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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Sechstes Buch.
te fast der ganzen Räuber Geselschafft gefallen/ aber ihr Führer Furius wolte durchaus nit
einwilligen/ und redete seine Leute also an: Wie nun dann ihr Brüder/ ist euch dann der
Weiber List und Boßheit so gar unbekant/ daß ihr diesen geschmiereten Worten gläuben
dürffet? Sie suchet uns nur zuentwischen/ das ist ihr vorhaben; ist sie einmahl wieder zu
Padua/ dann wird sie uns viel ehe so viel Kreuze aufrichten/ als die Gelder uns zustellen
lassen; bedenket wie heut das Glük über alles verhoffen den Regen hergeschicket hat/ ohn
welches Mittel unser geträuer Bruder diese Gutsche schwerlich so weit würde gebracht
haben; wollen wir nun so töhrich seyn/ und den Vogel aus der Hand fliegen lassen/ so wird
uns das Glük selbst verfolgen/ weil wirs nicht haben erkennen wollen. Ist demnach mein
fester und unbewäglicher Schluß/ sie allesamt mit uns zunehmen/ und bey uns in Verwah-
rung zubehalten/ biß uns die Gelder geliefert werden. Die Räuber durfften ihrem Haupt-
man nicht widersprechen/ und gaben durch ihr stilleschweigen an den Tag/ daß sie mit ihm
einig währen; Furius aber ermahnete das Frauenzimmer/ ohn weitere Sperrung einen
kurzen Weg mit ihnen zugehen/ an ihren Ehren solte ihnen durchaus nichts wiedriges be-
gegnen. Fr. Sophia fragete ihn/ auf was weise sie ihnen dann die Gelder liefern könten/
wann er sie allesamt mit sich nehmen wolte? Der kleine Bube/ antwortete er/ sol uns dieses
zu Padua schon verrichten. Befahl ihnen darauf/ abzusteigen/ oder da sie dessen sich wegern/
und ein Geruffe anrichten würden/ wolte man sie bey Hals und Beinen fortschleppen/ und
sich ihrer nach allem willen gebrauchen; ja sie solten ohn Hoffnung der Erlösung als Bey-
schläfferinnen stets bey ihnen seyn und behalten werden. Hiedurch wurden sie bewogen/
gute Worte zugeben/ und sagte Fr. Sophia: ja sie wolten folgen/ wann man zuvor ihren
Ehren sicherheit zugesaget hätte; welches dann die Räuber/ insonderheit der Gutscher/ mit
heftigen Schwüren verrichteten/ und sie bey einer Stunde durch Püsche und Hecken mit
sich führeten/ biß sie bey einem Felsen anlangeten/ in welchem eine zimliche Höhle wahr/ so
daß in die 60 Mann sich darinnen hätten aufhalten mögen. Es wahr zwar renlich/ aber
wüste in diesem Mörderloche; ümher wahren die Schlafstäten mit schlechtem Gitterwerk
von dem Mittelplatze abgesondert/ und zu den Speisen hatten sie eine Neben Höhle. Nun
empfand Furius eine heftige Begierde in seinem Herzen gegen Frl. Sibyllen/ und nam
ihm gänzlich vor/ seinen unkeuschen Willen an ihr zubüssen; stellete sich deswegen inson-
derheit gegen sie freundlich/ dessen sie wegen grosser Betrübniß nicht wahr nahm/ wiewol
Fr. Sophia es bald merkete/ und auf alle Mittel bedacht wahr/ dieses Unheil abzuwenden.
So bald sie in die Höhle ankahmen/ begehrete das Frauenzimmer/ man solte ihnen einen
absonderlichen Ort eingeben; welches ihnen nicht gewegert ward/ da dann Fr. Sophia
ihre Wase Frl. Sibyllen geträulich warnete/ sich wol vorzusehen/ weil Furius sie bulerisch
anblickete/ und zubefürchten währe/ er dürffte sich eines mehren unterwinden; wurden dem-
nach eins/ ihre Brodmesser fertig zuhalten/ und sich damit aufs äusserste zuschützen. Der
mutwillige Räuber kunte die ungestüme Glut nicht lange dämpfen/ durfte doch wegen seiner
Gesellen keine Gewalt anlegen/ sondern machete sich mit angenommener Gleisnerey und
Sanftmuht zu ihnen hin/ und ließ ihnen etliche Speisen und einen Trunk Wein aufftra-
gen/ so gut ers hatte/ setzete sich zu ihnen nider/ und nöhtigte sie zum essen/ dessen sie sich nicht
sonderlich wegern wolten/ damit sie nicht durch Hunger zur Mattigkeit gebracht/ und zu

ihrer

Sechſtes Buch.
