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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Drittes Buch.
kes Fall seiner Flucht bedankete er sich/ und taht Jungfer Brelen Befehl/ von Padua nicht
zuweichen/ biß sie Zeitung seines besseren zustandes haben würde. Diese wahr so herzlich
betrübet/ daß sie dem Fräulein kein Wort antworten kunte/ herzete und küssete sich mit ihr
ganz innig/ daß Alexander daher schier argwöhnische Gedanken hätte fassen sollen/ da daß
Fräulein sie tröstete/ und endlich mit ihrem Bräutigam zu Schiffe gehen hieß/ dann der
gute Wind und ihr Schiffman fo derte sie an/ welcher sie in kurzer zeit in Zipern brachte.

Die Parthischen Herren zogen des tages nach Alexanders Abscheid in Geselschafft
100 Kauffleute auch fort/ und hatten ihre Schätze auff Kamehl und Maul Esel geladen.
Herkuliskus muste seinen Siz auff einem Kamehl unter einem breiten Schirm nehmen/
daß er weder von den Sonnenstrahlen möchte getroffen/ noch von andern gesehen werden;
die übrigen alle reiseten zu Pferde/ mit Geschoß und anderem Gewehr wol versehen/ ohn
daß Timokles stets bey ihm auff dem Kamehl bleiben/ und ihn in den Morgenländischen
Sprachen zum fleissigsten unterweisen muste/ wozu er überauß grosse Begierde hatte/ und
in wenig tagen darinnen dergestalt zunam/ daß sein Lehrmeister sich dessen verwunderte/
wie wol er dessen sich gegen die Parther nicht merken ließ. Ihren Weg nahmen sie gerade
auff Damaskus zu/ von darab ferner nach dem Eufrat/ da sie durch Mesopotamien zogen/
biß sie über den Tigerfluß in Assyrien kahmen; wohin wir sie wollen reisen lassen/ und Ale-
xanders gnte Verrichtung erzählen/ dem seine liebste in Zypern ihrer Fräulein Valisken
eigentlichen Zustand entdeckete/ worüber er sich überaus bestürzet befand/ von Herzen
wünschend/ daß er solches zu Tyrus hätte wissen mögen/ damit er ihrer Erlösung sich be-
mühen können/ welche in Anwendung aller seiner Beute/ ihm nicht leicht solte gefehlet ha-
ben/ wie wol den Parthen ungezweiffelte Lebensgefahr darauff stünde/ wann ihr König
dessen ichtwas in Erfahrung bringen mögen. Eines betraurete er am meisten/ daß ihres
Geschlechtes Vertuschung nicht lange bestehen würde/ massen entweder seine vorige Ge-
sollen selbst/ oder zum wenigsten Artabanus Aerzte nicht umhin könten/ ihn zubeschauen/
wann er zum verschnittenen solte gemacht werden. Hingegen trauete Brela den Göttern/
sie würden daß liebe gottfürchtige Fräulein in Schuz halten/ und alle Schande gnädig
von ihr abwenden; ihr einiger Wunsch nur ging dahin/ daß sie Herkules oder Ladisla an-
treffen möchte; weil sie dann in Zypern denen vergeblich nachfrageten/ fuhren sie mit sehr
gutem Winde nach Kreta/ und ländeten durch Gottes schickung bey Gnossus an/ woselbst
Valikules wegen Gallus Verwundung sich bißdaher auffgehalten hatte/ und des folgen-
den tages abzusegeln willens wahr. Daselbst kehrete nun Alexander in ein Wirtshauß ein/
welches vol Griechischer Kauffleute wahr/ deren etliche er kennete/ und daher sich bald
hinweg machete/ damit er nicht erkennet/ und wegen seines verbrechens zu Athen/ in Haft
genommen würde; geriet zu gutem Glük in Valikules Herberge/ gleich da man Mittags-
mahl halten wolte/ grüssete die Anwesende freundlich/ und ward von ihnen hinwieder
wilkommen geheissen. Bey wehren der Mahlzeit sahen Valikules und Gallus die Jung-
fer fleissig an/ und gedauchte sie/ dieselben mehr gesehen haben/ kunten sich doch nicht erin-
nern/ wo und zu welcher Zeit/ biß endlich Gallus sich besan/ vom Tische/ als hätte er etwas
zubestellen/ auffstund/ und nachgehends unter dem Schein/ als wolte ein fremder jhn spre-
chen/ seinen Herrn abfodern ließ/ zu dem er sagete: Gn. Herr/ ich muß sehr irren/ oder eben

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Drittes Buch.
kes Fall ſeiner Flucht bedankete er ſich/ und taht Jungfer Brelen Befehl/ von Padua nicht
zuweichen/ biß ſie Zeitung ſeines beſſeren zuſtandes haben wuͤrde. Dieſe wahr ſo herzlich
betruͤbet/ daß ſie dem Fraͤulein kein Wort antworten kunte/ herzete und kuͤſſete ſich mit ihr
ganz innig/ daß Alexander daher ſchier argwoͤhniſche Gedanken haͤtte faſſen ſollen/ da daß
Fraͤulein ſie troͤſtete/ und endlich mit ihrem Braͤutigam zu Schiffe gehen hieß/ dann der
gute Wind und ihr Schiffman fo derte ſie an/ welcher ſie in kurzer zeit in Zipern brachte.

