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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Sechstes Buch.
ihrer selbst eigenen Beschützung unvermögen würden; nur wendeten sie ein/ dz sie gar ohn
Messer währen. Furius schnitte ihnen vor/ und suchete alle seine Höfligkeit hervor/ sich be-
liebet zu machen/ und ihnen die Furcht und das Mißtrauen zubenehmen. Nach gehaltener
kurzen Mahlzeit setzete er sich zu dem Fräulein/ und hielt an/ ihm ihre gute Gunst mitzutei-
len/ gab ihr seine heftige Liebe zuverstehen/ und wie hoch er geneiget wäre/ ihr zudienen; Zwar
die Geselschafft hätte auf ihr Häupt auch 250000 Kronen geschlagen/ dieselben aber wolte
er ihr als eigen wieder zustellen/ da sie ihrer treflichen Schönheit genieß ihm nur geringe
Zeit gönnen würde. Er wolte sie hierauf küssen/ und umfahend zu sich drücken; aber Frau
Sophia stellete sich zwischen sie/ und sagete: Nicht also ihr verwägener/ dieses euer begin-
nen ist trauen dem äidlichen Versprechen nicht gemäß/ und möget wol wissen/ daß wir lie-
ber alle mit einander sterben/ als in euer Vornehmen gehehlen wollen. Das Fräulein fas-
sete auch ein Herz/ und gab ihm dürre zuverstehen; Er solte sich der Gedanken nur entschla-
gen/ daß er meynete/ sie lebendig zu seinem unzüchtigen Willen zuhaben/ dann sie währe ei-
ne versprochene Braut/ und gesinnet/ lieber den Tod als Ehrenverlust anzugehen; die Gel-
der/ so auf ihr Haupt gesetzet währen/ würden schon entrichtet werden/ und begehrete diesel-
ben von ihm nicht wieder; welches sie dann mit so harter Stimme redete/ daß die anderen
es wol höreten/ und deswegen näher hinzu traten/ umb zuvernehmen/ was vorginge. Frau
Sophia sahe an ihren Geberden/ daß sie nicht willens wahren/ Gewalt zuüben/ und redete
sie also an: Günstige gute Freunde/ erinnert euch/ bitte ich/ der teuren Verheissung/ welche
ihr uns ingesamt getahn habet/ und gebet nicht zu/ daß einige unter uns an ihren Ehren be-
leidiget werde; die Gelder/ so ihr fodert/ wie viel dessen gleich ist/ und auf acht Tonnen Gol-
des sich erstrecket/ sollen euch ohnfehlbar/ wie ich weiß/ geliefert werden/ und wil ich euch ü-
ber das versprechen/ daß euer keinem das geringste Leid unser Entführung halben wieder-
fahren sol/ ob man gleich schier heut oder morgen eurer könte bemächtiget seyn; nur allein
beredet diesen euren Häuptman/ daß er seine unzimliche Begierden mässige/ und uns un-
angefochten lasse/ damit wir nit verursachet werden/ uns des Lebens selbst zuberauben/ wel-
ches euch zu keinem guten erspriessen würde; dann ihr könnet leicht gedenken/ daß wann wir
nicht solten wieder bey den unsern anlangen/ man durch alle Hecken und Schlupfflöcher
uns zum fleissigsten nachspüren werde; Was vor abscheuhliche Straffen aber ihr alsdann
müstet zugewarten haben/ ist leicht zuvermuhten. Bald trat Genutius ihr Gutscher her-
vor/ und sagte: Ihr Herren und gute Freunde; es ist euch ingesamt/ und einem jeden in-
sonderheit wol bewust/ daß/ wie ich über mich nam/ diese Geselschafft eine zeitlang zumeiden/
und mich vor einen Gutscher bestellen zulassen/ ob mir möglich seyn würde/ eine oder ande-
re dieses Hochädlen Frauenzimmers in eure Gewalt zuliefern/ ihr mir hinwiederumb die
aufrichtige Verheissung getahn/ daß auf solchen Glückesfal ihnen weder am Leben noch an
der Ehre ichtwas solte gekränket werden/ wann ihr nur die begehreten Gelder erhalten wür-
det; und beteure ich bey meinem äide/ daß/ wo ich das geringste an diesem euren versprechen
gezweifelt hätte/ wolte ich lieber mein Leben selbst aufgeopffert/ als dieses keusche hochädle
Frauenzimmer in eure Hände übergeben haben; ist demnach billich/ dz wir unserm Häupt-
man einreden/ dessen eingedenke zuseyn/ und von seinem Vorhaben abzutreten; dann was
meine gnädigste Frau euch anjetzo vorgehalten/ wird in der Warheit nicht aussen bleiben/

da
k k

Sechſtes Buch.
