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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Sechstes Buch.
Gut vertrauen? fragete Herkules. Meinem Schwiegervater/ antwortete er/ wann er nur
seines tragenden Kühhirten dienstes wegen es gebührlich bestellen könte; zwar er hat die
Mittel nicht/ meine acht Morgen Acker in gutem Bau zuerhalten/ drumb mag er sie aus-
tuhn/ und die Pacht davon nehmen; dann meine zwey Pferde muß ich nun wol verkäuf-
fen/ und mich samt meinem Weibe etwas hösischer kleiden. Die Geselschaft lachete des
ernstlichen vorbringens/ und sagte Herkules: Wie hoch hältestu dann deine Pferde? Ich
habe sie/ antwortete er/ mit 15 Kronen bezahlet/ aber diesen Frühling sie sehr abgetrieben/ dz
sie über 12 Kronen nicht gelten werden. Daß werden keine sonderliche muhtige Hengste
seyn/ sagte Herkules; befahl Gallus in fremder Sprache/ er solte ihm und seinem Weibe
ihrer bestallung nach/ Kleider geben/ und 300 Kronen herbringen; welches alsbald gescha-
he/ da Klaudius ein gutes Ledernkoller/ graue Hosen und Reitrok mit einer silbern Schnuhr/
Stiefeln/ Sporn und ein gutes Pferd mit allem Reitzeuge; sein Weib des gleichen ein
ehrbares Kleid bekam/ welches sie beyderseits anlegen/ und zu Herkules hinein treten mu-
sten/ der ihm 100 Kronen Anreitsgelder/ und noch andere 100 Kronen gab/ die er seinem
Schwiegervater zustellen solte/ daß er den Ackerbau recht in acht nehmen könte; seinem
Weibe gab er die dritten 100 Kronen/ sie ihrer Mutter zum Geschenke zu bringen. Wovot
sie dankete/ mit dem Wunsch/ der allerhöchste wahre Gott möchte ihrer Königl. Hocheit
solches hier zeitlich und dort ewiglich vergelten. Daß ist ein feiner Wunsch/ gute Frau/ ant-
wortete er; aber kennet ihr auch denselben Gott/ von welchem ihr redet? sie stutzete hier auf/
und erröhtete drüber; welches Herkules sehend/ zu ihr sagete: Antwortet mir nur frey und
scheuhet euch in geistlichen Sachen vor keinem Menschen. Daß wil ich auch nicht tuhn/
gnädigster Herr/ sagte sie/ demnach mein Gott ernstlich erfodert/ daß man ihn aus Furcht
nicht verleugnen sol/ dann ich bin eine Christin/ und gläube festiglich/ daß ich den almäch-
ten wahren Gott/ und seinen lieben Sohn JEsus Christ/ so viel meine einfalt zulässet/ er-
kenne. Umb so viel angenehmer werdet ihr mir und meiner Geselschaft seyn/ sagte Herku-
les; aber von wem habt ihr diese allein seligmachende Lehre gelernet? Von meinem lieben
alten Vater/ antwortete sie/ welcher Gott lob in diesem Glauben unter mannichen Ver-
folgungen beständig verharret ist/ und sein herliches Landgut in seiner Jugend verlassen/
damit er bey seinem Heylande bleiben könte; daher sich Gott auch sein erbarmet/ und ihm
das tägliche Brod bescheret hat/ ob ers gleich saurlich verdienen müssen. Meine Mutter
aber ist Römisches Glaubens/ und weil sie zu der Christlichen Lehr gar kein belieben träget/
noch davon hören mag/ lässet sie mein Vater so hingehen/ Gott wolle sie erleuchten/ und zu
sich zihen/ daß sie der hellischen Verdamnis entrinnen möge. Was gläubet dann euer Klau-
dius? fragete er weiter. Antwortet vor euch selbst/ sagte sie zu ihm/ damit euer gnädigster
Herr wisse/ wie ihr mit Gott stehet; derselbe fing nun an: Ich bin leider in der Jugend
nicht unterrichtet/ was man von den Göttern wissen sol; aber dieses bilde ich mir gänzlich
ein/ daß dieselben von uns das böse wollen gelassen und das gute getahn haben. Warumb
aber lässestu dich nicht von deinem Schwäher und von deinem Weibe unterrichten was
du nicht weist? sagte Herkules. Ich habs ihnen nicht zugetrauet/ antwortete er/ daß sie von
so hohen Sachen gewißheit haben solten; wann aber ihre Gn. mir solches befehlen/ wil
ichs gerne tuhn. Herkules trug es Gallus auff/ er möchte gefliessen seyn diese arme Seele

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Sechſtes Buch.
