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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Anderes Buch.
viel zu hefstig/ zweiffelte auch nicht/ weil sie ihren Willen einmahl von sich gegeben/ würde
sie nicht wiederruff tuhn. Die gute Braut ließ sich nach angelegter Karte noch etwas
nöhtigen; aber da die Sonne untergangen wahr/ wegerte sie sich ferner nicht/ sondern fol-
gete ihrer Frauen willig/ welche sie dem Bräutigam zuführete/ und sie biß an den hellen
Morgen ungestöret beysammen ließ. Als die unsern ingesamt schon auffgestanden wah-
ren/ lag dieser junge Ehmann mit seiner Liebesten noch in den Federn/ und forschete fleissig
nach ihren liegenden Gütern und Baarschafften/ was vor eine Bewandnis es damit hät-
te; bekam aber zur antwort: Es würde sich solches schon finden/ und hätte sie ihm davon
keine Rechnung auff dem Bette zutuhn/ fing auch an/ ihn zu unterrichten/ dafern er fort-
hin in ehelichem Friede mit ihr leben/ und ihrer Liebe und Huld geniessen wolte/ müste er sei-
ne alte Haut gar ablegen und in eine neue kriechen. Er fragete/ wie solches zuverstehen wäh-
re. Ich werde es euch fein deutlich sagen/ antwortete sie; euer Gehirn hat grossen gebrech
am Verstande/ und euer Herz an der Vorsichtigkeit/ solches müsset ihr endern/ die kindi-
sche Tohrheit/ und nichtige Großpralerey neben der eitelen Leichtgläubigkeit hinfüro mei-
den/ und euch von mir zu allem guten anweisen lassen; werdet ihr solches tuhn/ wil ich noch
woleinen Menschen und einen ädelmann aus euch machen; bedenket bitte ich/ die tausend-
fältigen Tohrheiten die ihr gestern in so wenig Stunden begangen habt/ mit tanzen/ sprin-
gen/ Kleinot zählen/ ausfodern/ fechten/ und was ich noch nicht melden mag; solches alles
stehet keinem Manne/ sondern unverständigen kleinen Bübichen zu; doch wil ichs zum
Anfange hiebey gut seyn lassen/ weil es hohe Zeit ist/ daß wir uns in die Kleider machen. Es
verdroß den guten Kerle eine solche deutliche Aushechelung nicht ein geringes/ aber Zag-
heit halber durffte er kein Wort darauff antworten. Des vorigen Abends gar spät/ da die
jungen Eheleute schon zu Bette wahren/ ging Fr. Agathen Leibdienerin hinunter in die
Gesindestube/ und sagte: Der Posse ist gleichwol sehr artig angangen/ und habe ich heut
in der Taht erfahren/ was man im gemeinen Sprichwort saget: Wer das Glück haben
sol/ dem entlaufft es nicht; die gute Eurydize muste gestern auffwarten/ und ihrer Frauen
gnade leben/ und heut ist sie zur grossen Frauen worden/ und einem reichen Herrn/ wiewol
auch einem grossen Narren beygelegt/ der ihr dannoch manniches Kleinot geschenket hat:
mich sol immer und ewig gelüsten/ wer diese Heyraht mag so schleunig befodert haben. At-
talus Hoffmeister stund haussen vor dem Fenster/ und hörete alles an/ trat hernach hinein/
und nach kurzem Gespräch fragete er/ ob die schöne ausgeschmückete Frau nicht Kleanders
nachgelassene Wittib währe. Deren ieztgedachte Leibdienerin fing darauff an überlaut zu
lachen/ und sagte: Kleanders Wittib? Ja wol! meine Frau würde sich mit eurem wizlo-
sen Herrn besudeln oder einlassen? Dieselbe saß zu allerunterst bey Fr. Euphrosynen in ih-
ren schlechten Traurkleidern/ und die ausgeschmükte wahr gestern ümb diese Zeit/ was ich
anjezt noch bin/ ohn daß sie gleichwol ädles herkommens ist. Da schlage Unglük und Hagel
drein/ antwortete dieser/ so hat mein Herr in Warheit geirret/ und wird diesen Kauff nim-
mermehr halten. Als die Dirne solches hörete/ lief sie geschwinde zu ihrer Frauen/ und zei-
gete solches an; Der Hoffmeister folgete bald hernach/ mit ungestümen Begehren/ ihn als-
bald zu seinem Herrn zulassen/ er hätte demselben etwas nöhtiges anzudeuten/ welches
durchaus keinen Auffschub leiden wolte. Klodius aber filzete ihn zimlich aus/ was er sich

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Anderes Buch.
