Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

Bild:
<< vorherige Seite

Erstes Buch.
ter ihnen her lief; wahr doch so fertig nicht/ diese hatten sich schon verstecket/ und seinen Au-
gen sich entrissen; Welches nicht allein ihm sehr leid wahr/ sondern zugleich hohes verwun-
dern brachte/ aus was ursachen sie vor jhm fliehen möchten/ weil sie durchaus nichts arges
sich von jhm zu befahren hätten; Doch weil bey so früher Tages zeit die Häuser noch ver-
schlossen wahren hoffete er/ sie würden jhm so leicht nicht entgehen; Lieff also immer fort/
biß er vor ein Hüttchen kam/ dessen Unter Tühr offen stund/ und gedachte bald/ sie würden da-
hinein geschloffen seyn; trat hinein und fahe sich fleissig ümb/ biß er jhrer im finstern Win-
kel/ hinter einem grossen Weinfasse gewahr ward. Diese verwunderten sich/ wie sie jhn sa-
hen/ und fing Ladisla mit ertichtetem Zorn und abgekehrtem Angesicht an: Alter/ jhr möget
wol ein unhöflicher Geselle seyn/ daß jhr fremde dergestalt verfolget/ die umb gewisser Ursach
zu Rom nicht erkennet seyn wollen. So gehet nun eures weges/ und lasset uns des unsern ab-
warten/ sonst werdet jhr empfinden/ daß meine Fäuste nicht wichtloß sind; oder gedencket jhr
etwa/ Rom sey eine Freystadt alles Vorwitzes? Er wolte in seiner Dräurede fortfahren/ a-
ber Wezesla/ der jhn an der Stimme kennete fiel vor jhm in die Knie und sagete: Durchleuch-
tigster Fürst/ weß zeihen sich eure Gnaden? kennen die jhren alten Diener Wenzesla nit mehr/
der ich mannichen beschwerlichen Weg/ dieselbe außzuk und schaffen/ geritten habe? Dieser
kunte sich weiter nicht verstellen/ fassete jhn beym Arme/ hieß jhn auffstehen/ und fragete/ was
er neues aus Böhmen brächte/ auch/ ob seine Eltern und Frl. Schwester annoch frisch und
gesund währen. Wenzesla wolte ihm keinen schleunigen Schrecken einjagen/ und gab zur
Antwort. Er wüste nicht anders/ ohn daß der König bey seiner Abreise ziemlich schwach ge-
wesen; könte nicht eigentlich sagen/ wie es umb jhn stünde. Ich muhtmassete wol/ sagte La-
disla zu Herkules/ daß mein gestriges Nasebluten mir nichts gutes bedeuten würde; aber
was stehen wir in dieser Hütten? Du sihest/ lieber Bruder/ daß wir an unserm Kirchgange
verstöret werden; wird demnach das beste seyn/ daß wir umbkehren nach unser Herberge. So
werde ich vorhin lauffen/ sagte Wenzesla/ umb mein Pferd zu suchen/ welches ich unferne
von hinnen habe stehen lassen. Er eilete geschwinde fort/ und als er des Gäschen ende errei-
chet hatte/ und nach seinem Pferde sich umsahe/ ward er zweer Buben gewahr/ welche dassel-
be vor sich hintrieben/ wiewol es sich hefftig sträubete/ und mit allen vieren von sich schlug.
