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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Fünftes Buch.
die Zeit zur Dankbarkeit nicht entreissen. Wann die Noht sie triebe/ wolten wir noch heut
einwilligen; aber ausser diesen Fall/ der Gott Lob sich nicht findet/ ist uns der morgende
Tag gar zu unerträglich/ und hoffen zum wenigsten/ bey ihnen zuerhalten/ daß sie nur so lan-
ge in ruhe und friede ihre angenehme Gegenwart uns gönnen/ als sie der Fehde und dem
Streit unsertwegen beygewohnet/ damit wir nicht angesehen werden/ als gebrauchten
wir uns der Freunde in der Noht und Gefahr/ und jageten sie hernach von uns; welchen
Verdacht von uns abzuwenden/ sie nach ihrer hohen Vernunft und Gewogenheit selbst
werden gefliessen seyn. Herkules gab zur Antwort: Großmächtige Fürsten/ Hochwerte
Herrn; wann ein leichter Kindischer Pfeil von einem stählenen Armbrust abgeschossen
wird/ flattert er nur/ oder zubricht gar in stücken; gleich also treibet ein unverdientes Lob
mehr nider als in die höhe. Wir sind im wenigsten nicht bestand/ nur mit Gedanken zuer-
greiffen/ was man uns als tähtlich zulegen wil. O nein! Ladisla und Herkules wissen sich
ihres unvermögens wol zuerinnern; aber an euer Liebe Reden finden sie ein lebendiges
Beyspiel/ wie leicht freundes Gemüht durch gewogenheit verleitet/ zu weit gehen kan; wel-
che erinnerung eure Liebe uns nit vor übel halten wolle. Wir haben bey neulicher Schlacht
etwa eine Handvol Völker gehabt/ die neben eurem wolgerüsteten Heer daß ihre mit zu
tuhn/ sich befliessen/ aber ohn derer und unserer hülffe/ die sehr klein/ und des gedenkens nit
wert ist/ hätten der hochlöblichen Verbündnis Heerführer und Kriegsleute eben solches
verrichten können was in unser Gegenwart geschehen ist; zweiffeln auch nicht/ Gott wer-
de ihnen in kurzen völligen Sieg über ihre Feinde verleihen/ dessen treflichen anfang wir
mit Augen angesehen/ und uns höchst freuen daß wir einen geringen Teil mit hinzugetahn/
und vor ihren uns geleisteten Schuz/ eine dankbare Seele zuerzeigen/ Gelegenheit gehabt;
der Durchleuchtigsten Groß Fürsten/ Fürsten und Herrn hohe Gewogenheit gegen uns/
ist so reichlich und überflüssig schon erwiesen/ daß sie keines Augenbliks mehr bedarff/ und
daher unsere hochnöhtige Reise keine Stunde auffzuschieben ist/ würde uns auch leid seyn/
wann ihre Liebden noch ein mehres zuerzeigen/ sich unternehmen wolten. Wir haben uns
bißher dieser Wegerung nicht versehen können/ sonsten würden wir zeitiger umb Urlaub
angesuchet haben; dann die Zuversicht zu dem Durchl. Groß Fürsten/ Herrn Phraortes/
dessen Liebe uns die Versprechung getahn/ daß wir über Gelegenheit keinen Tag solten
auffgehalten werden/ hat uns beredet/ es würde ein schleuniger Abzug/ uns vor keine Un-
höfligkeit oder undankbahres Abstreichen außgedeutet werden; hoffen auch festiglich/ ihre
Liebden werden nicht allein die beschehene Zufage/ sondern auch meines Gemahls angeleg-
te Bitte gelten lassen/ und unsern Abscheid/ den wir fast ungerne nehmen/ weiter nicht hem-
men; wie wir dann an ihrer Hoch Fürstl. Gewogenheit durchaus nicht zweiffeln dürffen/
also erbieten wir uns hinwiederumb/ ihren Durchll. und Liebden/ nach unserm wenigen
vermögen allemahl bereit und auffwärtig zu seyn. Phraortes kunte seines versprechens
nicht in Abrede seyn/ und gab diese Wiederantwort: Ich erinnere mich billich/ was eure
Liebe allemahl in Vorbehalt gesetzet/ daß sie unverbunden seyn/ und zu jederzeit Freiheit
hinweg zu scheiden/ haben wolten/ welches ihnen auch von unser Fürstl. Verbündnis nie-
mahln gewegert werden sol; haben auch ihre grosse Gewogenheit daher verspüret/ daß
da sie gar zeitig/ und ohn einige Wagnis gegen den Feind hätten können ihren Abzug neh-

men/

Fuͤnftes Buch.
