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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Siebendes Buch.
unbesonnenes Häupt bald auff einer Stangen stecken sehen. Niklot taht seinem Fürsten
zugefallen den Vorschlag/ obs nicht ein Ding währe/ daß dem tapfern jungen Fürsten Got-
schalk der Kampff wider den jungen Sachsen Fürsten zugelassen würde; aber derselbe ant-
wortete im Eifer: Wo euch nicht gebühret zureden/ Niklot/ da schweiget/ biß mans euch
abfodere; hätte ich aber meiner Gliedmassen Gesundheit noch/ die in Beschützung meines
Gn. Herrn Vaters ich freudig und willig zugesetzet habe/ wolte ich nicht harren/ biß ihr
mich darzu anmahnen würdet. Dieses redete der Fürst/ weil ihm wol bewust wahr/ wie
gerne dieser seines Vaters Bosheit pflegete auszuüben/ zweifelte auch nicht/ da er sich vor
einigen Meuchelmörder zubefürchten hätte/ würde es dieser seyn; welcher sich vor des jun-
gen Fürsten Zorn fürchtend/ sich sehr demühtigte/ und seiner Unbedachtsamkeit gnädige
Verzeihung baht/ welches Gotschalk mit einem stilleschweigen beantwortete. Der Va-
ter stellete sich/ als hätte er dieser Rede keine acht/ wendete sich nach Gunderich/ und sagte
zu ihm: Reite hin mein Oheim/ und biß eingedenke/ dz du dich als ein Vorbilde Wendischer
Tapferkeit erzeigen müssest/ weil du zu dem Ende von mir abgeschicket wirst/ da dir dann nach
erlangetem Siege/ dessen wir schon versichert sind/ die gebührliche Kron auffgesetzet/ und
das Ehrengedächtniß zugestellet werden sol. Leches hinterbrachte auch die erhaltene Ant-
wort/ und daß er ehrenhalben nicht umhin gekunt/ seines Königes Redligkeit zu handha-
ben/ und den Freveler auszufodern/ baht umb gnädigste Vergünstigung/ und hoffete/ Gott
würde ihm Kräffte/ und dem Heer durch seinen Sieg/ frischen Muht verleihen. Warum
nicht/ antwortete Ladisla/ nach dem ihr das Wort gesprochen/ und mirs so gut nicht werden
kan; deswegen schaffet es nach eurem Willen/ weil ihr ohndas wisset/ daß ich eurer Ehren
steter Befoderer bin. Auff diese Volmacht sendete er Neklam selb sechse an den Feind/ um
zuvernehmen/ ob dem Ausgefoderten das Schwert in der Scheide loß/ und das Speer in
der Faust feste währe/ solte er gar alle in zwischen beyden Lagern sich finden/ seine Manheit
sehen lassen/ und vor allem unredlichen überfall gesichert seyn. Ja/ antwortete Gunderich/
ich erwarte des Lästerers schon/ und wil ihm sein leztes einschenken. Er ist kein Lästerer/ sa-
gete Neklam/ sondern ein Lästermaul redet solches/ habe auch wol ehe gesehen/ daß eine
großsprechige Zunge gehemmet ist. Kehrete damit umb/ und hinterbrachte den Bescheid/
daher Leches alsbald fortritte/ weil er seinen Mann sahe desgleichen tuhn. Sie wahren
beyderseits eiferig/ aber Leches behuhtsamer/ traffen allerseits wol/ und hielten/ das erste
mahl redlich aus/ hätten auch den andern Saz gerne gewaget/ aber die Speer wahren zu-
brochen/ und so bald keine neue verhanden/ daher sie zu den Schwertern griffen/ und einen
grimmigen Streit anfingen/ in welchem doch Gott und die gerechte Sache endlich schei-
dung machete/ dann nachdem sie eine gute Viertelstunde gearbeitet hatten/ warff Leches
den Wenden vom Pferde/ sprang ihm nach/ und nach abgezogenem Helme schlug er ihm
den Kopff mit einem Streiche hinweg/ welchen er samt des Feindes Schwerte zu sich nam/
und beides zu seines Königes Füssen mit diesen Worten niderwarff: Diese göttliche Ra-
che sol verhoffentlich ein Beyspiel sein unsers künfftigen herlichen Sieges/ nachdem ich
durch Gottes gnädigen Schuz allerdinge unverwundet und bey ganzen Kräfften blieben
bin. Unser Heer ließ auff erhaltenen Sieg ein starkes Freuden Geschrey aus/ dagegen er-
schrak der Wendische Fürst des Unfals/ daß er erblassete; welches zubemänteln er zu den

seinen

Siebendes Buch.
