Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.Anderes Buch. unterstehen dürffte seinen Herrn in der angenehmen Ruhe zustören. Dieser gab vor/ es ir-rete alles nichts/ und wolte er solches schon zuverantworten wissen. Als aber Klodius zu ihm sagete; packe dich bald wo du ungeprügelt bleiben wilt/ und brennet deines Herrn Fischteich so lösche ihn; da ging er aus Furcht hinter sich/ und muste des folgenden Tages erwarten. Dazumahl seumete er nun nicht/ sondern/ so bald er merkete/ daß er aufgestanden wahr/ ging er zu ihm/ da seine junge Frau annoch bey ihm auff der Kammer stund/ foderte ihn in einen Winkel/ und sagte zu ihm: Herr/ habt ihr auch nachfrage getahn/ wer eure Braut ist/ bey der ihr hinte geschlaffen? Sie ist trauen nicht Kleanders Wittib/ sondern Fr. Euphrosynen Leibdienerin. Attalus meinete vor unmuht zu besten/ trat zu ihr hin/ und fragete/ wie sie hiesse/ und wer sie währe. Diese merkete daß ihn sein Diener gewarnet hätte/ redete denselben ganz zornig an/ und sagete: Je du leichtfertiger Schelm/ wer hat dich so kühn gemacht/ zu deiner gebietenden Frauen ungefodert auff ihr Schlaffgemach zutreten? ergreif hiemit einen Prügel/ und zuschmierete ihm die Rippen dergestalt/ daß er vor schmer- zen nicht zubleiben wuste/ und sich hinter seinen Herrn zuverbergen suchete; aber sie schlug immer tapffer fort/ gab auch dem guten Attalus etliche Streiche mit/ als währe es ohnge- fehr geschehen/ daß endlich der Herr samt dem Knechte anfing zu schreihen/ und davon zu lauffen; wiewol sie diesen alsbald freundlich anredete/ mit Entschuldigung/ daß es ohn vor- saz geschehen währe. Die beyden Frauen hatten allernähest ihr Gemach bey dieser Kammer/ höreten das Getümmel/ und lieffen herzu/ dann sie meyneten nicht anders/ die jungen Eh- leute würden ihres dinges uneins worden seyn/ und hätten sich unter einander so zerbläuet. Als sie nun naheten/ baht Eurydize dieselben/ mit ihr hinein zugehen/ da sie den guten Atta- lus stehen sahen als ein erschrockenes Rehe/ und wünschete/ daß er nur bald sterben möch- te. Seine Braut trat mit freundlichen Geberden zu ihm/ und sagete: Warumb fragete mich mein Schatz kurz zuvor/ wer ich währe/ und wie ich hiesse? Weiß er solches nicht/ und hat nicht allein sich mit mir vermählet/ sondern auch das Beylager schon gehalten? Das ist mir ja eine wunderliche Sache! Jedoch weil ich meinen Nahmen und ehrliches Her- kommen noch nie verleugnet/ sollet ihr wissen/ daß ich die Eurydize Parmeniskus jüngste Tochter bjn/ welcher zwar an zeitlichen Gütern nichts überflüssiges/ aber doch seinen voll- kommenen Adel und ehrlichen Nahmen hat. Fr. Euphrosyne redete mit darzu: es nähme sie Wunder/ daß er so hefftig nach ihrer Wasen (wie sie dann wahr) geworben/ ehe und be- vor er sie gekennet; ich meynete/ sagte sie/ ihr würdet umb ihr Wesen gute Wissenschafft gehabt haben/ sonsten solte euch solches nicht verhehlet worden seyn. Fr. Agatha lachete/ daß ihr das Herz bebete/ lief hin und hohlete Ladisla und die andern herzu/ die späte Reue nach gehabter Lust anzusehen. Als dieselben kahmen/ funden sie Attalus als einen Kloz un- bewäglich stehen/ welchen sie grüsseten/ und ihn frageten/ ob die unglüklichen Träume ihn diese Nacht so hefftig erschrecket hätten. Worauff er zur Antwort gab: Ihr meine Herren/ ich zwiffele nicht/ sie werden an aller Betriegerey grosses Mißfallen tragen/ damit ehrliche Leute geäffet werden/ insonderheit an dieser/ durch welche ich so schändlich hintergangen bin/ und man mir an statt Kleanders Wittiben/ etwa eine Dienerin von armen geringen Adel beygelegethat. Niemand wahr zugegen/ der nicht von Herzen gelachet hätte/ ohn die über die Schmachworte hart ergrimmete Eurydize/ welche ihm näher trat/ und zu ihm sa- gete:
