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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Drittes Buch.
wünschen/ daß eure übrige Gesellschafft auch verhanden währe/ damit sie neben euch den
verdienten Sold ihrer schandlosen Arbeit empfahen könten; ließ sie darauff durch seine
Kriegsleute alsbald nidersäbeln. Es hätte zwar Herkuliskus gerne eine Vorbitte zu ihrer
Verschonung eingelegt/ weil er aber sahe/ daß es vergeblich seyn würde/ und er mühe hat-
te seinen Dolmetscher zuretten/ hielt ers vor eine Göttliche Rache/ und erinnerte er nach-
gehends H. Mazeus der Kleinot/ welche die nidergemachten Räuber bey sich trugen/ wur-
den auch also bald hervor gesucht/ und dem Herrn eingeliefert/ der sich solcher köstlichen sa-
chen verwundernd/ unsern Herkuliskus fragete/ ob ihm dieselben zustünden/ solten sie ihm
unvorenthalten bleiben; Er aber zur Antwort gab: Nein Gn. Herr/ ich habe nicht die al-
lergeringste Ansprache darzu/ sondern meine vorige Räuber haben sie anderwerts gestoh-
len und genommen. Es sey wie es wolle/ sagte er/ müssen sie doch neben euch meinem Gn.
Groß Fürsten geliefert werden. Er ließ darauff seinem Gemahl Fr. Roxanen/ und deren
Fräulein Schwester Frl. Barsene (die ohngefehr von XV Jahren) ruffen/ und da sie kah-
men/ sagte er zu ihnen: Sehet da meine Geliebten; habt ihr jemahls einen schönern Jüng-
ling mit Augen beschauet? Fr. Roxane zweifelte/ ob sie ein geschniztes Bilde/ oder lebendi-
gen Menschen fähe/ biß er ihr tieffe Ehrerbietigkeit erwieß/ worauff sie zu ihrem Herrn sag-
te: Allerliebstes Herz/ von wannen komt euch dieser Liebes-Gott! lasset uns ihm gebührli-
che Ehre bezeigen/ nach dem er gewißlich ein Gottes Sohn seyn muß/ dann aus menschli-
chem Samen kan solche Volkommenheit nicht gezeuget werden. Nein/ meine Geliebte/
antwortete er/ Götter lassen sich nicht gefangen führen/ und ist ausser Zweilfel dieser Jüng-
ling nur ein blosser Mensch/ wiewolich gerne bekenne/ daß der Himmel ein volkommenes
Meisterstük an ihm gebildet hat/ wann ich seines adelichen Gemühts und wolgezierten Lei-
bes Beschaffenheit betrachte; sonsten hat seines Landes Art ihm die Farbe verlihen/ weil
daselbst die Sonne wegen ihrer seicht-abfallenden Strahlen die Leiber so stark nicht beschei-
nen noch bräunlich färben kan/ insonderheit/ wann man sich viel unter dem Dache hält.
Die Frau fahe ihn noch immer hin steiff an/ trat ihm endlich näher/ und hieß ihn sehr wil-
kommen seyn; gegen die er sich mit freundlichen Geberden und lieblichen Worten bedan-
kete/ so viel er der Sprache kündig wahr/ baht auch umb Verzeihung/ daß er wegen Uner-
fahrenheit der Landsprache ihrer Gn. gebührlich nicht antworten könte. Das junge
Fräulein Barsene/ nach Landesart etwas bräunlich/ aber sehr lieblicher gestalt/ kunte un-
sern Herkuliskus nicht gnug beschauen/ und fragete ihre Frau Schwester/ obs auch mög-
lich währe/ daß die Irdische Welt solche vollständige Schönheit bilden könte/ redete ihn
hernach mit wenigen an/ und sagte: Schöner Jüngling/ beliebet euch bey uns allhie
zu bleiben/ sollet ihr allen guten Willen spüren; Worauff er antwortete: Gn. Fräulein/
daß Ihre Gn. sich über einen armen gefangenen Jüngling erbarmet/ bedanke ich mich
in Untertähnigkeit/ und hat anwesender mein gnädiger Herr mit mir zu schaffen nach
allem Willen. Herr Mazeus redete zwischen ein/ es stünde ihm dieser Jüngling nicht
zu/ sondern weil er dem Groß Fürsten schon zugedacht währe/ müste er dahin billich geliefert
werden. Er taht ihm aber die Ehre an/ und ließ ihn mit über seinem Tische Mahlzeit hal-
ten/ da er sich dermassen Fürstlich zubezeigen wuste/ daß die Anwesenden sich dessen nicht
gnug verwundern kunten. Weil dann Mazeus sein Vaterland und herkunfft eigentlich

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Z z z iij

Drittes Buch.