unbeſonnenes Haͤupt bald auff einer Stangen ſtecken ſehen. Niklot taht ſeinem Fuͤrſten
zugefallen den Vorſchlag/ obs nicht ein Ding waͤhre/ daß dem tapfern jungen Fuͤrſten Got-
ſchalk der Kampff wider den jungen Sachſen Fuͤrſten zugelaſſen wuͤrde; aber derſelbe ant-
wortete im Eifer: Wo euch nicht gebuͤhret zureden/ Niklot/ da ſchweiget/ biß mans euch
abfodere; haͤtte ich aber meiner Gliedmaſſen Geſundheit noch/ die in Beſchuͤtzung meines
Gn. Herrn Vaters ich freudig und willig zugeſetzet habe/ wolte ich nicht harren/ biß ihr
mich darzu anmahnen wuͤrdet. Dieſes redete der Fuͤrſt/ weil ihm wol bewuſt wahr/ wie
gerne dieſer ſeines Vaters Bosheit pflegete auszuuͤben/ zweifelte auch nicht/ da er ſich vor
einigen Meuchelmoͤrder zubefuͤrchten haͤtte/ wuͤrde es dieſer ſeyn; welcher ſich vor des jun-
gen Fuͤrſten Zorn fuͤrchtend/ ſich ſehr demühtigte/ und ſeiner Unbedachtſamkeit gnaͤdige
Verzeihung baht/ welches Gotſchalk mit einem ſtilleſchweigen beantwortete. Der Va-
ter ſtellete ſich/ als haͤtte er dieſer Rede keine acht/ wendete ſich nach Gunderich/ und ſagte
zu ihm: Reite hin mein Oheim/ uñ biß eingedenke/ dz du dich als ein Voꝛbilde Wendiſcher
Tapferkeit erzeigẽ muͤſſeſt/ weil du zu dem Ende von mir abgeſchicket wirſt/ da dir dañ nach
erlangetem Siege/ deſſen wir ſchon verſichert ſind/ die gebuͤhrliche Kron auffgeſetzet/ und
das Ehrengedaͤchtniß zugeſtellet werden ſol. Leches hinterbrachte auch die erhaltene Ant-
wort/ und daß er ehrenhalben nicht umhin gekunt/ ſeines Koͤniges Redligkeit zu handha-
ben/ und den Freveler auszufodern/ baht umb gnaͤdigſte Verguͤnſtigung/ und hoffete/ Gott
wuͤrde ihm Kraͤffte/ und dem Heer durch ſeinen Sieg/ friſchen Muht verleihen. Warum
nicht/ antwortete Ladiſla/ nach dem ihr das Wort geſprochen/ und mirs ſo gut nicht werdẽ
kan; deswegen ſchaffet es nach eurem Willen/ weil ihr ohndas wiſſet/ daß ich eurer Ehren
ſteter Befoderer bin. Auff dieſe Volmacht ſendete er Neklam ſelb ſechſe an den Feind/ um
zuvernehmen/ ob dem Ausgefoderten das Schwert in der Scheide loß/ und das Speer in
der Fauſt feſte waͤhre/ ſolte er gar alle in zwiſchen beyden Lagern ſich finden/ ſeine Manheit
ſehen laſſen/ und vor allem unredlichen uͤberfall geſichert ſeyn. Ja/ antwoꝛtete Gunderich/
ich erwarte des Laͤſterers ſchon/ und wil ihm ſein leztes einſchenken. Er iſt kein Laͤſterer/ ſa-
gete Neklam/ ſondern ein Laͤſtermaul redet ſolches/ habe auch wol ehe geſehen/ daß eine
großſprechige Zunge gehemmet iſt. Kehrete damit umb/ und hinterbrachte den Beſcheid/
daher Leches alsbald fortritte/ weil er ſeinen Mann ſahe desgleichen tuhn. Sie wahren
beyderſeits eiferig/ aber Leches behuhtſamer/ traffen allerſeits wol/ und hielten/ das erſte
mahl redlich aus/ haͤtten auch den andern Saz gerne gewaget/ aber die Speer wahren zu-
brochen/ und ſo bald keine neue verhanden/ daher ſie zu den Schwertern griffen/ und einen
grimmigen Streit anfingen/ in welchem doch Gott und die gerechte Sache endlich ſchei-
dung machete/ dann nachdem ſie eine gute Viertelſtunde gearbeitet hatten/ warff Leches
den Wenden vom Pferde/ ſprang ihm nach/ und nach abgezogenem Helme ſchlug er ihm
den Kopff mit einem Streiche hinweg/ welchẽ er ſamt des Feindes Schwerte zu ſich nam/
und beides zu ſeines Koͤniges Fuͤſſen mit dieſen Worten niderwarff: Dieſe goͤttliche Ra-
che ſol verhoffentlich ein Beyſpiel ſein unſers kuͤnfftigen herlichen Sieges/ nachdem ich
durch Gottes gnaͤdigen Schuz allerdinge unverwundet und bey ganzen Kraͤfften blieben
bin. Unſer Heer ließ auff erhaltenen Sieg ein ſtarkes Freuden Geſchrey aus/ dagegen er-
ſchrak der Wendiſche Fuͤrſt des Unfals/ daß er erblaſſete; welches zubemaͤnteln er zu den

