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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Anderes Buch.
sehnlicher Griechischer Herr/ Nahmens Attalus/ zu Korinth an/ und legete sich bey Amyn-
tas zur Herberge; ließ folgendes Tages sich bey seiner unbekanten Wase Fr. Euphrosy-
nen anmelden/ und begehrete mit ihr in geheim zureden. Als ihm solches gerne zugelassen
ward/ und er zu ihr kam/ machete er seine Höffligkeiten guter massen/ die doch sehr gezwun-
gen und nach der Schuelart wahren/ stellete sich dabey ernsthafftig/ und nachdem er mit
züchtigen Geberden empfangen wahr/ zeigete er an/ die nahe Anverwandschafft/ (davon
doch weder sie noch er ichtwas wusten) hätte ihn kühn gemacht/ seine innigliche Begierden
vor ihr auszulassen/ zweiffelte nicht/ sie würde in Ansehung dessen/ ihm alle wolgültige Be-
foderung erzeigen/ ihn bey seiner höchstgeliebeten Freundin Fr. Agathen bester massen be-
liebt zumachen/ und die Sache (daß ers in die kürze zöge) dahin zubefodern/ daß nach abge-
legeter kurzen Trauer/ er deren Liebe im wirdigen Ehebette besitzen und geniessen möchte/
demnach er vor unsäglicher Liebe gegen dieselbe brennete; er wolte solches äusserst zuerken-
nen geflissen seyn/ und sich ihrer nicht anders als seiner leiblichen Schwester annehmen:
Zohe auch zween Ringe hervor/ den einen am Wert XX Kronen ihr selbst zuschenken/ als
eine Vergeltung künfftiger Befoderung; den andern von XL Kronen/ umb solchen seiner
Liebesten (wie er Fr. Agathen schon nennen durffte) auf künfftige eheliche Liebe und Träue
einzuliefern. Den Vogel am Gesange/ den Topff am Klange/ gedachte Fr. Euphrosyne;
sie hatte dieses Menschen gar keine Kundschafft/ nur daß sie ehmahls von ihm gehöret/ daß
er Leibes und Ansehens gnug/ aber wenig Wiz hätte; über das auch reich an Gütern/ aber
dabey überaus filzig und hundisch währe. Ihre Verwandschafft betreffend/ würde es mü-
he gekostet haben/ ehe man des zehnden Gliedes inne werden mögen; Doch als eine ver-
standige Frau ließ sie sich nichts widriges merken/ wegerte sich doch die Ringe zunehmen/
und sagete zu ihm: Sie bedankete sich sehr/ daß er sie in solchen wichtigen Geschäfften zu
gebrauchen wirdigte/ wolte ihm auch darinnen gerne bedienet seyn/ als viel ihr weniges
Vermögen leisten könte/ welches aber noch zu zeitigseyn würde/ angesehen ihrer Wasen
ausgestandenen grossen Elendes/ und daß sie noch in grosser Betrübniß währe/ daher von
Heyrahtsachen nicht mit ihr zu handeln seyn würde. Attalus hatte seiner Einbildung nach
sich dieser Antwort nicht versehen/ zog zwar die Ringe gerne wieder nach sich/ weil er sie
ohn das nicht gerne gemisset hätte/ wie geringe sie auch wahren; aber mit dieser ungewissen
Antwort sich abspeisen zulassen/ sagte er/ währe seine Gelegenheit nicht/ in Betrachtung/ er
der Ursach halben einen gefährlichen Weg über die sechs Meile mit seinem Hofmeister o-
der Verwalter geritten/ und nicht geringe Kosten angewendet hätte; wolte demnach aber-
mahl gebehten haben/ diese Werbung bey seiner Liebesten anzubringen/ die verhoffentlich/
da sie seinen Namen hören würde/ sich/ ehe sie meynete/ willig erklären dürffte. Fr. Euphro-
synen gereuete schon/ daß sie mit dem Gecken sich so weit eingelassen hatte/ dann sie sahe nit/
auff was weise sie sich seiner würde entbrechen können/ gedachte noch durch eine glimpffli-
che Verächtligkeit sein abzukommen/ und fragete ihn/ wer er dann währe. Dieser entrüste-
te sich in etwas/ und sagete: Ey meine Fr. Wase/ solte sie ihren so nahen Anverwanten nit
besser kennen/ den ohn Ruhm zumelden/ ansehnlichen reichen Freyherrn/ Herrn Attalus/
von dessen gutem Gerücht Griechenland hin und wieder redet? dessen Liebe und Holdschaft
so manniches Frey Fräulein gewünschet hat/ daß er fast täglich mit Ansuchungs-Briefen

über-
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Anderes Buch.
