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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Fünftes Buch
was gestalt ihn Herkules bey seinem Abzuge in Mesopotamien überfallen/ seine Knechte
gefangen/ den Reuterwe[i]bern alle Gelder abgenommen/ und sie selbst vor Leibeigene mit
geführet. Die Groß Fürstin hätte ihm eine mündliche Werbung an ihre Königl. Hocheit
anbefohlen/ hernach selbige schrifftlich auffgesetzet; welche er hiemit überreichte. Der ver-
liebete Mensch durfte ihm noch Hoffnung machen/ daß etwas Trostes in dem Brieffe ent-
halten währe/ dann sein Verlangen nach ihr/ wahr ihm noch nicht verschwunden/ zürnete
auch heimlich auff Pakorus/ daß er Bagophanes entleibet/ und ihn dieses Trösters berau-
bet hatte/ wiewol dessen hinterbliebene Wittib seine Stelle in der Schmeichelung wol zu-
vertreten wuste/ die er gleich diesesmahl bey sich hatte/ und ihr doch verbohten/ einigen Un-
willen gegen Pakorus merken zulassen/ mit dem Versprechen/ daß er den Mord schier
heut oder morgen an ihm schon rächen wolte. Damit er aber das Schreiben unverstöret
lesen könte/ ging er in ein Nebengemach/ und fand folgenden Inhalt:

Von Gottes Gnaden Valiska/ gebohrne aus Königlichem Stamme Böhmen/ verheirahtete
Groß Fürstin in Teutschland/ wünschet Könige Artabanus alle Wolfahrt/ und hat nicht unterlassen
wollen/ auch auff ihrer Heimreise/ seiner Liebe künftiges beste zubeobachten/ und dieselbe zuermahnen/
daß sie nach diesem ihren Königlichen Nahmen durch so abscheuhliche Gifftmischung weiter nicht
beschmitze/ welches ihre eigene Untertahnen/ da sie redlich sind/ nicht gut heissen werden, Mein einig-
geliebter Gemahl Groß Fürst Herkules (dem zu ehren und Gedächtnis ich mich ehmahls Herkuliska
genennet) hat nunmehr mit mir und meinem Herr Bruder König Ladisla/ die Persischen Länder ver-
lassen/ werden auch auff der Reise nicht ruhen/ biß wir bey den unsern (die gleiches Standes mit euer
Liebe sind) uns wieder finden; und hieraus eure Liebe gnug zuermässen hat/ daß sie mein Angesicht
nimmermehr wieder sehen/ oder einige Hoffnung zu meiner Heyraht haben könne/ deren sie auch ohn
zweiffel (wo sie sonst gesundes verstandes ist) sich allerdinge werden begeben haben; solte nun mein
wolgemeinter geträuer Raht bey euer Liebe hafften können/ bitte ich sehr/ mir zu folgen/ also/ daß sie
das Baktrianische Fräulein eheliche/ und eine billiche Rachtung mit den vereinigten Fürsten zutref-
fen sich bemühe/ damit ihr Stuel nicht gar umbgekehret werden möge. Wird sie aber diesen Vorschlag
verachten/ dürffte sie solches zu spät beklagen/ welches zuvernehmen mir unlieb seyn würde/ dann vor
erzeigete Guttaht bin und verbleibe ohn nachteil meiner Ehren/ euer Liebe ich allemahl bereitwillig-
ste und geträue Freundin Valiska.