ihrer ſelbſt eigenen Beſchuͤtzung unvermoͤgen wuͤrden; nur wendeten ſie ein/ dz ſie gar ohn
Meſſer waͤhren. Furius ſchnitte ihnen vor/ und ſuchete alle ſeine Hoͤfligkeit hervor/ ſich be-
liebet zu machen/ und ihnen die Furcht und das Mißtrauen zubenehmen. Nach gehaltener
kurzen Mahlzeit ſetzete er ſich zu dem Fraͤulein/ und hielt an/ ihm ihre gute Gunſt mitzutei-
len/ gab ihr ſeine heftige Liebe zuverſtehen/ uñ wie hoch er geneiget waͤre/ ihr zudienen; Zwar
die Geſelſchafft haͤtte auf ihr Haͤupt auch 250000 Kronen geſchlagen/ dieſelben aber wolte
er ihr als eigen wieder zuſtellen/ da ſie ihrer treflichen Schoͤnheit genieß ihm nur geringe
Zeit goͤnnen wuͤrde. Er wolte ſie hierauf kuͤſſen/ und umfahend zu ſich druͤcken; aber Frau
Sophia ſtellete ſich zwiſchen ſie/ und ſagete: Nicht alſo ihr verwaͤgener/ dieſes euer begin-
nen iſt trauen dem aͤidlichen Verſprechen nicht gemaͤß/ und moͤget wol wiſſen/ daß wir lie-
ber alle mit einander ſterben/ als in euer Vornehmen gehehlen wollen. Das Fraͤulein faſ-
ſete auch ein Herz/ und gab ihm duͤrre zuverſtehen; Er ſolte ſich der Gedanken nur entſchla-
gen/ daß er meynete/ ſie lebendig zu ſeinem unzuͤchtigen Willen zuhaben/ dann ſie waͤhre ei-
ne verſprochene Braut/ und geſinnet/ lieber den Tod als Ehrenverluſt anzugehen; die Gel-
der/ ſo auf ihr Haupt geſetzet waͤhren/ wuͤrden ſchon entrichtet werden/ und begehrete dieſel-
ben von ihm nicht wieder; welches ſie dann mit ſo harter Stimme redete/ daß die anderen
es wol hoͤreten/ und deswegen naͤher hinzu traten/ umb zuvernehmen/ was vorginge. Frau
Sophia ſahe an ihren Geberden/ daß ſie nicht willens wahren/ Gewalt zuüben/ und redete
ſie alſo an: Guͤnſtige gute Freunde/ erinnert euch/ bitte ich/ der teuren Verheiſſung/ welche
ihr uns ingeſamt getahn habet/ und gebet nicht zu/ daß einige unter uns an ihren Ehren be-
leidiget werde; die Gelder/ ſo ihr fodert/ wie viel deſſen gleich iſt/ und auf acht Tonnen Gol-
des ſich erſtrecket/ ſollen euch ohnfehlbar/ wie ich weiß/ geliefert werden/ und wil ich euch uͤ-
ber das verſprechen/ daß euer keinem das geringſte Leid unſer Entfuͤhrung halben wieder-
fahren ſol/ ob man gleich ſchier heut oder morgen eurer koͤnte bemaͤchtiget ſeyn; nur allein
beredet dieſen euren Haͤuptman/ daß er ſeine unzimliche Begierden maͤſſige/ und uns un-
angefochten laſſe/ damit wir nit verurſachet werden/ uns des Lebens ſelbſt zuberauben/ wel-
ches euch zu keinem guten erſprieſſen wuͤrde; dann ihr koͤnnet leicht gedenken/ daß wañ wiꝛ
nicht ſolten wieder bey den unſern anlangen/ man durch alle Hecken und Schlupffloͤcher
