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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Fünftes Buch.
stalt Artabanus ihn und seine drey Gesellen mit herben Gifft ausgerüstet hätte/ König La-
disla und Groß Fürst Herkules damit hinzurichten/ wovor jedem eine freye Herrschaft zu-
gesaget und verbriefet/ auch aus dem Königl. Frauenzimmer die Wahl der schönsten
Jungfrauen versprochen währe/ die Bagophanes ihnen schon gezeiget hätte. Nun wolte
er aber/ nachdem ers recht erwogen/ lieber seine ganze Lebenszeit im Elende zubringen/ als
dieses Bubenstük begehen; meldete hernach/ daß sie verabscheidet hätten/ da sie der Stie-
feln heut nicht könten bemächtiget seyn/ die Handschuch heut über der Mahlzeit inwendig
zu vergifften/ und währe die Salbe der Wirkung/ daß wann sie die Haut nur berührete/
der Mensch ohn alle Hülffe nach Verlauff 48 Stunden des Todes seyn/ und inzwischen
unsägliche Schmerzen ausstehen müste. Valiska stellete sich/ als hätte sie dessen nie keinen
Argwohn gehabt/ hieß ihn schweigen/ und aller Gnade gewärtig seyn/ ging nach ihres Bru-
ders Gemach/ woselbst sie auch Herkules und Fabius fand/ und redete sie mit nassen Augen
also an: Meine allerliebste Herzen; billich fallen wir auff die Knie/ und danken unserm
GOtt und Erlöser vor seine unaussprechliche Barmherzigkeit/ daß er mir gleich diese
Stunde die teuflische Vergifftung kund werden lassen/ welche heut diesen Tag an meinem
Bruder und Gemahl hat sollen erfüllet werden/ und man sie menschlicher Vernunfft nach
nicht hätte meiden noch verhüten können. Sie entsetzeten sich alle/ höreten der Erzählung
fleissig zu/ und rahtschlageten/ wie den Sachen ferner zu tuhn währe; wurden endlich eins/
die vier Hirkaner neben vier Böhmischen bey der Mahlzeit auffwarten zulassen/ und ihnen
vorsezlich/ doch als ohngefehr die Handschuch hinzureichen/ daß sie auff scheinbahrer Taht
ergriffen/ desto besser überzeuget/ und hernach absonderlich wegen des Anstiffters befraget
werden könten/ welches dem Parthischen Wüterich unabwischlichen Schimpff geben
würde. Fabius ward von ihnen nach Pharnabzus gesendet/ er möchte unbeschweret zur
Mahlzeit kommen/ weil etwas wichtiges würde zubereden seyn. Sie aber setzeten sich auff
die Knie/ hielten ihr andächtiges Gebeht zu Gott/ und danketen ihm vor diese unaussprech-
liche Gnade/ daß er des einen Herz gelenket/ und zur Bekäntniß angetrieben hätte/ bahten
auch ihren Heyland/ er wolte sich ihrer ferner annehmen/ und sie frisch und gesund in ihr
Vaterland führen. Hernach verwieß Valiska ihrem Herkules seine Leichtgläubigkeit/ und
daß er ihre erste Warnung so gar in den Wind geschlagen; man müste nicht alles vor Gold
halten/ was da schimmert; die Boßheit könte ja so wol/ und viel besser unter auffrichtiger
äusserlicher Gestalt/ als niedergeschlagenen Augen verborgen liegen. Als sie zur Mahlzeit
gingen/ machten sie Artaxerxes und andern anwesenden Fürsten den schändlichen Meu-
chelmord zuwissen/ der mit seinem Anstiffter äusserst verfluchet ward. Die Hirkaner stelle-
ten sich hinter ihre Herren zur Auffwartung/ an denen man die geringsten Zeichen einer
Verenderung nicht merken kunte/ und da sie die Handschuch nebest den Schwertern em-
pfingen/ trugen sie alles in ein Neben Gemach; Weil sie sich nun dafelbst allein befunden/
und Bazaentes auff die Schildwache stelleten/ strichen sie den Gifft unvermerket hinein/
da Fabius in Geselschafft seinen Teil auch bekam. Bey wehrender Verrichtung sagte ei-
ner zu dem andern: Heut wollen wir unser Glük verdienen/ und ein mehres leisten/ als Fürst
Vologeses mit 500000 Mann nicht vermocht hat; Du aber/ sagte einer zu Bazaentes/
solt dieses Ruhms nur halb geniessen/ weil du nicht Hand mit angeleget hast. Dieser gab

lachend

Fuͤnftes Buch.
