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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Anderes Buch.
tig liebest/ so gehorche mir/ stehe in Geduld/ als einem tapffern Herzen gebühret/ und laß
uns vernünfftig fahren/ welches nicht seumen heisset/ als dann wird das Glük uns beyräh-
tig/ und der Himmel uns behülfflich seyn. Dieses wahr zwar der Beschluß dieser Unter-
redung/ aber gar kein Löschewasser auff Markomirs flammichte Brunst. Ein verständi-
ger Frankischer Ritter/ in der Lateinischen und Griechischen Sprache wol erfahren/ nah-
mens Farabert/ ward alsbald erwählet/ selb dritte nach Padua zureiten/ sich daselbst als
ein schweiffender Ritter auffzuhalten/ und an des Römischen Stathalters Hofe daselbst
Kundschafft zusuchen/ damit er sich beydes des geraubeten Fräulein und des Groß Für-
sten Herkules Zustandes erkündigte/ und alle Wochen fleissigen schrifftlichen Bericht täh-
te. Dieser/ als er daselbst ankam/ und den Ruhm der unvergleichlichen Tapfferkeit des
Teutschen Herkules von jungen und alten hörete/ dann auch/ daß derselbe über der Fräu-
lein Verlust sich mehr/ als über kein Ding in der Welt entsetzet hätte/ und ohn alles seumen
ihr als ein geworbener Räuberknecht gefolget währe/ auch wie man davor hielt/ schon in
Erfahrung gebracht/ an was Ort und Enden er das geraubete Fräulein antreffen könte;
überschrieber dieses an den König/ wie es an sich wahr/ und schickete es bey seiner Diener
einem über; welcher zwar von Farabert befehlichet wahr/ es niemand als dem Könige ein-
zuliefern/ aber Markomir hatte seine Leute bestellet/ welche ihm des Klodimirs (also hieß
dieser Diener) Ankunfft zuwissen tahten/ noch ehe er zu dem Könige kam; begehrete dem-
nach/ er solte sich straks angesichts zu ihm auff sein Gemach verfügen. Dieser/ den jungen
Fürsten so ungestalt/ bleich und mager sehend/ als welcher in steter Wehmuht sein Leben
zubrachte/ entsetzete sich darüber/ und wolte ihm allerhand Trost einsprechen; Er aber fra-
gete also bald nach/ ob er ein Schreiben an seinen Herr Vater hätte? Ja/ antwortete er;
bin aber schuldig/ solches niemand als dem Könige selbst zuliefern. Umb so viel schlimmer
vor mich/ antwortete er; doch wolte er ihm das Schreiben nicht mit Gewalt abnehmen/
sondern ging mit ihm hin nach dem Könige/ umb/ den Inhalt desselben zuvernehmen. Der
König sahe ihn ungerne dabey/ merkete auch schon aus Klodimirs Gesichte/ daß noch zur
Zeit wenig Trostes vor seinen Sohn würde verhanden seyn/ und durffte ihm doch das ü-
bergeschriebene nicht hinterhalten. Welches sie beyde mit einander lasen/ und der König
alles zum guten auszudeuten bemühet wahr/ aber die Muhtmassung wahr viel zustark vor
den so hochgerühmten Herkules; daher Markomir also mit betrübetem Herzen anfing:
Nun ihr Götter/ dann euch allein muß ichs zuschreiben; Ihr habet mich vor unwirdig er-
kant/ diesen Schatz zubesitzen/ der über eines Menschen Wirdigkeit gehet/ dann sonst hät-
tet ihr meinem Herr Vater die Gedanken eingeblasen/ daß er mir gegönnet hätte nachzu-
folgen/ da vielleicht auch noch ein mitleidiger Gott mir den Weg zu dem Fräulein gezeiget
hätte/ daß ich ehe als Herkules/ oder mit ihm zugleich angelanget währe/ und auffs minste
aus ihrem Munde meine lezte Urtel angehöret hätte; Weil aber nun ein solches verseumet/
und unwiderbringlich ist/ würdet ihr Götter dem elenden Markomir keine höhere noch
angenehmere Gnade erzeigen können/ als daß ihr seine mühselige trostlose Seele aus der
ungenehmen Herberge des schon abgematteten Leibes abfodertet; fürchte aber sehr/ ihr
werdet ihn noch länger zuquälen Lust tragen. Der Vater wolte ihm Trost einreden/ aber
er baht denselben/ sein zuverschonen/ weil seinem Herzen unmöglich währe/ dessen ichtwz

anzu-

Anderes Buch.
