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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Fünftes Buch.
lachend zur Antwort: Ich hoffe noch den besten Preiß davon zutragen/ weil ich ihnen den
Gifft zustellen wil. Nach verrichtetem Bubenstük traten sie mit ernstlichem Angesicht vor
den Tisch/ und gingen mit flüchtigen Gedanken umb/ des Vorsatzes/ so bald sie sehen wür-
den/ daß sie ihre Handschuch würden angezogen haben/ zu ihren Pferden zulauffen/ welche
sie nicht weit vom Osten Tohre in ein Hauß gezogen hatten/ vorgebend/ sie solten mit etli-
chen Herren auff die Jagt reiten. Unter der Mahlzeit befahl Artaxerxes alle Diener abzu-
treten/ weil man geheime Sachen zu bereden hätte/ welches niemand argwöhnisch machte/
weil es offt zugeschehen pflag. Weil sie nun nicht wissen kunten/ ob die Beschmierung ge-
schehen währe/ stund Valiska auff/ ging nach ihrem Gemache/ und hieß Bazaentes und
zween Böhmische Knaben mit ihr gehen/ deren jedem sie eine Schachtel zu tragen gab/ als
wolte man etliche Sachen heraus nehmen/ und sagte sie zu dem Hirkaner: Mein Sohn/
ist der Anschlag zu werke gerichtet/ so sage mir die Warheit. Ja Durchl. Groß Fürstin/
antwortete er; sie haben den Tod in meiner gnädigsten Herren/ und Herrn Fabius Hand-
schuch geschmieret. Gab ihr hernach sein Gifftbüchslein/ und deutete an/ man würde ein
gleichmässiges bey ällen dreyen finden; überdas stünden ihre Pferde gesattelt/ allernähest
beym Tohr in der Herberge zum gülden Löuen. Beweißtums gnug/ sagte sie/ schweige nur
stille/ und verrahte dich selber nicht; ging hinter diesen dreyen her/ nam ihnen die Schach-
teln ab vor der Saal Tühr/ und nachdem sie der Geselschafft bericht getahn hatte/ ließ sie
durch die drey Hirkaner die Schachteln in Libussen Begleitung wieder nach ihrem Ge-
mache tragen. Bald darauff wurden die Diener sämtlich wieder herein geruffen/ und taht
ihnen Valiska Befehl/ so bald man mit den Hirkanern reden würde/ solten sie acht auff ihre
Hände geben/ damit sie weder sich selbst noch andere zu verletzen Gelegenheit hätten; doch
hielt man ein/ biß die Speisen abgetragen wahren/ und Phraortes die drey Hirkaner (den
vierden hatte man vorsezlich weggeschikt) vor sich foderte/ welche er fragte/ ob sie den Bau-
ren Gamaxus bey Artabanus nicht gesehen hätten; auch was sonsten neues nach verlohr-
ner Schlacht vorgangen währe. Der fürnehmste unter ihnen/ nahmens Trountes/ ant-
wortete: Sie wüsten von keinem Gamaxus zusagen/ und hätte der König sich gar freudig
gestellet/ als ob er die Schlacht gewonnen/ zweifelte auch nicht/ er würde sich mit sehr gros-
ser Macht bald wieder zu Felde begeben. Du redest sehr gut Parthisch/ sagte Phraortes/
und solte mich dieses fast bewägen/ einem vertraulichen Schreiben Glauben beyzumessen/
in welchem ich von Charas aus berichtet werde/ Artabanus habe etliche verwägene Bu-
ben durch grosse Verheissungen auffgemacht/ die sich eines ungläublichen Bubenstüks un-
terfangen würden; seyd ihr nun dieselben/ so bekennet es/ weil die Gnaden Tühr offen stehet/
alsdann wird man den gelindesten Weg mit euch gehen; im widrigen dürffte es hernach
scharffe Abstraffung geben; ist aber die Unschuld auf eurer Seite/ sol euch meine War-
nung an euren Ehren hernähst unschädlich seyn. Vorerst aber kömt mir sehr verdächtig
vor/ daß ihr alle vier es so zugleich soltet eins worden seyn; Vors ander/ sehe ich keine wich-
tige Ursachen/ warumb ihr eben euch hieher begeben/ dessen ihr ja in eurer Eltern Schrei-
ben keinen Befehl habet/ wisset auch keine Beleidigung anzuzeigen/ damit euch Artabanus
zur Flucht bewäget hätte; und welches das vornehmste ist/ redet ihr sein bestes nach Ver-
mögen/ da ich das Widerspiel viel besser weiß. Die Jünglinge stelleten sich freidig; sie wä-

ren

Fuͤnftes Buch.
