bedachte ſich/ ob ers brechen/ oder ungeleſen verſchloſ-
ſen laſſen ſolte; endlich/ weil er fuͤrchtete/ es moͤchte einer Antwort beduͤrffen/ oͤffnete ers/
und laſe folgenden Inhalt: Herzlieber Sohn; dein Schreiben/ neben dem uͤbergemachten Beut-
pfennige/ Pferden und Harniſch an deinen Bruder Baldrich/ und Frl. Schweſter Klaren/ iſt alles ge-
traͤulich eingeliefert/ und erfreuen wir uns deiner Ehr und Wolergehens; wundert auch deinen Herꝛn
Vater nicht wenig/ daß unſere Goͤtter/ die du ſo veraͤchtlich haͤlteſt/ dich ſo weit uͤberſehen/ und nach
unſer Pfaffen Draͤuung nicht alsbald in die tieffſte Pfuͤtze alles Ungluͤks ſtuͤrzen. O wie hermet ſich
dein Herr Vater/ daß er dein/ mit hoͤchſtem Schaden des ganzen Vaterlandes/ entbehren/ und ſeinen
aͤrgeſten Feinden/ den Roͤmern zum beſten/ dich ſo fleiſſig muß auferzogen haben. Sey ja vorſichtig/
und laß dich von ihnen nicht auff dein Vaterland hetzen/ deſſen Verderben ſie mehr als einigem Din-
ge nachtrachten. Dein Bruder und Frl. Schweſter gruͤſſen dich herzlich/ nebeſt freundlicher Dankſa-
gung vor das uͤbergeſchickete. Unſers Sohns Ladiſla Heyraht komt uns allen ſehr verdaͤchtig vor/ ſe-
het zu/ und vertieffet euch nicht zuweit mit den liſtigen Roͤmern/ welche unſer Freyheit Stricke zulegẽ/
nimmer auffhoͤren werden/ damit Kindeskinder nicht urſach haben/ euch nach dem Tode zuverfluchẽ.
Lebe wol/ und gruͤſſe deinen Ladiſla. Geſchrieben von deiner getraͤuen Mutter Gertrud/ Groß Fuͤrſtin
der Freyen Teutſchen.

Nach verleſung legte er den Brieff in ſeiner Gemahl Gegenwart wieder zuſam̃en/
und damit er ihr keinen boͤſen Argwohn machete/ ſagte er; es wuͤrde bloß nur vor dz uͤber-
geſchikte nach Teutſchland/ gedanket/ und waͤhre von Herkules Fr. Mutter geſchrieben;
redete nachgehends mit ihr von unterſchiedlichen Sachen/ und verſprach ihr/ innerhalb
ſechs Monaten auffs laͤngſte/ ſich zu Padua wieder einzuſtellen/ oder wegen ſeines außblei-
bens ſchriftliche Anzeige zu tuhn; wuͤrde ſie dañ unterdeſſen von Herkules oder ſeiner Frl.
Schweſter/ Zeitung haben/ folte ſie ſolches an Sabinus nach Rom ſchrifftlich gelangẽ laſ-
ſen/ der ihm ſolches auff Begebenheit zuſenden wuͤrde; dann weil von allenthalben her
nach Rom Botſchafften gingen/ wolte er dahin an obgedachten Sabinus offt ſchreiben/
da er nicht inzwiſchen ſeinen Herkules ſolte außforſchen koͤnnen. Sie verhieß ihm alles
fleiſſig in Obacht zu nehmen/ und hoffete zu den Goͤttern/ es wuͤrde auff jetzige traurige
Scheidung eine abermahlige/ und zwar beſtendige zuſammen fuͤgung erfolgen. Aber eines
Bitte ich ſehr/ ſagte ſie/ mir in Vertrauen zu offenbahren; hat Herr Herkules ſich mit
euer Frl. Schweſter ehelich verſprochen/ ſo verberget es nicht vor mir/ weil ich nicht ohn
Urſach darnach frage. Gewißlich mein Schaz/ antwortete er/ ich weiß hiervon durchauß

