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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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anzunehmen/ und währe ihm nichts liebers als die Einsamkeit. Es brachte dieses dem Kö-
nige die Trähnen aus den Augen/ und hielt vor rahtsam/ ihn vorerst ihm selber zu gönnen/
nur fürchtete er am meisten/ er möchte aus Verzweifelung sich selbst entleiben/ welches ab-
zuwenden/ er allerhand Gewehr und Messer von ihm abnehmen ließ/ welches er geduldig
erlitte/ unter der Hoffnung/ man würde daher desto weniger Aufsicht auff ihn haben/ dann
sein ganzer Varsatz wahr/ seinem Leben ein Ende zumachen. Zween ädle Frankische Jüng-
linge/ welche mit ihm aufferzogen/ und von ihm sehr geliebet wurden/ musten auff des Kö-
niges Befehl ihm auff seinem Gemache Geselschafft leisten/ welches ihm der gröste Trost
wahr/ weil er keinen andern Menschen umb sich leiden mochte. Nach eingenommenen we-
nig Speisen und starken Trunk gewässerten Weins/ legte er sich diesen Abend früh zur
Ruhe/ lag etwa ein halb stündichen ganz stillschweigens auff dem Bette/ trieb etliche Gäu-
keley mit den Händen/ und lächelte zuzeiten dabey ein wenig. Der eine ädelknabe wolte
mit ihm reden/ und ihm von seiner Stuterey (wozu er sonderliches belieben trug) etwas
vorsagen; Er aber sagte zu ihm: Mein Walther (also hieß dieser) was hastu dich zwischen
zwey verliebete Fürsten-bilder einzumischen? meynestu daß meine Gnade gegen dich grös-
ser sey als daß sie könte gebrochen werden? Sihe da/ ich gebiete dir/ wo du mich noch ein-
mahl verstörest mit der zu reden/ deren ich ganz eigen bin/ wil ich dich lassen an den lichten
Galgen hencken. Ach ihr Götter/ fing dieser mit Trähnen an/ was wird hieraus werden?
Der andere Jüngling/ Nahmens Anther/ trat zu ihm/ und sagete: Durchleuchtigster
Groß Fürst/ kan mir dann wol erlaubet seyn/ mit euch zuschwätzen? Ja/ sagte er/ wann du
weist wer ich bin. Wie solte ich solches nicht wissen? antwortete dieser; Eure Durchl. ist ja
unser Groß Fürst Markomir. Was? sagte er/ bin ich der verfluchte Markomir? Wie solte
ich mich wünschen ein solcher unglüklicher Liebhaber zuseyn; Mein Nahme ist Herkules/
gebohrner Groß Fürst der unüberwindlichen Sachsen Völker; und werde ich nach Ver-
lauff vier Monat das Beylager mit meinem vertrauten Fräulein halten. Walther lieff
auff solche Rede hin nach dem Könige/ und zeigete ihm solches wahnwitzige Vorbringen
mit Trähnen an; Welcher ihm zur Antwort gab: Dieses ist später kommen als ich michs
befürchtet habe; Die Götter wollen sich mein und meines lieben Sohns erbarmen; gehe
du aber wieder hin/ und gib nebest deinem Gesellen gute acht auff deinen Herrn/ dz ich bald
erfahre/ wie sichs weiter mit ihm schicket/ dann ich fürchte noch viel ein schlimmers. In-
zwischen wolte Anther ihm einreden/ und solche Einbildung ihm benehmen; aber er sahe
denselben mit verwendeten Augen und greßlichem Gesichte an/ und dräuete ihn zu fressen/
wo durch er geschrecket/ ganz stille schwieg. Der König ließ seinen Leib Arzt zu sich fodern/
gab ihm das Unglük zuverstehen/ und fragete/ was vor Raht hie seyn würde/ des jungen
Fürsten Witz zuretten. Dieser machte sich alsbald fertig zu ihm zugehen/ und wo möglich/
ihm die Ader springen zulassen/ fand ihn aber im harten unruhigen Schlaffe ligen/ welcher
ihn als im Augenblicke überfallen hatte; und sahe er aus allen Zeichen/ daß ihm das Ge-
hirn schon verrücket wahr/ auch nach geendigtem Schlaffe er eine tobende Wuht würde
sehen lassen; daher riet er dem Könige/ welcher ihm gefolget wahr/ daß man ihn also schlaf-
fend mit dem Bette auff ein festes Gemach brächte/ damit er nicht loßbrechen könte/ wel-
ches ohn seumen geschahe. Gegen den Morgen erwachete er/ fing ein hartes Geschrey an/

welches
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Anderes Buch.
