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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Sechstes Buch.
Fürsten sich in Lebensgefahr setzen? Nun nun/ der gnädige Gott hat sie ohn allen zweifel
hieher zu unser errettung geleitet/ der uns inkünftig bessere und erfreulichere Kundschaft
gönnen wird/ und wollen meine in ehren höchstgeliebte Fürsten und Schwägerliche Freun-
de nicht gedenken/ daß ihre hochberühmte Nahmen mir so unbekant seyn solten/ massen de-
ren mein Gemahl/ und Herr Bruder Groß Fürst Herkules zum offtern gedacht haben.
Hernach ward Siegward auch sehr freundlich von ihr empfangen/ und lieff Baldrich
ungeseumet hin/ die bestelleten Wagen zuhohlen/ nam auch auff dem Wege einem Reuter
sein Pferd/ umb desto geschwinder fortzukommen/ und versprach ihm/ solches bald wieder
an dieser stelle einzuliefern. Siegward fragete den gebundenen Koch/ ob auch Schätze und
kostbahre sachen in der Höhle verhanden währen; worauff Fannius zur Antwort gab/
Mein Herr/ schenket mir Leben und Freyheit/ so sol euch alles vor eigen geliefert werden.
Du Schelm/ sagte Siegward/ meinestu dann noch teil daran zu haben? Alles was hie-
selbst vorhanden ist/ gehöret dem Durchl. Frauenzimmer zu/ und du must billich deiner
boßheit erkäntnis durch schwere Straffe einnehmen. Fr. Sophia stund nicht weit von
Appius/ welcher mit kläglicher bitte bey ihr umb Gnade anhielt/ andeutend/ wie er kaum
vor dreyen Wochen in diese Räuberzunfft gerahten währe/ und noch keine einzige Boß-
heit hätte begehen helffen. Welches sie ihr dann zu herzen gehen ließ/ und ihm das Leben
schenkete/ da ihn Siegward die Bande loß schnitte/ und er darauff alle Gelegenheit und
Reichtuhm der Höhle anzeigete. Es stunden etliche Kasten neben einander her/ welche sie
öfneten/ und 400000 Kronen an Baarschafft und Kleinoten funden/ wie auch allerhand
Mannes- und Weibeskleider zimlich kostbar/ deren eines Frau Ursul zu sich nam/ und es
dem Fräulein brachte/ welche biß daher von ihrem Lager nicht auffgestanden wahr/ dann
die Kleider wahren ihr so gar zurissen/ daß sie ihren Leib nicht bedecken kunte. So bald sie
dieses angelegt hatte/ rief Fr. Sophia ihr zu: Herzgeliebete Frl. Wase und Schwester/
kommet uns/ bitte ich/ näher/ und bedanket euch gegen diesen Königlichen Fürsten euren
Erlöser. Sie trat geschwinde zu ihm hin/ neigete sich tief/ und sagte mit anmuhtiger stim-
me: Verzeihet mir/ bitte ich/ Durchleuchtigster Fürst/ daß ich bißdaher nohtwegen unhöf-
lich seyn/ und die wolgebührliche Danksagung auffschieben müssen/ wie wol ich schon weiß/
daß in meinem gar zu schlechten Vermögen/ einige Ersetzung weder stat noch Raum fin-
det/ jedoch sol ob Gott wil/ die Betrachtung der geschehenen Hülffe nimmermehr aus mei-
nem Gedächtniß verschwinden/ und was von mir nicht ersetzet werden kan/ wil ich dereins
meinen Herrn Bruder Groß Fürst Herkules durch Bitte dahin vermögen/ daß dessen
Durchl. meiner Armuht zusteuer lege/ und meinen lieben Eltern diese Woltaht vergelten
helffe. Siegward sahe das Fräulein steiff an/ verliebete sich an ihrer Schönheit und hold-
seligen Höfligkeit im Augenblicke/ küssete ihr die Hand sehr ehrerbietig/ und gab zur Ant-
wort: Hochgebohrnes Fräulein/ ich bitte die Götter/ sie wollen Eure Liebe bey ihrer Vol-
kommenheit stets erhalten/ deren Vermehrung ich nicht wünschen kan/ weil dieselbe schon
auff der höchsten Staffel ruhet/ möchte von ganzem Herzen wünschen des Vermögens
zu seyn/ ihrer Vortreffligkeit gebühr- und behäglich aufzuwarten; Vor erwiesene schlech-
te Dienste zudanken/ ist ein blosser überfluß/ sind auch schon tausendfach mit dem guten
Willen vergolten. Fr. Sophia gab an der Fräulein stat zur antwort: Durchleuchtigster

Fürst/

Sechſtes Buch.
Fuͤrſten ſich in Lebensgefahr ſetzen? Nun nun/ der gnaͤdige Gott hat ſie ohn allen zweifel
hieher zu unſer errettung geleitet/ der uns inkuͤnftig beſſere und erfreulichere Kundſchaft
goͤnnen wird/ und wollen meine in ehren hoͤchſtgeliebte Fuͤrſten und Schwaͤgerliche Freun-
de nicht gedenken/ daß ihre hochberühmte Nahmen mir ſo unbekant ſeyn ſolten/ maſſen de-
ren mein Gemahl/ und Herr Bruder Groß Fuͤrſt Herkules zum offtern gedacht haben.