ſehnlicher Griechiſcher Herꝛ/ Nahmens Attalus/ zu Korinth an/ und legete ſich bey Amyn-
tas zur Herberge; ließ folgendes Tages ſich bey ſeiner unbekanten Waſe Fr. Euphroſy-
nen anmelden/ und begehrete mit ihr in geheim zureden. Als ihm ſolches gerne zugelaſſen
ward/ und er zu ihr kam/ machete er ſeine Hoͤffligkeiten guter maſſen/ die doch ſehr gezwun-
gen und nach der Schuelart wahren/ ſtellete ſich dabey ernſthafftig/ und nachdem er mit
zuͤchtigen Geberden empfangen wahr/ zeigete er an/ die nahe Anverwandſchafft/ (davon
doch weder ſie noch er ichtwas wuſten) haͤtte ihn kuͤhn gemacht/ ſeine innigliche Begierden
vor ihr auszulaſſen/ zweiffelte nicht/ ſie wuͤrde in Anſehung deſſen/ ihm alle wolguͤltige Be-
foderung erzeigen/ ihn bey ſeiner hoͤchſtgeliebeten Freundin Fr. Agathen beſter maſſen be-
liebt zumachen/ und die Sache (daß ers in die kuͤrze zoͤge) dahin zubefodern/ daß nach abge-
legeter kurzen Trauer/ er deren Liebe im wirdigen Ehebette beſitzen und genieſſen moͤchte/
demnach er vor unſaͤglicher Liebe gegen dieſelbe brennete; er wolte ſolches aͤuſſerſt zuerken-
nen gefliſſen ſeyn/ und ſich ihrer nicht anders als ſeiner leiblichen Schweſter annehmen:
Zohe auch zween Ringe hervor/ den einen am Wert XX Kronen ihr ſelbſt zuſchenken/ als
eine Vergeltung kuͤnfftiger Befoderung; den andern von XL Kronen/ umb ſolchen ſeiner
Liebeſten (wie er Fr. Agathen ſchon nennen durffte) auf kuͤnfftige eheliche Liebe und Traͤue
einzuliefern. Den Vogel am Geſange/ den Topff am Klange/ gedachte Fr. Euphroſyne;
ſie hatte dieſes Menſchen gar keine Kundſchafft/ nur daß ſie ehmahls von ihm gehoͤret/ daß
er Leibes und Anſehens gnug/ aber wenig Wiz haͤtte; uͤber das auch reich an Guͤtern/ aber
dabey uͤberaus filzig und hundiſch waͤhre. Ihre Verwandſchafft betreffend/ wuͤrde es muͤ-
he gekoſtet haben/ ehe man des zehnden Gliedes inne werden moͤgen; Doch als eine ver-
ſtandige Frau ließ ſie ſich nichts widriges merken/ wegerte ſich doch die Ringe zunehmen/
und ſagete zu ihm: Sie bedankete ſich ſehr/ daß er ſie in ſolchen wichtigen Geſchaͤfften zu
gebrauchen wirdigte/ wolte ihm auch darinnen gerne bedienet ſeyn/ als viel ihr weniges
Vermoͤgen leiſten koͤnte/ welches aber noch zu zeitigſeyn wuͤrde/ angeſehen ihrer Waſen
ausgeſtandenen groſſen Elendes/ und daß ſie noch in groſſer Betruͤbniß waͤhre/ daher von
Heyrahtſachen nicht mit ihr zu handeln ſeyn wuͤrde. Attalus hatte ſeiner Einbildung nach
ſich dieſer Antwort nicht verſehen/ zog zwar die Ringe gerne wieder nach ſich/ weil er ſie
