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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Fünftes Buch.
einem Sohn sol befruchtet worden seyn/ bey welchem sie in der Geburt gestorben/ der Sohn
aber zum beschrihenen Mörder worden und auffs Rad geleget ist. Als Gamaxus sein
Schreiben wieder bekam/ und die Spotreden/ welche ihm rund aus vorgetragen wurden/
anhören muste/ meinete er vor herzensprast zu bersten/ biß die Zähne im Kopffe/ verwen-
dete die Augen/ und stellete sich als ein Unsinniger. Katenes gab den Raht/ daß der Heer-
hold mit abgewechselten Pferden auffs geschwindeste nach dem Könige ritte/ umb zuver-
nehmen/ wessen man sich weiters zuverhalten hätte; hingegen meynete Gamaxus mit sei-
nem Frevel durchzubrechen/ und noch einen Außfoderer abzuschicken; doch als er Herku-
les dräuungen vernam/ ließ er sich bereden/ daß dem Könige es heimgestellet würde. Vo-
logeses und Pakorus (der schon wieder gehen kunte) wahren gleich bey Artabanus/ da der
Heerhold die Sache vortrug/ und zu lacheten sich dessen rechtschaffen. Ihre Königl. Hoch-
heit verzeihe mir gnädigst/ sagete Pakorus/ daß ich Groß Fürst Herkules hierin nicht ver-
denken kan/ sintemahl ich einem Baurenflegel nicht anders begegnen würde; währe dem-
nach mein Raht/ man liesse diese Außfoderung anstehen/ dann eure Hocheit wird mit die-
sem Untihr nur Schimpff und Spott einlegen; ich meyne ja/ man rede davon/ wie der
Unflaht hin und wieder die unzüchtigen Hurenwinkel durchlauffe; mag auch wol deren
Weiber mißbrauchet haben/ denen mans nicht zutrauet; solte aber ein solcher Gewissen-
loser wol rechtschaffene Tugend und Tapfferkeit an sich haben? Zwar den Bericht nach/
sol er groß und schwer genug seyn; aber ich wette/ daß Groß Fürst Herkules ihm durch
seine vorsichtige Ringfertigkeit werde überlegen seyn/ und ihn vom Brodte tuhn. Er sey
Tugendhafft oder nicht/ antwortete der König; wann er nur leistet/ was unsere Tugend-
hafte nicht geleistet haben; ist er dann gleich ein Baur von geburt/ solches kan ihn nichts
hindern/ und wollen wir ihn schon zum Fürsten in Ober Meden erklären/ daß die Teutschen
nicht Ursach haben/ diesen Kampff abzulehnen. Die Schimpfrede ging ihnen beyden sehr
zu Herzen/ gaben auch dem Könige zuverstehen/ daß ihre Träue und untertähnigkeit ge-
gen ihren König viel grösser währe/ als daß sie durch solche Worte sich wolten geschmä-
het halten/ wolten aber nicht desto weniger ihre Königl. Hocheit geträulich warnen/ daß
sie gegen andere sich dessen mässigen wolte/ es möchte sonst deren Herz dadurch von ihrer
Hocheit abgewendet werden. Uberdas würde der König es reiflich überlegen/ ehe er den
Kämpffer zum Fürsten machete/ daß nicht die Auffrührer und andere anlaß bekähmen
außzuschreihen/ der König verschenkete die Fürstentühmer den verlauffenen Indianischen
Bauren/ und die geträue Reichssassen nicht zugleich unwillig würden/ daß der grobe Fle-
gel ihen solte vorgezogen werden. Ich vor mein Häupt/ sagete er/ begehre nichts mehr/ als
ich schon habe und besitze/ aber wie lange hat Oxatres dessen Königl. Zusage gehabt/ und
ist doch sein nie gedacht worden/ als wann er wegen des Vaterlandes hat mühe und arbeit
über sich nehmen müssen. Ey so sind wir gleichwol noch König/ sagte Artabanus/ und wer-
den trauen unsern Worten Kraft geben können/ wo wir sonst nicht nur bitsweise und als
ein Afterköniglein herschen; deßwegen halte nach diesem ein jeder ein mit dergleichen un-
erheblichen einwürffen/ damit wir nicht gezwungen tuhn und vornehmen müssen/ was
uns selbst leid seyn würde. Eure Königl. Hocheit fahre nach belieben/ sagte Pakorus/ aber
sie werden erfahren/ daß Pakorus ein redliches Herz gegen den Parthischen Stuel trä-

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Fuͤnftes Buch.
