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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Sechstes Buch.
treffligkeit nebest dero Durchll. Gespielen gegen uns unwirdige ein so mitleidiges Herz
träget/ welches allein tausendmahl gnug ist zu unsers unkräfftigen willens gnugsamer ver-
geltung; unser Unglük möchte vielleicht durch ihre befreyung sich endigen/ und ob es gleich
nicht erfolgete/ würden wir dannoch satsame Vergnügung haben/ wann nur ihre Trau-
rigkeit wird beyseit geleget seyn. Nachdem aber uns ein langweiliges Gesprach könte ver-
dacht werden/ wollen Eure Durchll. samt und sonders wir dem guten Glük befehlen/ und
sie daneben versichern/ daß mein Geselle und ich/ als lange wir leben/ seyn und bleiben wer-
den allergeträueste Diener Ihrer Durchleuchtigkeit/ und unserer allerbesten Freunde der
unvergleichlichen Helden/ welche sind und genennet werden Ladisla und Herkules. Hiemit
neigeten sie sich tieff/ und gingen davon/ dem gesamten Frauenzimmer eine herzliche Be-
gierde hinterlassend zuwissen/ wer doch immermehr diese beyde seyn möchten/ aus deren re-
den sie schon so viel abnahmen/ daß sie Fürsten Standes/ auch Ladisla und Herkules wolbe-
kante/ und ohn zweifel nahe Anverwanten währen/ die sich bloß umb ihrer Rettung willen
in diese Räuberzunfft begeben hätten. Ach mein Heyland/ sagte Frau Sophia/ wie so ein
herzlicher Trost ist uns doch in diese Angsthöhle zugeschicket/ weil ja unmöglich ist/ daß wir
bey meines Ladisla und Herkules besten Freunden/ uns einiger Unbilligkeit befürchten sol-
ten. Das Fräulein insonderheit erfreuete sich dieses Trostes höchlich/ und rühmete/ daß ihr
Herzschon einer hundertpfündigen Last leichter währe als vorhin; da Fr. Sophia ihr zur
Antwort gab: Ich habe euch ja heut und gestern ohn unterlaß damit getröstet/ mein Gott
und mein JEsus dem ich andächtig diene/ würde uns unfehlbare Hülffe und Rettung sen-
den; dann dieser almächtiger Helffer verlässet die seinen nicht/ deswegen haltet ihr nur mit
eurem Gebeht zu den ohmächtigen ertichteten Götzen zurücke/ und lasset mich allein solches
verrichten/ was gilts/ mein HErr JEsus wird euch in meiner Geselschafft zugleich mit
gnädig seyn/ und O wann ihr solches nur erkennen köntet! Nun wahr Frl. Sibylla schon
zum offtern von ihr vermahnet/ den heydnischen Aberglauben abzulegen/ aber biß daher ohn
alle Furcht und Verfolg/ dann der Vesta Dienst/ und der Dianen Gottheit wahr ihr so
tief eingebildet/ daß sie davon nicht abstehen kunte; in dieser Stunde aber ward sie durch
solche Rede dermassen bewäget/ daß ihr dauchte/ ihr Herz würde durch den genenneten
süssen Nahmen JEsus/ mit sonderlicher Freude erfüllet/ daß sie sich erklärete/ sie wolte fort-
hin eine Christin leben/ und hiemit ihren vorigen heydnischen Unglauben ablegen und ver-
leugnen; welches Fr. Sophien eine grosse Freude zuhören wahr/ vermahnete auch Frau
Ursulen ein gleiches zutuhn; welche aber auf ihrer alten Leir verblieb/ sie wolte und müste
zuvor wissen/ ob ihr Liebster Fabius ein solches zugeben könte/ alsdann solte die erste Stun-
de ihr die liebste seyn. Als unser Frauenzimmer sich in dieser Vergnügung befand/ wahr zu
Padua nichts als Leid und Klage durch des ädelknaben Ankunfft erwecket; dann der Stat-
halter furchte sich/ es würden die Räuber mehr der Rache/ als dem Gelde nachtrachten/
weil er vernam/ daß einer und ander von den ehmals bestrittenen sich dabey funden; doch
wie er hörete/ was vor äidliche Zusage sie dem Frauenzimmer zu ihrer Ehren- und Lebens-
versicherung geleistet hatten/ fiel ihm der schwerste Stein vom Herzen. Er überlegete zwar
alles gar fleissig/ wie die seinen könten gerettet werden/ aber aus des Knaben Erzählung be-
fand er/ daß gewaltsame Hand ehe schädlich als vorträglich seyn würde/ weil ausser zweifel

die
l l ij

Sechſtes Buch.