Erst bedachte der Alte seine Thorheit/ durch hinterlassung des Pferdes begangen; lief/ so fast
er mochte/ hinten nach/ und schrihe die Diebe an/ wohin sie mit seinem Pferde gedächten;
welche sich doch daran wenig kehreten/ und jmmerzu bemühet wahren/ den auffgebundenen
Wetscher vom Pferde zu reissen/ der sie wol bespickt seyn dauchte; geriet auch endlich dem
einen/ daß er sich in den Sattel schwang/ und die Beute ablösete/ welche auf die Erde fiel. Der
ander war nicht faul bey der Auffhebung; doch saß jhm Wenzesla zu früh auff der Haube/
riß ihm den Wetscher unterm Arme hinweg/ und sagte: Du wirst mir gleichwol diesen lieben
Schatz nicht ohn alle Einsprach entführen; Zum wenigsten werde ich das Luder mit dir drum
ziehen. Inzwischen schlug das Pferd hinten aus/ und traff diesen Buben auff die Hufft/ dz
er niederstürzete/ und der Ohnmacht nicht ferne war; Sein Geselle aber setzte sich im Sattel
feste/ stieß das Pferd an/ und rante in aller eile davon/ jhm selbst fluchend/ daß er den Wetscher
mit so grosser Mühe loßgemacht/ und sein Glück/ wie er meynete/ auff die Erde geworffen
hatte. Herkules und Ladisla sahen der Kurtzweil von ferne zu/ traten endlich näher/ und er-

innerten

Erſtes Buch.
ter ihnen her lief; wahr doch ſo fertig nicht/ dieſe hatten ſich ſchon verſtecket/ und ſeinen Au-
gen ſich entriſſen; Welches nicht allein ihm ſehr leid wahr/ ſondern zugleich hohes verwun-
dern brachte/ aus was urſachen ſie vor jhm fliehen moͤchten/ weil ſie durchaus nichts arges
ſich von jhm zu befahren haͤtten; Doch weil bey ſo fruͤher Tages zeit die Haͤuſer noch ver-
ſchloſſen wahren hoffete er/ ſie wuͤrden jhm ſo leicht nicht entgehen; Lieff alſo immer fort/
biß er vor ein Huͤttchen kam/ deſſen Unter Tuͤhr offen ſtund/ und gedachte bald/ ſie wuͤrden da-
hinein geſchloffen ſeyn; trat hinein und fahe ſich fleiſſig uͤmb/ biß er jhrer im finſtern Win-
kel/ hinter einem groſſen Weinfaſſe gewahr ward. Dieſe verwunderten ſich/ wie ſie jhn ſa-
hen/ und fing Ladiſla mit ertichtetem Zorn und abgekehrtem Angeſicht an: Alter/ jhr moͤget
wol ein unhoͤflicher Geſelle ſeyn/ daß jhr fremde dergeſtalt verfolget/ die umb gewiſſer Urſach
zu Rom nicht erkennet ſeyn wollen. So gehet nun eures weges/ und laſſet uns des unſern ab-
warten/ ſonſt werdet jhr empfinden/ daß meine Faͤuſte nicht wichtloß ſind; oder gedencket jhr
etwa/ Rom ſey eine Freyſtadt alles Vorwitzes? Er wolte in ſeiner Draͤurede fortfahren/ a-
ber Wezeſla/ der jhn an der Stimme keñete fiel vor jhm in die Knie und ſagete: Durchleuch-
tigſter Fuͤrſt/ weß zeihen ſich eure Gnaden? kennen die jhren alten Diener Wenzeſla nit mehr/
der ich mannichen beſchwerlichen Weg/ dieſelbe außzuk und ſchaffen/ geritten habe? Dieſer
kunte ſich weiter nicht verſtellen/ faſſete jhn beym Arme/ hieß jhn auffſtehen/ und fragete/ was
er neues aus Boͤhmen braͤchte/ auch/ ob ſeine Eltern und Frl. Schweſter annoch friſch und
geſund waͤhren. Wenzeſla wolte ihm keinen ſchleunigen Schrecken einjagen/ und gab zur
Antwort. Er wuͤſte nicht anders/ ohn daß der Koͤnig bey ſeiner Abreiſe ziemlich ſchwach ge-
weſen; koͤnte nicht eigentlich ſagen/ wie es umb jhn ſtuͤnde. Ich muhtmaſſete wol/ ſagte La-
diſla zu Herkules/ daß mein geſtriges Naſebluten mir nichts gutes bedeuten wuͤrde; aber
was ſtehen wir in dieſer Huͤtten? Du ſiheſt/ lieber Bruder/ daß wir an unſerm Kirchgange
verſtoͤret werden; wird demnach das beſte ſeyn/ daß wir umbkehren nach unſer Herberge. So
werde ich vorhin lauffen/ ſagte Wenzeſla/ umb mein Pferd zu ſuchen/ welches ich unferne
von hinnen habe ſtehen laſſen. Er eilete geſchwinde fort/ und als er des Gaͤſchen ende errei-
chet hatte/ und nach ſeinem Pferde ſich umſahe/ ward er zweer Buben gewahr/ welche daſſel-
be vor ſich hintrieben/ wiewol es ſich hefftig ſtraͤubete/ und mit allen vieren von ſich ſchlug.
