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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Fünftes Buch.
de Kauffleute nach Indien/ außsprengen musten/ es währe zu Tyrus die gewisse Zeitung
eingebracht/ daß als der Teutsche Groß Fürst Herkules und sein Gemahl Valiska oben
auff dem Schiffe/ da sie nach Italien gefahren/ sich umbschauend erlustigen wollen/ hätte
ein starker Wirbelwind sie gefasset/ und über Bort in das Meer geworffen/ da sie alsbald
von einem ungeheuren Fische verschlucket worden; ihr Bruder König Ladisla mit etlichen
tapfferen Rittern/ hätte sich in ein Boht gesetzet/ umb sie aus dem Wasser zuzihen/ währen
aber ingesampt von demselben Meerwunder verzehret/ wie solches über 40 Kauffleute und
Schiffknechte zu Tyrus äidlich außgesagt/ welche nahe bey ihnen hergefahren/ und es mit
leiblichen Augen angesehen hätten. Dieser Lügen ward nun so fest gegläubet/ daß sie auch
nach Persepolis erscholle/ und nicht wenig betrübnis daselbst vtrursachete; wiewol Phra-
ortes und sein Gemahl immerzu wieder sprachen. Auff unser vorhaben wieder zukommen/
als Parasitis dem Könige obgedachter massen zuredete/ begriff er sich in etwas/ und brach
endlich in grossem Eifer also loß: Nun so fahre hin du leichtsertiges/ träuloses Weib/ du
solt uns ein Beyspiel weiblicher Unträue und falscheit seyn/ und wollen wir die gebührli-
che Rache gegen dich und den Erz Räuber/ auch alle deine Helffershelffer vorzunehmen wis-
sen/ solten wir gleich ein unzähliges Heer biß in Teutschland führen/ und die Landstreicher
daselbst heimsuchen; machte sich darauff wieder in das grosse Gemach/ und wolte Sysi-
mithres viel zu Rede stellen/ warumb er sich nicht besser vorgesehen/ und den Räubern ent-
gangen währe. Welches aber Vologeses beantwortete: Dafern ihre Königl. Hocheit den
Sachen gebührlich nachdenken würde/ zweifelte er nicht/ es würde Sysimithres bey dero-
selben schon völlig entschuldiget seyn; nachdem ja kein Mensch dergleichen Unglüksfälle
vorhersehen oder vermeiden möchte; überdas hätten neugeworbene Fußvölker/ so annoch
unbewehret/ einer solchen Macht der allergeübtesten Reuter nicht wiederstehen können.
Worauff er nähern kauff gab/ und nach anderen Unterredungen fragete/ ob Gamaxus von
den Räubern mit fort geschleppet währe. Er aber antwortete: Elender Mensch ist nie ge-
bohren/ als dieser unselige/ dessen Jammer mich zum Weinen bewogen hat; er lebet an-
noch zu Persepolis/ da habe ich ihn gesehen/ als er bey der Mahlzeit in bunter Narrenklei-
dung dem Persen/ Meden und Susianer auffwartete/ und von den Knaben sich tummeln
lassen muste/ welche ihn den Groß-Narren aus Meden nenneten. So oft er sich mit einem
Worte verlieff/ wurden ihm die lahmen Fäuste mit Ruhten gestriechen/ daß das Blut her-
unter tropffete. Er suchte Gelegenheit mit mir zu reden/ und als er endlich so viel Raum
hatte/ sagte er mit kläglicher Stimme; Seid gebehten/ mein Herr/ und nehmet mir mein
elendes Leben/ damit ich dieses unleidlichen Spottes abkommen möge; oder gebet mir nur
ein wenig Gift/ den ich einnehme/ dann ich suche nichts mehr als den Tod. Wann aber mein
König einiges mittel wüste/ mich loßzumachen/ weil ich ja in seinen Diensten in dieses E-
lend gerahten bin/ würden die Götter ihm solches tausendfach belohnen/ und könten her-
nach meine Arme und Beine mir wieder zu brochen/ und gerade geheilet werden/ da ich
dann mich dergestalt erzeigen/ und meinen Schimpff einbringen wolte/ daß des Königes
Feinde sich dessen nicht solten zuerfreuen haben. Wir wolten ihn gerne loßmachen/ sagte
Artabanus/ wann es nur möglich währe/ aber sein ärgestes ist/ daß er die Parthischen Für-
sten so hoch erzürnet hat. Ich werde den Ehren-Schänder wol vor meinen Augen nicht
leiden/ sagte Pakorus/ sondern da er seyn wird/ wil ich weg bleiben. Parasitis kunte ihre

Träh-
i i ij

Fuͤnftes Buch.