Nach verlesung dieses/ da niemand als Parasitis bey ihm wahr/ fing er an/ sich so
traurig zugeberden/ daß sie nicht anders meinete/ ob würde ihm die Seele außgehen. Ach
du Schönheit der Welt/ sagete er: Wie sol und kan mein Herz dasselbe außbannen/ wel-
ches darinnen mit Demanten Ketten befestiget ist? Ach ihr Götter! warumb habt ihr eu-
rem Artabanus das Meisterstük eures volkommenen Kunstwerks gezeiget/ daß er durch
dessen anschauung der unglükseligste dieses ganzen Erdbodems werden solte? Hat dann
der mächtigste König der Welt nicht können ein Fräulein vor einem einzigen Räuber be-
schützen/ noch die geraubete wieder erstreiten/ welcher sein ganzes Reich vor der mächtigen
Römer Gewalt so leicht verteidiget hat? Parasitis redete ihm mit grosser freundligkeit zu;
Ihre Königl. Hocheit möchten doch nicht soviel die Schönheit dieser Ungeträuen/ als ih-
re Falscheit und leichtfertiges Gottloses Herz betrachten/ welche ihren äidschwuhr nicht
allein dem Könige/ sondern auch der Göttin Vesta gefälschet/ und sich dadurch beydes bey
Menschen und Göttern unwert und verhasset gemacht hätte; und wer wüste/ mit was
Straffe sie der Himmel schier heimsuchen dürfte. Diesesbrachte sie nicht allein daßmahl
vor/ sondern drey Wochen hernach bestellete sie etliche unbekanten/ welche als durchreisen-

de Kauff-

Fuͤnftes Buch
was geſtalt ihn Herkules bey ſeinem Abzuge in Meſopotamien uͤberfallen/ ſeine Knechte
gefangen/ den Reuterwe[i]bern alle Gelder abgenommen/ und ſie ſelbſt vor Leibeigene mit
gefuͤhret. Die Groß Fuͤrſtin haͤtte ihm eine muͤndliche Werbung an ihre Koͤnigl. Hocheit
anbefohlen/ hernach ſelbige ſchrifftlich auffgeſetzet; welche er hiemit uͤberreichte. Der ver-
liebete Menſch durfte ihm noch Hoffnung machen/ daß etwas Troſtes in dem Brieffe ent-
halten waͤhre/ dann ſein Verlangen nach ihr/ wahr ihm noch nicht verſchwunden/ zuͤrnete
auch heimlich auff Pakorus/ daß er Bagophanes entleibet/ und ihn dieſes Troͤſters berau-
bet hatte/ wiewol deſſen hinterbliebene Wittib ſeine Stelle in der Schmeichelung wol zu-
vertreten wuſte/ die er gleich dieſesmahl bey ſich hatte/ und ihr doch verbohten/ einigen Un-
willen gegen Pakorus merken zulaſſen/ mit dem Verſprechen/ daß er den Mord ſchier
heut oder morgen an ihm ſchon raͤchen wolte. Damit er aber das Schreiben unverſtoͤret
leſen koͤnte/ ging er in ein Nebengemach/ und fand folgenden Inhalt:

Von Gottes Gnaden Valiſka/ gebohrne aus Koͤniglichem Stamme Boͤhmen/ verheirahtete
Groß Fuͤrſtin in Teutſchland/ wuͤnſchet Koͤnige Artabanus alle Wolfahrt/ und hat nicht unterlaſſen
wollen/ auch auff ihrer Heimreiſe/ ſeiner Liebe kuͤnftiges beſte zubeobachten/ und dieſelbe zuermahnẽ/
daß ſie nach dieſem ihren Koͤniglichen Nahmen durch ſo abſcheuhliche Gifftmiſchung weiter nicht
beſchmitze/ welches ihre eigene Untertahnen/ da ſie redlich ſind/ nicht gut heiſſen werden, Mein einig-
geliebter Gemahl Groß Fuͤrſt Herkules (dem zu ehren und Gedaͤchtnis ich mich ehmahls Herkuliſka
genennet) hat nunmehr mit mir und meinem Herr Bruder Koͤnig Ladiſla/ die Perſiſchen Laͤnder veꝛ-
laſſen/ werden auch auff der Reiſe nicht ruhen/ biß wir bey den unſern (die gleiches Standes mit euer
Liebe ſind) uns wieder finden; und hieraus eure Liebe gnug zuermaͤſſen hat/ daß ſie mein Angeſicht
nimmermehr wieder ſehen/ oder einige Hoffnung zu meiner Heyraht haben koͤnne/ deren ſie auch ohn
zweiffel (wo ſie ſonſt geſundes verſtandes iſt) ſich allerdinge werden begeben haben; ſolte nun mein
wolgemeinter getraͤuer Raht bey euer Liebe hafften koͤnnen/ bitte ich ſehr/ mir zu folgen/ alſo/ daß ſie
das Baktrianiſche Fraͤulein eheliche/ und eine billiche Rachtung mit den vereinigten Fuͤrſten zutref-
fen ſich bemuͤhe/ damit ihr Stuel nicht gar umbgekehret werden moͤge. Wird ſie aber dieſen Vorſchlag
verachten/ duͤrffte ſie ſolches zu ſpaͤt beklagen/ welches zuvernehmen mir unlieb ſeyn wuͤrde/ dann vor
erzeigete Guttaht bin und verbleibe ohn nachteil meiner Ehren/ euer Liebe ich allemahl bereitwillig-
ſte und getraͤue Freundin Valiſka.

