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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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deu/ ließ den Knaben zürük/ und ging bald zum andernmahl hin/ wo möglich/ etwas besse-
re Kundschafft einzunehmen. Volumnius hatte den Knecht zum erstenmahl kommen und
hinweg gehen sehen/ wuste doch nicht/ daß er auff seiner Schlaffkammer gewesen wahr;
lieff nach seinem Wegscheide gleich hin und legte sich ans Bette/ daß er erst hinein gestie-
gen wahr/ da der Knecht zum andermahle kam/ welcher/ weil er niemand hörete/ die Trep-
pe hinauff stieg. Welches Volumnius vernehmend/ hinunter rieff/ wer bey eileter Nacht
ihm im Hause umbginge. Der Knecht kehrete sich nicht daran/ ging mit der Leuchte hin-
auff/ und brachte seine Werbung vor/ daß der Stathalter ihn gerne sprechen wolte; des-
sen sich dieser fremde stellete/ ob etwa dem Herrn Stathalter etwas wiedriges begegnet
währe; er erkennete sich schuldig demselben so bey Nacht als bey Tage auffzuwarten; sprang
damit aus dem Bette/ und wolte sich ankleiden/ daher der Knecht unter dem Schein einer
Dienstwilligkeit zu den Kleidern lieff/ ihm dieselben zuzutr agen/ fand auch einen blutigen
Strumpff/ an dem er die Hand färbete/ dessen er sich doch nicht merken ließ/ sondern ihm
die Kleider brachte/ welches er mit unwillen auffnam und ihm befahl/ dem Stathalter zu
vermelden/ dz er alsbald bey ihm seyn wolte/ muste ihm aber ein wenig Licht aus der Leuch-
te geben/ damit er das seine anzünden könte/ welches dieser taht/ und ihn doch bald gereue-
te/ massen Volumnius hiedurch gewahr ward/ das ihm Blut auff der Hand saß/ dessen er
nicht wenig erschrak/ und sich fürchtete/ der blutige Strumpf dürffte ihm Händel machen:
fassete doch bald einen Raht/ ritzete eine geringe Wunde in den Schenkel/ verband ihn her-
nach/ als er etwas blutes daraus auff die Fußbank lauffen lassen/ und legete die Kleider an/
die er schon alsbald nach der Taht geendert hatte/ und sicher wahr/ daß sie ihn nicht ver-
rahten würden; ging darauff ganz verwägen zu dem Stathalter/ welcher schon von dem
Knechte unterrichtet wahr/ wie ers funden hätte/ daher derselbe selbst meinete/ man wür-
de hiedurch zur Kundschafft gelangen können/ und erwartete des Mörders im Vorhofe/
welcher ihm auffstieß/ sich wegen der Verzögerung entschuldigend/ er währe vor etlichen
Stunden zu Bette gangen da er den Schenkel an der Tühr entzwey gestossen/ welche
Wunde bey seinem schleunigen auffstehen ihm wieder auffgesprungen/ daß er sich auffs
neue verbinden müssen. Nachgehends fragete er/ ob dem Stathalter einige Ungelegen-
heit begegnet/ daß er seine Nachtruhe bräche. Herr Fabius verwunderte sich über den
schlauen Buben/ und merkete/ wie schwer es zugehen würde/ ihn der Untaht zu überzeugen/
wo nicht bessere Zeichen sich eräugeten; stellete sich doch nicht unfreundlich gegen ihn/ son-
dern klagete/ daß der Oberhauptman schelmischer Weise angefallen/ und tödlich verwun-
det währe. Worauff dieser antwortete: Ey mein Herr/ diese Zeitung wird verhoffentlich
falsch seyn/ massen ich ihn noch bey spätem Abend gehen sehen. Als nun der Stathalter
hierauff andeutete/ daß es etwa vor anderhalb Stunde geschehen/ stellete er sich sehr mit-
leidig/ und sagte; es müste ein leichtfertiger Mörder seyn/ der redliche Leute bey Nacht-
schlaffender Zeit anfiele/ und währe billich/ daß man sleissige Nachfrage tähte/ damit der
Bube zum Abscheuh gestraffet würde. Der Stathalter sahe ihn genaue bey dem Lichte an/
merkete aber weder Zeichen an den Kleidern/ noch Verenderung im Gesichte/ schieden
endlich voneinander/ und hatte man schlechteren Grund als vorhin/ daher man auch sei-
nen Leibknaben lauffen ließ/ da der Stathalter zum Schein sich unnütze machete/ was man

bey

Anderes Buch.