Erſt bedachte der Alte ſeine Thorheit/ durch hinterlaſſung des Pferdes begangen; lief/ ſo faſt
er mochte/ hinten nach/ und ſchrihe die Diebe an/ wohin ſie mit ſeinem Pferde gedaͤchten;
welche ſich doch daran wenig kehreten/ und jmmerzu bemuͤhet wahren/ den auffgebundenen
Wetſcher vom Pferde zu reiſſen/ der ſie wol beſpickt ſeyn dauchte; geriet auch endlich dem
einen/ daß er ſich in den Sattel ſchwang/ und die Beute abloͤſete/ welche auf die Erde fiel. Der
ander war nicht faul bey der Auffhebung; doch ſaß jhm Wenzeſla zu fruͤh auff der Haube/
riß ihm den Wetſcher unterm Arme hinweg/ und ſagte: Du wirſt mir gleichwol dieſen liebẽ
Schatz nicht ohn alle Einſprach entfuͤhren; Zum wenigſten werde ich das Luder mit dir drum
ziehen. Inzwiſchen ſchlug das Pferd hinten aus/ und traff dieſen Buben auff die Hufft/ dz
er niederſtuͤrzete/ und der Ohnmacht nicht ferne war; Sein Geſelle aber ſetzte ſich im Sattel
feſte/ ſtieß das Pferd an/ und rante in aller eile davon/ jhm ſelbſt fluchend/ daß er den Wetſcher
mit ſo groſſer Muͤhe loßgemacht/ und ſein Gluͤck/ wie er meynete/ auff die Erde geworffen
hatte. Herkules und Ladiſla ſahen der Kurtzweil von ferne zu/ traten endlich naͤher/ und er-

innerten
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <p><pb facs="#f0042" n="4"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Er&#x017F;tes Buch.</hi></fw><lb/>
ter ihnen her lief; wahr doch &#x017F;o fertig nicht/ die&#x017F;e hatten &#x017F;ich &#x017F;chon ver&#x017F;tecket/ und &#x017F;einen Au-<lb/>
gen &#x017F;ich entri&#x017F;&#x017F;en; Welches nicht allein ihm &#x017F;ehr leid wahr/ &#x017F;ondern zugleich hohes verwun-<lb/>
dern brachte/ aus was ur&#x017F;achen &#x017F;ie vor jhm fliehen mo&#x0364;chten/ weil &#x017F;ie durchaus nichts arges<lb/>
&#x017F;ich von jhm zu befahren ha&#x0364;tten; Doch weil bey &#x017F;o fru&#x0364;her Tages zeit die Ha&#x0364;u&#x017F;er noch ver-<lb/>
&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en wahren hoffete er/ &#x017F;ie wu&#x0364;rden jhm &#x017F;o leicht nicht entgehen; Lieff al&#x017F;o immer fort/<lb/>
biß er vor ein Hu&#x0364;ttchen kam/ de&#x017F;&#x017F;en Unter Tu&#x0364;hr offen &#x017F;tund/ und gedachte bald/ &#x017F;ie wu&#x0364;rden da-<lb/>
hinein ge&#x017F;chloffen &#x017F;eyn; trat hinein und fahe &#x017F;ich flei&#x017F;&#x017F;ig u&#x0364;mb/ biß er jhrer im fin&#x017F;tern Win-<lb/>
kel/ hinter einem gro&#x017F;&#x017F;en Weinfa&#x017F;&#x017F;e gewahr ward. Die&#x017F;e verwunderten &#x017F;ich/ wie &#x017F;ie jhn &#x017F;a-<lb/>
hen/ und fing Ladi&#x017F;la mit ertichtetem Zorn und abgekehrtem Ange&#x017F;icht an: Alter/ jhr mo&#x0364;get<lb/>