die Zeit zur Dankbarkeit nicht entreiſſen. Wann die Noht ſie triebe/ wolten wir noch heut
einwilligen; aber auſſer dieſen Fall/ der Gott Lob ſich nicht findet/ iſt uns der morgende
Tag gar zu unertraͤglich/ und hoffen zum wenigſten/ bey ihnen zuerhalten/ daß ſie nuꝛ ſo lan-
ge in ruhe und friede ihre angenehme Gegenwart uns goͤnnen/ als ſie der Fehde und dem
Streit unſertwegen beygewohnet/ damit wir nicht angeſehen werden/ als gebrauchten
wir uns der Freunde in der Noht und Gefahr/ und jageten ſie hernach von uns; welchen
Verdacht von uns abzuwenden/ ſie nach ihrer hohen Vernunft und Gewogenheit ſelbſt
werden geflieſſen ſeyn. Herkules gab zur Antwort: Großmaͤchtige Fuͤrſten/ Hochwerte
Herrn; wann ein leichter Kindiſcher Pfeil von einem ſtaͤhlenen Armbruſt abgeſchoſſen
wird/ flattert er nur/ oder zubricht gar in ſtuͤcken; gleich alſo treibet ein unverdientes Lob
mehr nider als in die hoͤhe. Wir ſind im wenigſten nicht beſtand/ nur mit Gedanken zuer-
greiffen/ was man uns als taͤhtlich zulegen wil. O nein! Ladiſla und Herkules wiſſen ſich
ihres unvermoͤgens wol zuerinnern; aber an euer Liebe Reden finden ſie ein lebendiges
Beyſpiel/ wie leicht freundes Gemuͤht duꝛch gewogenheit verleitet/ zu weit gehen kan; wel-
che eriñerung eure Liebe uns nit vor uͤbel halten wolle. Wir haben bey neulicher Schlacht
etwa eine Handvol Voͤlker gehabt/ die neben eurem wolgeruͤſteten Heer daß ihre mit zu
tuhn/ ſich beflieſſen/ aber ohn derer und unſerer huͤlffe/ die ſehr klein/ und des gedenkens nit
wert iſt/ haͤtten der hochloͤblichen Verbuͤndnis Heerfuͤhrer und Kriegsleute eben ſolches
verrichten koͤnnen was in unſer Gegenwart geſchehen iſt; zweiffeln auch nicht/ Gott wer-
de ihnen in kurzen voͤlligen Sieg uͤber ihre Feinde verleihen/ deſſen treflichen anfang wir
mit Augen angeſehen/ und uns hoͤchſt freuen daß wir einen geringen Teil mit hinzugetahn/
und vor ihren uns geleiſteten Schuz/ eine dankbare Seele zuerzeigen/ Gelegenheit gehabt;
der Durchleuchtigſten Groß Fuͤrſten/ Fuͤrſten und Herrn hohe Gewogenheit gegen uns/
iſt ſo reichlich und überfluͤſſig ſchon erwieſen/ daß ſie keines Augenbliks mehr bedarff/ und
daher unſere hochnoͤhtige Reiſe keine Stunde auffzuſchiebẽ iſt/ wuͤrde uns auch leid ſeyn/
wann ihre Liebden noch ein mehres zuerzeigen/ ſich unternehmen wolten. Wir haben uns
bißher dieſer Wegerung nicht verſehen koͤnnen/ ſonſten wuͤrden wir zeitiger umb Urlaub
angeſuchet haben; dann die Zuverſicht zu dem Durchl. Groß Fürſten/ Herrn Phraortes/
deſſen Liebe uns die Verſprechung getahn/ daß wir uͤber Gelegenheit keinen Tag ſolten
auffgehalten werden/ hat uns beredet/ es wuͤrde ein ſchleuniger Abzug/ uns vor keine Un-
hoͤfligkeit oder undankbahres Abſtreichen außgedeutet werden; hoffen auch feſtiglich/ ihre
Liebden werdẽ nicht allein die beſchehene Zufage/ ſondern auch meines Gemahls angeleg-
te Bitte gelten laſſen/ uñ unſern Abſcheid/ den wir faſt ungerne nehmen/ weiter nicht hem-
men; wie wir dann an ihrer Hoch Fuͤrſtl. Gewogenheit durchaus nicht zweiffeln duͤrffen/
alſo erbieten wir uns hinwiederumb/ ihren Durchll. und Liebden/ nach unſerm wenigen
vermoͤgen allemahl bereit und auffwaͤrtig zu ſeyn. Phraortes kunte ſeines verſprechens
nicht in Abrede ſeyn/ und gab dieſe Wiederantwort: Ich erinnere mich billich/ was eure
Liebe allemahl in Vorbehalt geſetzet/ daß ſie unverbunden ſeyn/ und zu jederzeit Freiheit
hinweg zu ſcheiden/ haben wolten/ welches ihnen auch von unſer Fuͤrſtl. Verbuͤndnis nie-
mahln gewegert werden ſol; haben auch ihre groſſe Gewogenheit daher verſpuͤret/ daß
da ſie gar zeitig/ und ohn einige Wagnis gegen den Feind haͤtten koͤnnen ihren Abzug neh-

