Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.Anderes Buch. Sachen hinein flöhen und erhalten möchte; ging auch nicht gar tieff in die Erde/ sondernwahr inwendig fein renlich/ und mit einer starken eisern Tühr verwahret/ an welcher in- wendig fünff grosse eiserne Schlösser sassen/ die in einem umbdrehen/ und nur mit einem Schlussel zugleich auffgemacht wurden. Wie sehr mich nun seiner im Gefängnis jammer- te/ nam ich michs doch äusserlich nicht an/ sondern ging meinem Alten traurig nach/ tröste- te ihn in seinem Unglük/ und baht ihn mit Trähnen/ er möchte durch gar zuhefftiges Grä- men und übrigen Zorneifer ihm selber nicht das Leben verkürzen; wünschete zwar von Herzen/ daß ich vor seinen lieben Sohn gestorben währe/ damit der einige Erbe hätte mö- gen überbleiben; weil es aber den Göttern anders gefallen/ müste ich nunmehr vorbauen/ daß nicht der Vater mit dem Sohn zugleich dahin fiele; machte ihm überdaß Hoffnung/ weil er noch von zimlichen Leibeskräfften währe/ könte sein Geschlecht durch mich erbauet werden. Nun muß ich bekennen/ daß ausser des alters eigentühmlicher Gramseligkeit/ er bißdaher mir allen guten Willen erzeiget hatte/ nam auch dieses mein tröften sehr wol auf/ daß er mich umfing/ und versprach/ er wolte sich zufrie den geben/ nachdem er Gelegen- heit hätte/ sich an dem Tähter zu rächen; dem ich nicht wiedersprechen durffte. Umb Mit- ternacht stund ich sanffte von ihm auff/ und ließ diese meine Dirne sich zu ihm legen/ ging hin zu dem Turm/ und durch das Loch der eisern Tühr/ da man kaum eine Hand hindurch stossen kunte/ redete ich dem Gefangenen zu/ und sagete: Ritter schlaffet ihr? Er hörete es alsbald/ und fragete/ wer ihn in der Nacht zubesuchen wirdigte? Ich bin die Frau des Schlosses/ antwortete ich/ deren ihr heut eure Unschuld sattsam habet dargetahn/ trage auch grosses Mitleiden mit eurem Unfall/ und daß ihr so elendig sollet abgeschlachtet wer- nen. Wisset ihr nun gute Freunde/ die euch retten können/ so tuht mir solches sicherlich kund/ daß ich alsbald nach ihnen sende/ damit ihr dem grausamen Tode entgehet/ mit wel- chem mir nichts gedienet ist/ nur daß ihr mir angelobet/ euch schier heut oder morgen an mei- nem alten Eh Herrn nicht zurächen. O ihr meine Herzen Freundin/ antwortete er/ die Göt- ter müssen euch dieses mit ewiger Barmherzigkeit vergelten; aber seyd zuvor gebehten/ und gebet mir einen Trunk Wasser/ mein abgedürstetes Herz zu laben. Ach ihr Götter/ sagte ich/ wie bin ich doch so unbesonnen; lief geschwinde hin/ und holete ihm eine Kanne Wein/ und etwas kalt Gebratens/ davon er des folgenden Tages gnug zu essen hatte; kam bald wieder/ und schnitte die Speisen in kleine stüklein/ die ich ihm durch das Loch reichen wol- te; Er aber sagete: Meine Freundin/ die Hände sind mir noch auff den Rücken gebunden/ daß ich nichts zu mir nehmen kan; habt ihr nun irgend ein Messer/ so werfft mirs doch her- ein/ ich wil sehen/ wie ichs zur Hand bekomme/ und mich loßschneide. Geschwinde band ich mein Messer an einen Fadem/ und hing es durchs Loch hinein/ daß ers rüklings fassete/ und so lange sich quälete/ biß er einen Bruch in den Riemen machete. Weil er nun dursti- ger/ als hungerig war/ hielt ich ihm den Wein vor das Loch/ da er auf ein Tühr Schloß trat/ und den Mund gleich dem Loche hatte/ daß er durch ein Rohr fein trinken kunte/ und sich erquickete; hernach reichete ich ihm die Speisen zu/ daß er sich zimlich sättigte. Nun ihr Götter/ sagte er/ helffet mir aus dieser Gefängniß/ daß ich mich gegen diese Tugendreiche Frau dankbarlich könne finden lassen. Ich antwortete ihm: Es währe mir schon Danks genug/ wann ich ihm davon zuhelffen bestand seyn würde; aber er müste mir anzeigen/ auff was