anzunehmen/ und waͤhre ihm nichts liebers als die Einſamkeit. Es brachte dieſes dem Koͤ-
nige die Traͤhnen aus den Augen/ und hielt vor rahtſam/ ihn vorerſt ihm ſelber zu goͤnnen/
nur fuͤrchtete er am meiſten/ er moͤchte aus Verzweifelung ſich ſelbſt entleiben/ welches ab-
zuwenden/ er allerhand Gewehr und Meſſer von ihm abnehmen ließ/ welches er geduldig
erlitte/ unter der Hoffnung/ man wuͤrde daher deſto weniger Aufſicht auff ihn haben/ dann
ſein ganzer Varſatz wahr/ ſeinem Leben ein Ende zumachen. Zween aͤdle Frankiſche Juͤng-
linge/ welche mit ihm aufferzogen/ und von ihm ſehr geliebet wurden/ muſten auff des Koͤ-
niges Befehl ihm auff ſeinem Gemache Geſelſchafft leiſten/ welches ihm der groͤſte Troſt
wahr/ weil er keinen andern Menſchen umb ſich leiden mochte. Nach eingenommenen we-
nig Speiſen und ſtarken Trunk gewaͤſſerten Weins/ legte er ſich dieſen Abend fruͤh zur
Ruhe/ lag etwa ein halb ſtuͤndichen ganz ſtillſchweigens auff dem Bette/ trieb etliche Gaͤu-
keley mit den Haͤnden/ und laͤchelte zuzeiten dabey ein wenig. Der eine aͤdelknabe wolte
mit ihm reden/ und ihm von ſeiner Stuterey (wozu er ſonderliches belieben trug) etwas
vorſagen; Er aber ſagte zu ihm: Mein Walther (alſo hieß dieſer) was haſtu dich zwiſchen
zwey verliebete Fuͤrſten-bilder einzumiſchen? meyneſtu daß meine Gnade gegen dich groͤſ-
ſer ſey als daß ſie koͤnte gebrochen werden? Sihe da/ ich gebiete dir/ wo du mich noch ein-
mahl verſtoͤreſt mit der zu reden/ deren ich ganz eigen bin/ wil ich dich laſſen an den lichten
Galgen hencken. Ach ihr Goͤtter/ fing dieſer mit Traͤhnen an/ was wird hieraus werden?
Der andere Juͤngling/ Nahmens Anther/ trat zu ihm/ und ſagete: Durchleuchtigſter
Groß Fuͤrſt/ kan mir dann wol erlaubet ſeyn/ mit euch zuſchwaͤtzen? Ja/ ſagte er/ wann du
weiſt wer ich bin. Wie ſolte ich ſolches nicht wiſſen? antwortete dieſer; Eure Durchl. iſt ja
unſer Groß Fuͤrſt Markomir. Was? ſagte er/ bin ich der verfluchte Markomir? Wie ſolte
ich mich wuͤnſchen ein ſolcher ungluͤklicher Liebhaber zuſeyn; Mein Nahme iſt Herkules/
gebohrner Groß Fuͤrſt der unuͤberwindlichen Sachſen Voͤlker; und werde ich nach Ver-
lauff vier Monat das Beylager mit meinem vertrauten Fraͤulein halten. Walther lieff
auff ſolche Rede hin nach dem Koͤnige/ und zeigete ihm ſolches wahnwitzige Vorbringen
mit Traͤhnen an; Welcher ihm zur Antwort gab: Dieſes iſt ſpaͤter kommen als ich michs
befuͤrchtet habe; Die Goͤtter wollen ſich mein und meines lieben Sohns erbarmen; gehe
du aber wieder hin/ und gib nebeſt deinem Geſellen gute acht auff deinen Herrn/ dz ich bald
erfahre/ wie ſichs weiter mit ihm ſchicket/ dann ich fuͤrchte noch viel ein ſchlimmers. In-
zwiſchen wolte Anther ihm einreden/ und ſolche Einbildung ihm benehmen; aber er ſahe
denſelben mit verwendeten Augen und greßlichem Geſichte an/ und draͤuete ihn zu freſſen/
wo durch er geſchrecket/ ganz ſtille ſchwieg. Der Koͤnig ließ ſeinen Leib Arzt zu ſich fodern/
gab ihm das Ungluͤk zuverſtehen/ und fragete/ was vor Raht hie ſeyn wuͤrde/ des jungen
Fuͤrſten Witz zuretten. Dieſer machte ſich alsbald fertig zu ihm zugehen/ und wo moͤglich/
ihm die Ader ſpringen zulaſſen/ fand ihn aber im harten unruhigen Schlaffe ligen/ welcher
ihn als im Augenblicke uͤberfallen hatte; und ſahe er aus allen Zeichen/ daß ihm das Ge-
hirn ſchon verruͤcket wahr/ auch nach geendigtem Schlaffe er eine tobende Wuht wuͤrde
ſehen laſſen; daher riet er dem Koͤnige/ welcher ihm gefolget wahr/ daß man ihn alſo ſchlaf-
fend mit dem Bette auff ein feſtes Gemach braͤchte/ damit er nicht loßbrechen koͤnte/ wel-
ches ohn ſeumen geſchahe. Gegen den Morgen erwachete er/ fing ein hartes Geſchrey an/