ohn das nicht gerne gemiſſet haͤtte/ wie geringe ſie auch wahren; aber mit dieſer ungewiſſẽ
Antwort ſich abſpeiſen zulaſſen/ ſagte er/ waͤhre ſeine Gelegenheit nicht/ in Betrachtung/ er
der Urſach halben einen gefaͤhrlichen Weg uͤber die ſechs Meile mit ſeinem Hofmeiſter o-
der Verwalter geritten/ und nicht geringe Koſten angewendet haͤtte; wolte demnach aber-
mahl gebehten haben/ dieſe Werbung bey ſeiner Liebeſten anzubringen/ die verhoffentlich/
da ſie ſeinen Namen hoͤren wuͤrde/ ſich/ ehe ſie meynete/ willig erklaͤren duͤrffte. Fr. Euphro-
ſynen gereuete ſchon/ daß ſie mit dem Gecken ſich ſo weit eingelaſſen hatte/ dann ſie ſahe nit/
auff was weiſe ſie ſich ſeiner wuͤrde entbrechen koͤnnen/ gedachte noch durch eine glimpffli-
che Veraͤchtligkeit ſein abzukommen/ und fragete ihn/ wer er dann waͤhre. Dieſer entruͤſte-
te ſich in etwas/ und ſagete: Ey meine Fr. Waſe/ ſolte ſie ihren ſo nahen Anverwanten nit
beſſer kennen/ den ohn Ruhm zumelden/ anſehnlichen reichen Freyherrn/ Herrn Attalus/
von deſſen gutem Geruͤcht Griechenland hin uñ wieder redet? deſſen Liebe und Holdſchaft
ſo manniches Frey Fraͤulein gewuͤnſchet hat/ daß er faſt taͤglich mit Anſuchungs-Briefen

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[441/0479] Anderes Buch. ſehnlicher Griechiſcher Herꝛ/ Nahmens Attalus/ zu Korinth an/ und legete ſich bey Amyn- tas zur Herberge; ließ folgendes Tages ſich bey ſeiner unbekanten Waſe Fr. Euphroſy- nen anmelden/ und begehrete mit ihr in geheim zureden. Als ihm ſolches gerne zugelaſſen ward/ und er zu ihr kam/ machete er ſeine Hoͤffligkeiten guter maſſen/ die doch ſehr gezwun- gen und nach der Schuelart wahren/ ſtellete ſich dabey ernſthafftig/ und nachdem er mit zuͤchtigen Geberden empfangen wahr/ zeigete er an/ die nahe Anverwandſchafft/ (davon doch weder ſie noch er ichtwas wuſten) haͤtte ihn kuͤhn gemacht/ ſeine innigliche Begierden vor ihr auszulaſſen/ zweiffelte nicht/ ſie wuͤrde in Anſehung deſſen/ ihm alle wolguͤltige Be- foderung erzeigen/ ihn bey ſeiner hoͤchſtgeliebeten Freundin Fr. Agathen beſter maſſen be- liebt zumachen/ und die Sache (daß ers in die kuͤrze zoͤge) dahin zubefodern/ daß nach abge- legeter kurzen Trauer/ er deren Liebe im wirdigen Ehebette beſitzen und genieſſen moͤchte/ demnach er vor unſaͤglicher Liebe gegen dieſelbe brennete; er wolte ſolches aͤuſſerſt zuerken- nen gefliſſen ſeyn/ und ſich ihrer nicht anders als ſeiner leiblichen Schweſter annehmen: Zohe auch zween Ringe hervor/ den einen am Wert XX Kronen ihr ſelbſt zuſchenken/ als eine Vergeltung kuͤnfftiger Befoderung; den