viel zu hefſtig/ zweiffelte auch nicht/ weil ſie ihren Willen einmahl von ſich gegeben/ wuͤrde
ſie nicht wiederruff tuhn. Die gute Braut ließ ſich nach angelegter Karte noch etwas
noͤhtigen; aber da die Sonne untergangen wahr/ wegerte ſie ſich ferner nicht/ ſondern fol-
gete ihrer Frauen willig/ welche ſie dem Braͤutigam zufuͤhrete/ und ſie biß an den hellen
Morgen ungeſtoͤret beyſammen ließ. Als die unſern ingeſamt ſchon auffgeſtanden wah-
ren/ lag dieſer junge Ehmann mit ſeiner Liebeſten noch in den Federn/ und forſchete fleiſſig
nach ihren liegenden Guͤtern und Baarſchafften/ was vor eine Bewandnis es damit haͤt-
te; bekam aber zur antwort: Es wuͤrde ſich ſolches ſchon finden/ und haͤtte ſie ihm davon
keine Rechnung auff dem Bette zutuhn/ fing auch an/ ihn zu unterrichten/ dafern er fort-
hin in ehelichem Fꝛiede mit ihr leben/ und ihrer Liebe und Huld genieſſen wolte/ muͤſte er ſei-
ne alte Haut gar ablegen uñ in eine neue kriechen. Er fragete/ wie ſolches zuverſtehen waͤh-
re. Ich werde es euch fein deutlich ſagen/ antwortete ſie; euer Gehirn hat groſſen gebrech
am Verſtande/ und euer Herz an der Vorſichtigkeit/ ſolches muͤſſet ihr endern/ die kindi-
ſche Tohrheit/ und nichtige Großpralerey neben der eitelen Leichtglaͤubigkeit hinfuͤro mei-
den/ und euch von mir zu allem guten anweiſen laſſen; weꝛdet ihr ſolches tuhn/ wil ich noch
woleinen Menſchen und einen aͤdelmann aus euch machen; bedenket bitte ich/ die tauſend-
faͤltigen Tohrheiten die ihr geſtern in ſo wenig Stunden begangen habt/ mit tanzen/ ſprin-
gen/ Kleinot zaͤhlen/ ausfodern/ fechten/ und was ich noch nicht melden mag; ſolches alles
ſtehet keinem Manne/ ſondern unverſtaͤndigen kleinen Buͤbichen zu; doch wil ichs zum
Anfange hiebey gut ſeyn laſſen/ weil es hohe Zeit iſt/ daß wir uns in die Kleider machen. Es
verdroß den guten Kerle eine ſolche deutliche Aushechelung nicht ein geringes/ aber Zag-
heit halber durffte er kein Wort darauff antworten. Des vorigen Abends gar ſpaͤt/ da die
jungen Eheleute ſchon zu Bette wahren/ ging Fr. Agathen Leibdienerin hinunter in die
Geſindeſtube/ und ſagte: Der Poſſe iſt gleichwol ſehr artig angangen/ und habe ich heut
in der Taht erfahren/ was man im gemeinen Sprichwort ſaget: Wer das Gluͤck haben
ſol/ dem entlaufft es nicht; die gute Eurydize muſte geſtern auffwarten/ und ihrer Frauen
gnade leben/ und heut iſt ſie zur groſſen Frauen worden/ und einem reichen Herꝛn/ wiewol
auch einem groſſen Narren beygelegt/ der ihr dannoch manniches Kleinot geſchenket hat:
mich ſol immer und ewig geluͤſten/ weꝛ dieſe Heyraht mag ſo ſchleunig befodert haben. At-
talus Hoffmeiſter ſtund hauſſen vor dem Fenſter/ und hoͤrete alles an/ trat hernach hinein/
und nach kurzem Geſpraͤch fragete er/ ob die ſchoͤne ausgeſchmuͤckete Frau nicht Kleandeꝛs
nachgelaſſene Wittib waͤhre. Deren ieztgedachte Leibdienerin fing darauff an uͤberlaut zu
lachen/ und ſagte: Kleanders Wittib? Ja wol! meine Frau wuͤrde ſich mit eurem wizlo-
ſen Herꝛn beſudeln oder einlaſſen? Dieſelbe ſaß zu allerunteꝛſt bey Fr. Euphroſynen in ih-
ren ſchlechten Traurkleidern/ und die ausgeſchmuͤkte wahr geſtern uͤmb dieſe Zeit/ was ich
anjezt noch bin/ ohn daß ſie gleichwol aͤdles heꝛkommens iſt. Da ſchlage Ungluͤk und Hagel
drein/ antwortete dieſer/ ſo hat mein Herꝛ in Warheit geirret/ und wird dieſen Kauff nim-
mermehr halten. Als die Dirne ſolches hoͤrete/ lief ſie geſchwinde zu ihrer Frauen/ und zei-
gete ſolches an; Der Hoffmeiſter folgete bald hernach/ mit ungeſtuͤmen Begehren/ ihn als-
bald zu ſeinem Herꝛn zulaſſen/ er haͤtte demſelben etwas noͤhtiges anzudeuten/ welches
durchaus keinen Auffſchub leiden wolte. Klodius aber filzete ihn zimlich aus/ was er ſich

