Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

Bild:
<< vorherige Seite

Sechstes Buch.
träuen Bohten/ welchen wir unter den erschlagenen Räubern antraffen/ und sind also wir
beyden von der gottlosen Geselschaft noch allein übrig/ welche so hohen Häuptern so un-
sägliche Mühe und Gefahr erwecket haben; auff welche Worte ihm die Trähnen hervor-
drungen. Herkules antwortete ihm; wie oft habe ich euch erinnert/ daß ihr euch deßwegen
nicht anklagen oder betrüben sollet/ und könnet dannoch nicht unterlassen/ mich dadurch zu
beleidigen. Du aber/ sagte er zu Klaudius; hastu dein Leben auch gebessert? Dieser setzete
sich auff die Knie/ baht untertähnigst umb Gnade/ und berieff sich auff das Zeugnis aller
Inwohner; da ihn der Wirt offentlich rühmete/ daß kein fleissiger Ackerman in der gan-
zen Gegend währe/ lebete mit seinen Nachbarn friedlich/ und beklagete täglich seine ehmah-
lige Boßheit. Ladisla und Fabius lobeten im gleichen/ wie geträulich er dazumahl die Wer-
bung verrichtet/ ungeachtet er mattigkeit wegen kaum reden können. Königin Valiska
kennete ihn auch/ und sagete zu ihm: Wie da mein Kerl/ treffen wir uns hier an? gestehe
mir nur/ ob du nicht eben derselbe bist/ welcher mir den alten lumpigten Rok um den Kopf
schlug/ da ich mich im Felde aufs Pferd setzen muste. Dieser erschrak der Erinnerung/ und
gereute ihn sehr/ daß er sich gegen Gallus kund gegeben hatte/ fiel abermahl nieder/ baht um
Gnade/ und berieff sich darauff/ daß Herkules im Walde ihm Leben und Freyheit verspro-
chen hatte. Die Königin aber sagte zu ihm: Fürchte dich nit/ ich habe dir schon vor längst
verzihen/ stehe nur auff/ und vernim/ was dir mein Gemahl vortragen wird. Der erschroc-
kene Mensch kam hiedurch wieder zu sich selbst/ und als ihn Herkules fragete/ ob er in der
Jugend irgend ein Handwerk gelernet/ oder sonst mit Pferden umbzugehen wüste; gab er
zur Antwort; er hätte zwar in der Jugend bey einem Rademacher gelernet/ währe aber/
ehe er die Lerne-jahr gar aus gehalten/ von böser Geselschaft verführet/ und endlich in die
Räuberzunft gerahten. Herkules sagte Gallussen auff Medisch/ er solte ihn in bestallung
nehmen/ daß er als ein Wagenmeister fleissige Auffsicht hätte/ und da etwas zubrochen wür-
de/ er solches bey zeiten wieder machen liesse. Gallus trug ihm nach genommenem Abtrit
solches vor; welcher aber einwendete/ er hätte vorm halben Jahr sich in den Ehestand be-
geben/ auch ein geringes Gütlein gekauft/ welches durch seinen grossen fleiß und Arbeit
sehr gut und geschlacht worden/ würde aber in grund wieder verderben/ wann er nicht selbst
dabey währe. Weil nun Gallus seine Einfalt bekant wahr/ lachete er der Entschuldigung/
wolte sich nicht lange vergeblich bey ihm bemühen/ sondern befahl ihm/ sein junges Weib
herzuhohlen. Diese hatte sich etliche Jahr bey adelichem Frauenzimmer in Dienste auff-
gehalten/ und wuste einem jeden nach gebühr zimlich zubegegnen/ wahr ihres alters von
28 Jahren/ und von geringer ankunft/ dann ihr Vater wahr im Flecken Kühhirte. Da sie
ank am/ neigete sie sich züchtig vor Gallus/ und sagete: Ihr Eheman hätte ihr angezeiget/
daß ihre Gestr. sie unwirdige zusprechen begehrete; hätte sich gehorsamst einstellen sollen/
umb zuvernehmen/ was ihr Herr seiner Magd zubefehlen hätte. Frau/ sagte Gallus/ seid
ihr Klaudius Ehegatte? und auff bejahung gab er ihr zuvernehmen/ was vor ein Glük ih-
nen bevorstünde; da ihr dann bey meiner Eheliebsten/ setzete er hinzu/ als eine Schäfnerin
seyn/ und alles wessen ihr bedürfet/ haben sollet. Sie bedankete sich dessen sehr/ und baht um
befoderung; worauff er mit ihrem Manne wieder zu Herkules ging/ des Weibes Höflig-
keit rühmete/ und daß er Dienste zunehmen willig währe. Wem wiltu aber dein Hauß und

Gut

Sechſtes Buch.