Nach verleſung dieſes/ da niemand als Paraſitis bey ihm wahr/ fing er an/ ſich ſo
traurig zugeberden/ daß ſie nicht anders meinete/ ob wuͤrde ihm die Seele außgehen. Ach
du Schoͤnheit der Welt/ ſagete er: Wie ſol und kan mein Herz daſſelbe außbannen/ wel-
ches darinnen mit Demanten Ketten befeſtiget iſt? Ach ihr Goͤtter! warumb habt ihr eu-
rem Artabanus das Meiſterſtuͤk eures volkommenen Kunſtwerks gezeiget/ daß er durch
deſſen anſchauung der ungluͤkſeligſte dieſes ganzen Erdbodems werden ſolte? Hat dann
der maͤchtigſte Koͤnig der Welt nicht koͤnnen ein Fraͤulein vor einem einzigen Raͤuber be-
ſchuͤtzen/ noch die geraubete wieder erſtreiten/ welcher ſein ganzes Reich vor der maͤchtigen
Roͤmer Gewalt ſo leicht verteidiget hat? Paraſitis redete ihm mit groſſer freundligkeit zu;
Ihre Koͤnigl. Hocheit moͤchten doch nicht ſoviel die Schoͤnheit dieſer Ungetraͤuen/ als ih-
re Falſcheit und leichtfertiges Gottloſes Herz betrachten/ welche ihren aͤidſchwuhr nicht
allein dem Koͤnige/ ſondern auch der Goͤttin Veſta gefaͤlſchet/ und ſich dadurch beydes bey
Menſchen und Goͤttern unwert und verhaſſet gemacht haͤtte; und wer wuͤſte/ mit was
Straffe ſie der Himmel ſchier heimſuchen duͤrfte. Dieſesbrachte ſie nicht allein daßmahl
vor/ ſondern drey Wochen hernach beſtellete ſie etliche unbekanten/ welche als durchreiſen-