Hernach ward Siegward auch ſehr freundlich von ihr empfangen/ und lieff Baldrich
ungeſeumet hin/ die beſtelleten Wagen zuhohlen/ nam auch auff dem Wege einem Reuter
ſein Pferd/ umb deſto geſchwinder fortzukommen/ und verſprach ihm/ ſolches bald wieder
an dieſer ſtelle einzuliefern. Siegward fragete den gebundenen Koch/ ob auch Schaͤtze und
koſtbahre ſachen in der Hoͤhle verhanden waͤhren; worauff Fannius zur Antwort gab/
Mein Herr/ ſchenket mir Leben und Freyheit/ ſo ſol euch alles vor eigen geliefert werden.
Du Schelm/ ſagte Siegward/ meineſtu dann noch teil daran zu haben? Alles was hie-
ſelbſt vorhanden iſt/ gehoͤret dem Durchl. Frauenzimmer zu/ und du muſt billich deiner
boßheit erkaͤntnis durch ſchwere Straffe einnehmen. Fr. Sophia ſtund nicht weit von
Appius/ welcher mit klaͤglicher bitte bey ihr umb Gnade anhielt/ andeutend/ wie er kaum
vor dreyen Wochen in dieſe Raͤuberzunfft gerahten waͤhre/ und noch keine einzige Boß-
heit haͤtte begehen helffen. Welches ſie ihr dann zu herzen gehen ließ/ und ihm das Leben
ſchenkete/ da ihn Siegward die Bande loß ſchnitte/ und er darauff alle Gelegenheit und
Reichtuhm der Hoͤhle anzeigete. Es ſtunden etliche Kaſten neben einander her/ welche ſie
oͤfneten/ und 400000 Kronen an Baarſchafft und Kleinoten funden/ wie auch allerhand
Mannes- und Weibeskleider zimlich koſtbar/ deren eines Frau Urſul zu ſich nam/ und es
dem Fraͤulein brachte/ welche biß daher von ihrem Lager nicht auffgeſtanden wahr/ dann
die Kleider wahren ihr ſo gar zuriſſen/ daß ſie ihren Leib nicht bedecken kunte. So bald ſie
dieſes angelegt hatte/ rief Fr. Sophia ihr zu: Herzgeliebete Frl. Waſe und Schweſter/
kommet uns/ bitte ich/ naͤher/ und bedanket euch gegen dieſen Koͤniglichen Fuͤrſten euren
Erloͤſer. Sie trat geſchwinde zu ihm hin/ neigete ſich tief/ und ſagte mit anmuhtiger ſtim-
me: Verzeihet mir/ bitte ich/ Durchleuchtigſter Fürſt/ daß ich bißdaher nohtwegen unhoͤf-
lich ſeyn/ und die wolgebuͤhrliche Dankſagung auffſchieben muͤſſen/ wie wol ich ſchon weiß/
daß in meinem gar zu ſchlechten Vermoͤgen/ einige Erſetzung weder ſtat noch Raum fin-
det/ jedoch ſol ob Gott wil/ die Betrachtung der geſchehenen Huͤlffe nim̃ermehr aus mei-
nem Gedaͤchtniß verſchwinden/ und was von mir nicht erſetzet werden kan/ wil ich dereins
meinen Herrn Bruder Groß Fuͤrſt Herkules durch Bitte dahin vermoͤgen/ daß deſſen
Durchl. meiner Armuht zuſteuer lege/ und meinen lieben Eltern dieſe Woltaht vergelten
helffe. Siegward ſahe das Fraͤulein ſteiff an/ verliebete ſich an ihrer Schoͤnheit und hold-
ſeligen Hoͤfligkeit im Augenblicke/ küſſete ihr die Hand ſehr ehrerbietig/ und gab zur Ant-
wort: Hochgebohrnes Fraͤulein/ ich bitte die Goͤtter/ ſie wollen Eure Liebe bey ihrer Vol-
kommenheit ſtets erhalten/ deren Vermehrung ich nicht wuͤnſchen kan/ weil dieſelbe ſchon
auff der hoͤchſten Staffel ruhet/ moͤchte von ganzem Herzen wuͤnſchen des Vermoͤgens
zu ſeyn/ ihrer Vortreffligkeit gebuͤhr- und behaͤglich aufzuwarten; Vor erwieſene ſchlech-
te Dienſte zudanken/ iſt ein bloſſer uͤberfluß/ ſind auch ſchon tauſendfach mit dem guten
Willen vergolten. Fr. Sophia gab an der Fraͤulein ſtat zur antwort: Durchleuchtigſter

Fuͤrſt/