einem Sohn ſol befruchtet worden ſeyn/ bey welchem ſie in der Geburt geſtoꝛben/ der Sohn
aber zum beſchrihenen Moͤrder worden und auffs Rad geleget iſt. Als Gamaxus ſein
Schreiben wieder bekam/ und die Spotreden/ welche ihm rund aus vorgetragen wurden/
anhoͤren muſte/ meinete er vor herzenspraſt zu berſten/ biß die Zaͤhne im Kopffe/ verwen-
dete die Augen/ und ſtellete ſich als ein Unſinniger. Katenes gab den Raht/ daß der Heer-
hold mit abgewechſelten Pferden auffs geſchwindeſte nach dem Koͤnige ritte/ umb zuver-
nehmen/ weſſen man ſich weiters zuverhalten haͤtte; hingegen meynete Gamaxus mit ſei-
nem Frevel durchzubrechen/ und noch einen Außfoderer abzuſchicken; doch als er Herku-
les draͤuungen vernam/ ließ er ſich bereden/ daß dem Koͤnige es heimgeſtellet wuͤrde. Vo-
logeſes und Pakorus (der ſchon wieder gehen kunte) wahren gleich bey Artabanus/ da der
Heerhold die Sache vortrug/ und zu lacheten ſich deſſen rechtſchaffen. Ihre Koͤnigl. Hoch-
heit verzeihe mir gnaͤdigſt/ ſagete Pakorus/ daß ich Groß Fuͤrſt Herkules hierin nicht ver-
denken kan/ ſintemahl ich einem Baurenflegel nicht anders begegnen wuͤrde; waͤhre dem-
nach mein Raht/ man lieſſe dieſe Außfoderung anſtehen/ dann eure Hocheit wird mit die-
ſem Untihr nur Schimpff und Spott einlegen; ich meyne ja/ man rede davon/ wie der
Unflaht hin und wieder die unzuͤchtigen Hurenwinkel durchlauffe; mag auch wol deren
Weiber mißbrauchet haben/ denen mans nicht zutrauet; ſolte aber ein ſolcher Gewiſſen-
loſer wol rechtſchaffene Tugend und Tapfferkeit an ſich haben? Zwar den Bericht nach/
ſol er groß und ſchwer genug ſeyn; aber ich wette/ daß Groß Fuͤrſt Herkules ihm durch
ſeine vorſichtige Ringfertigkeit werde überlegen ſeyn/ und ihn vom Brodte tuhn. Er ſey
Tugendhafft oder nicht/ antwortete der Koͤnig; wann er nur leiſtet/ was unſere Tugend-
hafte nicht geleiſtet haben; iſt er dann gleich ein Baur von geburt/ ſolches kan ihn nichts
hindern/ und wollen wir ihn ſchon zum Fuͤrſten in Ober Meden erklaͤren/ daß die Teutſchẽ
nicht Uꝛſach haben/ dieſen Kampff abzulehnen. Die Schimpfrede ging ihnen beyden ſehr
zu Herzen/ gaben auch dem Koͤnige zuverſtehen/ daß ihre Traͤue und untertaͤhnigkeit ge-
gen ihren Koͤnig viel groͤſſer waͤhre/ als daß ſie durch ſolche Worte ſich wolten geſchmaͤ-
het halten/ wolten aber nicht deſto weniger ihre Koͤnigl. Hocheit getraͤulich warnen/ daß
ſie gegen andere ſich deſſen maͤſſigen wolte/ es moͤchte ſonſt deren Herz dadurch von ihrer
Hocheit abgewendet werden. Uberdas wuͤrde der Koͤnig es reiflich uͤberlegen/ ehe er den
Kaͤmpffer zum Fuͤrſten machete/ daß nicht die Auffruͤhrer und andere anlaß bekaͤhmen
außzuſchreihen/ der Koͤnig verſchenkete die Fürſtentuͤhmer den verlauffenen Indianiſchẽ
Bauren/ und die getraͤue Reichsſaſſen nicht zugleich unwillig wuͤrden/ daß der grobe Fle-
gel ihen ſolte vorgezogen werden. Ich vor mein Haͤupt/ ſagete er/ begehre nichts mehr/ als
ich ſchon habe und beſitze/ aber wie lange hat Oxatres deſſen Koͤnigl. Zuſage gehabt/ und
iſt doch ſein nie gedacht worden/ als wann er wegen des Vaterlandes hat muͤhe und arbeit
uͤber ſich nehmen muͤſſen. Ey ſo ſind wir gleichwol noch Koͤnig/ ſagte Artabanus/ und weꝛ-
den trauen unſern Worten Kraft geben koͤnnen/ wo wir ſonſt nicht nur bitsweiſe und als
ein Afterkoͤniglein herſchen; deßwegen halte nach dieſem ein jeder ein mit dergleichen un-
erheblichen einwuͤrffen/ damit wir nicht gezwungen tuhn und vornehmen muͤſſen/ was
uns ſelbſt leid ſeyn wuͤrde. Eure Koͤnigl. Hocheit fahre nach belieben/ ſagte Pakorus/ aber
ſie werden erfahren/ daß Pakorus ein redliches Herz gegen den Parthiſchen Stuel traͤ-

