Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

Bild:
<< vorherige Seite

Anderes Buch.
Fürsten wünschen/ sagete der Schreiber/ daß dessen Durchl. bey eurem Könige sein möch-
te/ nicht allein dessen gewünschete Kundschafft zuerlangen/ sondern nebest dessen Hocheit
in erlösung der Königl. Fräulein sein Blut und Leben anzuwenden/ welches/ weiß ich/ sei-
ne allerhöchste Vergnügung seyn würde. Mit solchen und dergleichen Unterredungen
ward der Tag zugebracht/ und befand sich der junge Fürst der Sachen Gelegenheit nach/
zimlich getröstet. Des folgenden tages ward dem Gesanten erläubet/ wieder vorzutreten/
und was er annoch zusuchen haben möchte/ kühnlich anzudeuten; welcher dann nicht un-
terließ mit seinem Schreiber/ welcher den gestrigen Tisch bekleidete/ sich einzustellen; ließ
sich vor dißmahl sehr demühtig vernehmen/ baht umb allergnädigste Vergebung seiner
gestrigen Unbesonnenheit/ und hielt inständig an/ ihre Königl. Hocheit wolten der gesche-
henen Anwerbung gnädigst eingedenke seyn/ auff glükliche Wiederkunfft der Königl.
Fräulein die so hochgewünschte Heyraht durch ihre mürterliche Gewalt und kräfftig-gel-
tende Unterhandlung zubefodern und in Richtigkeit zu stellen/ solches würde der junge
Groß Fürst Zeit seines Lebens mit kindlichem Gehorsam erkennen/ und nach ihrer Hocheit
Willen sich verhalten. Die Königin wahr froh/ daß ein so guter Abscheid vor dißmahl
solte genommen werden/ und gab durch den Kanzler zur Antwort; Sie bedankete sich
nochmahls sehr/ beydes gegen den König/ und den jungen Groß Fürsten/ des guten wil-
lens/ welchen ihre Liebden gegen sie und ihre Frl. Tochter trügen/ bähte/ in solcher Gewo-
genheit zu verbleiben/ und nicht zuzweiffeln/ daß sie alles dz vornehmen und leisten wolte/
was zu der angetragenen wirdigen Heyraht könte gedeilich seyn/ dafern nur die Götter
ihre Frl. Tochter wieder zu Lande brächte/ und ihr Herr Sohn dieselbe nicht unterdessen
etwa einem andern verheyrahtet hätte/ welches sie dann nicht hoffen wolte; befahl/ den
König und Groß Fürsten zugrüssen/ und zeigete an/ daß nach verlauff zwo Stunden der
Kanzler ihm ein Schreiben an seinen König zustellen würde. Hiemit nahmen sie abscheid/
und zeigeten an/ sie hätten beydes von dem Könige und dem jungen Groß Fürsten Geschen-
ke bey sich an das Königliche Fräulein/ welche sie aber wegen des leidigen Unfalles wür-
den müssen mit sich wieder zurük nehmen/ es währe dann/ daß ihre Königl. Hocheit diesel-
ben verwahrlich bey sich behalten/ und auff glükliche Wiederkunfft sie dem Fräulein einlie-
fern wolte; ward aber geantwortet/ weil der Fräulein Wiederkunfft in der Götter Hän-
den und Gewalt stünde/ würde daß beste seyn/ daß der Herr Gesanter solche Sachen bey
sich behielte. Ward ihnen also Glük auff die Reise gewünschet/ und so wol dem Gesanten
als Schreiber eine statliche güldene Kette mit angehengetem Kleinot verehret; welche sie
mit Danksagung annahmen/ und Markomir dabey blicken ließ/ daß viel eine grössere Höf-
ligkeit/ als eines Schreibers/ bey ihm währe. Sie eileten selbst fort zuzihen/ legeten allen
Vorsaz des feindlichen überfalles ab/ und gingen in möglicher eile fort/ unter der Hoff-
nung/ es würde diese Heyraht noch einen Fortgang gewinnen. Als sie bey dem grossen
Kriegsheer anlangeten/ muste die Reuterey mit ihnen geschwinde fort/ und die Fußvölker
nach mögligkeit folgen/ ruheten auch keinen Tag/ biß sie bey dem Könige ankahmen. Der
junge Groß Fürst hatte auff der Reise mannicherley einfälle welche auff der Fräulein Er-
lösung gerichtet wahren/ und zieleten alle dahin/ wie er solche mit seiner Faust und Völkern
verrichten/ und durch solchen Dienst ihre Liebe erwerben möchte/ so daß sie sprechen mü-

ste/

Anderes Buch.