Die Parthiſchen Herren zogen des tages nach Alexanders Abſcheid in Geſelſchafft
100 Kauffleute auch fort/ und hatten ihre Schaͤtze auff Kamehl und Maul Eſel geladen.
Herkuliſkus muſte ſeinen Siz auff einem Kamehl unter einem breiten Schirm nehmen/
daß er weder von den Sonnenſtrahlen moͤchte getroffen/ noch von andern geſehen werden;
die uͤbrigen alle reiſeten zu Pferde/ mit Geſchoß und anderem Gewehr wol verſehen/ ohn
daß Timokles ſtets bey ihm auff dem Kamehl bleiben/ und ihn in den Morgenlaͤndiſchen
Sprachen zum fleiſſigſten unterweiſen muſte/ wozu er uͤbeꝛauß groſſe Begierde hatte/ und
in wenig tagen darinnen dergeſtalt zunam/ daß ſein Lehrmeiſter ſich deſſen verwunderte/
wie wol er deſſen ſich gegen die Parther nicht merken ließ. Ihren Weg nahmen ſie gerade
auff Damaſkus zu/ von darab ferner nach dem Eufrat/ da ſie durch Meſopotamien zogen/
biß ſie uͤber den Tigerfluß in Aſſyrien kahmen; wohin wir ſie wollen reiſen laſſen/ und Ale-
xanders gnte Verrichtung erzaͤhlen/ dem ſeine liebſte in Zypern ihrer Fraͤulein Valiſken
eigentlichen Zuſtand entdeckete/ woruͤber er ſich uͤberaus beſtuͤrzet befand/ von Herzen
wuͤnſchend/ daß er ſolches zu Tyrus haͤtte wiſſen moͤgen/ damit er ihrer Erloͤſung ſich be-
muͤhen koͤnnen/ welche in Anwendung aller ſeiner Beute/ ihm nicht leicht ſolte gefehlet ha-
ben/ wie wol den Parthen ungezweiffelte Lebensgefahr darauff ſtuͤnde/ wann ihr Koͤnig
deſſen ichtwas in Erfahrung bringen moͤgen. Eines betraurete er am meiſten/ daß ihres
Geſchlechtes Vertuſchung nicht lange beſtehen wuͤrde/ maſſen entweder ſeine vorige Ge-
ſollen ſelbſt/ oder zum wenigſten Artabanus Aerzte nicht umhin koͤnten/ ihn zubeſchauen/
wann er zum verſchnittenen ſolte gemacht werden. Hingegen trauete Brela den Goͤttern/
ſie wuͤrden daß liebe gottfuͤrchtige Fraͤulein in Schuz halten/ und alle Schande gnaͤdig
von ihr abwenden; ihr einiger Wunſch nur ging dahin/ daß ſie Herkules oder Ladiſla an-
treffen moͤchte; weil ſie dann in Zypern denen vergeblich nachfrageten/ fuhren ſie mit ſehr
gutem Winde nach Kreta/ und laͤndeten durch Gottes ſchickung bey Gnoſſus an/ woſelbſt
Valikules wegen Gallus Verwundung ſich bißdaher auffgehalten hatte/ und des folgen-
den tages abzuſegeln willens wahr. Daſelbſt kehꝛete nun Alexander in ein Wirtshauß ein/
welches vol Griechiſcher Kauffleute wahr/ deren etliche er kennete/ und daher ſich bald
hinweg machete/ damit er nicht erkennet/ und wegen ſeines verbrechens zu Athen/ in Haft
genommen wuͤrde; geriet zu gutem Gluͤk in Valikules Herberge/ gleich da man Mittags-
mahl halten wolte/ gruͤſſete die Anweſende freundlich/ und ward von ihnen hinwieder
wilkommen geheiſſen. Bey wehren der Mahlzeit ſahen Valikules und Gallus die Jung-
fer fleiſſig an/ und gedauchte ſie/ dieſelben mehr geſehen haben/ kunten ſich doch nicht erin-
nern/ wo und zu welcher Zeit/ biß endlich Gallus ſich beſan/ vom Tiſche/ als haͤtte er etwas
zubeſtellen/ auffſtund/ und nachgehends unter dem Schein/ als wolte ein fremder jhn ſpre-
chen/ ſeinen Herrn abfodern ließ/ zu dem er ſagete: Gn. Herr/ ich muß ſehr irren/ oder ebẽ