ſtalt Artabanus ihn und ſeine drey Geſellen mit herben Gifft ausgeruͤſtet haͤtte/ Koͤnig La-
diſla und Groß Fuͤrſt Herkules damit hinzurichten/ wovor jedem eine freye Herrſchaft zu-
geſaget und verbriefet/ auch aus dem Koͤnigl. Frauenzimmer die Wahl der ſchoͤnſten
Jungfrauen verſprochen waͤhre/ die Bagophanes ihnen ſchon gezeiget haͤtte. Nun wolte
er aber/ nachdem ers recht erwogen/ lieber ſeine ganze Lebenszeit im Elende zubringen/ als
dieſes Bubenſtuͤk begehen; meldete hernach/ daß ſie verabſcheidet haͤtten/ da ſie der Stie-
feln heut nicht koͤnten bemaͤchtiget ſeyn/ die Handſchuch heut uͤber der Mahlzeit inwendig
zu vergifften/ und waͤhre die Salbe der Wirkung/ daß wann ſie die Haut nur beruͤhrete/
der Menſch ohn alle Huͤlffe nach Verlauff 48 Stunden des Todes ſeyn/ und inzwiſchen
unſaͤgliche Schmerzen ausſtehen muͤſte. Valiſka ſtellete ſich/ als haͤtte ſie deſſen nie keinen
Argwohn gehabt/ hieß ihn ſchweigen/ und aller Gnade gewaͤꝛtig ſeyn/ ging nach ihres Bru-
ders Gemach/ woſelbſt ſie auch Herkules und Fabius fand/ und redete ſie mit naſſen Augẽ
alſo an: Meine allerliebſte Herzen; billich fallen wir auff die Knie/ und danken unſerm
GOtt und Erloͤſer vor ſeine unausſprechliche Barmherzigkeit/ daß er mir gleich dieſe
Stunde die teufliſche Vergifftung kund werden laſſen/ welche heut dieſen Tag an meinem
Bruder und Gemahl hat ſollen erfuͤllet werden/ und man ſie menſchlicher Vernunfft nach
nicht haͤtte meiden noch verhuͤten koͤnnen. Sie entſetzeten ſich alle/ hoͤreten der Erzaͤhlung
fleiſſig zu/ und rahtſchlageten/ wie den Sachen ferner zu tuhn waͤhre; wurden endlich eins/
die vier Hirkaner neben vier Boͤhmiſchen bey der Mahlzeit auffwarten zulaſſen/ und ihnẽ
vorſezlich/ doch als ohngefehr die Handſchuch hinzureichen/ daß ſie auff ſcheinbahrer Taht
ergriffen/ deſto beſſer uͤberzeuget/ und hernach abſonderlich wegen des Anſtiffters befraget
werden koͤnten/ welches dem Parthiſchen Wuͤterich unabwiſchlichen Schimpff geben
wuͤrde. Fabius ward von ihnen nach Pharnabzus geſendet/ er moͤchte unbeſchweret zur
Mahlzeit kommen/ weil etwas wichtiges wuͤrde zubereden ſeyn. Sie aber ſetzeten ſich auff
die Knie/ hielten ihr andaͤchtiges Gebeht zu Gott/ und danketen ihm vor dieſe unausſprech-
liche Gnade/ daß er des einen Herz gelenket/ und zur Bekaͤntniß angetrieben haͤtte/ bahten
auch ihren Heyland/ er wolte ſich ihrer ferner annehmen/ und ſie friſch und geſund in ihr
Vaterland fuͤhren. Hernach verwieß Valiſka ihrem Herkules ſeine Leichtglaͤubigkeit/ und
daß er ihre erſte Warnung ſo gar in den Wind geſchlagẽ; man muͤſte nicht alles vor Gold
halten/ was da ſchimmert; die Boßheit koͤnte ja ſo wol/ und viel beſſer unter auffrichtiger
aͤuſſerlicher Geſtalt/ als niedergeſchlagenen Augen verborgen liegen. Als ſie zur Mahlzeit
gingen/ machten ſie Artaxerxes und andern anweſenden Fuͤrſten den ſchaͤndlichen Meu-
chelmord zuwiſſen/ der mit ſeinem Anſtiffter aͤuſſerſt verfluchet ward. Die Hirkaner ſtelle-
ten ſich hinter ihre Herren zur Auffwartung/ an denen man die geringſten Zeichen einer
Verenderung nicht merken kunte/ und da ſie die Handſchuch nebeſt den Schwertern em-
pfingen/ trugen ſie alles in ein Neben Gemach; Weil ſie ſich nun dafelbſt allein befunden/
und Bazaentes auff die Schildwache ſtelleten/ ſtrichen ſie den Gifft unvermerket hinein/
da Fabius in Geſelſchafft ſeinen Teil auch bekam. Bey wehrender Verrichtung ſagte ei-
ner zu dem andern: Heut wollen wir unſer Gluͤk verdienen/ und ein mehres leiſtẽ/ als Fuͤrſt
Vologeſes mit 500000 Mann nicht vermocht hat; Du aber/ ſagte einer zu Bazaentes/