Fuͤrſten wuͤnſchen/ ſagete der Schreiber/ daß deſſen Durchl. bey eurem Koͤnige ſein moͤch-
te/ nicht allein deſſen gewuͤnſchete Kundſchafft zuerlangen/ ſondern nebeſt deſſen Hocheit
in erloͤſung der Koͤnigl. Fraͤulein ſein Blut und Leben anzuwenden/ welches/ weiß ich/ ſei-
ne allerhoͤchſte Vergnuͤgung ſeyn wuͤrde. Mit ſolchen und dergleichen Unterredungen
ward der Tag zugebracht/ und befand ſich der junge Fuͤrſt der Sachen Gelegenheit nach/
zimlich getroͤſtet. Des folgenden tages ward dem Geſanten erlaͤubet/ wieder vorzutreten/
und was er annoch zuſuchen haben moͤchte/ kuͤhnlich anzudeuten; welcher dann nicht un-
terließ mit ſeinem Schreiber/ welcher den geſtrigen Tiſch bekleidete/ ſich einzuſtellen; ließ
ſich vor dißmahl ſehr demuͤhtig vernehmen/ baht umb allergnaͤdigſte Vergebung ſeiner
geſtrigen Unbeſonnenheit/ und hielt inſtaͤndig an/ ihre Koͤnigl. Hocheit wolten der geſche-
henen Anwerbung gnaͤdigſt eingedenke ſeyn/ auff gluͤkliche Wiederkunfft der Koͤnigl.
Fraͤulein die ſo hochgewuͤnſchte Heyraht durch ihre muͤrterliche Gewalt und kraͤfftig-gel-
tende Unterhandlung zubefodern und in Richtigkeit zu ſtellen/ ſolches wuͤrde der junge
Groß Fuͤrſt Zeit ſeines Lebens mit kindlichem Gehorſam erkennen/ und nach ihrer Hocheit
Willen ſich verhalten. Die Koͤnigin wahr froh/ daß ein ſo guter Abſcheid vor dißmahl
ſolte genommen werden/ und gab durch den Kanzler zur Antwort; Sie bedankete ſich
nochmahls ſehr/ beydes gegen den Koͤnig/ und den jungen Groß Fuͤrſten/ des guten wil-
lens/ welchen ihre Liebden gegen ſie und ihre Frl. Tochter truͤgen/ baͤhte/ in ſolcher Gewo-
genheit zu verbleiben/ und nicht zuzweiffeln/ daß ſie alles dz vornehmen und leiſten wolte/
was zu der angetragenen wirdigen Heyraht koͤnte gedeilich ſeyn/ dafern nur die Goͤtter
ihre Frl. Tochter wieder zu Lande braͤchte/ und ihr Herꝛ Sohn dieſelbe nicht unterdeſſen
etwa einem andern verheyrahtet haͤtte/ welches ſie dann nicht hoffen wolte; befahl/ den
Koͤnig und Groß Fuͤrſten zugruͤſſen/ und zeigete an/ daß nach verlauff zwo Stunden der
Kanzler ihm ein Schreibẽ an ſeinen Koͤnig zuſtellen wuͤrde. Hiemit nahmen ſie abſcheid/
und zeigeten an/ ſie haͤtten beydes von dem Koͤnige und dem jungen Groß Fuͤrſten Geſchen-
ke bey ſich an das Koͤnigliche Fraͤulein/ welche ſie aber wegen des leidigen Unfalles wuͤr-
den muͤſſen mit ſich wieder zuruͤk nehmen/ es waͤhre dann/ daß ihre Koͤnigl. Hocheit dieſel-
ben verwahrlich bey ſich behalten/ und auff gluͤkliche Wiederkunfft ſie dem Fraͤulein einlie-
fern wolte; ward aber geantwortet/ weil der Fraͤulein Wiederkunfft in der Goͤtter Haͤn-
den und Gewalt ſtuͤnde/ wuͤrde daß beſte ſeyn/ daß der Herr Geſanter ſolche Sachen bey