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[149/0155] Fuͤnftes Buch. einem Sohn ſol befruchtet worden ſeyn/ bey welchem ſie in der Geburt geſtoꝛben/ der Sohn aber zum beſchrihenen Moͤrder worden und auffs Rad geleget iſt. Als Gamaxus ſein Schreiben wieder bekam/ und die Spotreden/ welche ihm rund aus vorgetragen wurden/ anhoͤren muſte/ meinete er vor herzenspraſt zu berſten/ biß die Zaͤhne im Kopffe/ verwen- dete die Augen/ und ſtellete ſich als ein Unſinniger. Katenes gab den Raht/ daß der Heer- hold mit abgewechſelten Pferden auffs geſchwindeſte nach dem Koͤnige ritte/ umb zuver- nehmen/ weſſen man ſich weiters zuverhalten haͤtte; hingegen meynete Gamaxus mit ſei- nem Frevel durchzubrechen/ und noch einen Außfoderer abzuſchicken; doch als er Herku- les draͤuungen vernam/ ließ er ſich bereden/ daß dem Koͤnige es heimgeſtellet wuͤrde. Vo- logeſes und Pakorus (der ſchon wieder gehen kunte) wahren gleich bey Artabanus/ da der Heerhold die Sache vortrug/ und zu lacheten ſich deſſen rechtſchaffen. Ihre Koͤnigl. Hoch- heit verzeihe mir gnaͤdigſt/ ſagete Pakorus/ daß ich Groß Fuͤrſt Herkules hierin nicht ver- denken kan/ ſintemahl ich einem Baurenflegel nicht anders begegnen wuͤrde; waͤhre dem- nach mein Raht/ man lieſſe dieſe Außfoderung anſtehen/ dann eure Hocheit wird mit die- ſem Untihr nur Schimpff und Spott einlegen; ich meyne ja/ man rede davon/ wie der Unflaht hin und wieder die unzuͤchtigen Hurenwinkel durchlauffe; mag auch wol deren Weiber mißbrauchet haben/ denen mans nicht zutrauet; ſolte aber ein ſolcher Gewiſſen- loſer wol rechtſchaffene Tugend und Tapfferkeit an ſich haben? Zwar den Bericht nach/ ſol er groß und ſchwer genug ſeyn; aber ich wette/ daß Groß Fuͤrſt Herkules ihm durch ſeine vorſichtige Ringfertigkeit werde überlegen ſeyn/ und ihn vom Brodte tuhn. Er ſey Tugendhafft oder nicht/ antwortete der Koͤnig; wann er nur leiſtet/ was unſere Tugend- hafte nicht geleiſtet haben; iſt er dann gleich ein Baur von geburt/ ſolches kan ihn nichts hindern/ und wollen wir ihn ſchon zum Fuͤrſten in Ober Meden erklaͤren/ daß die Teutſchẽ nicht Uꝛſach haben/ dieſen Kampff abzulehnen. Die Schimpfrede ging ihnen beyden ſehr zu Herzen/ gaben auch dem Koͤnige zuverſtehen/ daß ihre Traͤue und untertaͤhnigkeit ge- gen ihren Koͤnig viel groͤſſer waͤhre/ als daß ſie durch ſolche Worte ſich wolten geſchmaͤ- het halten/ wolten aber nicht deſto weniger ihre Koͤnigl. Hocheit getraͤulich warnen/ daß ſie gegen andere ſich deſſen maͤſſigen wolte/ es moͤchte ſonſt deren Herz dadurch von ihrer Hocheit abgewendet werden. Uberdas wuͤrde der Koͤnig es reiflich uͤberlegen/ ehe er den Kaͤmpffer zum Fuͤrſten machete/ daß nicht die Auffruͤhrer und andere anlaß bekaͤhmen außzuſchreihen/ der Koͤnig verſchenkete die Fürſtentuͤhmer den verlauffenen Indianiſchẽ Bauren/ und die getraͤue Reichsſaſſen nicht zugleich unwillig wuͤrden/ daß der grobe Fle- gel ihen ſolte vorgezogen werden. Ich vor mein Haͤupt/ ſagete er/ begehre nichts mehr/ als ich ſchon habe und beſitze/ aber wie lange hat Oxatres deſſen Koͤnigl. Zuſage gehabt/ und iſt doch ſein nie gedacht worden/ als wann er wegen des Vaterlandes hat muͤhe und arbeit uͤber ſich nehmen muͤſſen. Ey ſo ſind wir gleichwol noch Koͤnig/ ſagte Artabanus/ und weꝛ- den trauen unſern Worten Kraft geben koͤnnen/ wo wir ſonſt nicht nur bitsweiſe und als ein Afterkoͤniglein herſchen; deßwegen halte nach dieſem ein jeder ein mit dergleichen un- erheblichen einwuͤrffen/ damit wir nicht gezwungen tuhn und vornehmen muͤſſen/ was uns ſelbſt leid ſeyn wuͤrde. Eure Koͤnigl. Hocheit fahre nach belieben/ ſagte Pakorus/ aber ſie werden erfahren/ daß Pakorus ein redliches Herz gegen den Parthiſchen Stuel traͤ- get; t iij

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 149. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/155>, abgerufen am 29.04.2024.