Anderes Buch. unterſtehen duͤrffte ſeinen Herꝛn in der angenehmen Ruhe zuſtoͤren. Dieſer gab vor/ es ir-rete alles nichts/ und wolte er ſolches ſchon zuverantworten wiſſen. Als aber Klodius zu ihm ſagete; packe dich bald wo du ungepruͤgelt bleiben wilt/ und brennet deines Herꝛn Fiſchteich ſo loͤſche ihn; da ging er aus Furcht hinter ſich/ und muſte des folgenden Tages eꝛwarten. Dazumahl ſeumete er nun nicht/ ſondern/ ſo bald er merkete/ daß er aufgeſtanden wahr/ ging er zu ihm/ da ſeine junge Frau annoch bey ihm auff der Kammer ſtund/ foderte ihn in einen Winkel/ und ſagte zu ihm: Herꝛ/ habt ihr auch nachfrage getahn/ wer eure Braut iſt/ bey der ihr hinte geſchlaffen? Sie iſt trauen nicht Kleanders Wittib/ ſondern Fr. Euphroſynen Leibdienerin. Attalus meinete vor unmuht zu beſten/ trat zu ihr hin/ und fragete/ wie ſie hieſſe/ uñ wer ſie waͤhre. Dieſe merkete daß ihn ſein Diener gewarnet haͤtte/ redete denſelben ganz zornig an/ und ſagete: Je du leichtfertiger Schelm/ wer hat dich ſo kuͤhn gemacht/ zu deiner gebietenden Frauen ungefodert auff ihr Schlaffgemach zutreten? ergreif hiemit einen Pruͤgel/ uñ zuſchmierete ihm die Rippen dergeſtalt/ daß er vor ſchmeꝛ- zen nicht zubleiben wuſte/ und ſich hinter ſeinen Herꝛn zuverbeꝛgen ſuchete; aber ſie ſchlug immer tapffer fort/ gab auch dem guten Attalus etliche Streiche mit/ als waͤhre es ohnge- fehr geſchehen/ daß endlich der Herr ſamt dem Knechte anfing zu ſchreihen/ und davon zu lauffen; wiewol ſie dieſen alsbald freundlich anredete/ mit Entſchuldigung/ daß es ohn voꝛ- ſaz geſchehen waͤhre. Die beyden Frauen hatten allernaͤheſt ihr Gemach bey dieſeꝛ Kam̃eꝛ/ hoͤreten das Getuͤmmel/ und lieffen herzu/ dann ſie meyneten nicht anders/ die jungen Eh- leute wuͤrden ihres dinges uneins worden ſeyn/ uñ haͤtten ſich unter einander ſo zerblaͤuet. Als ſie nun naheten/ baht Eurydize dieſelben/ mit ihr hinein zugehen/ da ſie den guten Atta- lus ſtehen ſahen als ein erſchrockenes Rehe/ und wuͤnſchete/ daß er nur bald ſterben moͤch- te. Seine Braut trat mit freundlichen Geberden zu ihm/ und ſagete: Warumb fragete mich mein Schatz kurz zuvor/ wer ich waͤhre/ und wie ich hieſſe? Weiß er ſolches nicht/ uñ hat nicht allein ſich mit mir vermaͤhlet/ ſondern auch das Beylager ſchon gehalten? Das iſt mir ja eine wunderliche Sache! Jedoch weil ich meinen Nahmen und ehrliches Her- kommen noch nie verleugnet/ ſollet ihr wiſſen/ daß ich die Eurydize Parmeniſkus juͤngſte Tochter bjn/ welcher zwar an zeitlichen Guͤtern nichts uͤberfluͤſſiges/ aber doch ſeinen voll- kommenen Adel und ehrlichen Nahmen hat. Fr. Euphroſyne redete mit darzu: es naͤhme ſie Wunder/ daß er ſo hefftig nach ihrer Waſen (wie ſie dann wahr) geworben/ ehe und be- vor er ſie gekennet; ich meynete/ ſagte ſie/ ihr wuͤrdet umb ihr Weſen gute Wiſſenſchafft gehabt haben/ ſonſten ſolte euch ſolches nicht verhehlet worden ſeyn. Fr. Agatha lachete/ daß ihr das Herz bebete/ lief hin und hohlete Ladiſla und die andern herzu/ die ſpaͤte Reue nach gehabter Luſt anzuſehen. Als dieſelben kahmen/ funden ſie Attalus als einen Kloz un- bewaͤglich ſtehen/ welchen ſie gruͤſſeten/ und ihn frageten/ ob die ungluͤklichen Traͤume ihn dieſe Nacht ſo hefftig erſchrecket haͤtten. Worauff er zur Antwort gab: Ihr meine Herrẽ/ ich zwiffele nicht/ ſie werden an aller Betriegerey groſſes Mißfallen tragen/ damit ehrliche Leute geaͤffet werden/ inſonderheit an dieſer/ durch welche ich ſo ſchaͤndlich hintergangen bin/ und man mir an ſtatt Kleanders Wittiben/ etwa eine Dienerin von armen geringen Adel beygelegethat. Niemand wahr zugegen/ der nicht von Herzen gelachet haͤtte/ ohn die uͤber die Schmachworte hart ergrimmete Eurydize/ welche ihm naͤher trat/ und zu ihm ſa- gete:
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Anderes Buch.