te faſt der ganzen Raͤuber Geſelſchafft gefallen/ aber ihr Fuͤhrer Furius wolte durchaus nit
einwilligen/ und redete ſeine Leute alſo an: Wie nun dann ihr Bruͤder/ iſt euch dann der
Weiber Liſt und Boßheit ſo gar unbekant/ daß ihr dieſen geſchmiereten Worten glaͤuben
duͤrffet? Sie ſuchet uns nur zuentwiſchen/ das iſt ihr vorhaben; iſt ſie einmahl wieder zu
Padua/ dann wird ſie uns viel ehe ſo viel Kreuze aufrichten/ als die Gelder uns zuſtellen
laſſen; bedenket wie heut das Gluͤk über alles verhoffen den Regen hergeſchicket hat/ ohn
welches Mittel unſer getraͤuer Bruder dieſe Gutſche ſchwerlich ſo weit wuͤrde gebracht
haben; wollen wir nun ſo toͤhrich ſeyn/ und den Vogel aus deꝛ Hand fliegen laſſen/ ſo wird
uns das Gluͤk ſelbſt verfolgen/ weil wirs nicht haben erkennen wollen. Iſt demnach mein
feſter und unbewaͤglicher Schluß/ ſie alleſamt mit uns zunehmen/ und bey uns in Verwah-
rung zubehalten/ biß uns die Gelder geliefert werden. Die Raͤuber durfften ihrem Haupt-
man nicht widerſprechen/ und gaben durch ihr ſtilleſchweigen an den Tag/ daß ſie mit ihm
einig waͤhren; Furius aber ermahnete das Frauenzimmer/ ohn weitere Sperrung einen
kurzen Weg mit ihnen zugehen/ an ihren Ehren ſolte ihnen durchaus nichts wiedriges be-
gegnen. Fr. Sophia fragete ihn/ auf was weiſe ſie ihnen dann die Gelder liefern koͤnten/
wann er ſie alleſamt mit ſich nehmen wolte? Der kleine Bube/ antwortete er/ ſol uns dieſes
zu Padua ſchon verrichten. Befahl ihnen darauf/ abzuſteigẽ/ oder da ſie deſſen ſich wegern/
und ein Geruffe anrichten wuͤrden/ wolte man ſie bey Hals und Beinen fortſchleppen/ und
ſich ihrer nach allem willen gebrauchen; ja ſie ſolten ohn Hoffnung der Erloͤſung als Bey-
ſchlaͤfferinnen ſtets bey ihnen ſeyn und behalten werden. Hiedurch wurden ſie bewogen/
gute Worte zugeben/ und ſagte Fr. Sophia: ja ſie wolten folgen/ wann man zuvor ihren
Ehren ſicherheit zugeſaget haͤtte; welches dann die Raͤuber/ inſonderheit der Gutſcher/ mit
heftigen Schwuͤren verrichtetẽ/ und ſie bey einer Stunde durch Puͤſche und Hecken mit
ſich fuͤhreten/ biß ſie bey einem Felſen anlangeten/ in welchem eine zimliche Hoͤhle wahr/ ſo
daß in die 60 Mann ſich darinnen haͤtten aufhalten moͤgen. Es wahr zwar renlich/ aber
wüſte in dieſem Moͤrderloche; uͤmher wahren die Schlafſtaͤten mit ſchlechtem Gitterwerk
von dem Mittelplatze abgeſondert/ und zu den Speiſen hatten ſie eine Neben Hoͤhle. Nun
empfand Furius eine heftige Begierde in ſeinem Herzen gegen Frl. Sibyllen/ und nam
ihm gaͤnzlich vor/ ſeinen unkeuſchen Willen an ihr zubuͤſſen; ſtellete ſich deswegen inſon-
derheit gegen ſie freundlich/ deſſen ſie wegen groſſer Betruͤbniß nicht wahr nahm/ wiewol
Fr. Sophia es bald merkete/ und auf alle Mittel bedacht wahr/ dieſes Unheil abzuwenden.