Gut vertrauen? fragete Herkules. Meinem Schwiegervater/ antwortete er/ wann er nur
ſeines tragenden Kuͤhhirten dienſtes wegen es gebührlich beſtellen koͤnte; zwar er hat die
Mittel nicht/ meine acht Morgen Acker in gutem Bau zuerhalten/ drumb mag er ſie aus-
tuhn/ und die Pacht davon nehmen; dann meine zwey Pferde muß ich nun wol verkaͤuf-
fen/ und mich ſamt meinem Weibe etwas hoͤſiſcher kleiden. Die Geſelſchaft lachete des
ernſtlichen vorbringens/ und ſagte Herkules: Wie hoch haͤlteſtu dann deine Pferde? Ich
habe ſie/ antwortete er/ mit 15 Kronen bezahlet/ aber dieſen Fruͤhling ſie ſehr abgetrieben/ dz
ſie uͤber 12 Kronen nicht gelten werden. Daß werden keine ſonderliche muhtige Hengſte
ſeyn/ ſagte Herkules; befahl Gallus in fremder Sprache/ er ſolte ihm und ſeinem Weibe
ihrer beſtallung nach/ Kleider geben/ und 300 Kronen herbringen; welches alsbald geſcha-
he/ da Klaudius ein gutes Ledernkoller/ graue Hoſen uñ Reitrok mit einer ſilbern Schnuhꝛ/
Stiefeln/ Sporn und ein gutes Pferd mit allem Reitzeuge; ſein Weib des gleichen ein
ehrbares Kleid bekam/ welches ſie beyderſeits anlegen/ und zu Herkules hinein treten mu-
ſten/ der ihm 100 Kronen Anreitsgelder/ und noch andere 100 Kronen gab/ die er ſeinem
Schwiegervater zuſtellen ſolte/ daß er den Ackerbau recht in acht nehmen koͤnte; ſeinem
Weibe gab er die dritten 100 Kronen/ ſie ihrer Mutter zum Geſchenke zu bringen. Wovot
ſie dankete/ mit dem Wunſch/ der allerhoͤchſte wahre Gott moͤchte ihrer Koͤnigl. Hocheit
ſolches hier zeitlich uñ dort ewiglich vergelten. Daß iſt ein feiner Wunſch/ gute Frau/ ant-
wortete er; aber kennet ihr auch denſelben Gott/ von welchem ihr redet? ſie ſtutzete hier auf/
und erroͤhtete druͤber; welches Herkules ſehend/ zu ihr ſagete: Antwortet mir nur frey und
ſcheuhet euch in geiſtlichen Sachen vor keinem Menſchen. Daß wil ich auch nicht tuhn/
gnaͤdigſter Herr/ ſagte ſie/ demnach mein Gott ernſtlich erfodert/ daß man ihn aus Furcht
nicht verleugnen ſol/ dann ich bin eine Chriſtin/ und glaͤube feſtiglich/ daß ich den almaͤch-
ten wahren Gott/ und ſeinen lieben Sohn JEſus Chriſt/ ſo viel meine einfalt zulaͤſſet/ er-
kenne. Umb ſo viel angenehmer werdet ihr mir und meiner Geſelſchaft ſeyn/ ſagte Herku-
les; aber von wem habt ihr dieſe allein ſeligmachende Lehre gelernet? Von meinem lieben
alten Vater/ antwortete ſie/ welcher Gott lob in dieſem Glauben unter mannichen Ver-
folgungen beſtaͤndig verharret iſt/ und ſein herliches Landgut in ſeiner Jugend verlaſſen/
damit er bey ſeinem Heylande bleiben koͤnte; daher ſich Gott auch ſein erbarmet/ und ihm
das taͤgliche Brod beſcheret hat/ ob ers gleich ſaurlich verdienen muͤſſen. Meine Mutter
aber iſt Roͤmiſches Glaubens/ und weil ſie zu der Chriſtlichen Lehr gar kein belieben traͤget/
noch davon hoͤren mag/ laͤſſet ſie mein Vater ſo hingehen/ Gott wolle ſie erleuchten/ und zu
ſich zihen/ daß ſie der helliſchen Verdamnis entrinnen moͤge. Was glaͤubet dañ euer Klau-
dius? fragete er weiter. Antwortet vor euch ſelbſt/ ſagte ſie zu ihm/ damit euer gnaͤdigſter
Herr wiſſe/ wie ihr mit Gott ſtehet; derſelbe fing nun an: Ich bin leider in der Jugend
nicht unterrichtet/ was man von den Goͤttern wiſſen ſol; aber dieſes bilde ich mir gaͤnzlich
ein/ daß dieſelben von uns das boͤſe wollen gelaſſen und das gute getahn haben. Warumb
aber laͤſſeſtu dich nicht von deinem Schwaͤher und von deinem Weibe unterrichten was
du nicht weiſt? ſagte Herkules. Ich habs ihnen nicht zugetrauet/ antwortete er/ daß ſie von
ſo hohen Sachen gewißheit haben ſolten; wann aber ihre Gn. mir ſolches befehlen/ wil
ichs gerne tuhn. Herkules trug es Gallus auff/ er moͤchte geflieſſen ſeyn dieſe arme Seele