unterſtehen duͤrffte ſeinen Herꝛn in der angenehmen Ruhe zuſtoͤren. Dieſer gab vor/ es ir-
rete alles nichts/ und wolte er ſolches ſchon zuverantworten wiſſen. Als aber Klodius
zu ihm ſagete; packe dich bald wo du ungepruͤgelt bleiben wilt/ und brennet deines Herꝛn
Fiſchteich ſo loͤſche ihn; da ging er aus Furcht hinter ſich/ und muſte des folgenden Tages
eꝛwarten. Dazumahl ſeumete er nun nicht/ ſondern/ ſo bald er merkete/ daß er aufgeſtanden
wahr/ ging er zu ihm/ da ſeine junge Frau annoch bey ihm auff der Kammer ſtund/ foderte
ihn in einen Winkel/ und ſagte zu ihm: Herꝛ/ habt ihr auch nachfrage getahn/ wer eure
Braut iſt/ bey der ihr hinte geſchlaffen? Sie iſt trauen nicht Kleanders Wittib/ ſondern
Fr. Euphroſynen Leibdienerin. Attalus meinete vor unmuht zu beſten/ trat zu ihr hin/ und
fragete/ wie ſie hieſſe/ uñ wer ſie waͤhre. Dieſe merkete daß ihn ſein Diener gewarnet haͤtte/
redete denſelben ganz zornig an/ und ſagete: Je du leichtfertiger Schelm/ wer hat dich ſo
kuͤhn gemacht/ zu deiner gebietenden Frauen ungefodert auff ihr Schlaffgemach zutreten?
ergreif hiemit einen Pruͤgel/ uñ zuſchmierete ihm die Rippen dergeſtalt/ daß er vor ſchmeꝛ-
zen nicht zubleiben wuſte/ und ſich hinter ſeinen Herꝛn zuverbeꝛgen ſuchete; aber ſie ſchlug
immer tapffer fort/ gab auch dem guten Attalus etliche Streiche mit/ als waͤhre es ohnge-
fehr geſchehen/ daß endlich der Herr ſamt dem Knechte anfing zu ſchreihen/ und davon zu
lauffen; wiewol ſie dieſen alsbald freundlich anredete/ mit Entſchuldigung/ daß es ohn voꝛ-
ſaz geſchehen waͤhre. Die beyden Frauen hatten allernaͤheſt ihr Gemach bey dieſeꝛ Kam̃eꝛ/
hoͤreten das Getuͤmmel/ und lieffen herzu/ dann ſie meyneten nicht anders/ die jungen Eh-
leute wuͤrden ihres dinges uneins worden ſeyn/ uñ haͤtten ſich unter einander ſo zerblaͤuet.
Als ſie nun naheten/ baht Eurydize dieſelben/ mit ihr hinein zugehen/ da ſie den guten Atta-
lus ſtehen ſahen als ein erſchrockenes Rehe/ und wuͤnſchete/ daß er nur bald ſterben moͤch-
te. Seine Braut trat mit freundlichen Geberden zu ihm/ und ſagete: Warumb fragete
mich mein Schatz kurz zuvor/ wer ich waͤhre/ und wie ich hieſſe? Weiß er ſolches nicht/ uñ
hat nicht allein ſich mit mir vermaͤhlet/ ſondern auch das Beylager ſchon gehalten? Das
iſt mir ja eine wunderliche Sache! Jedoch weil ich meinen Nahmen und ehrliches Her-
kommen noch nie verleugnet/ ſollet ihr wiſſen/ daß ich die Eurydize Parmeniſkus juͤngſte
Tochter bjn/ welcher zwar an zeitlichen Guͤtern nichts uͤberfluͤſſiges/ aber doch ſeinen voll-
kommenen Adel und ehrlichen Nahmen hat. Fr. Euphroſyne redete mit darzu: es naͤhme
ſie Wunder/ daß er ſo hefftig nach ihrer Waſen (wie ſie dann wahr) geworben/ ehe und be-
vor er ſie gekennet; ich meynete/ ſagte ſie/ ihr wuͤrdet umb ihr Weſen gute Wiſſenſchafft
gehabt haben/ ſonſten ſolte euch ſolches nicht verhehlet worden ſeyn. Fr. Agatha lachete/
daß ihr das Herz bebete/ lief hin und hohlete Ladiſla und die andern herzu/ die ſpaͤte Reue
nach gehabter Luſt anzuſehen. Als dieſelben kahmen/ funden ſie Attalus als einen Kloz un-
bewaͤglich ſtehen/ welchen ſie gruͤſſeten/ und ihn frageten/ ob die ungluͤklichen Traͤume ihn
dieſe Nacht ſo hefftig erſchrecket haͤtten. Worauff er zur Antwort gab: Ihr meine Herrẽ/
ich zwiffele nicht/ ſie werden an aller Betriegerey groſſes Mißfallen tragen/ damit ehrliche
Leute geaͤffet werden/ inſonderheit an dieſer/ durch welche ich ſo ſchaͤndlich hintergangen
bin/ und man mir an ſtatt Kleanders Wittiben/ etwa eine Dienerin von armen geringen
Adel beygelegethat. Niemand wahr zugegen/ der nicht von Herzen gelachet haͤtte/ ohn die
uͤber die Schmachworte hart ergrimmete Eurydize/ welche ihm naͤher trat/ und zu ihm ſa-
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Zitationshilfe: | Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 450. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/488>, abgerufen am 17.06.2024. |