de Kauffleute nach Indien/ außſprengen muſten/ es waͤhre zu Tyrus die gewiſſe Zeitung
eingebracht/ daß als der Teutſche Groß Fuͤrſt Herkules und ſein Gemahl Valiſka oben
auff dem Schiffe/ da ſie nach Italien gefahren/ ſich umbſchauend erluſtigen wollen/ haͤtte
ein ſtarker Wirbelwind ſie gefaſſet/ und uͤber Bort in das Meer geworffen/ da ſie alsbald
von einem ungeheuren Fiſche verſchlucket worden; ihr Bruder Koͤnig Ladiſla mit etlichẽ
tapfferen Rittern/ haͤtte ſich in ein Boht geſetzet/ umb ſie aus dem Waſſer zuzihen/ waͤhren
aber ingeſampt von demſelben Meerwunder verzehret/ wie ſolches uͤber 40 Kauffleute uñ
Schiffknechte zu Tyrus aͤidlich außgeſagt/ welche nahe bey ihnen hergefahren/ und es mit
leiblichen Augen angeſehen haͤtten. Dieſer Luͤgen ward nun ſo feſt geglaͤubet/ daß ſie auch
nach Perſepolis erſcholle/ und nicht wenig betruͤbnis daſelbſt vtrurſachete; wiewol Phra-
ortes und ſein Gemahl immerzu wieder ſprachen. Auff unſer vorhaben wieder zukom̃en/
als Paraſitis dem Koͤnige obgedachter maſſen zuredete/ begriff er ſich in etwas/ und brach
endlich in groſſem Eifer alſo loß: Nun ſo fahre hin du leichtſertiges/ traͤuloſes Weib/ du
ſolt uns ein Beyſpiel weiblicher Untraͤue und falſcheit ſeyn/ und wollen wir die gebuͤhrli-
che Rache gegen dich uñ den Erz Raͤuber/ auch alle deine Helffershelffer vorzunehmen wiſ-
ſen/ ſolten wir gleich ein unzaͤhliges Heer biß in Teutſchland fuͤhren/ und die Landſtreicher
daſelbſt heimſuchen; machte ſich darauff wieder in das groſſe Gemach/ und wolte Syſi-
mithres viel zu Rede ſtellen/ warumb er ſich nicht beſſer vorgeſehen/ und den Raͤubern ent-
gangen waͤhre. Welches aber Vologeſes beantwortete: Dafern ihre Koͤnigl. Hocheit den
Sachen gebuͤhrlich nachdenken wuͤrde/ zweifelte er nicht/ es würde Syſimithres bey dero-
ſelben ſchon voͤllig entſchuldiget ſeyn; nachdem ja kein Menſch dergleichen Ungluͤksfaͤlle
vorherſehen oder vermeiden moͤchte; uͤberdas haͤtten neugeworbene Fußvoͤlker/ ſo annoch
unbewehret/ einer ſolchen Macht der allergeuͤbteſten Reuter nicht wiederſtehen koͤnnen.
Worauff er naͤhern kauff gab/ uñ nach anderen Unterredungen fragete/ ob Gamaxus von
den Raͤubern mit fort geſchleppet waͤhre. Er aber antwortete: Elender Menſch iſt nie ge-
bohren/ als dieſer unſelige/ deſſen Jammer mich zum Weinen bewogen hat; er lebet an-
noch zu Perſepolis/ da habe ich ihn geſehen/ als er bey der Mahlzeit in bunter Narrenklei-
dung dem Perſen/ Meden und Suſianer auffwartete/ und von den Knaben ſich tummeln
laſſen muſte/ welche ihn den Groß-Narren aus Meden nenneten. So oft er ſich mit einem
Worte verlieff/ wurden ihm die lahmen Faͤuſte mit Ruhten geſtriechen/ daß das Blut heꝛ-
unter tropffete. Er ſuchte Gelegenheit mit mir zu reden/ und als er endlich ſo viel Raum
hatte/ ſagte er mit klaͤglicher Stimme; Seid gebehten/ mein Herr/ und nehmet mir mein
elendes Leben/ damit ich dieſes unleidlichen Spottes abkom̃en moͤge; oder gebet mir nur
ein wenig Gift/ den ich einnehme/ dañ ich ſuche nichts mehr als den Tod. Wañ aber mein
Koͤnig einiges mittel wuͤſte/ mich loßzumachen/ weil ich ja in ſeinen Dienſten in dieſes E-
lend gerahten bin/ wuͤrden die Goͤtter ihm ſolches tauſendfach belohnen/ und koͤnten her-
nach meine Arme und Beine mir wieder zu brochen/ und gerade geheilet werden/ da ich
dann mich dergeſtalt erzeigen/ und meinen Schimpff einbringen wolte/ daß des Koͤniges
Feinde ſich deſſen nicht ſolten zuerfreuen haben. Wir wolten ihn gerne loßmachen/ ſagte
Artabanus/ wañ es nur moͤglich waͤhre/ aber ſein aͤrgeſtes iſt/ daß er die Parthiſchen Fuͤr-
ſten ſo hoch erzuͤrnet hat. Ich werde den Ehren-Schaͤnder wol vor meinen Augen nicht
leiden/ ſagte Pakorus/ ſondern da er ſeyn wird/ wil ich weg bleiben. Paraſitis kunte ihre

Traͤh-