treffligkeit nebeſt dero Durchll. Geſpielen gegen uns unwirdige ein ſo mitleidiges Herz
traͤget/ welches allein tauſendmahl gnug iſt zu unſers unkraͤfftigen willens gnugſamer ver-
geltung; unſer Ungluͤk moͤchte vielleicht durch ihre befreyung ſich endigen/ und ob es gleich
nicht erfolgete/ wuͤrden wir dannoch ſatſame Vergnuͤgung haben/ wann nur ihre Trau-
rigkeit wird beyſeit geleget ſeyn. Nachdem aber uns ein langweiliges Geſpråch koͤnte ver-
dacht werden/ wollen Eure Durchll. ſamt und ſonders wir dem guten Glük befehlen/ und
ſie daneben verſichern/ daß mein Geſelle und ich/ als lange wir leben/ ſeyn und bleiben wer-
den allergetraͤueſte Diener Ihrer Durchleuchtigkeit/ und unſerer allerbeſten Freunde der
unvergleichlichen Helden/ welche ſind und genennet werden Ladiſla und Herkules. Hiemit
neigeten ſie ſich tieff/ und gingen davon/ dem geſamten Frauenzimmer eine herzliche Be-
gierde hinterlaſſend zuwiſſen/ wer doch immermehr dieſe beyde ſeyn moͤchten/ aus deren re-
den ſie ſchon ſo viel abnahmen/ daß ſie Fuͤrſten Standes/ auch Ladiſla und Herkules wolbe-
kante/ und ohn zweifel nahe Anverwanten waͤhren/ die ſich bloß umb ihrer Rettung willen
in dieſe Raͤuberzunfft begeben haͤtten. Ach mein Heyland/ ſagte Frau Sophia/ wie ſo ein
herzlicher Troſt iſt uns doch in dieſe Angſthoͤhle zugeſchicket/ weil ja unmoͤglich iſt/ daß wir
bey meines Ladiſla und Herkules beſten Freunden/ uns einiger Unbilligkeit befuͤrchten ſol-
ten. Das Fraͤulein inſonderheit erfreuete ſich dieſes Troſtes hoͤchlich/ und ruͤhmete/ daß ihꝛ
Herzſchon einer hundertpfuͤndigen Laſt leichter waͤhre als vorhin; da Fr. Sophia ihr zur
Antwort gab: Ich habe euch ja heut und geſtern ohn unterlaß damit getroͤſtet/ mein Gott
und mein JEſus dem ich andaͤchtig diene/ wuͤrde uns unfehlbare Huͤlffe und Rettung ſen-
den; dann dieſer almaͤchtiger Helffer verlaͤſſet die ſeinen nicht/ deswegen haltet ihr nur mit
eurem Gebeht zu den ohmaͤchtigen ertichteten Goͤtzen zuruͤcke/ und laſſet mich allein ſolches
verrichten/ was gilts/ mein HErr JEſus wird euch in meiner Geſelſchafft zugleich mit
gnaͤdig ſeyn/ und O wann ihr ſolches nur erkennen koͤntet! Nun wahr Frl. Sibylla ſchon
zum offtern von ihr vermahnet/ den heydniſchen Aberglaubẽ abzulegen/ aber biß daher ohn
alle Furcht und Verfolg/ dann der Veſta Dienſt/ und der Dianen Gottheit wahr ihr ſo
tief eingebildet/ daß ſie davon nicht abſtehen kunte; in dieſer Stunde aber ward ſie durch
ſolche Rede dermaſſen bewaͤget/ daß ihr dauchte/ ihr Herz wuͤrde durch den genenneten
ſuͤſſen Nahmen JEſus/ mit ſonderlicher Freude erfuͤllet/ daß ſie ſich erklaͤrete/ ſie wolte fort-
hin eine Chriſtin leben/ und hiemit ihren vorigen heydniſchen Unglauben ablegen und ver-
leugnen; welches Fr. Sophien eine groſſe Freude zuhoͤren wahr/ vermahnete auch Frau
Urſulen ein gleiches zutuhn; welche aber auf ihrer alten Leir verblieb/ ſie wolte und müſte
zuvor wiſſen/ ob ihr Liebſter Fabius ein ſolches zugeben koͤnte/ alsdann ſolte die erſte Stun-
de ihr die liebſte ſeyn. Als unſer Frauenzimmer ſich in dieſer Vergnuͤgung befand/ wahr zu
Padua nichts als Leid und Klage durch des aͤdelknaben Ankunfft erwecket; dañ der Stat-
halter furchte ſich/ es wuͤrden die Raͤuber mehr der Rache/ als dem Gelde nachtrachten/
weil er vernam/ daß einer und ander von den ehmals beſtrittenen ſich dabey funden; doch
wie er hoͤrete/ was vor aͤidliche Zuſage ſie dem Frauenzimmer zu ihrer Ehren- und Lebens-
verſicherung geleiſtet hatten/ fiel ihm der ſchwerſte Stein vom Herzen. Er uͤberlegete zwaꝛ
alles gar fleiſſig/ wie die ſeinen koͤnten gerettet werden/ aber aus des Knaben Erzaͤhlung be-
fand er/ daß gewaltſame Hand ehe ſchaͤdlich als vortraͤglich ſeyn wuͤrde/ weil auſſer zweifel