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[151/0157] Fuͤnftes Buch. ſtalt Artabanus ihn und ſeine drey Geſellen mit herben Gifft ausgeruͤſtet haͤtte/ Koͤnig La- diſla und Groß Fuͤrſt Herkules damit hinzurichten/ wovor jedem eine freye Herrſchaft zu- geſaget und verbriefet/ auch aus dem Koͤnigl. Frauenzimmer die Wahl der ſchoͤnſten Jungfrauen verſprochen waͤhre/ die Bagophanes ihnen ſchon gezeiget haͤtte. Nun wolte er aber/ nachdem ers recht erwogen/ lieber ſeine ganze Lebenszeit im Elende zubringen/ als dieſes Bubenſtuͤk begehen; meldete hernach/ daß ſie verabſcheidet haͤtten/ da ſie der Stie- feln heut nicht koͤnten bemaͤchtiget ſeyn/ die Handſchuch heut uͤber der Mahlzeit inwendig zu vergifften/ und waͤhre die Salbe der Wirkung/ daß wann ſie die Haut nur beruͤhrete/ der Menſch ohn alle Huͤlffe nach Verlauff 48 Stunden des Todes ſeyn/ und inzwiſchen unſaͤgliche Schmerzen ausſtehen muͤſte. Valiſka ſtellete ſich/ als haͤtte ſie deſſen nie keinen Argwohn gehabt/ hieß ihn ſchweigen/ und aller Gnade gewaͤꝛtig ſeyn/ ging nach ihres Bru- ders Gemach/ woſelbſt ſie auch Herkules und Fabius fand/ und redete ſie mit naſſen Augẽ alſo an: Meine allerliebſte Herzen; billich fallen wir auff die Knie/ und danken unſerm GOtt und Erloͤſer vor ſeine unausſprechliche Barmherzigkeit/ daß er mir gleich dieſe Stunde die teufliſche Vergifftung kund werden laſſen/ welche heut dieſen Tag an meinem Bruder und Gemahl hat ſollen erfuͤllet werden/ und man ſie menſchlicher Vernunfft nach nicht haͤtte meiden noch verhuͤten koͤnnen. Sie entſetzeten ſich alle/ hoͤreten der Erzaͤhlung fleiſſig zu/ und rahtſchlageten/ wie den Sachen ferner zu tuhn waͤhre; wurden endlich eins/ die vier Hirkaner neben vier Boͤhmiſchen bey der Mahlzeit auffwarten zulaſſen/ und ihnẽ vorſezlich/ doch als ohngefehr die Handſchuch hinzureichen/ daß ſie auff ſcheinbahrer Taht ergriffen/ deſto beſſer uͤberzeuget/ und hernach abſonderlich wegen des Anſtiffters befraget werden koͤnten/ welches dem Parthiſchen Wuͤterich unabwiſchlichen Schimpff geben wuͤrde. Fabius ward von ihnen nach Pharnabzus geſendet/ er moͤchte unbeſchweret zur Mahlzeit kommen/ weil etwas wichtiges wuͤrde zubereden ſeyn. Sie aber ſetzeten ſich auff die Knie/ hielten ihr andaͤchtiges Gebeht zu Gott/ und danketen ihm vor dieſe unausſprech- liche Gnade/ daß er des einen Herz gelenket/ und zur Bekaͤntniß angetrieben haͤtte/ bahten auch ihren Heyland/ er wolte ſich ihrer ferner annehmen/ und ſie friſch und geſund in ihr Vaterland fuͤhren. Hernach verwieß Valiſka ihrem Herkules ſeine Leichtglaͤubigkeit/ und daß er ihre erſte Warnung ſo gar in den Wind geſchlagẽ; man muͤſte nicht alles vor Gold halten/ was da ſchimmert; die Boßheit koͤnte ja ſo wol/ und viel beſſer unter auffrichtiger aͤuſſerlicher Geſtalt/ als niedergeſchlagenen Augen verborgen liegen. Als ſie zur Mahlzeit gingen/ machten ſie Artaxerxes und andern anweſenden Fuͤrſten den ſchaͤndlichen Meu- chelmord zuwiſſen/ der mit ſeinem Anſtiffter aͤuſſerſt verfluchet ward. Die Hirkaner ſtelle- ten ſich hinter ihre Herren zur Auffwartung/ an denen man die geringſten Zeichen einer Verenderung nicht merken kunte/ und da ſie die Handſchuch nebeſt den Schwertern em- pfingen/ trugen ſie alles in ein Neben Gemach; Weil ſie ſich nun dafelbſt allein befunden/ und Bazaentes auff die Schildwache ſtelleten/ ſtrichen ſie den Gifft unvermerket hinein/ da Fabius in Geſelſchafft ſeinen Teil auch bekam. Bey wehrender Verrichtung ſagte ei- ner zu dem andern: Heut wollen wir unſer Gluͤk verdienen/ und ein mehres leiſtẽ/ als Fuͤrſt Vologeſes mit 500000 Mann nicht vermocht hat; Du aber/ ſagte einer zu Bazaentes/ ſolt dieſes Ruhms nur halb genieſſen/ weil du nicht Hand mit angeleget haſt. Dieſer gab lachend

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 151. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/157>, abgerufen am 28.04.2024.