wuͤnſchen/ daß eure uͤbrige Geſellſchafft auch verhanden waͤhre/ damit ſie neben euch den
verdienten Sold ihrer ſchandloſen Arbeit empfahen koͤnten; ließ ſie darauff durch ſeine
Kriegsleute alsbald niderſaͤbeln. Es haͤtte zwar Herkuliſkus gerne eine Vorbitte zu ihrer
Verſchonung eingelegt/ weil er aber ſahe/ daß es vergeblich ſeyn wuͤrde/ und er muͤhe hat-
te ſeinen Dolmetſcher zuretten/ hielt ers vor eine Goͤttliche Rache/ und erinnerte er nach-
gehends H. Mazeus der Kleinot/ welche die nidergemachten Raͤuber bey ſich trugen/ wur-
den auch alſo bald hervor geſucht/ und dem Herrn eingeliefert/ der ſich ſolcher koͤſtlichen ſa-
chen verwundernd/ unſern Herkuliſkus fragete/ ob ihm dieſelben zuſtuͤnden/ ſolten ſie ihm
unvorenthalten bleiben; Er aber zur Antwort gab: Nein Gn. Herr/ ich habe nicht die al-
lergeringſte Anſprache darzu/ ſondern meine vorige Raͤuber haben ſie anderwerts geſtoh-
len und genommen. Es ſey wie es wolle/ ſagte er/ muͤſſen ſie doch neben euch meinem Gn.
Groß Fuͤrſten geliefert werden. Er ließ darauff ſeinem Gemahl Fr. Roxanen/ und deren
Fraͤulein Schweſter Frl. Barſene (die ohngefehr von XV Jahren) ruffen/ und da ſie kah-
men/ ſagte er zu ihnen: Sehet da meine Geliebten; habt ihr jemahls einen ſchoͤnern Juͤng-
ling mit Augen beſchauet? Fr. Roxane zweifelte/ ob ſie ein geſchniztes Bilde/ oder lebendi-
gen Menſchẽ faͤhe/ biß er ihr tieffe Ehrerbietigkeit erwieß/ worauff ſie zu ihrem Herrn ſag-
te: Allerliebſtes Herz/ von wannen komt euch dieſer Liebes-Gott! laſſet uns ihm gebuͤhrli-
che Ehre bezeigen/ nach dem er gewißlich ein Gottes Sohn ſeyn muß/ dann aus menſchli-
chem Samen kan ſolche Volkommenheit nicht gezeuget werden. Nein/ meine Geliebte/
antwortete er/ Goͤtter laſſen ſich nicht gefangen fuͤhren/ und iſt auſſer Zweilfel dieſer Juͤng-
ling nur ein bloſſer Menſch/ wiewolich gerne bekenne/ daß der Himmel ein volkommenes
Meiſterſtuͤk an ihm gebildet hat/ wann ich ſeines adelichen Gemuͤhts und wolgezierten Lei-
bes Beſchaffenheit betrachte; ſonſten hat ſeines Landes Art ihm die Farbe verlihen/ weil
daſelbſt die Sonne wegen ihrer ſeicht-abfallenden Strahlen die Leiber ſo ſtark nicht beſchei-
nen noch braͤunlich faͤrben kan/ inſonderheit/ wann man ſich viel unter dem Dache haͤlt.
Die Frau fahe ihn noch immer hin ſteiff an/ trat ihm endlich naͤher/ und hieß ihn ſehr wil-
kommen ſeyn; gegen die er ſich mit freundlichen Geberden und lieblichen Worten bedan-
kete/ ſo viel er der Sprache kuͤndig wahr/ baht auch umb Verzeihung/ daß er wegen Uner-
fahrenheit der Landſprache ihrer Gn. gebuͤhrlich nicht antworten koͤnte. Das junge
Fraͤulein Barſene/ nach Landesart etwas braͤunlich/ aber ſehr lieblicher geſtalt/ kunte un-
ſern Herkuliſkus nicht gnug beſchauen/ und fragete ihre Frau Schweſter/ obs auch moͤg-
lich waͤhre/ daß die Irdiſche Welt ſolche vollſtaͤndige Schoͤnheit bilden koͤnte/ redete ihn
hernach mit wenigen an/ und ſagte: Schoͤner Juͤngling/ beliebet euch bey uns allhie
zu bleiben/ ſollet ihr allen guten Willen ſpuͤren; Worauff er antwortete: Gn. Fraͤulein/
daß Ihre Gn. ſich uͤber einen armen gefangenen Juͤngling erbarmet/ bedanke ich mich
in Untertaͤhnigkeit/ und hat anweſender mein gnaͤdiger Herr mit mir zu ſchaffen nach
allem Willen. Herr Mazeus redete zwiſchen ein/ es ſtuͤnde ihm dieſer Juͤngling nicht
zu/ ſondern weil er dem Groß Fuͤrſten ſchon zugedacht waͤhre/ muͤſte er dahin billich geliefeꝛt
werden. Er taht ihm aber die Ehre an/ und ließ ihn mit uͤber ſeinem Tiſche Mahlzeit hal-
ten/ da er ſich dermaſſen Fuͤrſtlich zubezeigen wuſte/ daß die Anweſenden ſich deſſen nicht
gnug verwundern kunten. Weil dann Mazeus ſein Vaterland und herkunfft eigentlich