uns zum fleiſſigſten nachſpuͤren werde; Was vor abſcheuhliche Straffen aber ihr alsdañ
muͤſtet zugewarten haben/ iſt leicht zuvermuhten. Bald trat Genutius ihr Gutſcher her-
vor/ und ſagte: Ihr Herren und gute Freunde; es iſt euch ingeſamt/ und einem jeden in-
ſonderheit wol bewuſt/ daß/ wie ich uͤber mich nam/ dieſe Geſelſchafft eine zeitlang zumeidẽ/
und mich vor einen Gutſcher beſtellen zulaſſen/ ob mir moͤglich ſeyn wuͤrde/ eine oder ande-
re dieſes Hochaͤdlen Frauenzimmers in eure Gewalt zuliefern/ ihr mir hinwiederumb die
aufrichtige Verheiſſung getahn/ daß auf ſolchen Glückesfal ihnen weder am Leben noch an
der Ehre ichtwas ſolte gekraͤnket werden/ wann ihr nur die begehreten Gelder erhaltẽ wuͤꝛ-
det; und beteure ich bey meinem aͤide/ daß/ wo ich das geringſte an dieſem euren verſprechen
gezweifelt haͤtte/ wolte ich lieber mein Leben ſelbſt aufgeopffert/ als dieſes keuſche hochaͤdle
Frauenzimmer in eure Haͤnde uͤbergeben haben; iſt demnach billich/ dz wir unſerm Haͤupt-
man einreden/ deſſen eingedenke zuſeyn/ und von ſeinem Vorhaben abzutreten; dann was
meine gnaͤdigſte Frau euch anjetzo vorgehalten/ wird in der Warheit nicht auſſen bleiben/

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[257/0263] Sechſtes Buch. ihrer ſelbſt eigenen Beſchuͤtzung unvermoͤgen wuͤrden; nur wendeten ſie ein/ dz ſie gar ohn Meſſer waͤhren. Furius ſchnitte ihnen vor/ und ſuchete alle ſeine Hoͤfligkeit hervor/ ſich be- liebet zu machen/ und ihnen die Furcht und das Mißtrauen zubenehmen. Nach gehaltener kurzen Mahlzeit ſetzete er ſich zu dem Fraͤulein/ und hielt an/ ihm ihre gute Gunſt mitzutei- len/ gab ihr ſeine heftige Liebe zuverſtehen/ uñ wie hoch er geneiget waͤre/ ihr zudienen; Zwar die Geſelſchafft haͤtte auf ihr Haͤupt auch 250000 Kronen geſchlagen/ dieſelben aber wolte er ihr als eigen wieder zuſtellen/ da ſie ihrer treflichen Schoͤnheit genieß ihm nur geringe Zeit goͤnnen wuͤrde. Er wolte ſie hierauf kuͤſſen/ und umfahend zu ſich druͤcken; aber Frau Sophia ſtellete ſich zwiſchen ſie/ und ſagete: Nicht alſo ihr verwaͤgener/ dieſes euer begin- nen iſt trauen dem aͤidlichen Verſprechen nicht gemaͤß/ und moͤget wol wiſſen/ daß wir lie- ber alle mit einander ſterben/ als in euer Vornehmen gehehlen wollen. Das Fraͤulein faſ- ſete auch ein Herz/ und gab ihm duͤrre zuverſtehen; Er ſolte ſich der Gedanken nur entſchla- gen/ daß er meynete/ ſie lebendig zu ſeinem unzuͤchtigen Willen zuhaben/ dann ſie waͤhre ei- ne verſprochene Braut/ und geſinnet/ lieber den Tod als Ehrenverluſt anzugehen; die Gel- der/ ſo auf ihr Haupt geſetzet