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[481/0519] Drittes Buch. kes Fall ſeiner Flucht bedankete er ſich/ und taht Jungfer Brelen Befehl/ von Padua nicht zuweichen/ biß ſie Zeitung ſeines beſſeren zuſtandes haben wuͤrde. Dieſe wahr ſo herzlich betruͤbet/ daß ſie dem Fraͤulein kein Wort antworten kunte/ herzete und kuͤſſete ſich mit ihr ganz innig/ daß Alexander daher ſchier argwoͤhniſche Gedanken haͤtte faſſen ſollen/ da daß Fraͤulein ſie troͤſtete/ und endlich mit ihrem Braͤutigam zu Schiffe gehen hieß/ dann der gute Wind und ihr Schiffman fo derte ſie an/ welcher ſie in kurzer zeit in Zipern brachte. Die Parthiſchen Herren zogen des tages nach Alexanders Abſcheid in Geſelſchafft 100 Kauffleute auch fort/ und hatten ihre Schaͤtze auff Kamehl und Maul Eſel geladen. Herkuliſkus muſte ſeinen Siz auff einem Kamehl unter einem breiten Schirm nehmen/ daß er weder von den Sonnenſtrahlen moͤchte getroffen/ noch von andern geſehen werden; die uͤbrigen alle reiſeten zu Pferde/ mit Geſchoß und anderem Gewehr wol verſehen/ ohn daß Timokles ſtets bey ihm auff dem Kamehl bleiben/ und ihn in den Morgenlaͤndiſchen Sprachen zum fleiſſigſten unterweiſen muſte/ wozu er uͤbeꝛauß groſſe Begierde hatte/ und in wenig tagen darinnen dergeſtalt zunam/ daß ſein Lehrmeiſter ſich deſſen verwunderte/ wie wol er deſſen ſich gegen die Parther nicht merken ließ. Ihren Weg nahmen ſie gerade auff Damaſkus zu/ von darab ferner nach dem Eufrat/ da ſie durch Meſopotamien zogen/ biß ſie uͤber den Tigerfluß in Aſſyrien kahmen; wohin wir ſie wollen reiſen laſſen/ und Ale- xanders gnte Verrichtung erzaͤhlen/ dem ſeine liebſte in Zypern ihrer Fraͤulein Valiſken eigentlichen Zuſtand entdeckete/ woruͤber er ſich uͤberaus beſtuͤrzet befand/ von Herzen wuͤnſchend/ daß er ſolches zu Tyrus haͤtte wiſſen moͤgen/ damit er ihrer Erloͤſung ſich be- muͤhen koͤnnen/ welche in Anwendung aller ſeiner Beute/ ihm nicht leicht ſolte gefehlet ha- ben/ wie wol den Parthen ungezweiffelte Lebensgefahr darauff ſtuͤnde/ wann ihr Koͤnig deſſen ichtwas in Erfahrung bringen moͤgen. Eines betraurete er am meiſten/ daß ihres Geſchlechtes Vertuſchung nicht lange beſtehen wuͤrde/ maſſen entweder ſeine vorige Ge- ſollen ſelbſt/ oder zum wenigſten Artabanus Aerzte nicht umhin koͤnten/ ihn zubeſchauen/ wann er zum verſchnittenen ſolte gemacht werden. Hingegen trauete Brela den Goͤttern/ ſie wuͤrden daß liebe gottfuͤrchtige Fraͤulein in Schuz halten/ und alle Schande gnaͤdig von ihr abwenden; ihr einiger Wunſch nur ging dahin/ daß ſie Herkules oder Ladiſla an- treffen moͤchte; weil ſie dann in Zypern denen vergeblich nachfrageten/ fuhren ſie mit ſehr gutem Winde nach Kreta/ und laͤndeten durch Gottes ſchickung bey Gnoſſus an/ woſelbſt Valikules wegen Gallus Verwundung ſich bißdaher auffgehalten hatte/ und des folgen- den tages abzuſegeln willens wahr. Daſelbſt kehꝛete nun Alexander in ein Wirtshauß ein/ welches vol Griechiſcher Kauffleute wahr/ deren etliche er kennete/ und daher ſich bald hinweg machete/ damit er nicht erkennet/ und wegen ſeines verbrechens zu Athen/ in Haft genommen wuͤrde; geriet zu gutem Gluͤk in Valikules Herberge/ gleich da man Mittags- mahl halten wolte/ gruͤſſete die Anweſende freundlich/ und ward von ihnen hinwieder wilkommen geheiſſen. Bey wehren der Mahlzeit ſahen Valikules und Gallus die Jung- fer fleiſſig an/ und gedauchte ſie/ dieſelben mehr geſehen haben/ kunten ſich doch nicht erin- nern/ wo und zu welcher Zeit/ biß endlich Gallus ſich beſan/ vom Tiſche/ als haͤtte er etwas zubeſtellen/ auffſtund/ und nachgehends unter dem Schein/ als wolte ein fremder jhn ſpre- chen/ ſeinen Herrn abfodern ließ/ zu dem er ſagete: Gn. Herr/ ich muß ſehr irren/ oder ebẽ dieſe P p p

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 481. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/519>, abgerufen am 17.06.2024.