lachend zur Antwort: Ich hoffe noch den beſten Preiß davon zutragen/ weil ich ihnen den
Gifft zuſtellen wil. Nach verrichtetem Bubenſtuͤk traten ſie mit ernſtlichem Angeſicht vor
den Tiſch/ und gingen mit flüchtigen Gedanken umb/ des Vorſatzes/ ſo bald ſie ſehen wuͤr-
den/ daß ſie ihre Handſchuch wuͤrden angezogen haben/ zu ihren Pferden zulauffen/ welche
ſie nicht weit vom Oſten Tohre in ein Hauß gezogen hatten/ vorgebend/ ſie ſolten mit etli-
chen Herren auff die Jagt reiten. Unter der Mahlzeit befahl Artaxerxes alle Diener abzu-
treten/ weil man geheime Sachen zu bereden haͤtte/ welches niemand argwoͤhniſch machte/
weil es offt zugeſchehen pflag. Weil ſie nun nicht wiſſen kunten/ ob die Beſchmierung ge-
ſchehen waͤhre/ ſtund Valiſka auff/ ging nach ihrem Gemache/ und hieß Bazaentes und
zween Boͤhmiſche Knaben mit ihr gehen/ deren jedem ſie eine Schachtel zu tragen gab/ als
wolte man etliche Sachen heraus nehmen/ und ſagte ſie zu dem Hirkaner: Mein Sohn/
iſt der Anſchlag zu werke gerichtet/ ſo ſage mir die Warheit. Ja Durchl. Groß Fuͤrſtin/
antwortete er; ſie haben den Tod in meiner gnaͤdigſtẽ Herren/ und Herrn Fabius Hand-
ſchuch geſchmieret. Gab ihr hernach ſein Gifftbuͤchslein/ und deutete an/ man wuͤrde ein
gleichmaͤſſiges bey aͤllen dreyen finden; uͤberdas ſtuͤnden ihre Pferde geſattelt/ allernaͤheſt
beym Tohr in der Herberge zum guͤlden Loͤuen. Beweißtums gnug/ ſagte ſie/ ſchweige nur
ſtille/ und verrahte dich ſelber nicht; ging hinter dieſen dreyen her/ nam ihnen die Schach-
teln ab vor der Saal Tuͤhr/ und nachdem ſie der Geſelſchafft bericht getahn hatte/ ließ ſie
durch die drey Hirkaner die Schachteln in Libuſſen Begleitung wieder nach ihrem Ge-
mache tragen. Bald darauff wurden die Diener ſaͤmtlich wieder herein geruffen/ uñ taht
ihnen Valiſka Befehl/ ſo bald man mit den Hirkanern reden würde/ ſolten ſie acht auff ihre
Haͤnde geben/ damit ſie weder ſich ſelbſt noch andere zu verletzen Gelegenheit haͤtten; doch
hielt man ein/ biß die Speiſen abgetragen wahren/ und Phraortes die drey Hirkaner (den
vierden hatte man vorſezlich weggeſchikt) vor ſich foderte/ welche er fragte/ ob ſie den Bau-
ren Gamaxus bey Artabanus nicht geſehen haͤtten; auch was ſonſten neues nach verlohꝛ-
ner Schlacht vorgangen waͤhre. Der fuͤrnehmſte unter ihnen/ nahmens Trountes/ ant-
wortete: Sie wuͤſten von keinem Gamaxus zuſagen/ und haͤtte der Koͤnig ſich gar freudig
geſtellet/ als ob er die Schlacht gewonnen/ zweifelte auch nicht/ er wuͤrde ſich mit ſehr groſ-
ſer Macht bald wieder zu Felde begeben. Du redeſt ſehr gut Parthiſch/ ſagte Phraortes/
und ſolte mich dieſes faſt bewaͤgen/ einem vertraulichen Schreiben Glauben beyzumeſſen/
in welchem ich von Charas aus berichtet werde/ Artabanus habe etliche verwaͤgene Bu-
ben durch groſſe Verheiſſungen auffgemacht/ die ſich eines unglaͤublichen Bubenſtüks un-
terfangen wuͤrden; ſeyd ihr nun dieſelben/ ſo bekennet es/ weil die Gnaden Tuͤhr offen ſtehet/
alsdann wird man den gelindeſten Weg mit euch gehen; im widrigen duͤrffte es hernach
ſcharffe Abſtraffung geben; iſt aber die Unſchuld auf eurer Seite/ ſol euch meine War-
nung an euren Ehren hernaͤhſt unſchaͤdlich ſeyn. Vorerſt aber koͤmt mir ſehr verdaͤchtig
vor/ daß ihr alle vier es ſo zugleich ſoltet eins worden ſeyn; Vors ander/ ſehe ich keine wich-
tige Urſachen/ warumb ihr eben euch hieher begeben/ deſſen ihr ja in eurer Eltern Schrei-
ben keinen Befehl habet/ wiſſet auch keine Beleidigung anzuzeigen/ damit euch Artabanus
zur Flucht bewaͤget haͤtte; und welches das vornehmſte iſt/ redet ihr ſein beſtes nach Ver-