traͤuen Bohten/ welchen wir unter den erſchlagenen Raͤubern antraffen/ und ſind alſo wir
beyden von der gottloſen Geſelſchaft noch allein uͤbrig/ welche ſo hohen Haͤuptern ſo un-
ſaͤgliche Muͤhe und Gefahr erwecket haben; auff welche Worte ihm die Traͤhnen hervor-
drungen. Herkules antwortete ihm; wie oft habe ich euch erinnert/ daß ihr euch deßwegen
nicht anklagen oder betruͤben ſollet/ und koͤnnet dannoch nicht unterlaſſen/ mich dadurch zu
beleidigen. Du aber/ ſagte er zu Klaudius; haſtu dein Leben auch gebeſſert? Dieſer ſetzete
ſich auff die Knie/ baht untertaͤhnigſt umb Gnade/ und berieff ſich auff das Zeugnis aller
Inwohner; da ihn der Wirt offentlich ruͤhmete/ daß kein fleiſſiger Ackerman in der gan-
zen Gegend waͤhre/ lebete mit ſeinen Nachbarn friedlich/ und beklagete taͤglich ſeine ehmah-
lige Boßheit. Ladiſla und Fabius lobeten im gleichen/ wie getraͤulich er dazumahl die Wer-
bung verrichtet/ ungeachtet er mattigkeit wegen kaum reden koͤnnen. Koͤnigin Valiſka
kennete ihn auch/ und ſagete zu ihm: Wie da mein Kerl/ treffen wir uns hier an? geſtehe
mir nur/ ob du nicht eben derſelbe biſt/ welcher mir den alten lumpigten Rok um den Kopf
ſchlug/ da ich mich im Felde aufs Pferd ſetzen muſte. Dieſer erſchrak der Erinnerung/ und
gereute ihn ſehr/ daß er ſich gegen Gallus kund gegeben hatte/ fiel abermahl nieder/ baht um
Gnade/ und berieff ſich darauff/ daß Herkules im Walde ihm Leben und Freyheit verſpro-
chen hatte. Die Koͤnigin aber ſagte zu ihm: Fuͤrchte dich nit/ ich habe dir ſchon vor laͤngſt
verzihen/ ſtehe nur auff/ und vernim/ was dir mein Gemahl vortragen wird. Der erſchroc-
kene Menſch kam hiedurch wieder zu ſich ſelbſt/ und als ihn Herkules fragete/ ob er in der
Jugend irgend ein Handwerk gelernet/ oder ſonſt mit Pferden umbzugehen wuͤſte; gab er
zur Antwort; er haͤtte zwar in der Jugend bey einem Rademacher gelernet/ waͤhre aber/
ehe er die Lerne-jahr gar aus gehalten/ von boͤſer Geſelſchaft verfuͤhret/ und endlich in die
Raͤuberzunft gerahten. Herkules ſagte Galluſſen auff Mediſch/ er ſolte ihn in beſtallung
nehmen/ daß er als ein Wagenmeiſter fleiſſige Auffſicht haͤtte/ uñ da etwas zubrochen wuͤꝛ-
de/ er ſolches bey zeiten wieder machen lieſſe. Gallus trug ihm nach genommenem Abtrit
ſolches vor; welcher aber einwendete/ er haͤtte vorm halben Jahr ſich in den Eheſtand be-
geben/ auch ein geringes Guͤtlein gekauft/ welches durch ſeinen groſſen fleiß und Arbeit
ſehr gut und geſchlacht worden/ wuͤrde aber in grund wieder verderben/ wann er nicht ſelbſt
dabey waͤhre. Weil nun Gallus ſeine Einfalt bekant wahr/ lachete er der Entſchuldigung/
wolte ſich nicht lange vergeblich bey ihm bemuͤhen/ ſondern befahl ihm/ ſein junges Weib
herzuhohlen. Dieſe hatte ſich etliche Jahr bey adelichem Frauenzimmer in Dienſte auff-
gehalten/ und wuſte einem jeden nach gebuͤhr zimlich zubegegnen/ wahr ihres alters von
28 Jahren/ und von geringer ankunft/ dann ihr Vater wahr im Flecken Kuͤhhirte. Da ſie
ank am/ neigete ſie ſich zuͤchtig vor Gallus/ und ſagete: Ihr Eheman haͤtte ihr angezeiget/
daß ihre Geſtr. ſie unwirdige zuſprechen begehrete; haͤtte ſich gehorſamſt einſtellen ſollen/
umb zuvernehmen/ was ihr Herr ſeiner Magd zubefehlen haͤtte. Frau/ ſagte Gallus/ ſeid