ſich behielte. Ward ihnen alſo Gluͤk auff die Reiſe gewuͤnſchet/ und ſo wol dem Geſanten
als Schreiber eine ſtatliche guͤldene Kette mit angehengetem Kleinot verehret; welche ſie
mit Dankſagung annahmen/ und Markomir dabey blicken ließ/ daß viel eine groͤſſere Hoͤf-
ligkeit/ als eines Schreibers/ bey ihm waͤhre. Sie eileten ſelbſt fort zuzihen/ legeten allen
Vorſaz des feindlichen uͤberfalles ab/ und gingen in moͤglicher eile fort/ unter der Hoff-
nung/ es wuͤrde dieſe Heyraht noch einen Fortgang gewinnen. Als ſie bey dem groſſen
Kriegsheer anlangeten/ muſte die Reuterey mit ihnen geſchwinde fort/ und die Fußvoͤlker
nach moͤgligkeit folgen/ ruheten auch keinen Tag/ biß ſie bey dem Koͤnige ankahmen. Der
junge Groß Fuͤrſt hatte auff der Reiſe mannicherley einfaͤlle welche auff der Fraͤulein Er-
loͤſung gerichtet wahren/ und zieleten alle dahin/ wie er ſolche mit ſeiner Fauſt und Voͤlkeꝛn
verrichten/ und durch ſolchen Dienſt ihre Liebe erwerben moͤchte/ ſo daß ſie ſprechen muͤ-

ſte/
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <p><pb facs="#f0396" n="358"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Anderes Buch.</hi></fw><lb/>
Fu&#x0364;r&#x017F;ten wu&#x0364;n&#x017F;chen/ &#x017F;agete der Schreiber/ daß de&#x017F;&#x017F;en Durchl. bey eurem Ko&#x0364;nige &#x017F;ein mo&#x0364;ch-<lb/>
te/ nicht allein de&#x017F;&#x017F;en gewu&#x0364;n&#x017F;chete Kund&#x017F;chafft zuerlangen/ &#x017F;ondern nebe&#x017F;t de&#x017F;&#x017F;en Hocheit<lb/>
in erlo&#x0364;&#x017F;ung der Ko&#x0364;nigl. Fra&#x0364;ulein &#x017F;ein Blut und Leben anzuwenden/ welches/ weiß ich/ &#x017F;ei-<lb/>
ne allerho&#x0364;ch&#x017F;te Vergnu&#x0364;gung &#x017F;eyn wu&#x0364;rde. Mit &#x017F;olchen und dergleichen Unterredungen<lb/>
ward der Tag zugebracht/ und befand &#x017F;ich der junge Fu&#x0364;r&#x017F;t der Sachen Gelegenheit nach/<lb/>
zimlich getro&#x0364;&#x017F;tet. Des folgenden tages ward dem Ge&#x017F;anten erla&#x0364;ubet/ wieder vorzutreten/<lb/>
und was er annoch zu&#x017F;uchen haben mo&#x0364;chte/ ku&#x0364;hnlich anzudeuten; welcher dann nicht un-<lb/>
terließ mit &#x017F;einem Schreiber/ welcher den ge&#x017F;trigen Ti&#x017F;ch bekleidete/ &#x017F;ich einzu&#x017F;tellen; ließ<lb/>
&#x017F;ich vor dißmahl &#x017F;ehr demu&#x0364;htig vernehmen/ baht umb allergna&#x0364;dig&#x017F;te Vergebung &#x017F;einer<lb/>
ge&#x017F;trigen Unbe&#x017F;onnenheit/ und hielt in&#x017F;ta&#x0364;ndig an/ ihre Ko&#x0364;nigl. Hocheit wolten der ge&#x017F;che-<lb/>
henen Anwerbung gna&#x0364;dig&#x017F;t eingedenke &#x017F;eyn/ auff glu&#x0364;kliche Wiederkunfft der Ko&#x0364;nigl.<lb/>