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[449/0487] Anderes Buch. viel zu hefſtig/ zweiffelte auch nicht/ weil ſie ihren Willen einmahl von ſich gegeben/ wuͤrde ſie nicht wiederruff tuhn. Die gute Braut ließ ſich nach angelegter Karte noch etwas noͤhtigen; aber da die Sonne untergangen wahr/ wegerte ſie ſich ferner nicht/ ſondern fol- gete ihrer Frauen willig/ welche ſie dem Braͤutigam zufuͤhrete/ und ſie biß an den hellen Morgen ungeſtoͤret beyſammen ließ. Als die unſern ingeſamt ſchon auffgeſtanden wah- ren/ lag dieſer junge Ehmann mit ſeiner Liebeſten noch in den Federn/ und forſchete fleiſſig nach ihren liegenden Guͤtern und Baarſchafften/ was vor eine Bewandnis es damit haͤt- te; bekam aber zur antwort: Es wuͤrde ſich ſolches ſchon finden/ und haͤtte ſie ihm davon keine Rechnung auff dem Bette zutuhn/ fing auch an/ ihn zu unterrichten/ dafern er fort- hin in ehelichem Fꝛiede mit ihr leben/ und ihrer Liebe und Huld genieſſen wolte/ muͤſte er ſei- ne alte Haut gar ablegen uñ in eine neue kriechen. Er fragete/ wie ſolches zuverſtehen waͤh- re. Ich werde es euch fein deutlich ſagen/ antwortete ſie; euer Gehirn hat groſſen gebrech am Verſtande/ und euer Herz an der Vorſichtigkeit/ ſolches muͤſſet ihr endern/ die kindi- ſche Tohrheit/ und nichtige Großpralerey neben der eitelen Leichtglaͤubigkeit hinfuͤro mei- den/ und euch von mir zu allem guten anweiſen laſſen; weꝛdet ihr ſolches tuhn/ wil ich noch woleinen Menſchen und einen aͤdelmann aus euch machen; bedenket bitte ich/ die tauſend- faͤltigen Tohrheiten die ihr geſtern in ſo wenig Stunden begangen habt/ mit tanzen/ ſprin- gen/ Kleinot zaͤhlen/ ausfodern/ fechten/ und was ich noch nicht melden mag; ſolches alles ſtehet keinem Manne/ ſondern unverſtaͤndigen kleinen Buͤbichen zu; doch wil ichs zum Anfange hiebey gut ſeyn laſſen/ weil es hohe Zeit iſt/ daß wir uns in die Kleider machen. Es verdroß den guten Kerle eine ſolche deutliche Aushechelung nicht ein geringes/ aber Zag- heit halber durffte er kein Wort darauff antworten. Des vorigen Abends gar ſpaͤt/ da die jungen Eheleute ſchon zu Bette wahren/ ging Fr. Agathen Leibdienerin hinunter in die Geſindeſtube/ und ſagte: Der Poſſe iſt gleichwol ſehr artig angangen/ und habe ich heut in der Taht erfahren/ was man im gemeinen Sprichwort ſaget: Wer das Gluͤck haben ſol/ dem entlaufft es nicht; die gute Eurydize muſte geſtern auffwarten/ und ihrer Frauen gnade leben/ und heut iſt ſie zur groſſen Frauen worden/ und einem reichen Herꝛn/ wiewol auch einem groſſen Narren beygelegt/ der ihr dannoch manniches Kleinot geſchenket hat: mich ſol immer und ewig geluͤſten/ weꝛ dieſe Heyraht mag ſo ſchleunig befodert haben. At- talus Hoffmeiſter ſtund hauſſen vor dem Fenſter/ und hoͤrete alles an/ trat hernach hinein/ und nach kurzem Geſpraͤch fragete er/ ob die ſchoͤne ausgeſchmuͤckete Frau nicht Kleandeꝛs nachgelaſſene Wittib waͤhre. Deren ieztgedachte Leibdienerin fing darauff an uͤberlaut zu lachen/ und ſagte: Kleanders Wittib? Ja wol! meine Frau wuͤrde ſich mit eurem wizlo- ſen Herꝛn beſudeln oder einlaſſen? Dieſelbe ſaß zu allerunteꝛſt bey Fr. Euphroſynen in ih- ren ſchlechten Traurkleidern/ und die ausgeſchmuͤkte wahr geſtern uͤmb dieſe Zeit/ was ich anjezt noch bin/ ohn daß ſie gleichwol aͤdles heꝛkommens iſt. Da ſchlage Ungluͤk und Hagel drein/ antwortete dieſer/ ſo hat mein Herꝛ in Warheit geirret/ und wird dieſen Kauff nim- mermehr halten. Als die Dirne ſolches hoͤrete/ lief ſie geſchwinde zu ihrer Frauen/ und zei- gete ſolches an; Der Hoffmeiſter folgete bald hernach/ mit ungeſtuͤmen Begehren/ ihn als- bald zu ſeinem Herꝛn zulaſſen/ er haͤtte demſelben etwas noͤhtiges anzudeuten/ welches durchaus keinen Auffſchub leiden wolte. Klodius aber filzete ihn zimlich aus/ was er ſich unter- L l l

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 449. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/487>, abgerufen am 17.06.2024.