ihr Klaudius Ehegatte? und auff bejahung gab er ihr zuvernehmen/ was vor ein Gluͤk ih-
nen bevorſtuͤnde; da ihr dann bey meiner Eheliebſten/ ſetzete er hinzu/ als eine Schaͤfnerin
ſeyn/ und alles weſſen ihr beduͤrfet/ haben ſollet. Sie bedankete ſich deſſen ſehr/ und baht um
befoderung; worauff er mit ihrem Manne wieder zu Herkules ging/ des Weibes Hoͤflig-
keit ruͤhmete/ und daß er Dienſte zunehmen willig waͤhre. Wem wiltu aber dein Hauß uñ

Gut
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0464" n="458"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Sech&#x017F;tes Buch.</hi></fw><lb/>
tra&#x0364;uen Bohten/ welchen wir unter den er&#x017F;chlagenen Ra&#x0364;ubern antraffen/ und &#x017F;ind al&#x017F;o wir<lb/>
beyden von der gottlo&#x017F;en Ge&#x017F;el&#x017F;chaft noch allein u&#x0364;brig/ welche &#x017F;o hohen Ha&#x0364;uptern &#x017F;o un-<lb/>
&#x017F;a&#x0364;gliche Mu&#x0364;he und Gefahr erwecket haben; auff welche Worte ihm die Tra&#x0364;hnen hervor-<lb/>
drungen. Herkules antwortete ihm; wie oft habe ich euch erinnert/ daß ihr euch deßwegen<lb/>
nicht anklagen oder betru&#x0364;ben &#x017F;ollet/ und ko&#x0364;nnet dannoch nicht unterla&#x017F;&#x017F;en/ mich dadurch zu<lb/>
beleidigen. Du aber/ &#x017F;agte er zu Klaudius; ha&#x017F;tu dein Leben auch gebe&#x017F;&#x017F;ert? Die&#x017F;er &#x017F;etzete<lb/>
&#x017F;ich auff die Knie/ baht unterta&#x0364;hnig&#x017F;t umb Gnade/ und berieff &#x017F;ich auff das Zeugnis aller<lb/>
Inwohner; da ihn der Wirt offentlich ru&#x0364;hmete/ daß kein flei&#x017F;&#x017F;iger Ackerman in der gan-<lb/>
zen Gegend wa&#x0364;hre/ lebete mit &#x017F;einen Nachbarn friedlich/ und beklagete ta&#x0364;glich &#x017F;eine ehmah-<lb/>
lige Boßheit. Ladi&#x017F;la und Fabius lobeten im gleichen/ wie getra&#x0364;ulich er dazumahl die Wer-<lb/>
bung verrichtet/ ungeachtet er mattigkeit wegen kaum reden ko&#x0364;nnen. Ko&#x0364;nigin Vali&#x017F;ka<lb/>
kennete ihn auch/ und &#x017F;agete zu ihm: Wie da mein Kerl/ treffen wir uns hier an? ge&#x017F;tehe<lb/>
mir nur/ ob du nicht eben der&#x017F;elbe bi&#x017F;t/ welcher mir den alten lumpigten Rok um den Kopf<lb/>
&#x017F;chlug/ da ich mich im Felde aufs Pferd &#x017F;etzen mu&#x017F;te. Die&#x017F;er er&#x017F;chrak der Erinnerung/ und<lb/>
gereute ihn &#x017F;ehr/ daß er &#x017F;ich gegen Gallus kund gegeben hatte/ fiel abermahl nieder/ baht um<lb/>
Gnade/ und berieff &#x017F;ich darauff/ daß Herkules im Walde ihm Leben und Freyheit ver&#x017F;pro-<lb/>
chen hatte. Die Ko&#x0364;nigin aber &#x017F;agte zu ihm: Fu&#x0364;rchte dich nit/ ich habe dir &#x017F;chon vor la&#x0364;ng&#x017F;t<lb/>
verzihen/ &#x017F;tehe nur auff/ und vernim/ was dir mein Gemahl vortragen wird. Der er&#x017F;chroc-<lb/>
kene Men&#x017F;ch kam hiedurch wieder zu &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t/ und als ihn Herkules fragete/ ob er in der<lb/>
Jugend irgend ein Handwerk gelernet/ oder &#x017F;on&#x017F;t mit Pferden umbzugehen wu&#x0364;&#x017F;te; gab er<lb/>
zur Antwort; er ha&#x0364;tte zwar in der Jugend bey einem Rademacher gelernet/ wa&#x0364;hre aber/<lb/>
ehe er die Lerne-jahr gar aus gehalten/ von bo&#x0364;&#x017F;er Ge&#x017F;el&#x017F;chaft verfu&#x0364;hret/ und endlich in die<lb/>
