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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Drittes Buch.
chen er ihm eine so nachdenkliche weit aussehende Frage/ und zwar ausser der Kriegs-
Beampten Versamblung vortrüge; er währe zwar nicht schuldig/ ihm darauff zu-
antworten/ jedoch/ an den Tag zulegen/ wie wenig er sich vor seinem schnarchen fürchtete/
und daß er solcher Boßheit vor sein Häupt unschuldig währe/ hielte er dergleichen falsche
Angeber vor liderliche ehrlose Buben/ aber auch dieselben vor solche/ die ihn dessen etwa ge-
dächten zu zeihen. So bistu doch ein solcher/ sagte der Meiländer/ und zückete alsbald seine
Hellebarte. Dieser wahr damit auch fertig/ und rief die anwesende zu Zeugen/ daß er eine
Nohtwehr zutuhn/ gezwungen würde/ widersetzte sich auch dergestalt/ daß jener ihm nicht
alle in nichts anhaben kunte/ sondern ihm im Gefechte die Stange in der Mitte abbrach.
Alexander ward hiedurch sein Meister/ wolte ihn aber nicht beschädigen/ sondern sagte zu
ihm: Sihe da du mörderischer Anspränger/ hätte ich nicht rechts genug/ dich gar nider zu
stossen/ wann ich mein selbst nicht schonete? Jener trat zurük/ entblössete das Schwert/ und
gab zur Antwort: Bistu kein Verrähter/ wovor ich dich halte/ so kom her mit gleichem Ge-
wehr/ sonst wird man dich vor einen Mörder darzu schelten. Mein guter Kerl/ sagte dieser/
ich bliebe gleiche redlich/ wann ich dir gleich mit diesem Gewehr den Lohn deines falschen
Lügenmauls erteilete/ aber daß ich dir auch vor dißmahl noch ein genügen tuhe/ wil ich dir
mein Schwert bieten. Weil sie nun beyde über aus gute Fechter wahren/ gab es einen sehr
ernstlichen Kampff zwischen ihnen/ da sie im ersten Gange einer dem andern nichts abge-
winnen/ noch einige Wunde bey bringen kunten; Im andern Satze bekam der Meiländer
einen Stoß durch den linken Arm/ und Alexander einen Hieb in das rechte Ober Bein/
worauff sie durch etliche anwesende Unterbefehlichshaber von ander geschieden wurden/
mit Bezeugung/ sie hätten bey derseits ihren Ehren ein genügen getahn/ und sich als tapfe-
re Rittersleute erzeiget/ daher sie sich mit einander vergleichen/ und die Zwietracht beylegen
möchten. Alexander wahr hierzu nicht ungeneigt/ dafern der andere seine falsche Bezich-
tigung widerruffen würde; welcher aber von keinem andern Vertrage hören wolte/ als
welcher vermittelst des Schwerts geschähe/ daß also Alexander den dritten Gang mit ihm
antrat/ in welchem sie nicht allein sich hefftig abmatteten/ sondern auch beyderseits unter-
schiedliche/ wie wol untödliche Wunden empfingen/ biß endlich der Meiländer sich bloß
gab/ daß ihm Alexander die Gurgelhalb abschnitte/ jener aber zugleich von sich stieß/ und ihm
das Herz im Leibe traf/ daß er alsbald niderfiel/ und seinen Geist auffgab/ da seine lezten
Worte wahren: O mein Brelichen ich sterbe. Der Meiländer fiel zwar auch zur Erden/
und gurgelte das Blut häuffig aus dem Halse/ als hätte mans abgezapffet/ trieb aber bey
einer halben Stunde unsäglichen Jammer/ biß er endlich in seinem eigenen Blute ersticke-
te. Klodius kam gleich darzu gegangen/ sahe Alexandern mit dem Tode ringen/ und ließ
ihn auffheben/ aber die Seele fuhr gleich dahin. Er forschete fleissig nach der Ursach ihrer
Feindschafft/ und mit was Worten sie an einander gerahten währen/ da des Meiländers
Leibdiener zu ihm sagete: Herr Ober Häuptman/ dieses Elende ist von etlichen Lügenmäu-
lern zugerichtet/ und lasset diesen Unter Häuptman (den er mit Fingern zeigete) nur scharf
fragen/ dann sol die Warheit bald an Tages Liecht kommen; erzählete auch/ was vor Ver-
leumdungen dieser und andere mehr/ seinem Hauptman vorgebracht hätten. Welches
Klodius also beantwortete: Ich kan bey meinen ritterlichen Ehren Zeugnis geben/ dz sol-
ches nicht allein von Alexandern niemahls geschehen/ sondern er vielmehr den Meiländer

wegen
S s s ij

Drittes Buch.