deu/ ließ den Knaben zuͤruͤk/ und ging bald zum andernmahl hin/ wo moͤglich/ etwas beſſe-
re Kundſchafft einzunehmen. Volumnius hatte den Knecht zum erſtenmahl kom̃en und
hinweg gehen ſehen/ wuſte doch nicht/ daß er auff ſeiner Schlaffkammer geweſen wahr;
lieff nach ſeinem Wegſcheide gleich hin und legte ſich ans Bette/ daß er erſt hinein geſtie-
gen wahr/ da der Knecht zum andermahle kam/ welcher/ weil er niemand hoͤrete/ die Trep-
pe hinauff ſtieg. Welches Volumnius vernehmend/ hinunter rieff/ wer bey eileter Nacht
ihm im Hauſe umbginge. Der Knecht kehrete ſich nicht daran/ ging mit der Leuchte hin-
auff/ und brachte ſeine Werbung vor/ daß der Stathalter ihn gerne ſprechen wolte; deſ-
ſen ſich dieſer fremde ſtellete/ ob etwa dem Herrn Stathalter etwas wiedriges begegnet
waͤhre; er erkeñete ſich ſchuldig demſelben ſo bey Nacht als bey Tage auffzuwarten; ſprang
damit aus dem Bette/ und wolte ſich ankleiden/ daher der Knecht unter dem Schein eineꝛ
Dienſtwilligkeit zu den Kleidern lieff/ ihm dieſelben zuzutr agen/ fand auch einen blutigen
Strumpff/ an dem er die Hand faͤrbete/ deſſen er ſich doch nicht merken ließ/ ſondern ihm
die Kleider brachte/ welches er mit unwillen auffnam und ihm befahl/ dem Stathalter zu
vermelden/ dz er alsbald bey ihm ſeyn wolte/ muſte ihm aber ein wenig Licht aus der Leuch-
te geben/ damit er das ſeine anzuͤnden koͤnte/ welches dieſer taht/ und ihn doch bald gereue-
te/ maſſen Volumnius hiedurch gewahr ward/ das ihm Blut auff der Hand ſaß/ deſſen er
nicht wenig erſchrak/ und ſich fuͤrchtete/ der blutige Strumpf duͤꝛffte ihm Haͤndel machen:
faſſete doch bald einen Raht/ ritzete eine geringe Wunde in den Schenkel/ verband ihn her-
nach/ als er etwas blutes daraus auff die Fußbank lauffen laſſen/ und legete die Kleider an/
die er ſchon alsbald nach der Taht geendert hatte/ und ſicher wahr/ daß ſie ihn nicht ver-
rahten wuͤrden; ging darauff ganz verwaͤgen zu dem Stathalter/ welcher ſchon von dem
Knechte unterrichtet wahr/ wie ers funden haͤtte/ daher derſelbe ſelbſt meinete/ man wuͤr-
de hiedurch zur Kundſchafft gelangen koͤnnen/ und erwartete des Moͤrders im Vorhofe/
welcher ihm auffſtieß/ ſich wegen der Verzoͤgerung entſchuldigend/ er waͤhre vor etlichen
Stunden zu Bette gangen da er den Schenkel an der Tuͤhr entzwey geſtoſſen/ welche
Wunde bey ſeinem ſchleunigen auffſtehen ihm wieder auffgeſprungen/ daß er ſich auffs
neue verbinden muͤſſen. Nachgehends fragete er/ ob dem Stathalter einige Ungelegen-
heit begegnet/ daß er ſeine Nachtruhe braͤche. Herr Fabius verwunderte ſich uͤber den
ſchlauen Buben/ und merkete/ wie ſchwer es zugehen wuͤrde/ ihn der Untaht zu uͤberzeugen/
wo nicht beſſere Zeichen ſich eraͤugeten; ſtellete ſich doch nicht unfreundlich gegẽ ihn/ ſon-
dern klagete/ daß der Oberhauptman ſchelmiſcher Weiſe angefallen/ und toͤdlich verwun-
det waͤhre. Worauff dieſer antwortete: Ey mein Herr/ dieſe Zeitung wird verhoffentlich
falſch ſeyn/ maſſen ich ihn noch bey ſpaͤtem Abend gehen ſehen. Als nun der Stathalter
hierauff andeutete/ daß es etwa vor anderhalb Stunde geſchehen/ ſtellete er ſich ſehr mit-
leidig/ und ſagte; es muͤſte ein leichtfertiger Moͤrder ſeyn/ der redliche Leute bey Nacht-
ſchlaffender Zeit anfiele/ und waͤhre billich/ daß man ſleiſſige Nachfrage taͤhte/ damit der
Bube zum Abſcheuh geſtraffet wuͤrde. Der Stathalter ſahe ihn genaue bey dem Lichte an/
merkete aber weder Zeichen an den Kleidern/ noch Verenderung im Geſichte/ ſchieden
endlich voneinander/ und hatte man ſchlechteren Grund als vorhin/ daher man auch ſei-
nen Leibknaben lauffen ließ/ da der Stathalter zum Schein ſich unnuͤtze machete/ was man