Anderes Buch. Sachen hinein floͤhen und erhalten moͤchte; ging auch nicht gar tieff in die Erde/ ſondernwahr inwendig fein renlich/ und mit einer ſtarken eiſern Tuͤhr verwahret/ an welcher in- wendig fuͤnff groſſe eiſerne Schloͤſſer ſaſſen/ die in einem umbdrehen/ und nur mit einem Schluſſel zugleich auffgemacht wurden. Wie ſehr mich nun ſeiner im Gefaͤngnis jam̃er- te/ nam ich michs doch aͤuſſerlich nicht an/ ſondern ging meinem Alten traurig nach/ troͤſte- te ihn in ſeinem Ungluͤk/ und baht ihn mit Traͤhnen/ er moͤchte durch gar zuhefftiges Graͤ- men und uͤbrigen Zorneifer ihm ſelber nicht das Leben verkuͤrzen; wuͤnſchete zwar von Herzen/ daß ich vor ſeinen lieben Sohn geſtorben waͤhre/ damit der einige Erbe haͤtte moͤ- gen uͤberbleiben; weil es aber den Goͤttern anders gefallen/ muͤſte ich nunmehr vorbauen/ daß nicht der Vater mit dem Sohn zugleich dahin fiele; machte ihm uͤberdaß Hoffnung/ weil er noch von zimlichen Leibeskraͤfften waͤhre/ koͤnte ſein Geſchlecht durch mich erbauet werden. Nun muß ich bekennen/ daß auſſer des alters eigentuͤhmlicher Gramſeligkeit/ er bißdaher mir allen guten Willen erzeiget hatte/ nam auch dieſes mein troͤften ſehr wol auf/ daß er mich umfing/ und verſprach/ er wolte ſich zufrie den geben/ nachdem er Gelegen- heit haͤtte/ ſich an dem Taͤhter zu raͤchen; dem ich nicht wiederſprechen durffte. Umb Mit- ternacht ſtund ich ſanffte von ihm auff/ und ließ dieſe meine Dirne ſich zu ihm legen/ ging hin zu dem Turm/ und durch das Loch der eiſern Tuͤhr/ da man kaum eine Hand hindurch ſtoſſen kunte/ redete ich dem Gefangenen zu/ und ſagete: Ritter ſchlaffet ihr? Er hoͤrete es alsbald/ und fragete/ wer ihn in der Nacht zubeſuchen wirdigte? Ich bin die Frau des Schloſſes/ antwortete ich/ deren ihr heut eure Unſchuld ſattſam habet dargetahn/ trage auch groſſes Mitleiden mit eurem Unfall/ und daß ihr ſo elendig ſollet abgeſchlachtet wer- nen. Wiſſet ihr nun gute Freunde/ die euch retten koͤnnen/ ſo tuht mir ſolches ſicherlich kund/ daß ich alsbald nach ihnen ſende/ damit ihr dem grauſamen Tode entgehet/ mit wel- chem mir nichts gedienet iſt/ nur daß ihr mir angelobet/ euch ſchier heut oder morgẽ an mei- nem alten Eh Herꝛn nicht zuraͤchen. O ihr meine Herzen Freundin/ antwortete er/ die Goͤt- ter muͤſſen euch dieſes mit ewiger Barmherzigkeit vergelten; aber ſeyd zuvor gebehten/ uñ gebet mir einen Trunk Waſſer/ mein abgeduͤrſtetes Herz zu laben. Ach ihr Goͤtter/ ſagte ich/ wie bin ich doch ſo unbeſonnen; lief geſchwinde hin/ und holete ihm eine Kañe Wein/ und etwas kalt Gebratens/ davon er des folgenden Tages gnug zu eſſen hatte; kam bald wieder/ und ſchnitte die Speiſen in kleine ſtuͤklein/ die ich ihm durch das Loch reichen wol- te; Er aber ſagete: Meine Freundin/ die Haͤnde ſind mir noch auff den Ruͤcken gebunden/ daß ich nichts zu mir nehmen kan; habt ihr nun irgend ein Meſſer/ ſo werfft mirs doch heꝛ- ein/ ich wil ſehen/ wie ichs zur Hand bekomme/ und mich loßſchneide. Geſchwinde band ich mein Meſſer an einen Fadem/ und hing es durchs Loch hinein/ daß ers ruͤklings faſſete/ und ſo lange ſich quaͤlete/ biß er einen Bruch in den Riemen machete. Weil er nun durſti- ger/ als hungerig war/ hielt ich ihm den Wein vor das Loch/ da er auf ein Tuͤhr Schloß trat/ und den Mund gleich dem Loche hatte/ daß er durch ein Rohr fein trinken kunte/ und ſich erquickete; hernach reichete ich ihm die Speiſen zu/ daß er ſich zimlich ſaͤttigte. Nun ihr Goͤtter/ ſagte er/ helffet mir aus dieſer Gefaͤngniß/ daß ich mich gegen dieſe Tugendreiche Frau dankbarlich koͤnne finden laſſen. Ich antwortete ihm: Es waͤhre mir ſchon Danks genug/ wann ich ihm davon zuhelffen beſtand ſeyn wuͤrde; aber er muͤſte mir anzeigen/ auff was
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Anderes Buch.