chen er ihm eine ſo nachdenkliche weit ausſehende Frage/ und zwar auſſer der Kriegs-
Beampten Verſamblung vortruͤge; er waͤhre zwar nicht ſchuldig/ ihm darauff zu-
antworten/ jedoch/ an den Tag zulegen/ wie wenig er ſich vor ſeinem ſchnarchen fuͤrchtete/
und daß er ſolcher Boßheit vor ſein Haͤupt unſchuldig waͤhre/ hielte er dergleichen falſche
Angeber vor liderliche ehrloſe Buben/ aber auch dieſelben voꝛ ſolche/ die ihn deſſen etwa ge-
daͤchten zu zeihen. So biſtu doch ein ſolcher/ ſagte der Meilaͤnder/ und zuͤckete alsbald ſeine
Hellebarte. Dieſer wahr damit auch fertig/ und rief die anweſende zu Zeugen/ daß er eine
Nohtwehr zutuhn/ gezwungen wuͤrde/ widerſetzte ſich auch dergeſtalt/ daß jener ihm nicht
alle in nichts anhaben kunte/ ſondern ihm im Gefechte die Stange in der Mitte abbrach.
Alexander ward hiedurch ſein Meiſter/ wolte ihn aber nicht beſchaͤdigen/ ſondern ſagte zu
ihm: Sihe da du moͤrderiſcher Anſpraͤnger/ haͤtte ich nicht rechts genug/ dich gar nider zu
ſtoſſen/ wann ich mein ſelbſt nicht ſchonete? Jener trat zuruͤk/ entbloͤſſete das Schwert/ uñ
gab zur Antwort: Biſtu kein Verraͤhter/ wovor ich dich halte/ ſo kom heꝛ mit gleichem Ge-
wehr/ ſonſt wird man dich vor einen Moͤrder darzu ſchelten. Mein guter Kerl/ ſagte dieſeꝛ/
ich bliebe gleiche redlich/ wann ich dir gleich mit dieſem Gewehr den Lohn deines falſchen
Luͤgenmauls erteilete/ aber daß ich dir auch vor dißmahl noch ein genuͤgen tuhe/ wil ich dir
mein Schwert bieten. Weil ſie nun beyde uͤber aus gute Fechter wahren/ gab es einen ſehꝛ
ernſtlichen Kampff zwiſchen ihnen/ da ſie im erſten Gange einer dem andern nichts abge-
winnen/ noch einige Wunde bey bringen kunten; Im andern Satze bekam der Meilaͤnder
einen Stoß durch den linken Arm/ und Alexander einen Hieb in das rechte Ober Bein/
worauff ſie durch etliche anweſende Unterbefehlichshaber von ander geſchieden wurden/
mit Bezeugung/ ſie haͤtten bey derſeits ihren Ehren ein genuͤgen getahn/ und ſich als tapfe-
re Rittersleute erzeiget/ daher ſie ſich mit einander vergleichen/ und die Zwietracht beylegẽ
moͤchten. Alexander wahr hierzu nicht ungeneigt/ dafern der andere ſeine falſche Bezich-
tigung widerruffen wuͤrde; welcher aber von keinem andern Vertrage hoͤren wolte/ als
welcher vermittelſt des Schwerts geſchaͤhe/ daß alſo Alexander den dritten Gang mit ihm
antrat/ in welchem ſie nicht allein ſich hefftig abmatteten/ ſondern auch beyderſeits unter-
ſchiedliche/ wie wol untoͤdliche Wunden empfingen/ biß endlich der Meilaͤnder ſich bloß
gab/ daß ihm Alexander die Gurgelhalb abſchnitte/ jener aber zugleich von ſich ſtieß/ uñ ihm
das Herz im Leibe traf/ daß er alsbald niderfiel/ und ſeinen Geiſt auffgab/ da ſeine lezten
Worte wahren: O mein Brelichen ich ſterbe. Der Meilaͤnder fiel zwar auch zur Erden/
und gurgelte das Blut haͤuffig aus dem Halſe/ als haͤtte mans abgezapffet/ trieb aber bey
einer halben Stunde unſaͤglichen Jammeꝛ/ biß er endlich in ſeinem eigenen Blute erſticke-
te. Klodius kam gleich darzu gegangen/ ſahe Alexandern mit dem Tode ringen/ und ließ
ihn auffheben/ aber die Seele fuhr gleich dahin. Er forſchete fleiſſig nach der Urſach ihrer
Feindſchafft/ und mit was Worten ſie an einander gerahten waͤhren/ da des Meilaͤnders
Leibdiener zu ihm ſagete: Herr Ober Haͤuptman/ dieſes Elende iſt von etlichen Luͤgenmaͤu-
lern zugerichtet/ und laſſet dieſen Unter Haͤuptman (den er mit Fingern zeigete) nur ſcharf
fragen/ dann ſol die Warheit bald an Tages Liecht kommen; erzaͤhlete auch/ was vor Ver-
leumdungen dieſer und andere mehr/ ſeinem Hauptman vorgebracht haͤtten. Welches
Klodius alſo beantwortete: Ich kan bey meinen ritterlichen Ehren Zeugnis geben/ dz ſol-
ches nicht allein von Alexandern niemahls geſchehen/ ſondern er vielmehr den Meilaͤnder