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[267/0273] Sechſtes Buch. treffligkeit nebeſt dero Durchll. Geſpielen gegen uns unwirdige ein ſo mitleidiges Herz traͤget/ welches allein tauſendmahl gnug iſt zu unſers unkraͤfftigen willens gnugſamer ver- geltung; unſer Ungluͤk moͤchte vielleicht durch ihre befreyung ſich endigen/ und ob es gleich nicht erfolgete/ wuͤrden wir dannoch ſatſame Vergnuͤgung haben/ wann nur ihre Trau- rigkeit wird beyſeit geleget ſeyn. Nachdem aber uns ein langweiliges Geſpråch koͤnte ver- dacht werden/ wollen Eure Durchll. ſamt und ſonders wir dem guten Glük befehlen/ und ſie daneben verſichern/ daß mein Geſelle und ich/ als lange wir leben/ ſeyn und bleiben wer- den allergetraͤueſte Diener Ihrer Durchleuchtigkeit/ und unſerer allerbeſten Freunde der unvergleichlichen Helden/ welche ſind und genennet werden Ladiſla und Herkules. Hiemit neigeten ſie ſich tieff/ und gingen davon/ dem geſamten Frauenzimmer eine herzliche Be- gierde hinterlaſſend zuwiſſen/ wer doch immermehr dieſe beyde ſeyn moͤchten/ aus deren re- den ſie ſchon ſo viel abnahmen/ daß ſie Fuͤrſten Standes/ auch Ladiſla und Herkules wolbe- kante/ und ohn zweifel nahe Anverwanten waͤhren/ die ſich bloß umb ihrer Rettung willen in dieſe Raͤuberzunfft begeben haͤtten. Ach mein Heyland/ ſagte Frau Sophia/ wie ſo ein herzlicher Troſt iſt uns doch in dieſe Angſthoͤhle zugeſchicket/ weil ja unmoͤglich iſt/ daß wir bey meines Ladiſla und Herkules beſten Freunden/ uns einiger Unbilligkeit befuͤrchten ſol- ten. Das Fraͤulein inſonderheit erfreuete ſich dieſes Troſtes hoͤchlich/ und ruͤhmete/ daß ihꝛ Herzſchon einer hundertpfuͤndigen Laſt leichter waͤhre als vorhin; da Fr. Sophia ihr zur Antwort gab: Ich habe euch ja heut und geſtern ohn unterlaß damit getroͤſtet/ mein Gott und mein JEſus dem ich andaͤchtig diene/ wuͤrde uns unfehlbare Huͤlffe und Rettung ſen- den; dann dieſer almaͤchtiger Helffer verlaͤſſet die ſeinen nicht/ deswegen haltet ihr nur mit eurem Gebeht zu den ohmaͤchtigen ertichteten Goͤtzen zuruͤcke/ und laſſet mich allein ſolches verrichten/ was gilts/ mein HErr JEſus wird euch in meiner Geſelſchafft zugleich mit gnaͤdig ſeyn/ und O wann ihr ſolches nur erkennen koͤntet! Nun wahr Frl. Sibylla ſchon zum offtern von ihr vermahnet/ den heydniſchen Aberglaubẽ abzulegen/ aber biß daher ohn alle Furcht und Verfolg/ dann der Veſta Dienſt/ und der Dianen Gottheit wahr ihr ſo tief eingebildet/ daß ſie davon nicht abſtehen kunte; in dieſer Stunde aber ward ſie durch ſolche Rede dermaſſen bewaͤget/ daß ihr dauchte/ ihr Herz wuͤrde durch den genenneten ſuͤſſen Nahmen JEſus/ mit ſonderlicher Freude erfuͤllet/ daß ſie ſich erklaͤrete/ ſie wolte fort- hin eine Chriſtin leben/ und hiemit ihren vorigen heydniſchen Unglauben ablegen und ver- leugnen; welches Fr. Sophien eine groſſe Freude zuhoͤren wahr/ vermahnete auch Frau Urſulen ein gleiches zutuhn; welche aber auf ihrer alten Leir verblieb/ ſie wolte und müſte zuvor wiſſen/ ob ihr Liebſter Fabius ein ſolches zugeben koͤnte/ alsdann ſolte die erſte Stun- de ihr die liebſte ſeyn. Als unſer Frauenzimmer ſich in dieſer Vergnuͤgung befand/ wahr zu Padua nichts als Leid und Klage durch des aͤdelknaben Ankunfft erwecket; dañ der Stat- halter furchte ſich/ es wuͤrden die Raͤuber mehr der Rache/ als dem Gelde nachtrachten/ weil er vernam/ daß einer und ander von den ehmals beſtrittenen ſich dabey funden; doch wie er hoͤrete/ was vor aͤidliche Zuſage ſie dem Frauenzimmer zu ihrer Ehren- und Lebens- verſicherung geleiſtet hatten/ fiel ihm der ſchwerſte Stein vom Herzen. Er uͤberlegete zwaꝛ alles gar fleiſſig/ wie die ſeinen koͤnten gerettet werden/ aber aus des Knaben Erzaͤhlung be- fand er/ daß gewaltſame Hand ehe ſchaͤdlich als vortraͤglich ſeyn wuͤrde/ weil auſſer zweifel die l l ij

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 267. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/273>, abgerufen am 29.04.2024.