andern von XL Kronen/ umb ſolchen ſeiner Liebeſten (wie er Fr. Agathen ſchon nennen durffte) auf kuͤnfftige eheliche Liebe und Traͤue einzuliefern. Den Vogel am Geſange/ den Topff am Klange/ gedachte Fr. Euphroſyne; ſie hatte dieſes Menſchen gar keine Kundſchafft/ nur daß ſie ehmahls von ihm gehoͤret/ daß er Leibes und Anſehens gnug/ aber wenig Wiz haͤtte; uͤber das auch reich an Guͤtern/ aber dabey uͤberaus filzig und hundiſch waͤhre. Ihre Verwandſchafft betreffend/ wuͤrde es muͤ- he gekoſtet haben/ ehe man des zehnden Gliedes inne werden moͤgen; Doch als eine ver- ſtandige Frau ließ ſie ſich nichts widriges merken/ wegerte ſich doch die Ringe zunehmen/ und ſagete zu ihm: Sie bedankete ſich ſehr/ daß er ſie in ſolchen wichtigen Geſchaͤfften zu gebrauchen wirdigte/ wolte ihm auch darinnen gerne bedienet ſeyn/ als viel ihr weniges Vermoͤgen leiſten koͤnte/ welches aber noch zu zeitigſeyn wuͤrde/ angeſehen ihrer Waſen ausgeſtandenen groſſen Elendes/ und daß ſie noch in groſſer Betruͤbniß waͤhre/ daher von Heyrahtſachen nicht mit ihr zu handeln ſeyn wuͤrde. Attalus hatte ſeiner Einbildung nach ſich dieſer Antwort nicht verſehen/ zog zwar die Ringe gerne wieder nach ſich/ weil er ſie ohn das nicht gerne gemiſſet haͤtte/ wie geringe ſie auch wahren; aber mit dieſer ungewiſſẽ Antwort ſich abſpeiſen zulaſſen/ ſagte er/ waͤhre ſeine Gelegenheit nicht/ in Betrachtung/ er der Urſach halben einen gefaͤhrlichen Weg uͤber die ſechs Meile mit ſeinem Hofmeiſter o- der Verwalter geritten/ und nicht geringe Koſten angewendet haͤtte; wolte demnach aber- mahl gebehten haben/ dieſe Werbung bey ſeiner Liebeſten anzubringen/ die verhoffentlich/ da ſie ſeinen Namen hoͤren wuͤrde/ ſich/ ehe ſie meynete/ willig erklaͤren duͤrffte. Fr. Euphro- ſynen gereuete ſchon/ daß ſie mit dem Gecken ſich ſo weit eingelaſſen hatte/ dann ſie ſahe nit/ auff was weiſe ſie ſich ſeiner wuͤrde entbrechen koͤnnen/ gedachte noch durch eine glimpffli- che Veraͤchtligkeit ſein abzukommen/ und fragete ihn/ wer er dann waͤhre. Dieſer entruͤſte- te ſich in etwas/ und ſagete: Ey meine Fr. Waſe/ ſolte ſie ihren ſo nahen Anverwanten nit beſſer kennen/ den ohn Ruhm zumelden/ anſehnlichen reichen Freyherrn/ Herrn Attalus/ von deſſen gutem Geruͤcht Griechenland hin uñ wieder redet? deſſen Liebe und Holdſchaft ſo manniches Frey Fraͤulein gewuͤnſchet hat/ daß er faſt taͤglich mit Anſuchungs-Briefen uͤber- K k k

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 441. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/479>, abgerufen am 16.06.2024.