So bald ſie in die Hoͤhle ankahmen/ begehrete das Frauenzimmer/ man ſolte ihnen einen
abſonderlichen Ort eingeben; welches ihnen nicht gewegert ward/ da dann Fr. Sophia
ihre Waſe Frl. Sibyllen getraͤulich warnete/ ſich wol vorzuſehen/ weil Furius ſie buleriſch
anblickete/ und zubefuͤrchten waͤhre/ er duͤrffte ſich eines mehren unterwinden; wurdẽ dem-
nach eins/ ihre Brodmeſſer fertig zuhalten/ und ſich damit aufs aͤuſſerſte zuſchuͤtzen. Der
mutwillige Raͤuber kunte die ungeſtuͤme Glut nicht lange daͤmpfen/ durfte doch wegẽ ſeiner
Geſellen keine Gewalt anlegen/ ſondern machete ſich mit angenommener Gleiſnerey und
Sanftmuht zu ihnen hin/ und ließ ihnen etliche Speiſen und einen Trunk Wein aufftra-
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[256/0262] Sechſtes Buch. te faſt der ganzen Raͤuber Geſelſchafft gefallen/ aber ihr Fuͤhrer Furius wolte durchaus nit einwilligen/ und redete ſeine Leute alſo an: Wie nun dann ihr Bruͤder/ iſt euch dann der Weiber Liſt und Boßheit ſo gar unbekant/ daß ihr dieſen geſchmiereten Worten glaͤuben duͤrffet? Sie ſuchet uns nur zuentwiſchen/ das iſt ihr vorhaben; iſt ſie einmahl wieder zu Padua/ dann wird ſie uns viel ehe ſo viel Kreuze aufrichten/ als die Gelder uns zuſtellen laſſen; bedenket wie heut das Gluͤk über alles verhoffen den Regen hergeſchicket hat/ ohn welches Mittel unſer getraͤuer Bruder dieſe Gutſche ſchwerlich ſo weit wuͤrde gebracht haben; wollen wir nun ſo toͤhrich ſeyn/ und den Vogel aus deꝛ Hand fliegen laſſen/ ſo wird uns das Gluͤk ſelbſt verfolgen/ weil wirs nicht haben erkennen wollen. Iſt demnach mein feſter und unbewaͤglicher Schluß/ ſie alleſamt mit uns zunehmen/ und bey uns in Verwah- rung zubehalten/ biß uns die Gelder geliefert werden. Die Raͤuber durfften ihrem Haupt- man nicht widerſprechen/ und gaben durch ihr ſtilleſchweigen an den Tag/ daß ſie mit ihm einig waͤhren; Furius aber ermahnete das Frauenzimmer/ ohn weitere Sperrung einen kurzen Weg mit ihnen zugehen/ an ihren Ehren ſolte ihnen durchaus nichts wiedriges be- gegnen. Fr. Sophia fragete ihn/ auf was weiſe ſie ihnen dann die Gelder liefern koͤnten/ wann er ſie alleſamt mit ſich nehmen wolte? Der kleine Bube/ antwortete er/ ſol uns dieſes zu Padua ſchon verrichten. Befahl ihnen darauf/ abzuſteigẽ/ oder da ſie deſſen ſich wegern/ und ein Geruffe anrichten wuͤrden/ wolte man ſie bey Hals und Beinen fortſchleppen/ und ſich ihrer nach allem willen gebrauchen; ja ſie ſolten ohn Hoffnung der Erloͤſung als Bey- ſchlaͤfferinnen ſtets bey ihnen ſeyn und behalten werden. Hiedurch wurden ſie bewogen/ gute Worte zugeben/ und ſagte Fr. Sophia: ja ſie wolten folgen/ wann man zuvor ihren Ehren ſicherheit zugeſaget haͤtte; welches dann die Raͤuber/ inſonderheit der Gutſcher/ mit heftigen Schwuͤren verrichtetẽ/ und ſie bey einer Stunde durch Puͤſche und Hecken mit ſich fuͤhreten/ biß ſie bey einem Felſen anlangeten/ in welchem eine zimliche Hoͤhle wahr/ ſo daß in die 60 Mann ſich darinnen haͤtten aufhalten moͤgen. Es wahr zwar renlich/ aber wüſte in dieſem Moͤrderloche; uͤmher wahren die Schlafſtaͤten mit ſchlechtem Gitterwerk von dem Mittelplatze abgeſondert/ und zu den Speiſen hatten ſie eine Neben Hoͤhle. Nun empfand Furius eine heftige Begierde in ſeinem Herzen gegen Frl. Sibyllen/ und nam ihm gaͤnzlich vor/ ſeinen unkeuſchen Willen an ihr zubuͤſſen; ſtellete ſich deswegen inſon- derheit gegen ſie freundlich/ deſſen ſie wegen groſſer Betruͤbniß nicht wahr nahm/ wiewol Fr. Sophia es bald merkete/ und auf alle Mittel bedacht wahr/ dieſes Unheil abzuwenden. So bald ſie in die Hoͤhle ankahmen/ begehrete das Frauenzimmer/ man ſolte ihnen einen abſonderlichen Ort eingeben; welches ihnen nicht gewegert ward/ da dann Fr. Sophia ihre Waſe Frl. Sibyllen getraͤulich warnete/ ſich wol vorzuſehen/ weil Furius ſie buleriſch anblickete/ und zubefuͤrchten waͤhre/ er duͤrffte ſich eines mehren unterwinden; wurdẽ dem- nach eins/ ihre Brodmeſſer fertig zuhalten/ und ſich damit aufs aͤuſſerſte zuſchuͤtzen. Der mutwillige Raͤuber kunte die ungeſtuͤme Glut nicht lange daͤmpfen/ durfte doch wegẽ ſeiner Geſellen keine Gewalt anlegen/ ſondern machete ſich mit angenommener Gleiſnerey und Sanftmuht zu ihnen hin/ und ließ ihnen etliche Speiſen und einen Trunk Wein aufftra- gen/ ſo gut ers hatte/ ſetzete ſich zu ihnen nider/ und noͤhtigte ſie zum eſſen/ deſſen ſie ſich nicht ſonderlich wegern wolten/ damit ſie nicht durch Hunger zur Mattigkeit gebracht/ und zu ihrer

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 256. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/262>, abgerufen am 29.04.2024.