tig liebeſt/ ſo gehorche mir/ ſtehe in Geduld/ als einem tapffern Herzen gebuͤhret/ und laß
uns vernuͤnfftig fahren/ welches nicht ſeumen heiſſet/ als dann wird das Gluͤk uns beyraͤh-
tig/ und der Himmel uns behuͤlfflich ſeyn. Dieſes wahr zwar der Beſchluß dieſer Unter-
redung/ aber gar kein Loͤſchewaſſer auff Markomirs flammichte Brunſt. Ein verſtaͤndi-
ger Frankiſcher Ritter/ in der Lateiniſchen und Griechiſchen Sprache wol erfahren/ nah-
mens Farabert/ ward alsbald erwaͤhlet/ ſelb dritte nach Padua zureiten/ ſich daſelbſt als
ein ſchweiffender Ritter auffzuhalten/ und an des Roͤmiſchen Stathalters Hofe daſelbſt
Kundſchafft zuſuchen/ damit er ſich beydes des geraubeten Fraͤulein und des Groß Fuͤr-
ſten Herkules Zuſtandes erkuͤndigte/ und alle Wochẽ fleiſſigen ſchrifftlichen Bericht taͤh-
te. Dieſer/ als er daſelbſt ankam/ und den Ruhm der unvergleichlichen Tapfferkeit des
Teutſchen Herkules von jungen und alten hoͤrete/ dann auch/ daß derſelbe uͤber der Fraͤu-
lein Verluſt ſich mehr/ als uͤber kein Ding in deꝛ Welt entſetzet haͤtte/ und ohn alles ſeumen
ihr als ein geworbener Raͤuberknecht gefolget waͤhre/ auch wie man davor hielt/ ſchon in
Erfahrung gebracht/ an was Ort und Enden er das geraubete Fraͤulein antreffen koͤnte;
uͤberſchrieber dieſes an den Koͤnig/ wie es an ſich wahr/ und ſchickete es bey ſeiner Diener
einem uͤber; welcher zwar von Farabert befehlichet wahr/ es niemand als dem Koͤnige ein-
zuliefern/ aber Markomir hatte ſeine Leute beſtellet/ welche ihm des Klodimirs (alſo hieß
dieſer Diener) Ankunfft zuwiſſen tahten/ noch ehe er zu dem Koͤnige kam; begehrete dem-
nach/ er ſolte ſich ſtraks angeſichts zu ihm auff ſein Gemach verfuͤgen. Dieſer/ den jungen
Fuͤrſten ſo ungeſtalt/ bleich und mager ſehend/ als welcher in ſteter Wehmuht ſein Leben
zubrachte/ entſetzete ſich daruͤber/ und wolte ihm allerhand Troſt einſprechen; Er aber fra-
gete alſo bald nach/ ob er ein Schreiben an ſeinen Herr Vater haͤtte? Ja/ antwortete er;
bin aber ſchuldig/ ſolches niemand als dem Koͤnige ſelbſt zuliefern. Umb ſo viel ſchlimmer
vor mich/ antwortete er; doch wolte er ihm das Schreiben nicht mit Gewalt abnehmen/
ſondern ging mit ihm hin nach dem Koͤnige/ umb/ den Inhalt deſſelben zuvernehmen. Deꝛ
Koͤnig ſahe ihn ungerne dabey/ merkete auch ſchon aus Klodimirs Geſichte/ daß noch zur
Zeit wenig Troſtes vor ſeinen Sohn wuͤrde verhanden ſeyn/ und durffte ihm doch das uͤ-
bergeſchriebene nicht hinterhalten. Welches ſie beyde mit einander laſen/ und der Koͤnig
alles zum guten auszudeuten bemuͤhet wahr/ aber die Muhtmaſſung wahr viel zuſtark vor
den ſo hochgeruͤhmten Herkules; daher Markomir alſo mit betruͤbetem Herzen anfing:
Nun ihr Goͤtter/ dann euch allein muß ichs zuſchreiben; Ihr habet mich vor unwirdig er-
kant/ dieſen Schatz zubeſitzen/ der uͤber eines Menſchen Wirdigkeit gehet/ dann ſonſt haͤt-
tet ihr meinem Herr Vater die Gedanken eingeblaſen/ daß er mir gegoͤnnet haͤtte nachzu-
folgen/ da vielleicht auch noch ein mitleidiger Gott mir den Weg zu dem Fraͤulein gezeiget
haͤtte/ daß ich ehe als Herkules/ oder mit ihm zugleich angelanget waͤhre/ und auffs minſte
aus ihrem Munde meine lezte Urtel angehoͤret haͤtte; Weil aber nun ein ſolches verſeumet/
und unwiderbringlich iſt/ wuͤrdet ihr Goͤtter dem elenden Markomir keine hoͤhere noch
angenehmere Gnade erzeigen koͤnnen/ als daß ihr ſeine muͤhſelige troſtloſe Seele aus der
ungenehmen Herberge des ſchon abgematteten Leibes abfodertet; fuͤrchte aber ſehr/ ihr
werdet ihn noch laͤnger zuquaͤlen Luſt tragen. Der Vater wolte ihm Troſt einreden/ aber
er baht denſelben/ ſein zuverſchonen/ weil ſeinem Herzen unmoͤglich waͤhre/ deſſen ichtwz