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[471/0509] Anderes Buch. deu/ ließ den Knaben zuͤruͤk/ und ging bald zum andernmahl hin/ wo moͤglich/ etwas beſſe- re Kundſchafft einzunehmen. Volumnius hatte den Knecht zum erſtenmahl kom̃en und hinweg gehen ſehen/ wuſte doch nicht/ daß er auff ſeiner Schlaffkammer geweſen wahr; lieff nach ſeinem Wegſcheide gleich hin und legte ſich ans Bette/ daß er erſt hinein geſtie- gen wahr/ da der Knecht zum andermahle kam/ welcher/ weil er niemand hoͤrete/ die Trep- pe hinauff ſtieg. Welches Volumnius vernehmend/ hinunter rieff/ wer bey eileter Nacht ihm im Hauſe umbginge. Der Knecht kehrete ſich nicht daran/ ging mit der Leuchte hin- auff/ und brachte ſeine Werbung vor/ daß der Stathalter ihn gerne ſprechen wolte; deſ- ſen ſich dieſer fremde ſtellete/ ob etwa dem Herrn Stathalter etwas wiedriges begegnet waͤhre; er erkeñete ſich ſchuldig demſelben ſo bey Nacht als bey Tage auffzuwarten; ſprang damit aus dem Bette/ und wolte ſich ankleiden/ daher der Knecht unter dem Schein eineꝛ Dienſtwilligkeit zu den Kleidern lieff/ ihm dieſelben zuzutr agen/ fand auch einen blutigen Strumpff/ an dem er die Hand faͤrbete/ deſſen er ſich doch nicht merken ließ/ ſondern ihm die Kleider brachte/ welches er mit unwillen auffnam und ihm befahl/ dem Stathalter zu vermelden/ dz er alsbald bey ihm ſeyn wolte/ muſte ihm aber ein wenig Licht aus der Leuch- te geben/ damit er das ſeine anzuͤnden koͤnte/ welches dieſer taht/ und ihn doch bald gereue- te/ maſſen Volumnius hiedurch gewahr ward/ das ihm Blut auff der Hand ſaß/ deſſen er nicht wenig erſchrak/ und ſich fuͤrchtete/ der blutige Strumpf duͤꝛffte ihm Haͤndel machen: faſſete doch bald einen Raht/ ritzete eine geringe Wunde in den Schenkel/ verband ihn her- nach/ als er etwas blutes daraus auff die Fußbank lauffen laſſen/ und legete die Kleider an/ die er ſchon alsbald nach der Taht geendert hatte/ und ſicher wahr/ daß ſie ihn nicht ver- rahten wuͤrden; ging darauff ganz verwaͤgen zu dem Stathalter/ welcher ſchon von dem Knechte unterrichtet wahr/ wie ers funden haͤtte/ daher derſelbe ſelbſt meinete/ man wuͤr- de hiedurch zur Kundſchafft gelangen koͤnnen/ und erwartete des Moͤrders im Vorhofe/ welcher ihm auffſtieß/ ſich wegen der Verzoͤgerung entſchuldigend/ er waͤhre vor etlichen Stunden zu Bette gangen da er den Schenkel an der Tuͤhr entzwey geſtoſſen/ welche Wunde bey ſeinem ſchleunigen auffſtehen ihm wieder auffgeſprungen/ daß er ſich auffs neue verbinden muͤſſen. Nachgehends fragete er/ ob dem Stathalter einige Ungelegen- heit begegnet/ daß er ſeine Nachtruhe braͤche. Herr Fabius verwunderte ſich uͤber den ſchlauen Buben/ und merkete/ wie ſchwer es zugehen wuͤrde/ ihn der Untaht zu uͤberzeugen/ wo nicht beſſere Zeichen ſich eraͤugeten; ſtellete ſich doch nicht unfreundlich gegẽ ihn/ ſon- dern klagete/ daß der Oberhauptman ſchelmiſcher Weiſe angefallen/ und toͤdlich verwun- det waͤhre. Worauff dieſer antwortete: Ey mein Herr/ dieſe Zeitung wird verhoffentlich falſch ſeyn/ maſſen ich ihn noch bey ſpaͤtem Abend gehen ſehen. Als nun der Stathalter hierauff andeutete/ daß es etwa vor anderhalb Stunde geſchehen/ ſtellete er ſich ſehr mit- leidig/ und ſagte; es muͤſte ein leichtfertiger Moͤrder ſeyn/ der redliche Leute bey Nacht- ſchlaffender Zeit anfiele/ und waͤhre billich/ daß man ſleiſſige Nachfrage taͤhte/ damit der Bube zum Abſcheuh geſtraffet wuͤrde. Der Stathalter ſahe ihn genaue bey dem Lichte an/ merkete aber weder Zeichen an den Kleidern/ noch Verenderung im Geſichte/ ſchieden endlich voneinander/ und hatte man ſchlechteren Grund als vorhin/ daher man auch ſei- nen Leibknaben lauffen ließ/ da der Stathalter zum Schein ſich unnuͤtze machete/ was man bey

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 471. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/509>, abgerufen am 17.06.2024.