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[507/0545] Drittes Buch. chen er ihm eine ſo nachdenkliche weit ausſehende Frage/ und zwar auſſer der Kriegs- Beampten Verſamblung vortruͤge; er waͤhre zwar nicht ſchuldig/ ihm darauff zu- antworten/ jedoch/ an den Tag zulegen/ wie wenig er ſich vor ſeinem ſchnarchen fuͤrchtete/ und daß er ſolcher Boßheit vor ſein Haͤupt unſchuldig waͤhre/ hielte er dergleichen falſche Angeber vor liderliche ehrloſe Buben/ aber auch dieſelben voꝛ ſolche/ die ihn deſſen etwa ge- daͤchten zu zeihen. So biſtu doch ein ſolcher/ ſagte der Meilaͤnder/ und zuͤckete alsbald ſeine Hellebarte. Dieſer wahr damit auch fertig/ und rief die anweſende zu Zeugen/ daß er eine Nohtwehr zutuhn/ gezwungen wuͤrde/ widerſetzte ſich auch dergeſtalt/ daß jener ihm nicht alle in nichts anhaben kunte/ ſondern ihm im Gefechte die Stange in der Mitte abbrach. Alexander ward hiedurch ſein Meiſter/ wolte ihn aber nicht beſchaͤdigen/ ſondern ſagte zu ihm: Sihe da du moͤrderiſcher Anſpraͤnger/ haͤtte ich nicht rechts genug/ dich gar nider zu ſtoſſen/ wann ich mein ſelbſt nicht ſchonete? Jener trat zuruͤk/ entbloͤſſete das Schwert/ uñ gab zur Antwort: Biſtu kein Verraͤhter/ wovor ich dich halte/ ſo kom heꝛ mit gleichem Ge- wehr/ ſonſt wird man dich vor einen Moͤrder darzu ſchelten. Mein guter Kerl/ ſagte dieſeꝛ/ ich bliebe gleiche redlich/ wann ich dir gleich mit dieſem Gewehr den Lohn deines falſchen Luͤgenmauls erteilete/ aber daß ich dir auch vor dißmahl noch ein genuͤgen tuhe/ wil ich dir mein Schwert bieten. Weil ſie nun beyde uͤber aus gute Fechter wahren/ gab es einen ſehꝛ ernſtlichen Kampff zwiſchen ihnen/ da ſie im erſten Gange einer dem andern nichts abge- winnen/ noch einige Wunde bey bringen kunten; Im andern Satze bekam der Meilaͤnder einen Stoß durch den linken Arm/ und Alexander einen Hieb in das rechte Ober Bein/ worauff ſie durch etliche anweſende Unterbefehlichshaber von ander geſchieden wurden/ mit Bezeugung/ ſie haͤtten bey derſeits ihren Ehren ein genuͤgen getahn/ und ſich als tapfe- re Rittersleute erzeiget/ daher ſie ſich mit einander vergleichen/ und die Zwietracht beylegẽ moͤchten. Alexander wahr hierzu nicht ungeneigt/ dafern der andere ſeine falſche Bezich- tigung widerruffen wuͤrde; welcher aber von keinem andern Vertrage hoͤren wolte/ als welcher vermittelſt des Schwerts geſchaͤhe/ daß alſo Alexander den dritten Gang mit ihm antrat/ in welchem ſie nicht allein ſich hefftig abmatteten/ ſondern auch beyderſeits unter- ſchiedliche/ wie wol untoͤdliche Wunden empfingen/ biß endlich der Meilaͤnder ſich bloß gab/ daß ihm Alexander die Gurgelhalb abſchnitte/ jener aber zugleich von ſich ſtieß/ uñ ihm das Herz im Leibe traf/ daß er alsbald niderfiel/ und ſeinen Geiſt auffgab/ da ſeine lezten Worte wahren: O mein Brelichen ich ſterbe. Der Meilaͤnder fiel zwar auch zur Erden/ und gurgelte das Blut haͤuffig aus dem Halſe/ als haͤtte mans abgezapffet/ trieb aber bey einer halben Stunde unſaͤglichen Jammeꝛ/ biß er endlich in ſeinem eigenen Blute erſticke- te. Klodius kam gleich darzu gegangen/ ſahe Alexandern mit dem Tode ringen/ und ließ ihn auffheben/ aber die Seele fuhr gleich dahin. Er forſchete fleiſſig nach der Urſach ihrer Feindſchafft/ und mit was Worten ſie an einander gerahten waͤhren/ da des Meilaͤnders Leibdiener zu ihm ſagete: Herr Ober Haͤuptman/ dieſes Elende iſt von etlichen Luͤgenmaͤu- lern zugerichtet/ und laſſet dieſen Unter Haͤuptman (den er mit Fingern zeigete) nur ſcharf fragen/ dann ſol die Warheit bald an Tages Liecht kommen; erzaͤhlete auch/ was vor Ver- leumdungen dieſer und andere mehr/ ſeinem Hauptman vorgebracht haͤtten. Welches Klodius alſo beantwortete: Ich kan bey meinen ritterlichen Ehren Zeugnis geben/ dz ſol- ches nicht allein von Alexandern niemahls geſchehen/ ſondern er vielmehr den Meilaͤnder wegen S ſ ſ ij

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 507. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/545>, abgerufen am 17.06.2024.