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[152/0158] Fuͤnftes Buch. lachend zur Antwort: Ich hoffe noch den beſten Preiß davon zutragen/ weil ich ihnen den Gifft zuſtellen wil. Nach verrichtetem Bubenſtuͤk traten ſie mit ernſtlichem Angeſicht vor den Tiſch/ und gingen mit flüchtigen Gedanken umb/ des Vorſatzes/ ſo bald ſie ſehen wuͤr- den/ daß ſie ihre Handſchuch wuͤrden angezogen haben/ zu ihren Pferden zulauffen/ welche ſie nicht weit vom Oſten Tohre in ein Hauß gezogen hatten/ vorgebend/ ſie ſolten mit etli- chen Herren auff die Jagt reiten. Unter der Mahlzeit befahl Artaxerxes alle Diener abzu- treten/ weil man geheime Sachen zu bereden haͤtte/ welches niemand argwoͤhniſch machte/ weil es offt zugeſchehen pflag. Weil ſie nun nicht wiſſen kunten/ ob die Beſchmierung ge- ſchehen waͤhre/ ſtund Valiſka auff/ ging nach ihrem Gemache/ und hieß Bazaentes und zween Boͤhmiſche Knaben mit ihr gehen/ deren jedem ſie eine Schachtel zu tragen gab/ als wolte man etliche Sachen heraus nehmen/ und ſagte ſie zu dem Hirkaner: Mein Sohn/ iſt der Anſchlag zu werke gerichtet/ ſo ſage mir die Warheit. Ja Durchl. Groß Fuͤrſtin/ antwortete er; ſie haben den Tod in meiner gnaͤdigſtẽ Herren/ und Herrn Fabius Hand- ſchuch geſchmieret. Gab ihr hernach ſein Gifftbuͤchslein/ und deutete an/ man wuͤrde ein gleichmaͤſſiges bey aͤllen dreyen finden; uͤberdas ſtuͤnden ihre Pferde geſattelt/ allernaͤheſt beym Tohr in der Herberge zum guͤlden Loͤuen. Beweißtums gnug/ ſagte ſie/ ſchweige nur ſtille/ und verrahte dich ſelber nicht; ging hinter dieſen dreyen her/ nam ihnen die Schach- teln ab vor der Saal Tuͤhr/ und nachdem ſie der Geſelſchafft bericht getahn hatte/ ließ ſie durch die drey Hirkaner die Schachteln in Libuſſen Begleitung wieder nach ihrem Ge- mache tragen. Bald darauff wurden die Diener ſaͤmtlich wieder herein geruffen/ uñ taht ihnen Valiſka Befehl/ ſo bald man mit den Hirkanern reden würde/ ſolten ſie acht auff ihre Haͤnde geben/ damit ſie weder ſich ſelbſt noch andere zu verletzen Gelegenheit haͤtten; doch hielt man ein/ biß die Speiſen abgetragen wahren/ und Phraortes die drey Hirkaner (den vierden hatte man vorſezlich weggeſchikt) vor ſich foderte/ welche er fragte/ ob ſie den Bau- ren Gamaxus bey Artabanus nicht geſehen haͤtten; auch was ſonſten neues nach verlohꝛ- ner Schlacht vorgangen waͤhre. Der fuͤrnehmſte unter ihnen/ nahmens Trountes/ ant- wortete: Sie wuͤſten von keinem Gamaxus zuſagen/ und haͤtte der Koͤnig ſich gar freudig geſtellet/ als ob er die Schlacht gewonnen/ zweifelte auch nicht/ er wuͤrde ſich mit ſehr groſ- ſer Macht bald wieder zu Felde begeben. Du redeſt ſehr gut Parthiſch/ ſagte Phraortes/ und ſolte mich dieſes faſt bewaͤgen/ einem vertraulichen Schreiben Glauben beyzumeſſen/ in welchem ich von Charas aus berichtet werde/ Artabanus habe etliche verwaͤgene Bu- ben durch groſſe Verheiſſungen auffgemacht/ die ſich eines unglaͤublichen Bubenſtüks un- terfangen wuͤrden; ſeyd ihr nun dieſelben/ ſo bekennet es/ weil die Gnaden Tuͤhr offen ſtehet/ alsdann wird man den gelindeſten Weg mit euch gehen; im widrigen duͤrffte es hernach ſcharffe Abſtraffung geben; iſt aber die Unſchuld auf eurer Seite/ ſol euch meine War- nung an euren Ehren hernaͤhſt unſchaͤdlich ſeyn. Vorerſt aber koͤmt mir ſehr verdaͤchtig vor/ daß ihr alle vier es ſo zugleich ſoltet eins worden ſeyn; Vors ander/ ſehe ich keine wich- tige Urſachen/ warumb ihr eben euch hieher begeben/ deſſen ihr ja in eurer Eltern Schrei- ben keinen Befehl habet/ wiſſet auch keine Beleidigung anzuzeigen/ damit euch Artabanus zur Flucht bewaͤget haͤtte; und welches das vornehmſte iſt/ redet ihr ſein beſtes nach Ver- moͤgen/ da ich das Widerſpiel viel beſſer weiß. Die Juͤnglinge ſtelleten ſich freidig; ſie waͤ- ren

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 152. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/158>, abgerufen am 29.04.2024.