Sachen hinein floͤhen und erhalten moͤchte; ging auch nicht gar tieff in die Erde/ ſondern
wahr inwendig fein renlich/ und mit einer ſtarken eiſern Tuͤhr verwahret/ an welcher in-
wendig fuͤnff groſſe eiſerne Schloͤſſer ſaſſen/ die in einem umbdrehen/ und nur mit einem
Schluſſel zugleich auffgemacht wurden. Wie ſehr mich nun ſeiner im Gefaͤngnis jam̃er-
te/ nam ich michs doch aͤuſſerlich nicht an/ ſondern ging meinem Alten traurig nach/ troͤſte-
te ihn in ſeinem Ungluͤk/ und baht ihn mit Traͤhnen/ er moͤchte durch gar zuhefftiges Graͤ-
men und uͤbrigen Zorneifer ihm ſelber nicht das Leben verkuͤrzen; wuͤnſchete zwar von
Herzen/ daß ich vor ſeinen lieben Sohn geſtorben waͤhre/ damit der einige Erbe haͤtte moͤ-
gen uͤberbleiben; weil es aber den Goͤttern anders gefallen/ muͤſte ich nunmehr vorbauen/
daß nicht der Vater mit dem Sohn zugleich dahin fiele; machte ihm uͤberdaß Hoffnung/
weil er noch von zimlichen Leibeskraͤfften waͤhre/ koͤnte ſein Geſchlecht durch mich erbauet
werden. Nun muß ich bekennen/ daß auſſer des alters eigentuͤhmlicher Gramſeligkeit/ er
bißdaher mir allen guten Willen erzeiget hatte/ nam auch dieſes mein troͤften ſehr wol auf/
daß er mich umfing/ und verſprach/ er wolte ſich zufrie den geben/ nachdem er Gelegen-
heit haͤtte/ ſich an dem Taͤhter zu raͤchen; dem ich nicht wiederſprechen durffte. Umb Mit-
ternacht ſtund ich ſanffte von ihm auff/ und ließ dieſe meine Dirne ſich zu ihm legen/ ging
hin zu dem Turm/ und durch das Loch der eiſern Tuͤhr/ da man kaum eine Hand hindurch
ſtoſſen kunte/ redete ich dem Gefangenen zu/ und ſagete: Ritter ſchlaffet ihr? Er hoͤrete es
alsbald/ und fragete/ wer ihn in der Nacht zubeſuchen wirdigte? Ich bin die Frau des
Schloſſes/ antwortete ich/ deren ihr heut eure Unſchuld ſattſam habet dargetahn/ trage
auch groſſes Mitleiden mit eurem Unfall/ und daß ihr ſo elendig ſollet abgeſchlachtet wer-
nen. Wiſſet ihr nun gute Freunde/ die euch retten koͤnnen/ ſo tuht mir ſolches ſicherlich
kund/ daß ich alsbald nach ihnen ſende/ damit ihr dem grauſamen Tode entgehet/ mit wel-
chem mir nichts gedienet iſt/ nur daß ihr mir angelobet/ euch ſchier heut oder morgẽ an mei-
nem alten Eh Herꝛn nicht zuraͤchen. O ihr meine Herzen Freundin/ antwortete er/ die Goͤt-
ter muͤſſen euch dieſes mit ewiger Barmherzigkeit vergelten; aber ſeyd zuvor gebehten/ uñ
gebet mir einen Trunk Waſſer/ mein abgeduͤrſtetes Herz zu laben. Ach ihr Goͤtter/ ſagte
ich/ wie bin ich doch ſo unbeſonnen; lief geſchwinde hin/ und holete ihm eine Kañe Wein/
und etwas kalt Gebratens/ davon er des folgenden Tages gnug zu eſſen hatte; kam bald
wieder/ und ſchnitte die Speiſen in kleine ſtuͤklein/ die ich ihm durch das Loch reichen wol-
te; Er aber ſagete: Meine Freundin/ die Haͤnde ſind mir noch auff den Ruͤcken gebunden/
daß ich nichts zu mir nehmen kan; habt ihr nun irgend ein Meſſer/ ſo werfft mirs doch heꝛ-
ein/ ich wil ſehen/ wie ichs zur Hand bekomme/ und mich loßſchneide. Geſchwinde band
ich mein Meſſer an einen Fadem/ und hing es durchs Loch hinein/ daß ers ruͤklings faſſete/
und ſo lange ſich quaͤlete/ biß er einen Bruch in den Riemen machete. Weil er nun durſti-
ger/ als hungerig war/ hielt ich ihm den Wein vor das Loch/ da er auf ein Tuͤhr Schloß trat/
und den Mund gleich dem Loche hatte/ daß er durch ein Rohr fein trinken kunte/ und ſich
erquickete; hernach reichete ich ihm die Speiſen zu/ daß er ſich zimlich ſaͤttigte. Nun ihr
Goͤtter/ ſagte er/ helffet mir aus dieſer Gefaͤngniß/ daß ich mich gegen dieſe Tugendreiche
Frau dankbarlich koͤnne finden laſſen. Ich antwortete ihm: Es waͤhre mir ſchon Danks
genug/ wann ich ihm davon zuhelffen beſtand ſeyn wuͤrde; aber er muͤſte mir anzeigen/ auff
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Zitationshilfe: | Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 432. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/470>, abgerufen am 17.06.2024. |