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[175/0181] Fuͤnftes Buch. die Zeit zur Dankbarkeit nicht entreiſſen. Wann die Noht ſie triebe/ wolten wir noch heut einwilligen; aber auſſer dieſen Fall/ der Gott Lob ſich nicht findet/ iſt uns der morgende Tag gar zu unertraͤglich/ und hoffen zum wenigſten/ bey ihnen zuerhalten/ daß ſie nuꝛ ſo lan- ge in ruhe und friede ihre angenehme Gegenwart uns goͤnnen/ als ſie der Fehde und dem Streit unſertwegen beygewohnet/ damit wir nicht angeſehen werden/ als gebrauchten wir uns der Freunde in der Noht und Gefahr/ und jageten ſie hernach von uns; welchen Verdacht von uns abzuwenden/ ſie nach ihrer hohen Vernunft und Gewogenheit ſelbſt werden geflieſſen ſeyn. Herkules gab zur Antwort: Großmaͤchtige Fuͤrſten/ Hochwerte Herrn; wann ein leichter Kindiſcher Pfeil von einem ſtaͤhlenen Armbruſt abgeſchoſſen wird/ flattert er nur/ oder zubricht gar in ſtuͤcken; gleich alſo treibet ein unverdientes Lob mehr nider als in die hoͤhe. Wir ſind im wenigſten nicht beſtand/ nur mit Gedanken zuer- greiffen/ was man uns als taͤhtlich zulegen wil. O nein! Ladiſla und Herkules wiſſen ſich ihres unvermoͤgens wol zuerinnern; aber an euer Liebe Reden finden ſie ein lebendiges Beyſpiel/ wie leicht freundes Gemuͤht duꝛch gewogenheit verleitet/ zu weit gehen kan; wel- che eriñerung eure Liebe uns nit vor uͤbel halten wolle. Wir haben bey neulicher Schlacht etwa eine Handvol Voͤlker gehabt/ die neben eurem wolgeruͤſteten Heer daß ihre mit zu tuhn/ ſich beflieſſen/ aber ohn derer und unſerer huͤlffe/ die ſehr klein/ und des gedenkens nit wert iſt/ haͤtten der hochloͤblichen Verbuͤndnis Heerfuͤhrer und Kriegsleute eben ſolches verrichten koͤnnen was in unſer Gegenwart geſchehen iſt; zweiffeln auch nicht/ Gott wer- de ihnen in kurzen voͤlligen Sieg uͤber ihre Feinde verleihen/ deſſen treflichen anfang wir mit Augen angeſehen/ und uns hoͤchſt freuen daß wir einen geringen Teil mit hinzugetahn/ und vor ihren uns geleiſteten Schuz/ eine dankbare Seele zuerzeigen/ Gelegenheit gehabt; der Durchleuchtigſten Groß Fuͤrſten/ Fuͤrſten und Herrn hohe Gewogenheit gegen uns/ iſt ſo reichlich und überfluͤſſig ſchon erwieſen/ daß ſie keines Augenbliks mehr bedarff/ und daher unſere hochnoͤhtige Reiſe keine Stunde auffzuſchiebẽ iſt/ wuͤrde uns auch leid ſeyn/ wann ihre Liebden noch ein mehres zuerzeigen/ ſich unternehmen wolten. Wir haben uns bißher dieſer Wegerung nicht verſehen koͤnnen/ ſonſten wuͤrden wir zeitiger umb Urlaub angeſuchet haben; dann die Zuverſicht zu dem Durchl. Groß Fürſten/ Herrn Phraortes/ deſſen Liebe uns die Verſprechung getahn/ daß wir uͤber Gelegenheit keinen Tag ſolten auffgehalten werden/ hat uns beredet/ es wuͤrde ein ſchleuniger Abzug/ uns vor keine Un- hoͤfligkeit oder undankbahres Abſtreichen außgedeutet werden; hoffen auch feſtiglich/ ihre Liebden werdẽ nicht allein die beſchehene Zufage/ ſondern auch meines Gemahls angeleg- te Bitte gelten laſſen/ uñ unſern Abſcheid/ den wir faſt ungerne nehmen/ weiter nicht hem- men; wie wir dann an ihrer Hoch Fuͤrſtl. Gewogenheit durchaus nicht zweiffeln duͤrffen/ alſo erbieten wir uns hinwiederumb/ ihren Durchll. und Liebden/ nach unſerm wenigen vermoͤgen allemahl bereit und auffwaͤrtig zu ſeyn. Phraortes kunte ſeines verſprechens nicht in Abrede ſeyn/ und gab dieſe Wiederantwort: Ich erinnere mich billich/ was eure Liebe allemahl in Vorbehalt geſetzet/ daß ſie unverbunden ſeyn/ und zu jederzeit Freiheit hinweg zu ſcheiden/ haben wolten/ welches ihnen auch von unſer Fuͤrſtl. Verbuͤndnis nie- mahln gewegert werden ſol; haben auch ihre groſſe Gewogenheit daher verſpuͤret/ daß da ſie gar zeitig/ und ohn einige Wagnis gegen den Feind haͤtten koͤnnen ihren Abzug neh- men/

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 175. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/181>, abgerufen am 29.04.2024.