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[251/0257] Fuͤnftes Buch. de Kauffleute nach Indien/ außſprengen muſten/ es waͤhre zu Tyrus die gewiſſe Zeitung eingebracht/ daß als der Teutſche Groß Fuͤrſt Herkules und ſein Gemahl Valiſka oben auff dem Schiffe/ da ſie nach Italien gefahren/ ſich umbſchauend erluſtigen wollen/ haͤtte ein ſtarker Wirbelwind ſie gefaſſet/ und uͤber Bort in das Meer geworffen/ da ſie alsbald von einem ungeheuren Fiſche verſchlucket worden; ihr Bruder Koͤnig Ladiſla mit etlichẽ tapfferen Rittern/ haͤtte ſich in ein Boht geſetzet/ umb ſie aus dem Waſſer zuzihen/ waͤhren aber ingeſampt von demſelben Meerwunder verzehret/ wie ſolches uͤber 40 Kauffleute uñ Schiffknechte zu Tyrus aͤidlich außgeſagt/ welche nahe bey ihnen hergefahren/ und es mit leiblichen Augen angeſehen haͤtten. Dieſer Luͤgen ward nun ſo feſt geglaͤubet/ daß ſie auch nach Perſepolis erſcholle/ und nicht wenig betruͤbnis daſelbſt vtrurſachete; wiewol Phra- ortes und ſein Gemahl immerzu wieder ſprachen. Auff unſer vorhaben wieder zukom̃en/ als Paraſitis dem Koͤnige obgedachter maſſen zuredete/ begriff er ſich in etwas/ und brach endlich in groſſem Eifer alſo loß: Nun ſo fahre hin du leichtſertiges/ traͤuloſes Weib/ du ſolt uns ein Beyſpiel weiblicher Untraͤue und falſcheit ſeyn/ und wollen wir die gebuͤhrli- che Rache gegen dich uñ den Erz Raͤuber/ auch alle deine Helffershelffer vorzunehmen wiſ- ſen/ ſolten wir gleich ein unzaͤhliges Heer biß in Teutſchland fuͤhren/ und die Landſtreicher daſelbſt heimſuchen; machte ſich darauff wieder in das groſſe Gemach/ und wolte Syſi- mithres viel zu Rede ſtellen/ warumb er ſich nicht beſſer vorgeſehen/ und den Raͤubern ent- gangen waͤhre. Welches aber Vologeſes beantwortete: Dafern ihre Koͤnigl. Hocheit den Sachen gebuͤhrlich nachdenken wuͤrde/ zweifelte er nicht/ es würde Syſimithres bey dero- ſelben ſchon voͤllig entſchuldiget ſeyn; nachdem ja kein Menſch dergleichen Ungluͤksfaͤlle vorherſehen oder vermeiden moͤchte; uͤberdas haͤtten neugeworbene Fußvoͤlker/ ſo annoch unbewehret/ einer ſolchen Macht der allergeuͤbteſten Reuter nicht wiederſtehen koͤnnen. Worauff er naͤhern kauff gab/ uñ nach anderen Unterredungen fragete/ ob Gamaxus von den Raͤubern mit fort geſchleppet waͤhre. Er aber antwortete: Elender Menſch iſt nie ge- bohren/ als dieſer unſelige/ deſſen Jammer mich zum Weinen bewogen hat; er lebet an- noch zu Perſepolis/ da habe ich ihn geſehen/ als er bey der Mahlzeit in bunter Narrenklei- dung dem Perſen/ Meden und Suſianer auffwartete/ und von den Knaben ſich tummeln laſſen muſte/ welche ihn den Groß-Narren aus Meden nenneten. So oft er ſich mit einem Worte verlieff/ wurden ihm die lahmen Faͤuſte mit Ruhten geſtriechen/ daß das Blut heꝛ- unter tropffete. Er ſuchte Gelegenheit mit mir zu reden/ und als er endlich ſo viel Raum hatte/ ſagte er mit klaͤglicher Stimme; Seid gebehten/ mein Herr/ und nehmet mir mein elendes Leben/ damit ich dieſes unleidlichen Spottes abkom̃en moͤge; oder gebet mir nur ein wenig Gift/ den ich einnehme/ dañ ich ſuche nichts mehr als den Tod. Wañ aber mein Koͤnig einiges mittel wuͤſte/ mich loßzumachen/ weil ich ja in ſeinen Dienſten in dieſes E- lend gerahten bin/ wuͤrden die Goͤtter ihm ſolches tauſendfach belohnen/ und koͤnten her- nach meine Arme und Beine mir wieder zu brochen/ und gerade geheilet werden/ da ich dann mich dergeſtalt erzeigen/ und meinen Schimpff einbringen wolte/ daß des Koͤniges Feinde ſich deſſen nicht ſolten zuerfreuen haben. Wir wolten ihn gerne loßmachen/ ſagte Artabanus/ wañ es nur moͤglich waͤhre/ aber ſein aͤrgeſtes iſt/ daß er die Parthiſchen Fuͤr- ſten ſo hoch erzuͤrnet hat. Ich werde den Ehren-Schaͤnder wol vor meinen Augen nicht leiden/ ſagte Pakorus/ ſondern da er ſeyn wird/ wil ich weg bleiben. Paraſitis kunte ihre Traͤh- i i ij

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 251. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/257>, abgerufen am 29.04.2024.