wol ein unho&#x0364;flicher Ge&#x017F;elle &#x017F;eyn/ daß jhr fremde derge&#x017F;talt verfolget/ die umb gewi&#x017F;&#x017F;er Ur&#x017F;ach<lb/>
zu Rom nicht erkennet &#x017F;eyn wollen. So gehet nun eures weges/ und la&#x017F;&#x017F;et uns des un&#x017F;ern ab-<lb/>
warten/ &#x017F;on&#x017F;t werdet jhr empfinden/ daß meine Fa&#x0364;u&#x017F;te nicht wichtloß &#x017F;ind; oder gedencket jhr<lb/>
etwa/ Rom &#x017F;ey eine Frey&#x017F;tadt alles Vorwitzes? Er wolte in &#x017F;einer Dra&#x0364;urede fortfahren/ a-<lb/>
ber Weze&#x017F;la/ der jhn an der Stimme ken&#x0303;ete fiel vor jhm in die Knie und &#x017F;agete: Durchleuch-<lb/>
tig&#x017F;ter Fu&#x0364;r&#x017F;t/ weß zeihen &#x017F;ich eure Gnaden? kennen die jhren alten Diener Wenze&#x017F;la nit mehr/<lb/>
der ich mannichen be&#x017F;chwerlichen Weg/ die&#x017F;elbe außzuk und &#x017F;chaffen/ geritten habe? Die&#x017F;er<lb/>
kunte &#x017F;ich weiter nicht ver&#x017F;tellen/ fa&#x017F;&#x017F;ete jhn beym Arme/ hieß jhn auff&#x017F;tehen/ und fragete/ was<lb/>
er neues aus Bo&#x0364;hmen bra&#x0364;chte/ auch/ ob &#x017F;eine Eltern und Frl. Schwe&#x017F;ter annoch fri&#x017F;ch und<lb/>
ge&#x017F;und wa&#x0364;hren. Wenze&#x017F;la wolte ihm keinen &#x017F;chleunigen Schrecken einjagen/ und gab zur<lb/>
Antwort. Er wu&#x0364;&#x017F;te nicht anders/ ohn daß der Ko&#x0364;nig bey &#x017F;einer Abrei&#x017F;e ziemlich &#x017F;chwach ge-<lb/>
we&#x017F;en; ko&#x0364;nte nicht eigentlich &#x017F;agen/ wie es umb jhn &#x017F;tu&#x0364;nde. Ich muhtma&#x017F;&#x017F;ete wol/ &#x017F;agte La-<lb/>
di&#x017F;la zu Herkules/ daß mein ge&#x017F;triges Na&#x017F;ebluten mir nichts gutes bedeuten wu&#x0364;rde; aber<lb/>
was &#x017F;tehen wir in die&#x017F;er Hu&#x0364;tten? Du &#x017F;ihe&#x017F;t/ lieber Bruder/ daß wir an un&#x017F;erm Kirchgange<lb/>
ver&#x017F;to&#x0364;ret werden; wird demnach das be&#x017F;te &#x017F;eyn/ daß wir umbkehren nach un&#x017F;er Herberge. So<lb/>
werde ich vorhin lauffen/ &#x017F;agte Wenze&#x017F;la/ umb mein Pferd zu &#x017F;uchen/ welches ich unferne<lb/>
von hinnen habe &#x017F;tehen la&#x017F;&#x017F;en. Er eilete ge&#x017F;chwinde fort/ und als er des Ga&#x0364;&#x017F;chen ende errei-<lb/>
chet hatte/ und nach &#x017F;einem Pferde &#x017F;ich um&#x017F;ahe/ ward er zweer Buben gewahr/ welche da&#x017F;&#x017F;el-<lb/>
be vor &#x017F;ich hintrieben/ wiewol es &#x017F;ich hefftig &#x017F;tra&#x0364;ubete/ und mit allen vieren von &#x017F;ich &#x017F;chlug.<lb/>
Er&#x017F;t bedachte der Alte &#x017F;eine Thorheit/ durch hinterla&#x017F;&#x017F;ung des Pferdes begangen; lief/ &#x017F;o fa&#x017F;t<lb/>
er mochte/ hinten nach/ und &#x017F;chrihe die Diebe an/ wohin &#x017F;ie mit &#x017F;einem Pferde geda&#x0364;chten;<lb/>