Fra&#x0364;ulein die &#x017F;o hochgewu&#x0364;n&#x017F;chte Heyraht durch ihre mu&#x0364;rterliche Gewalt und kra&#x0364;fftig-gel-<lb/>
tende Unterhandlung zubefodern und in Richtigkeit zu &#x017F;tellen/ &#x017F;olches wu&#x0364;rde der junge<lb/>
Groß Fu&#x0364;r&#x017F;t Zeit &#x017F;eines Lebens mit kindlichem Gehor&#x017F;am erkennen/ und nach ihrer Hocheit<lb/>
Willen &#x017F;ich verhalten. Die Ko&#x0364;nigin wahr froh/ daß ein &#x017F;o guter Ab&#x017F;cheid vor dißmahl<lb/>
&#x017F;olte genommen werden/ und gab durch den Kanzler zur Antwort; Sie bedankete &#x017F;ich<lb/>
nochmahls &#x017F;ehr/ beydes gegen den Ko&#x0364;nig/ und den jungen Groß Fu&#x0364;r&#x017F;ten/ des guten wil-<lb/>
lens/ welchen ihre Liebden gegen &#x017F;ie und ihre Frl. Tochter tru&#x0364;gen/ ba&#x0364;hte/ in &#x017F;olcher Gewo-<lb/>
genheit zu verbleiben/ und nicht zuzweiffeln/ daß &#x017F;ie alles dz vornehmen und lei&#x017F;ten wolte/<lb/>
was zu der angetragenen wirdigen Heyraht ko&#x0364;nte gedeilich &#x017F;eyn/ dafern nur die Go&#x0364;tter<lb/>
ihre Frl. Tochter wieder zu Lande bra&#x0364;chte/ und ihr Her&#xA75B; Sohn die&#x017F;elbe nicht unterde&#x017F;&#x017F;en<lb/>
etwa einem andern verheyrahtet ha&#x0364;tte/ welches &#x017F;ie dann nicht hoffen wolte; befahl/ den<lb/>
Ko&#x0364;nig und Groß Fu&#x0364;r&#x017F;ten zugru&#x0364;&#x017F;&#x017F;en/ und zeigete an/ daß nach verlauff zwo Stunden der<lb/>
Kanzler ihm ein Schreibe&#x0303; an &#x017F;einen Ko&#x0364;nig zu&#x017F;tellen wu&#x0364;rde. Hiemit nahmen &#x017F;ie ab&#x017F;cheid/<lb/>
und zeigeten an/ &#x017F;ie ha&#x0364;tten beydes von dem Ko&#x0364;nige und dem jungen Groß Fu&#x0364;r&#x017F;ten Ge&#x017F;chen-<lb/>
ke bey &#x017F;ich an das Ko&#x0364;nigliche Fra&#x0364;ulein/ welche &#x017F;ie aber wegen des leidigen Unfalles wu&#x0364;r-<lb/>
den mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en mit &#x017F;ich wieder zuru&#x0364;k nehmen/ es wa&#x0364;hre dann/ daß ihre Ko&#x0364;nigl. Hocheit die&#x017F;el-<lb/>
ben verwahrlich bey &#x017F;ich behalten/ und auff glu&#x0364;kliche Wiederkunfft &#x017F;ie dem Fra&#x0364;ulein einlie-<lb/>
fern wolte; ward aber geantwortet/ weil der Fra&#x0364;ulein Wiederkunfft in der Go&#x0364;tter Ha&#x0364;n-<lb/>
den und Gewalt &#x017F;tu&#x0364;nde/ wu&#x0364;rde daß be&#x017F;te &#x017F;eyn/ daß der Herr Ge&#x017F;anter &#x017F;olche Sachen bey<lb/>
&#x017F;ich behielte. Ward ihnen al&#x017F;o Glu&#x0364;k auff die Rei&#x017F;e gewu&#x0364;n&#x017F;chet/ und &#x017F;o wol dem Ge&#x017F;anten<lb/>