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[549/0587] Drittes Buch. wuͤnſchen/ daß eure uͤbrige Geſellſchafft auch verhanden waͤhre/ damit ſie neben euch den verdienten Sold ihrer ſchandloſen Arbeit empfahen koͤnten; ließ ſie darauff durch ſeine Kriegsleute alsbald niderſaͤbeln. Es haͤtte zwar Herkuliſkus gerne eine Vorbitte zu ihrer Verſchonung eingelegt/ weil er aber ſahe/ daß es vergeblich ſeyn wuͤrde/ und er muͤhe hat- te ſeinen Dolmetſcher zuretten/ hielt ers vor eine Goͤttliche Rache/ und erinnerte er nach- gehends H. Mazeus der Kleinot/ welche die nidergemachten Raͤuber bey ſich trugen/ wur- den auch alſo bald hervor geſucht/ und dem Herrn eingeliefert/ der ſich ſolcher koͤſtlichen ſa- chen verwundernd/ unſern Herkuliſkus fragete/ ob ihm dieſelben zuſtuͤnden/ ſolten ſie ihm unvorenthalten bleiben; Er aber zur Antwort gab: Nein Gn. Herr/ ich habe nicht die al- lergeringſte Anſprache darzu/ ſondern meine vorige Raͤuber haben ſie anderwerts geſtoh- len und genommen. Es ſey wie es wolle/ ſagte er/ muͤſſen ſie doch neben euch meinem Gn. Groß Fuͤrſten geliefert werden. Er ließ darauff ſeinem Gemahl Fr. Roxanen/ und deren Fraͤulein Schweſter Frl. Barſene (die ohngefehr von XV Jahren) ruffen/ und da ſie kah- men/ ſagte er zu ihnen: Sehet da meine Geliebten; habt ihr jemahls einen ſchoͤnern Juͤng- ling mit Augen beſchauet? Fr. Roxane zweifelte/ ob ſie ein geſchniztes Bilde/ oder lebendi- gen Menſchẽ faͤhe/ biß er ihr tieffe Ehrerbietigkeit erwieß/ worauff ſie zu ihrem Herrn ſag- te: Allerliebſtes Herz/ von wannen komt euch dieſer Liebes-Gott! laſſet uns ihm gebuͤhrli- che Ehre bezeigen/ nach dem er gewißlich ein Gottes Sohn ſeyn muß/ dann aus menſchli- chem Samen kan ſolche Volkommenheit nicht gezeuget werden. Nein/ meine Geliebte/ antwortete er/ Goͤtter laſſen ſich nicht gefangen fuͤhren/ und iſt auſſer Zweilfel dieſer Juͤng- ling nur ein bloſſer Menſch/ wiewolich gerne bekenne/ daß der Himmel ein volkommenes Meiſterſtuͤk an ihm gebildet hat/ wann ich ſeines adelichen Gemuͤhts und wolgezierten Lei- bes Beſchaffenheit betrachte; ſonſten hat ſeines Landes Art ihm die Farbe verlihen/ weil daſelbſt die Sonne wegen ihrer ſeicht-abfallenden Strahlen die Leiber ſo ſtark nicht beſchei- nen noch braͤunlich faͤrben kan/ inſonderheit/ wann man ſich viel unter dem Dache haͤlt. Die Frau fahe ihn noch immer hin ſteiff an/ trat ihm endlich naͤher/ und hieß ihn ſehr wil- kommen ſeyn; gegen die er ſich mit freundlichen Geberden und lieblichen Worten bedan- kete/ ſo viel er der Sprache kuͤndig wahr/ baht auch umb Verzeihung/ daß er wegen Uner- fahrenheit der Landſprache ihrer Gn. gebuͤhrlich nicht antworten koͤnte. Das junge Fraͤulein Barſene/ nach Landesart etwas braͤunlich/ aber ſehr lieblicher geſtalt/ kunte un- ſern Herkuliſkus nicht gnug beſchauen/ und fragete ihre Frau Schweſter/ obs auch moͤg- lich waͤhre/ daß die Irdiſche Welt ſolche vollſtaͤndige Schoͤnheit bilden koͤnte/ redete ihn hernach mit wenigen an/ und ſagte: Schoͤner Juͤngling/ beliebet euch bey uns allhie zu bleiben/ ſollet ihr allen guten Willen ſpuͤren; Worauff er antwortete: Gn. Fraͤulein/ daß Ihre Gn. ſich uͤber einen armen gefangenen Juͤngling erbarmet/ bedanke ich mich in Untertaͤhnigkeit/ und hat anweſender mein gnaͤdiger Herr mit mir zu ſchaffen nach allem Willen. Herr Mazeus redete zwiſchen ein/ es ſtuͤnde ihm dieſer Juͤngling nicht zu/ ſondern weil er dem Groß Fuͤrſten ſchon zugedacht waͤhre/ muͤſte er dahin billich geliefeꝛt werden. Er taht ihm aber die Ehre an/ und ließ ihn mit uͤber ſeinem Tiſche Mahlzeit hal- ten/ da er ſich dermaſſen Fuͤrſtlich zubezeigen wuſte/ daß die Anweſenden ſich deſſen nicht gnug verwundern kunten. Weil dann Mazeus ſein Vaterland und herkunfft eigentlich zu Z z z iij

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 549. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/587>, abgerufen am 17.06.2024.