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[363/0401] Anderes Buch. anzunehmen/ und waͤhre ihm nichts liebers als die Einſamkeit. Es brachte dieſes dem Koͤ- nige die Traͤhnen aus den Augen/ und hielt vor rahtſam/ ihn vorerſt ihm ſelber zu goͤnnen/ nur fuͤrchtete er am meiſten/ er moͤchte aus Verzweifelung ſich ſelbſt entleiben/ welches ab- zuwenden/ er allerhand Gewehr und Meſſer von ihm abnehmen ließ/ welches er geduldig erlitte/ unter der Hoffnung/ man wuͤrde daher deſto weniger Aufſicht auff ihn haben/ dann ſein ganzer Varſatz wahr/ ſeinem Leben ein Ende zumachen. Zween aͤdle Frankiſche Juͤng- linge/ welche mit ihm aufferzogen/ und von ihm ſehr geliebet wurden/ muſten auff des Koͤ- niges Befehl ihm auff ſeinem Gemache Geſelſchafft leiſten/ welches ihm der groͤſte Troſt wahr/ weil er keinen andern Menſchen umb ſich leiden mochte. Nach eingenommenen we- nig Speiſen und ſtarken Trunk gewaͤſſerten Weins/ legte er ſich dieſen Abend fruͤh zur Ruhe/ lag etwa ein halb ſtuͤndichen ganz ſtillſchweigens auff dem Bette/ trieb etliche Gaͤu- keley mit den Haͤnden/ und laͤchelte zuzeiten dabey ein wenig. Der eine aͤdelknabe wolte mit ihm reden/ und ihm von ſeiner Stuterey (wozu er ſonderliches belieben trug) etwas vorſagen; Er aber ſagte zu ihm: Mein Walther (alſo hieß dieſer) was haſtu dich zwiſchen zwey verliebete Fuͤrſten-bilder einzumiſchen? meyneſtu daß meine Gnade gegen dich groͤſ- ſer ſey als daß ſie koͤnte gebrochen werden? Sihe da/ ich gebiete dir/ wo du mich noch ein- mahl verſtoͤreſt mit der zu reden/ deren ich ganz eigen bin/ wil ich dich laſſen an den lichten Galgen hencken. Ach ihr Goͤtter/ fing dieſer mit Traͤhnen an/ was wird hieraus werden? Der andere Juͤngling/ Nahmens Anther/ trat zu ihm/ und ſagete: Durchleuchtigſter Groß Fuͤrſt/ kan mir dann wol erlaubet ſeyn/ mit euch zuſchwaͤtzen? Ja/ ſagte er/ wann du weiſt wer ich bin. Wie ſolte ich ſolches nicht wiſſen? antwortete dieſer; Eure Durchl. iſt ja unſer Groß Fuͤrſt Markomir. Was? ſagte er/ bin ich der verfluchte Markomir? Wie ſolte ich mich wuͤnſchen ein ſolcher ungluͤklicher Liebhaber zuſeyn; Mein Nahme iſt Herkules/ gebohrner Groß Fuͤrſt der unuͤberwindlichen Sachſen Voͤlker; und werde ich nach Ver- lauff vier Monat das Beylager mit meinem vertrauten Fraͤulein halten. Walther lieff auff ſolche Rede hin nach dem Koͤnige/ und zeigete ihm ſolches wahnwitzige Vorbringen mit Traͤhnen an; Welcher ihm zur Antwort gab: Dieſes iſt ſpaͤter kommen als ich michs befuͤrchtet habe; Die Goͤtter wollen ſich mein und meines lieben Sohns erbarmen; gehe du aber wieder hin/ und gib nebeſt deinem Geſellen gute acht auff deinen Herrn/ dz ich bald erfahre/ wie ſichs weiter mit ihm ſchicket/ dann ich fuͤrchte noch viel ein ſchlimmers. In- zwiſchen wolte Anther ihm einreden/ und ſolche Einbildung ihm benehmen; aber er ſahe denſelben mit verwendeten Augen und greßlichem Geſichte an/ und draͤuete ihn zu freſſen/ wo durch er geſchrecket/ ganz ſtille ſchwieg. Der Koͤnig ließ ſeinen Leib Arzt zu ſich fodern/ gab ihm das Ungluͤk zuverſtehen/ und fragete/ was vor Raht hie ſeyn wuͤrde/ des jungen Fuͤrſten Witz zuretten. Dieſer machte ſich alsbald fertig zu ihm zugehen/ und wo moͤglich/ ihm die Ader ſpringen zulaſſen/ fand ihn aber im harten unruhigen Schlaffe ligen/ welcher ihn als im Augenblicke uͤberfallen hatte; und ſahe er aus allen Zeichen/ daß ihm das Ge- hirn ſchon verruͤcket wahr/ auch nach geendigtem Schlaffe er eine tobende Wuht wuͤrde ſehen laſſen; daher riet er dem Koͤnige/ welcher ihm gefolget wahr/ daß man ihn alſo ſchlaf- fend mit dem Bette auff ein feſtes Gemach braͤchte/ damit er nicht loßbrechen koͤnte/ wel- ches ohn ſeumen geſchahe. Gegen den Morgen erwachete er/ fing ein hartes Geſchrey an/ welches Z z ij

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 363. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/401>, abgerufen am 17.06.2024.