als Schreiber eine &#x017F;tatliche gu&#x0364;ldene Kette mit angehengetem Kleinot verehret; welche &#x017F;ie<lb/>
mit Dank&#x017F;agung annahmen/ und Markomir dabey blicken ließ/ daß viel eine gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ere Ho&#x0364;f-<lb/>
ligkeit/ als eines Schreibers/ bey ihm wa&#x0364;hre. Sie eileten &#x017F;elb&#x017F;t fort zuzihen/ legeten allen<lb/>
Vor&#x017F;az des feindlichen u&#x0364;berfalles ab/ und gingen in mo&#x0364;glicher eile fort/ unter der Hoff-<lb/>
nung/ es wu&#x0364;rde die&#x017F;e Heyraht noch einen Fortgang gewinnen. Als &#x017F;ie bey dem gro&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Kriegsheer anlangeten/ mu&#x017F;te die Reuterey mit ihnen ge&#x017F;chwinde fort/ und die Fußvo&#x0364;lker<lb/>
nach mo&#x0364;gligkeit folgen/ ruheten auch keinen Tag/ biß &#x017F;ie bey dem Ko&#x0364;nige ankahmen. Der<lb/>
junge Groß Fu&#x0364;r&#x017F;t hatte auff der Rei&#x017F;e mannicherley einfa&#x0364;lle welche auff der Fra&#x0364;ulein Er-<lb/>
lo&#x0364;&#x017F;ung gerichtet wahren/ und zieleten alle dahin/ wie er &#x017F;olche mit &#x017F;einer Fau&#x017F;t und Vo&#x0364;lke&#xA75B;n<lb/>
verrichten/ und durch &#x017F;olchen Dien&#x017F;t ihre Liebe erwerben mo&#x0364;chte/ &#x017F;o daß &#x017F;ie &#x017F;prechen mu&#x0364;-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;te/</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[358/0396] Anderes Buch. Fuͤrſten wuͤnſchen/ ſagete der Schreiber/ daß deſſen Durchl. bey eurem Koͤnige ſein moͤch- te/ nicht allein deſſen gewuͤnſchete Kundſchafft zuerlangen/ ſondern nebeſt deſſen Hocheit in erloͤſung der Koͤnigl. Fraͤulein ſein Blut und Leben anzuwenden/ welches/ weiß ich/ ſei- ne allerhoͤchſte Vergnuͤgung ſeyn wuͤrde. Mit ſolchen und dergleichen Unterredungen ward der Tag zugebracht/ und befand ſich der junge Fuͤrſt der Sachen Gelegenheit nach/ zimlich getroͤſtet. Des folgenden tages ward dem Geſanten erlaͤubet/ wieder vorzutreten/ und was er annoch zuſuchen haben moͤchte/ kuͤhnlich anzudeuten; welcher dann nicht un- terließ mit ſeinem Schreiber/ welcher den geſtrigen Tiſch bekleidete/ ſich einzuſtellen; ließ ſich vor dißmahl ſehr demuͤhtig vernehmen/ baht umb allergnaͤdigſte Vergebung ſeiner geſtrigen Unbeſonnenheit/ und hielt inſtaͤndig an/ ihre Koͤnigl. Hocheit wolten der geſche- henen Anwerbung gnaͤdigſt eingedenke ſeyn/ auff gluͤkliche Wiederkunfft der Koͤnigl. Fraͤulein die ſo hochgewuͤnſchte Heyraht durch ihre muͤrterliche Gewalt und kraͤfftig-gel- tende Unterhandlung zubefodern und in Richtigkeit zu ſtellen/ ſolches wuͤrde der junge Groß Fuͤrſt Zeit ſeines Lebens mit kindlichem Gehorſam erkennen/ und nach