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[459/0465] Sechſtes Buch. Gut vertrauen? fragete Herkules. Meinem Schwiegervater/ antwortete er/ wann er nur ſeines tragenden Kuͤhhirten dienſtes wegen es gebührlich beſtellen koͤnte; zwar er hat die Mittel nicht/ meine acht Morgen Acker in gutem Bau zuerhalten/ drumb mag er ſie aus- tuhn/ und die Pacht davon nehmen; dann meine zwey Pferde muß ich nun wol verkaͤuf- fen/ und mich ſamt meinem Weibe etwas hoͤſiſcher kleiden. Die Geſelſchaft lachete des ernſtlichen vorbringens/ und ſagte Herkules: Wie hoch haͤlteſtu dann deine Pferde? Ich habe ſie/ antwortete er/ mit 15 Kronen bezahlet/ aber dieſen Fruͤhling ſie ſehr abgetrieben/ dz ſie uͤber 12 Kronen nicht gelten werden. Daß werden keine ſonderliche muhtige Hengſte ſeyn/ ſagte Herkules; befahl Gallus in fremder Sprache/ er ſolte ihm und ſeinem Weibe ihrer beſtallung nach/ Kleider geben/ und 300 Kronen herbringen; welches alsbald geſcha- he/ da Klaudius ein gutes Ledernkoller/ graue Hoſen uñ Reitrok mit einer ſilbern Schnuhꝛ/ Stiefeln/ Sporn und ein gutes Pferd mit allem Reitzeuge; ſein Weib des gleichen ein ehrbares Kleid bekam/ welches ſie beyderſeits anlegen/ und zu Herkules hinein treten mu- ſten/ der ihm 100 Kronen Anreitsgelder/ und noch andere 100 Kronen gab/ die er ſeinem Schwiegervater zuſtellen ſolte/ daß er den Ackerbau recht in acht nehmen koͤnte; ſeinem Weibe gab er die dritten 100 Kronen/ ſie ihrer Mutter zum Geſchenke zu bringen. Wovot ſie dankete/ mit dem Wunſch/ der allerhoͤchſte wahre Gott moͤchte ihrer Koͤnigl. Hocheit ſolches hier zeitlich uñ dort ewiglich vergelten. Daß iſt ein feiner Wunſch/ gute Frau/ ant- wortete er; aber kennet ihr auch denſelben Gott/ von welchem ihr redet? ſie ſtutzete hier auf/ und erroͤhtete druͤber; welches Herkules ſehend/ zu ihr ſagete: Antwortet mir nur frey und ſcheuhet euch in geiſtlichen Sachen vor keinem Menſchen. Daß wil ich auch nicht tuhn/ gnaͤdigſter Herr/ ſagte ſie/ demnach mein Gott ernſtlich erfodert/ daß man ihn aus Furcht nicht verleugnen ſol/ dann ich bin eine Chriſtin/ und glaͤube feſtiglich/ daß ich den almaͤch- ten wahren Gott/ und ſeinen lieben Sohn JEſus Chriſt/ ſo viel meine einfalt zulaͤſſet/ er- kenne. Umb ſo viel angenehmer werdet ihr mir und meiner Geſelſchaft ſeyn/ ſagte Herku- les; aber von wem habt ihr dieſe allein ſeligmachende Lehre gelernet? Von meinem lieben alten Vater/ antwortete ſie/ welcher Gott lob in dieſem Glauben unter mannichen Ver- folgungen beſtaͤndig verharret iſt/ und ſein herliches Landgut in ſeiner Jugend verlaſſen/ damit er bey ſeinem Heylande bleiben koͤnte; daher ſich Gott auch ſein erbarmet/ und ihm das taͤgliche Brod beſcheret hat/ ob ers gleich ſaurlich verdienen muͤſſen. Meine Mutter aber iſt Roͤmiſches Glaubens/ und weil ſie zu der Chriſtlichen Lehr gar kein belieben traͤget/ noch davon hoͤren mag/ laͤſſet ſie mein Vater ſo hingehen/ Gott wolle ſie erleuchten/ und zu ſich zihen/ daß ſie der helliſchen Verdamnis entrinnen moͤge. Was glaͤubet dañ euer Klau- dius? fragete er weiter. Antwortet vor euch ſelbſt/ ſagte ſie zu ihm/ damit euer gnaͤdigſter Herr wiſſe/ wie ihr mit Gott ſtehet; derſelbe fing nun an: Ich bin leider in der Jugend nicht unterrichtet/ was man von den Goͤttern wiſſen ſol; aber dieſes bilde ich mir gaͤnzlich ein/ daß dieſelben von uns das boͤſe wollen gelaſſen und das gute getahn haben. Warumb aber laͤſſeſtu dich nicht von deinem Schwaͤher und von deinem Weibe unterrichten was du nicht weiſt? ſagte Herkules. Ich habs ihnen nicht zugetrauet/ antwortete er/ daß ſie von ſo hohen Sachen gewißheit haben ſolten; wann aber ihre Gn. mir ſolches befehlen/ wil ichs gerne tuhn. Herkules trug es Gallus auff/ er moͤchte geflieſſen ſeyn dieſe arme Seele zu m m m ij

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 459. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/465>, abgerufen am 14.05.2024.