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V u iij
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[341/0379] Anderes Buch. ſeine Fr. Mutter und die ſaͤmtlichen Landſtaͤnde; zeigete ihnen ſeine Reiſe an/ und weil er nicht wiſſen koͤnte/ wie bald er dieſelbe zum Ende bringen/ und was ihm begegnen moͤch- te/ verordnete er/ da die Goͤtter verhoffentlich ſein Gemahl mit Leibesfrucht geſegnet haͤtten/ daß ſie ſolchen kůnfftigen Erben ihnen ſolten laſſen befohlen ſeyn/ als dem nach ſeinem ableiben die Krohn Boͤhmen unſtreitig zu ſtehen wuͤrde. Sein Gemahl ſolte auff dieſen Fal in das Koͤnigreich nicht mit lediger Hand kom̃en/ ſondern uͤber LXX Ton- nen Goldes hinein bringen; woraußſie gnug urteilen koͤnten/ daß er von der Krohn keines Unterhalts beduͤrffte. Als er dieſen Brieff gleich verſiegelt hatte/ trat ſein Gemahl zu ihm ins Gemach/ und lieſerte ihm ein Schreiben/ welches von Roman Herkules haltend/ ge- bꝛacht wuͤrde. Ladiſla ſahe des umſchlages Aufſchrifft/ uñ erkeñete/ dz ihn Sabinus ihꝛ al- ter Wirt daſelbſt/ geſchrieben hatte; reiß den Umſchlag davon/ und laſe die Auffſchrift des ingelegten Briefes: Dem Durchleuhtigſten Fuͤrſten und Herrn/ Herrn Herkules/ gebornẽ Groß- fuͤrſten/ meinem herzlieben Sohne. Er bedachte ſich/ ob ers brechen/ oder ungeleſen verſchloſ- ſen laſſen ſolte; endlich/ weil er fuͤrchtete/ es moͤchte einer Antwort beduͤrffen/ oͤffnete ers/ und laſe folgenden Inhalt: Herzlieber Sohn; dein Schreiben/ neben dem uͤbergemachten Beut- pfennige/ Pferden und Harniſch an deinen Bruder Baldrich/ und Frl. Schweſter Klaren/ iſt alles ge- traͤulich eingeliefert/ und erfreuen wir uns deiner Ehr und Wolergehens; wundert auch deinen Herꝛn Vater nicht wenig/ daß unſere Goͤtter/ die du ſo veraͤchtlich haͤlteſt/ dich ſo weit uͤberſehen/ und nach unſer Pfaffen Draͤuung nicht alsbald in die tieffſte Pfuͤtze alles Ungluͤks ſtuͤrzen. O wie hermet ſich dein Herr Vater/ daß er dein/ mit hoͤchſtem Schaden des ganzen Vaterlandes/ entbehren/ und ſeinen aͤrgeſten Feinden/ den Roͤmern zum beſten/ dich ſo fleiſſig muß auferzogen haben. Sey ja vorſichtig/ und laß dich von ihnen nicht auff dein Vaterland hetzen/ deſſen Verderben ſie mehr als einigem Din- ge nachtrachten. Dein Bruder und Frl. Schweſter gruͤſſen dich herzlich/ nebeſt freundlicher Dankſa- gung vor das uͤbergeſchickete. Unſers Sohns Ladiſla Heyraht komt uns allen ſehr verdaͤchtig vor/ ſe- het zu/ und vertieffet euch nicht zuweit mit den liſtigen Roͤmern/ welche unſer Freyheit Stricke zulegẽ/ nimmer auffhoͤren werden/ damit Kindeskinder nicht urſach haben/ euch nach dem Tode zuverfluchẽ. Lebe wol/ und gruͤſſe deinen Ladiſla. Geſchrieben von deiner getraͤuen Mutter Gertrud/ Groß Fuͤrſtin der Freyen Teutſchen. Nach verleſung legte er den Brieff in ſeiner Gemahl Gegenwart wieder zuſam̃en/ und damit er ihr keinen boͤſen Argwohn machete/ ſagte er; es wuͤrde bloß nur vor dz uͤber- geſchikte nach Teutſchland/ gedanket/ und waͤhre von Herkules Fr. Mutter geſchrieben; redete nachgehends mit ihr von unterſchiedlichen Sachen/ und verſprach ihr/ innerhalb ſechs Monaten auffs laͤngſte/ ſich zu Padua wieder einzuſtellen/ oder wegen ſeines außblei- bens ſchriftliche Anzeige zu tuhn; wuͤrde ſie dañ unterdeſſen von Herkules oder ſeiner Frl. Schweſter/ Zeitung haben/ folte ſie ſolches an Sabinus nach Rom ſchrifftlich gelangẽ laſ- ſen/ der ihm ſolches auff Begebenheit zuſenden wuͤrde; dann weil von allenthalben her nach Rom Botſchafften gingen/ wolte er dahin an obgedachten Sabinus offt ſchreiben/ da er nicht inzwiſchen ſeinen Herkules ſolte außforſchen koͤnnen. Sie verhieß ihm alles fleiſſig in Obacht zu nehmen/ und hoffete zu den Goͤttern/ es wuͤrde auff jetzige traurige Scheidung eine abermahlige/ und zwar beſtendige zuſammen fuͤgung erfolgen. Aber eines Bitte ich ſehr/ ſagte ſie/ mir in Vertrauen zu offenbahren; hat Herr Herkules ſich mit euer Frl. Schweſter ehelich verſprochen/ ſo verberget es nicht vor mir/ weil ich nicht ohn Urſach darnach frage. Gewißlich mein Schaz/ antwortete er/ ich weiß hiervon durchauß nichts V u iij

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 341. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/379>, abgerufen am 25.05.2024.