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[362/0400] Anderes Buch. tig liebeſt/ ſo gehorche mir/ ſtehe in Geduld/ als einem tapffern Herzen gebuͤhret/ und laß uns vernuͤnfftig fahren/ welches nicht ſeumen heiſſet/ als dann wird das Gluͤk uns beyraͤh- tig/ und der Himmel uns behuͤlfflich ſeyn. Dieſes wahr zwar der Beſchluß dieſer Unter- redung/ aber gar kein Loͤſchewaſſer auff Markomirs flammichte Brunſt. Ein verſtaͤndi- ger Frankiſcher Ritter/ in der Lateiniſchen und Griechiſchen Sprache wol erfahren/ nah- mens Farabert/ ward alsbald erwaͤhlet/ ſelb dritte nach Padua zureiten/ ſich daſelbſt als ein ſchweiffender Ritter auffzuhalten/ und an des Roͤmiſchen Stathalters Hofe daſelbſt Kundſchafft zuſuchen/ damit er ſich beydes des geraubeten Fraͤulein und des Groß Fuͤr- ſten Herkules Zuſtandes erkuͤndigte/ und alle Wochẽ fleiſſigen ſchrifftlichen Bericht taͤh- te. Dieſer/ als er daſelbſt ankam/ und den Ruhm der unvergleichlichen Tapfferkeit des Teutſchen Herkules von jungen und alten hoͤrete/ dann auch/ daß derſelbe uͤber der Fraͤu- lein Verluſt ſich mehr/ als uͤber kein Ding in deꝛ Welt entſetzet haͤtte/ und ohn alles ſeumen ihr als ein geworbener Raͤuberknecht gefolget waͤhre/ auch wie man davor hielt/ ſchon in Erfahrung gebracht/ an was Ort und Enden er das geraubete Fraͤulein antreffen koͤnte; uͤberſchrieber dieſes an den Koͤnig/ wie es an ſich wahr/ und ſchickete es bey ſeiner Diener einem uͤber; welcher zwar von Farabert befehlichet wahr/ es niemand als dem Koͤnige ein- zuliefern/ aber Markomir hatte ſeine Leute beſtellet/ welche ihm des Klodimirs (alſo hieß dieſer Diener) Ankunfft zuwiſſen tahten/ noch ehe er zu dem Koͤnige kam; begehrete dem- nach/ er ſolte ſich ſtraks angeſichts zu ihm auff ſein Gemach verfuͤgen. Dieſer/ den jungen Fuͤrſten ſo ungeſtalt/ bleich und mager ſehend/ als welcher in ſteter Wehmuht ſein Leben zubrachte/ entſetzete ſich daruͤber/ und wolte ihm allerhand Troſt einſprechen; Er aber fra- gete alſo bald nach/ ob er ein Schreiben an ſeinen Herr Vater haͤtte? Ja/ antwortete er; bin aber ſchuldig/ ſolches niemand als dem Koͤnige ſelbſt zuliefern. Umb ſo viel ſchlimmer vor mich/ antwortete er; doch wolte er ihm das Schreiben nicht mit Gewalt abnehmen/ ſondern ging mit ihm hin nach dem Koͤnige/ umb/ den Inhalt deſſelben zuvernehmen. Deꝛ Koͤnig ſahe ihn ungerne dabey/ merkete auch ſchon aus Klodimirs Geſichte/ daß noch zur Zeit wenig Troſtes vor ſeinen Sohn wuͤrde verhanden ſeyn/ und durffte ihm doch das uͤ- bergeſchriebene nicht hinterhalten. Welches ſie beyde mit einander laſen/ und der Koͤnig alles zum guten auszudeuten bemuͤhet wahr/ aber die Muhtmaſſung wahr viel zuſtark vor den ſo hochgeruͤhmten Herkules; daher Markomir alſo mit betruͤbetem Herzen anfing: Nun ihr Goͤtter/ dann euch allein muß ichs zuſchreiben; Ihr habet mich vor unwirdig er- kant/ dieſen Schatz zubeſitzen/ der uͤber eines Menſchen Wirdigkeit gehet/ dann ſonſt haͤt- tet ihr meinem Herr Vater die Gedanken eingeblaſen/ daß er mir gegoͤnnet haͤtte nachzu- folgen/ da vielleicht auch noch ein mitleidiger Gott mir den Weg zu dem Fraͤulein gezeiget haͤtte/ daß ich ehe als Herkules/ oder mit ihm zugleich angelanget waͤhre/ und auffs minſte aus ihrem Munde meine lezte Urtel angehoͤret haͤtte; Weil aber nun ein ſolches verſeumet/ und unwiderbringlich iſt/ wuͤrdet ihr Goͤtter dem elenden Markomir keine hoͤhere noch angenehmere Gnade erzeigen koͤnnen/ als daß ihr ſeine muͤhſelige troſtloſe Seele aus der ungenehmen Herberge des ſchon abgematteten Leibes abfodertet; fuͤrchte aber ſehr/ ihr werdet ihn noch laͤnger zuquaͤlen Luſt tragen. Der Vater wolte ihm Troſt einreden/ aber er baht denſelben/ ſein zuverſchonen/ weil ſeinem Herzen unmoͤglich waͤhre/ deſſen ichtwz anzu-

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 362. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/400>, abgerufen am 25.05.2024.