de Kauff-
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[250/0256] Fuͤnftes Buch was geſtalt ihn Herkules bey ſeinem Abzuge in Meſopotamien uͤberfallen/ ſeine Knechte gefangen/ den Reuterweibern alle Gelder abgenommen/ und ſie ſelbſt vor Leibeigene mit gefuͤhret. Die Groß Fuͤrſtin haͤtte ihm eine muͤndliche Werbung an ihre Koͤnigl. Hocheit anbefohlen/ hernach ſelbige ſchrifftlich auffgeſetzet; welche er hiemit uͤberreichte. Der ver- liebete Menſch durfte ihm noch Hoffnung machen/ daß etwas Troſtes in dem Brieffe ent- halten waͤhre/ dann ſein Verlangen nach ihr/ wahr ihm noch nicht verſchwunden/ zuͤrnete auch heimlich auff Pakorus/ daß er Bagophanes entleibet/ und ihn dieſes Troͤſters berau- bet hatte/ wiewol deſſen hinterbliebene Wittib ſeine Stelle in der Schmeichelung wol zu- vertreten wuſte/ die er gleich dieſesmahl bey ſich hatte/ und ihr doch verbohten/ einigen Un- willen gegen Pakorus merken zulaſſen/ mit dem Verſprechen/ daß er den Mord ſchier heut oder morgen an ihm ſchon raͤchen wolte. Damit er aber das Schreiben unverſtoͤret leſen koͤnte/ ging er in ein Nebengemach/ und fand folgenden Inhalt: Von Gottes Gnaden Valiſka/ gebohrne aus Koͤniglichem Stamme Boͤhmen/ verheirahtete Groß Fuͤrſtin in Teutſchland/ wuͤnſchet Koͤnige Artabanus alle Wolfahrt/ und hat nicht unterlaſſen wollen/ auch auff ihrer Heimreiſe/ ſeiner Liebe kuͤnftiges beſte zubeobachten/ und dieſelbe zuermahnẽ/ daß ſie nach dieſem ihren Koͤniglichen Nahmen durch ſo abſcheuhliche Gifftmiſchung weiter nicht beſchmitze/ welches ihre eigene Untertahnen/ da ſie redlich ſind/ nicht gut heiſſen werden, Mein einig- geliebter Gemahl Groß Fuͤrſt Herkules (dem zu ehren und Gedaͤchtnis ich mich ehmahls Herkuliſka genennet) hat nunmehr mit mir und meinem Herr Bruder Koͤnig Ladiſla/ die Perſiſchen Laͤnder veꝛ- laſſen/ werden auch auff der Reiſe nicht ruhen/ biß wir bey den unſern (die gleiches Standes mit euer Liebe ſind) uns wieder finden; und hieraus eure Liebe gnug zuermaͤſſen hat/ daß ſie mein Angeſicht nimmermehr wieder ſehen/ oder einige Hoffnung zu meiner Heyraht haben koͤnne/ deren ſie auch ohn zweiffel (wo ſie ſonſt geſundes verſtandes iſt) ſich allerdinge werden begeben haben; ſolte nun mein wolgemeinter getraͤuer Raht bey euer Liebe hafften koͤnnen/ bitte ich ſehr/ mir zu folgen/ alſo/ daß ſie das Baktrianiſche Fraͤulein eheliche/ und eine billiche Rachtung mit den vereinigten Fuͤrſten zutref- fen ſich bemuͤhe/ damit ihr Stuel nicht gar umbgekehret werden moͤge. Wird ſie aber dieſen Vorſchlag verachten/ duͤrffte ſie ſolches zu ſpaͤt beklagen/ welches zuvernehmen mir unlieb ſeyn wuͤrde/ dann vor erzeigete Guttaht bin und verbleibe ohn nachteil meiner Ehren/ euer Liebe ich allemahl bereitwillig- ſte und getraͤue Freundin Valiſka. Nach verleſung dieſes/ da niemand als Paraſitis bey ihm wahr/ fing er an/ ſich ſo traurig zugeberden/ daß ſie nicht anders meinete/ ob wuͤrde ihm die Seele außgehen. Ach du Schoͤnheit der Welt/ ſagete er: Wie ſol und kan mein Herz daſſelbe außbannen/ wel- ches darinnen mit Demanten Ketten befeſtiget iſt? Ach ihr Goͤtter! warumb habt ihr eu- rem Artabanus das Meiſterſtuͤk eures volkommenen Kunſtwerks gezeiget/ daß er durch deſſen anſchauung der ungluͤkſeligſte dieſes ganzen Erdbodems werden ſolte? Hat dann der maͤchtigſte Koͤnig der Welt nicht koͤnnen ein Fraͤulein vor einem einzigen Raͤuber be- ſchuͤtzen/ noch die geraubete wieder erſtreiten/ welcher ſein ganzes Reich vor der maͤchtigen Roͤmer Gewalt ſo leicht verteidiget hat? Paraſitis redete ihm mit groſſer freundligkeit zu; Ihre Koͤnigl. Hocheit moͤchten doch nicht ſoviel die Schoͤnheit dieſer Ungetraͤuen/ als ih- re Falſcheit und leichtfertiges Gottloſes Herz betrachten/ welche ihren aͤidſchwuhr nicht allein dem Koͤnige/ ſondern auch der Goͤttin Veſta gefaͤlſchet/ und ſich dadurch beydes bey Menſchen und Goͤttern unwert und verhaſſet gemacht haͤtte; und wer wuͤſte/ mit was Straffe ſie der Himmel ſchier heimſuchen duͤrfte. Dieſesbrachte ſie nicht allein daßmahl vor/ ſondern drey Wochen hernach beſtellete ſie etliche unbekanten/ welche als durchreiſen- de Kauff-

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 250. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/256>, abgerufen am 29.04.2024.