welche &#x017F;ich doch daran wenig kehreten/ und jmmerzu bemu&#x0364;het wahren/ den auffgebundenen<lb/>
Wet&#x017F;cher vom Pferde zu rei&#x017F;&#x017F;en/ der &#x017F;ie wol be&#x017F;pickt &#x017F;eyn dauchte; geriet auch endlich dem<lb/>
einen/ daß er &#x017F;ich in den Sattel &#x017F;chwang/ und die Beute ablo&#x0364;&#x017F;ete/ welche auf die Erde fiel. Der<lb/>
ander war nicht faul bey der Auffhebung; doch &#x017F;aß jhm Wenze&#x017F;la zu fru&#x0364;h auff der Haube/<lb/>
riß ihm den Wet&#x017F;cher unterm Arme hinweg/ und &#x017F;agte: Du wir&#x017F;t mir gleichwol die&#x017F;en liebe&#x0303;<lb/>
Schatz nicht ohn alle Ein&#x017F;prach entfu&#x0364;hren; Zum wenig&#x017F;ten werde ich das Luder mit dir drum<lb/>
ziehen. Inzwi&#x017F;chen &#x017F;chlug das Pferd hinten aus/ und traff die&#x017F;en Buben auff die Hufft/ dz<lb/>
er nieder&#x017F;tu&#x0364;rzete/ und der Ohnmacht nicht ferne war; Sein Ge&#x017F;elle aber &#x017F;etzte &#x017F;ich im Sattel<lb/>
fe&#x017F;te/ &#x017F;tieß das Pferd an/ und rante in aller eile davon/ jhm &#x017F;elb&#x017F;t fluchend/ daß er den Wet&#x017F;cher<lb/>
mit &#x017F;o gro&#x017F;&#x017F;er Mu&#x0364;he loßgemacht/ und &#x017F;ein Glu&#x0364;ck/ wie er meynete/ auff die Erde geworffen<lb/>
hatte. Herkules und Ladi&#x017F;la &#x017F;ahen der Kurtzweil von ferne zu/ traten endlich na&#x0364;her/ und er-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">innerten</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[4/0042] Erſtes Buch. ter ihnen her lief; wahr doch ſo fertig nicht/ dieſe hatten ſich ſchon verſtecket/ und ſeinen Au- gen ſich entriſſen; Welches nicht allein ihm ſehr leid wahr/ ſondern zugleich hohes verwun- dern brachte/ aus was urſachen ſie vor jhm fliehen moͤchten/ weil ſie durchaus nichts arges ſich von jhm zu befahren haͤtten; Doch weil bey ſo fruͤher Tages zeit die Haͤuſer noch ver- ſchloſſen wahren hoffete er/ ſie wuͤrden jhm ſo leicht nicht entgehen; Lieff alſo immer fort/ biß er vor ein Huͤttchen kam/ deſſen Unter Tuͤhr offen ſtund/ und gedachte bald/ ſie wuͤrden da- hinein geſchloffen ſeyn; trat hinein und fahe ſich fleiſſig uͤmb/ biß er jhrer im finſtern Win- kel/ hinter einem groſſen Weinfaſſe gewahr ward. Dieſe verwunderten ſich/ wie ſie jhn ſa- hen/ und fing Ladiſla mit ertichtetem Zorn und abgekehrtem Angeſicht an: Alter/ jhr moͤget wol ein unhoͤflicher Geſelle ſeyn/ daß jhr fremde dergeſtalt verfolget/ die umb gewiſſer Urſach zu Rom nicht erkennet ſeyn wollen. So gehet nun eures weges/ und laſſet uns des unſern ab- warten/ ſonſt werdet jhr empfinden/ daß meine Faͤuſte nicht wichtloß ſind; oder gedencket jhr etwa/ Rom ſey eine Freyſtadt alles Vorwitzes? Er wolte in ſeiner Draͤurede fortfahren/ a- ber Wezeſla/ der jhn an der Stimme keñete fiel vor jhm in die Knie und ſagete: Durchleuch- tigſter Fuͤrſt/ weß zeihen ſich eure Gnaden? kennen die jhren alten Diener Wenzeſla nit mehr/ der ich mannichen beſchwerlichen Weg/ dieſelbe außzuk und ſchaffen/ geritten habe? Dieſer kunte ſich weiter nicht verſtellen/ faſſete jhn beym Arme/ hieß jhn auffſtehen/ und fragete/ was er neues aus Boͤhmen braͤchte/ auch/ ob ſeine Eltern und Frl. Schweſter annoch friſch und geſund waͤhren. Wenzeſla wolte ihm keinen ſchleunigen Schrecken einjagen/ und gab zur Antwort. Er wuͤſte nicht anders/ ohn daß der Koͤnig bey ſeiner Abreiſe ziemlich ſchwach ge- weſen; koͤnte nicht eigentlich ſagen/ wie es umb jhn ſtuͤnde. Ich muhtmaſſete wol/ ſagte La- diſla zu Herkules/ daß mein geſtriges Naſebluten mir nichts gutes bedeuten wuͤrde; aber was ſtehen wir in dieſer Huͤtten? Du ſiheſt/ lieber Bruder/ daß wir an unſerm Kirchgange verſtoͤret werden; wird demnach das beſte ſeyn/ daß wir umbkehren nach unſer Herberge. So werde ich vorhin lauffen/ ſagte Wenzeſla/ umb mein Pferd zu ſuchen/ welches ich unferne von hinnen habe ſtehen laſſen. Er eilete geſchwinde fort/ und als er des Gaͤſchen ende errei- chet hatte/ und nach ſeinem Pferde ſich umſahe/ ward er zweer Buben gewahr/ welche daſſel- be vor ſich hintrieben/ wiewol es ſich hefftig ſtraͤubete/ und mit allen vieren von ſich ſchlug. Erſt bedachte der Alte ſeine Thorheit/ durch hinterlaſſung des Pferdes begangen; lief/ ſo faſt er mochte/ hinten nach/ und ſchrihe die Diebe an/ wohin ſie mit ſeinem Pferde gedaͤchten; welche ſich doch daran wenig kehreten/ und jmmerzu bemuͤhet wahren/ den auffgebundenen Wetſcher vom Pferde zu reiſſen/ der ſie wol beſpickt ſeyn dauchte; geriet auch endlich dem einen/ daß er ſich in den Sattel ſchwang/ und die Beute abloͤſete/ welche auf die Erde fiel. Der ander war nicht faul bey der Auffhebung; doch ſaß jhm Wenzeſla zu fruͤh auff der Haube/ riß ihm den Wetſcher unterm Arme hinweg/ und ſagte: Du wirſt mir gleichwol dieſen liebẽ Schatz nicht ohn alle Einſprach entfuͤhren; Zum wenigſten werde ich das Luder mit dir drum ziehen. Inzwiſchen ſchlug das Pferd hinten aus/ und traff dieſen Buben auff die Hufft/ dz er niederſtuͤrzete/ und der Ohnmacht nicht ferne war; Sein Geſelle aber ſetzte ſich im Sattel feſte/ ſtieß das Pferd an/ und rante in aller eile davon/ jhm ſelbſt fluchend/ daß er den Wetſcher mit ſo groſſer Muͤhe loßgemacht/ und ſein Gluͤck/ wie er meynete/ auff die Erde geworffen hatte. Herkules und Ladiſla ſahen der Kurtzweil von ferne zu/ traten endlich naͤher/ und er- innerten

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/42
Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/42>, abgerufen am 28.04.2024.