Ra&#x0364;uberzunft gerahten. Herkules &#x017F;agte Gallu&#x017F;&#x017F;en auff Medi&#x017F;ch/ er &#x017F;olte ihn in be&#x017F;tallung<lb/>
nehmen/ daß er als ein Wagenmei&#x017F;ter flei&#x017F;&#x017F;ige Auff&#x017F;icht ha&#x0364;tte/ un&#x0303; da etwas zubrochen wu&#x0364;&#xA75B;-<lb/>
de/ er &#x017F;olches bey zeiten wieder machen lie&#x017F;&#x017F;e. Gallus trug ihm nach genommenem Abtrit<lb/>
&#x017F;olches vor; welcher aber einwendete/ er ha&#x0364;tte vorm halben Jahr &#x017F;ich in den Ehe&#x017F;tand be-<lb/>
geben/ auch ein geringes Gu&#x0364;tlein gekauft/ welches durch &#x017F;einen gro&#x017F;&#x017F;en fleiß und Arbeit<lb/>
&#x017F;ehr gut und ge&#x017F;chlacht worden/ wu&#x0364;rde aber in grund wieder verderben/ wann er nicht &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
dabey wa&#x0364;hre. Weil nun Gallus &#x017F;eine Einfalt bekant wahr/ lachete er der Ent&#x017F;chuldigung/<lb/>
wolte &#x017F;ich nicht lange vergeblich bey ihm bemu&#x0364;hen/ &#x017F;ondern befahl ihm/ &#x017F;ein junges Weib<lb/>
herzuhohlen. Die&#x017F;e hatte &#x017F;ich etliche Jahr bey adelichem Frauenzimmer in Dien&#x017F;te auff-<lb/>
gehalten/ und wu&#x017F;te einem jeden nach gebu&#x0364;hr zimlich zubegegnen/ wahr ihres alters von<lb/>
28 Jahren/ und von geringer ankunft/ dann ihr Vater wahr im Flecken Ku&#x0364;hhirte. Da &#x017F;ie<lb/>
ank am/ neigete &#x017F;ie &#x017F;ich zu&#x0364;chtig vor Gallus/ und &#x017F;agete: Ihr Eheman ha&#x0364;tte ihr angezeiget/<lb/>
daß ihre Ge&#x017F;tr. &#x017F;ie unwirdige zu&#x017F;prechen begehrete; ha&#x0364;tte &#x017F;ich gehor&#x017F;am&#x017F;t ein&#x017F;tellen &#x017F;ollen/<lb/>
umb zuvernehmen/ was ihr Herr &#x017F;einer Magd zubefehlen ha&#x0364;tte. Frau/ &#x017F;agte Gallus/ &#x017F;eid<lb/>
ihr Klaudius Ehegatte? und auff bejahung gab er ihr zuvernehmen/ was vor ein Glu&#x0364;k ih-<lb/>
nen bevor&#x017F;tu&#x0364;nde; da ihr dann bey meiner Ehelieb&#x017F;ten/ &#x017F;etzete er hinzu/ als eine Scha&#x0364;fnerin<lb/>
&#x017F;eyn/ und alles we&#x017F;&#x017F;en ihr bedu&#x0364;rfet/ haben &#x017F;ollet. Sie bedankete &#x017F;ich de&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ehr/ und baht um<lb/>
befoderung; worauff er mit ihrem Manne wieder zu Herkules ging/ des Weibes Ho&#x0364;flig-<lb/>
keit ru&#x0364;hmete/ und daß er Dien&#x017F;te zunehmen willig wa&#x0364;hre. Wem wiltu aber dein Hauß un&#x0303;<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Gut</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[458/0464] Sechſtes Buch. traͤuen Bohten/ welchen wir unter den erſchlagenen Raͤubern antraffen/ und ſind alſo wir beyden von der gottloſen Geſelſchaft noch allein uͤbrig/ welche ſo hohen Haͤuptern ſo un- ſaͤgliche Muͤhe und Gefahr erwecket haben; auff welche Worte ihm die Traͤhnen hervor- drungen. Herkules antwortete ihm; wie oft habe ich euch erinnert/ daß ihr euch deßwegen nicht anklagen oder betruͤben ſollet/ und koͤnnet dannoch nicht unterlaſſen/ mich dadurch zu beleidigen. Du aber/ ſagte er zu Klaudius; haſtu dein Leben auch gebeſſert? Dieſer ſetzete ſich auff die Knie/ baht untertaͤhnigſt umb Gnade/ und berieff ſich auff das Zeugnis aller Inwohner; da