waͤhren/ wuͤrden ſchon entrichtet werden/ und begehrete dieſel- ben von ihm nicht wieder; welches ſie dann mit ſo harter Stimme redete/ daß die anderen es wol hoͤreten/ und deswegen naͤher hinzu traten/ umb zuvernehmen/ was vorginge. Frau Sophia ſahe an ihren Geberden/ daß ſie nicht willens wahren/ Gewalt zuüben/ und redete ſie alſo an: Guͤnſtige gute Freunde/ erinnert euch/ bitte ich/ der teuren Verheiſſung/ welche ihr uns ingeſamt getahn habet/ und gebet nicht zu/ daß einige unter uns an ihren Ehren be- leidiget werde; die Gelder/ ſo ihr fodert/ wie viel deſſen gleich iſt/ und auf acht Tonnen Gol- des ſich erſtrecket/ ſollen euch ohnfehlbar/ wie ich weiß/ geliefert werden/ und wil ich euch uͤ- ber das verſprechen/ daß euer keinem das geringſte Leid unſer Entfuͤhrung halben wieder- fahren ſol/ ob man gleich ſchier heut oder morgen eurer koͤnte bemaͤchtiget ſeyn; nur allein beredet dieſen euren Haͤuptman/ daß er ſeine unzimliche Begierden maͤſſige/ und uns un- angefochten laſſe/ damit wir nit verurſachet werden/ uns des Lebens ſelbſt zuberauben/ wel- ches euch zu keinem guten erſprieſſen wuͤrde; dann ihr koͤnnet leicht gedenken/ daß wañ wiꝛ nicht ſolten wieder bey den unſern anlangen/ man durch alle Hecken und Schlupffloͤcher uns zum fleiſſigſten nachſpuͤren werde; Was vor abſcheuhliche Straffen aber ihr alsdañ muͤſtet zugewarten haben/ iſt leicht zuvermuhten. Bald trat Genutius ihr Gutſcher her- vor/ und ſagte: Ihr Herren und gute Freunde; es iſt euch ingeſamt/ und einem jeden in- ſonderheit wol bewuſt/ daß/ wie ich uͤber mich nam/ dieſe Geſelſchafft eine zeitlang zumeidẽ/ und mich vor einen Gutſcher beſtellen zulaſſen/ ob mir moͤglich ſeyn wuͤrde/ eine oder ande- re dieſes Hochaͤdlen Frauenzimmers in eure Gewalt zuliefern/ ihr mir hinwiederumb die aufrichtige Verheiſſung getahn/ daß auf ſolchen Glückesfal ihnen weder am Leben noch an der Ehre ichtwas ſolte gekraͤnket werden/ wann ihr nur die begehreten Gelder erhaltẽ wuͤꝛ- det; und beteure ich bey meinem aͤide/ daß/ wo ich das geringſte an dieſem euren verſprechen gezweifelt haͤtte/ wolte ich lieber mein Leben ſelbſt aufgeopffert/ als dieſes keuſche hochaͤdle Frauenzimmer in eure Haͤnde uͤbergeben haben; iſt demnach billich/ dz wir unſerm Haͤupt- man einreden/ deſſen eingedenke zuſeyn/ und von ſeinem Vorhaben abzutreten; dann was meine gnaͤdigſte Frau euch anjetzo vorgehalten/ wird in der Warheit nicht auſſen bleiben/ da k k

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 257. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/263>, abgerufen am 29.04.2024.