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[492/0498] Siebendes Buch. unbeſonnenes Haͤupt bald auff einer Stangen ſtecken ſehen. Niklot taht ſeinem Fuͤrſten zugefallen den Vorſchlag/ obs nicht ein Ding waͤhre/ daß dem tapfern jungen Fuͤrſten Got- ſchalk der Kampff wider den jungen Sachſen Fuͤrſten zugelaſſen wuͤrde; aber derſelbe ant- wortete im Eifer: Wo euch nicht gebuͤhret zureden/ Niklot/ da ſchweiget/ biß mans euch abfodere; haͤtte ich aber meiner Gliedmaſſen Geſundheit noch/ die in Beſchuͤtzung meines Gn. Herrn Vaters ich freudig und willig zugeſetzet habe/ wolte ich nicht harren/ biß ihr mich darzu anmahnen wuͤrdet. Dieſes redete der Fuͤrſt/ weil ihm wol bewuſt wahr/ wie gerne dieſer ſeines Vaters Bosheit pflegete auszuuͤben/ zweifelte auch nicht/ da er ſich vor einigen Meuchelmoͤrder zubefuͤrchten haͤtte/ wuͤrde es dieſer ſeyn; welcher ſich vor des jun- gen Fuͤrſten Zorn fuͤrchtend/ ſich ſehr demühtigte/ und ſeiner Unbedachtſamkeit gnaͤdige Verzeihung baht/ welches Gotſchalk mit einem ſtilleſchweigen beantwortete. Der Va- ter ſtellete ſich/ als haͤtte er dieſer Rede keine acht/ wendete ſich nach Gunderich/ und ſagte zu ihm: Reite hin mein Oheim/ uñ biß eingedenke/ dz du dich als ein Voꝛbilde Wendiſcher Tapferkeit erzeigẽ muͤſſeſt/ weil du zu dem Ende von mir abgeſchicket wirſt/ da dir dañ nach erlangetem Siege/ deſſen wir ſchon verſichert ſind/ die gebuͤhrliche Kron auffgeſetzet/ und das Ehrengedaͤchtniß zugeſtellet werden ſol. Leches hinterbrachte auch die erhaltene Ant- wort/ und daß er ehrenhalben nicht umhin gekunt/ ſeines Koͤniges Redligkeit zu handha- ben/ und den Freveler auszufodern/ baht umb gnaͤdigſte Verguͤnſtigung/ und hoffete/ Gott wuͤrde ihm Kraͤffte/ und dem Heer durch ſeinen Sieg/ friſchen Muht verleihen. Warum nicht/ antwortete Ladiſla/ nach dem ihr das Wort geſprochen/ und mirs ſo gut nicht werdẽ kan; deswegen ſchaffet es nach eurem Willen/ weil ihr ohndas wiſſet/ daß ich eurer Ehren ſteter Befoderer bin. Auff dieſe Volmacht ſendete er Neklam ſelb ſechſe an den Feind/ um zuvernehmen/ ob dem Ausgefoderten das Schwert in der Scheide loß/ und das Speer in der Fauſt feſte waͤhre/ ſolte er gar alle in zwiſchen beyden Lagern ſich finden/ ſeine Manheit ſehen laſſen/ und vor allem unredlichen uͤberfall geſichert ſeyn. Ja/ antwoꝛtete Gunderich/ ich erwarte des Laͤſterers ſchon/ und wil ihm ſein leztes einſchenken. Er iſt kein Laͤſterer/ ſa- gete Neklam/ ſondern ein Laͤſtermaul redet ſolches/ habe auch wol ehe geſehen/ daß eine großſprechige Zunge gehemmet iſt. Kehrete damit umb/ und hinterbrachte den Beſcheid/ daher Leches alsbald fortritte/ weil er ſeinen Mann ſahe desgleichen tuhn. Sie wahren beyderſeits eiferig/ aber Leches behuhtſamer/ traffen allerſeits wol/ und hielten/ das erſte mahl redlich aus/ haͤtten auch den andern Saz gerne gewaget/ aber die Speer wahren zu- brochen/ und ſo bald keine neue verhanden/ daher ſie zu den Schwertern griffen/ und einen grimmigen Streit anfingen/ in welchem doch Gott und die gerechte Sache endlich ſchei- dung machete/ dann nachdem ſie eine gute Viertelſtunde gearbeitet hatten/ warff Leches den Wenden vom Pferde/ ſprang ihm nach/ und nach abgezogenem Helme ſchlug er ihm den Kopff mit einem Streiche hinweg/ welchẽ er ſamt des Feindes Schwerte zu ſich nam/ und beides zu ſeines Koͤniges Fuͤſſen mit dieſen Worten niderwarff: Dieſe goͤttliche Ra- che ſol verhoffentlich ein Beyſpiel ſein unſers kuͤnfftigen herlichen Sieges/ nachdem ich durch Gottes gnaͤdigen Schuz allerdinge unverwundet und bey ganzen Kraͤfften blieben bin. Unſer Heer ließ auff erhaltenen Sieg ein ſtarkes Freuden Geſchrey aus/ dagegen er- ſchrak der Wendiſche Fuͤrſt des Unfals/ daß er erblaſſete; welches zubemaͤnteln er zu den ſeinen

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 492. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/498>, abgerufen am 14.05.2024.