ihn der Wirt offentlich ruͤhmete/ daß kein fleiſſiger Ackerman in der gan- zen Gegend waͤhre/ lebete mit ſeinen Nachbarn friedlich/ und beklagete taͤglich ſeine ehmah- lige Boßheit. Ladiſla und Fabius lobeten im gleichen/ wie getraͤulich er dazumahl die Wer- bung verrichtet/ ungeachtet er mattigkeit wegen kaum reden koͤnnen. Koͤnigin Valiſka kennete ihn auch/ und ſagete zu ihm: Wie da mein Kerl/ treffen wir uns hier an? geſtehe mir nur/ ob du nicht eben derſelbe biſt/ welcher mir den alten lumpigten Rok um den Kopf ſchlug/ da ich mich im Felde aufs Pferd ſetzen muſte. Dieſer erſchrak der Erinnerung/ und gereute ihn ſehr/ daß er ſich gegen Gallus kund gegeben hatte/ fiel abermahl nieder/ baht um Gnade/ und berieff ſich darauff/ daß Herkules im Walde ihm Leben und Freyheit verſpro- chen hatte. Die Koͤnigin aber ſagte zu ihm: Fuͤrchte dich nit/ ich habe dir ſchon vor laͤngſt verzihen/ ſtehe nur auff/ und vernim/ was dir mein Gemahl vortragen wird. Der erſchroc- kene Menſch kam hiedurch wieder zu ſich ſelbſt/ und als ihn Herkules fragete/ ob er in der Jugend irgend ein Handwerk gelernet/ oder ſonſt mit Pferden umbzugehen wuͤſte; gab er zur Antwort; er haͤtte zwar in der Jugend bey einem Rademacher gelernet/ waͤhre aber/ ehe er die Lerne-jahr gar aus gehalten/ von boͤſer Geſelſchaft verfuͤhret/ und endlich in die Raͤuberzunft gerahten. Herkules ſagte Galluſſen auff Mediſch/ er ſolte ihn in beſtallung nehmen/ daß er als ein Wagenmeiſter fleiſſige Auffſicht haͤtte/ uñ da etwas zubrochen wuͤꝛ- de/ er ſolches bey zeiten wieder machen lieſſe. Gallus trug ihm nach genommenem Abtrit ſolches vor; welcher aber einwendete/ er haͤtte vorm halben Jahr ſich in den Eheſtand be- geben/ auch ein geringes Guͤtlein gekauft/ welches durch ſeinen groſſen fleiß und Arbeit ſehr gut und geſchlacht worden/ wuͤrde aber in grund wieder verderben/ wann er nicht ſelbſt dabey waͤhre. Weil nun Gallus ſeine Einfalt bekant wahr/ lachete er der Entſchuldigung/ wolte ſich nicht lange vergeblich bey ihm bemuͤhen/ ſondern befahl ihm/ ſein junges Weib herzuhohlen. Dieſe hatte ſich etliche Jahr bey adelichem Frauenzimmer in Dienſte auff- gehalten/ und wuſte einem jeden nach gebuͤhr zimlich zubegegnen/ wahr ihres alters von 28 Jahren/ und von geringer ankunft/ dann ihr Vater wahr im Flecken Kuͤhhirte. Da ſie ank am/ neigete ſie ſich zuͤchtig vor Gallus/ und ſagete: Ihr Eheman haͤtte ihr angezeiget/ daß ihre Geſtr. ſie unwirdige zuſprechen begehrete; haͤtte ſich gehorſamſt einſtellen ſollen/ umb zuvernehmen/ was ihr Herr ſeiner Magd zubefehlen haͤtte. Frau/ ſagte Gallus/ ſeid ihr Klaudius Ehegatte? und auff bejahung gab er ihr zuvernehmen/ was vor ein Gluͤk ih- nen bevorſtuͤnde; da ihr dann bey meiner Eheliebſten/ ſetzete er hinzu/ als eine Schaͤfnerin ſeyn/ und alles weſſen ihr beduͤrfet/ haben ſollet. Sie bedankete ſich deſſen ſehr/ und baht um befoderung; worauff er mit ihrem Manne wieder zu Herkules ging/ des Weibes Hoͤflig- keit ruͤhmete/ und daß er Dienſte zunehmen willig waͤhre. Wem wiltu aber dein Hauß uñ Gut

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/464
Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 458. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/464>, abgerufen am 14.05.2024.