ihrer Hocheit Willen ſich verhalten. Die Koͤnigin wahr froh/ daß ein ſo guter Abſcheid vor dißmahl ſolte genommen werden/ und gab durch den Kanzler zur Antwort; Sie bedankete ſich nochmahls ſehr/ beydes gegen den Koͤnig/ und den jungen Groß Fuͤrſten/ des guten wil- lens/ welchen ihre Liebden gegen ſie und ihre Frl. Tochter truͤgen/ baͤhte/ in ſolcher Gewo- genheit zu verbleiben/ und nicht zuzweiffeln/ daß ſie alles dz vornehmen und leiſten wolte/ was zu der angetragenen wirdigen Heyraht koͤnte gedeilich ſeyn/ dafern nur die Goͤtter ihre Frl. Tochter wieder zu Lande braͤchte/ und ihr Herꝛ Sohn dieſelbe nicht unterdeſſen etwa einem andern verheyrahtet haͤtte/ welches ſie dann nicht hoffen wolte; befahl/ den Koͤnig und Groß Fuͤrſten zugruͤſſen/ und zeigete an/ daß nach verlauff zwo Stunden der Kanzler ihm ein Schreibẽ an ſeinen Koͤnig zuſtellen wuͤrde. Hiemit nahmen ſie abſcheid/ und zeigeten an/ ſie haͤtten beydes von dem Koͤnige und dem jungen Groß Fuͤrſten Geſchen- ke bey ſich an das Koͤnigliche Fraͤulein/ welche ſie aber wegen des leidigen Unfalles wuͤr- den muͤſſen mit ſich wieder zuruͤk nehmen/ es waͤhre dann/ daß ihre Koͤnigl. Hocheit dieſel- ben verwahrlich bey ſich behalten/ und auff gluͤkliche Wiederkunfft ſie dem Fraͤulein einlie- fern wolte; ward aber geantwortet/ weil der Fraͤulein Wiederkunfft in der Goͤtter Haͤn- den und Gewalt ſtuͤnde/ wuͤrde daß beſte ſeyn/ daß der Herr Geſanter ſolche Sachen bey ſich behielte. Ward ihnen alſo Gluͤk auff die Reiſe gewuͤnſchet/ und ſo wol dem Geſanten als Schreiber eine ſtatliche guͤldene Kette mit angehengetem Kleinot verehret; welche ſie mit Dankſagung annahmen/ und Markomir dabey blicken ließ/ daß viel eine groͤſſere Hoͤf- ligkeit/ als eines Schreibers/ bey ihm waͤhre. Sie eileten ſelbſt fort zuzihen/ legeten allen Vorſaz des feindlichen uͤberfalles ab/ und gingen in moͤglicher eile fort/ unter der Hoff- nung/ es wuͤrde dieſe Heyraht noch einen Fortgang gewinnen. Als ſie bey dem groſſen Kriegsheer anlangeten/ muſte die Reuterey mit ihnen geſchwinde fort/ und die Fußvoͤlker nach moͤgligkeit folgen/ ruheten auch keinen Tag/ biß ſie bey dem Koͤnige ankahmen. Der junge Groß Fuͤrſt hatte auff der Reiſe mannicherley einfaͤlle welche auff der Fraͤulein Er- loͤſung gerichtet wahren/ und zieleten alle dahin/ wie er ſolche mit ſeiner Fauſt und Voͤlkeꝛn verrichten/ und durch ſolchen Dienſt ihre Liebe erwerben moͤchte/ ſo daß ſie ſprechen muͤ- ſte/

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/396
Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 358. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/396>, abgerufen am 25.05.2024.