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[272/0278] Sechſtes Buch. Fuͤrſten ſich in Lebensgefahr ſetzen? Nun nun/ der gnaͤdige Gott hat ſie ohn allen zweifel hieher zu unſer errettung geleitet/ der uns inkuͤnftig beſſere und erfreulichere Kundſchaft goͤnnen wird/ und wollen meine in ehren hoͤchſtgeliebte Fuͤrſten und Schwaͤgerliche Freun- de nicht gedenken/ daß ihre hochberühmte Nahmen mir ſo unbekant ſeyn ſolten/ maſſen de- ren mein Gemahl/ und Herr Bruder Groß Fuͤrſt Herkules zum offtern gedacht haben. Hernach ward Siegward auch ſehr freundlich von ihr empfangen/ und lieff Baldrich ungeſeumet hin/ die beſtelleten Wagen zuhohlen/ nam auch auff dem Wege einem Reuter ſein Pferd/ umb deſto geſchwinder fortzukommen/ und verſprach ihm/ ſolches bald wieder an dieſer ſtelle einzuliefern. Siegward fragete den gebundenen Koch/ ob auch Schaͤtze und koſtbahre ſachen in der Hoͤhle verhanden waͤhren; worauff Fannius zur Antwort gab/ Mein Herr/ ſchenket mir Leben und Freyheit/ ſo ſol euch alles vor eigen geliefert werden. Du Schelm/ ſagte Siegward/ meineſtu dann noch teil daran zu haben? Alles was hie- ſelbſt vorhanden iſt/ gehoͤret dem Durchl. Frauenzimmer zu/ und du muſt billich deiner boßheit erkaͤntnis durch ſchwere Straffe einnehmen. Fr. Sophia ſtund nicht weit von Appius/ welcher mit klaͤglicher bitte bey ihr umb Gnade anhielt/ andeutend/ wie er kaum vor dreyen Wochen in dieſe Raͤuberzunfft gerahten waͤhre/ und noch keine einzige Boß- heit haͤtte begehen helffen. Welches ſie ihr dann zu herzen gehen ließ/ und ihm das Leben ſchenkete/ da ihn Siegward die Bande loß ſchnitte/ und er darauff alle Gelegenheit und Reichtuhm der Hoͤhle anzeigete. Es ſtunden etliche Kaſten neben einander her/ welche ſie oͤfneten/ und 400000 Kronen an Baarſchafft und Kleinoten funden/ wie auch allerhand Mannes- und Weibeskleider zimlich koſtbar/ deren eines Frau Urſul zu ſich nam/ und es dem Fraͤulein brachte/ welche biß daher von ihrem Lager nicht auffgeſtanden wahr/ dann die Kleider wahren ihr ſo gar zuriſſen/ daß ſie ihren Leib nicht bedecken kunte. So bald ſie dieſes angelegt hatte/ rief Fr. Sophia ihr zu: Herzgeliebete Frl. Waſe und Schweſter/ kommet uns/ bitte ich/ naͤher/ und bedanket euch gegen dieſen Koͤniglichen Fuͤrſten euren Erloͤſer. Sie trat geſchwinde zu ihm hin/ neigete ſich tief/ und ſagte mit anmuhtiger ſtim- me: Verzeihet mir/ bitte ich/ Durchleuchtigſter Fürſt/ daß ich bißdaher nohtwegen unhoͤf- lich ſeyn/ und die wolgebuͤhrliche Dankſagung auffſchieben muͤſſen/ wie wol ich ſchon weiß/ daß in meinem gar zu ſchlechten Vermoͤgen/ einige Erſetzung weder ſtat noch Raum fin- det/ jedoch ſol ob Gott wil/ die Betrachtung der geſchehenen Huͤlffe nim̃ermehr aus mei- nem Gedaͤchtniß verſchwinden/ und was von mir nicht erſetzet werden kan/ wil ich dereins meinen Herrn Bruder Groß Fuͤrſt Herkules durch Bitte dahin vermoͤgen/ daß deſſen Durchl. meiner Armuht zuſteuer lege/ und meinen lieben Eltern dieſe Woltaht vergelten helffe. Siegward ſahe das Fraͤulein ſteiff an/ verliebete ſich an ihrer Schoͤnheit und hold- ſeligen Hoͤfligkeit im Augenblicke/ küſſete ihr die Hand ſehr ehrerbietig/ und gab zur Ant- wort: Hochgebohrnes Fraͤulein/ ich bitte die Goͤtter/ ſie wollen Eure Liebe bey ihrer Vol- kommenheit ſtets erhalten/ deren Vermehrung ich nicht wuͤnſchen kan/ weil dieſelbe ſchon auff der hoͤchſten Staffel ruhet/ moͤchte von ganzem Herzen wuͤnſchen des Vermoͤgens zu ſeyn/ ihrer Vortreffligkeit gebuͤhr- und behaͤglich aufzuwarten; Vor erwieſene ſchlech- te Dienſte zudanken/ iſt ein bloſſer uͤberfluß/ ſind auch ſchon tauſendfach mit dem guten Willen vergolten. Fr. Sophia gab an der Fraͤulein ſtat zur antwort: Durchleuchtigſter Fuͤrſt/

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 272. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/278>, abgerufen am 29.04.2024.