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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Siebendes Buch.
tigung gerecht seyn. Nun redete dieser Böhme die Warheit; dann er hielt sich in der
Schlacht so wol/ daß er 21 von den Feinden erlegete/ und dagegen neun Wunden mit dem
Leben davon brachte; sein nahme aber wahr Miezla. Fürst Krito muhtigte die seinen auch
mit grossen verheissungen/ deren er doch wenig zu leisten willens wahr/ hielt ihnen daneben
vor/ wie gehässige Feindschaft die Sachsen zu ihrem Geschlecht trügen/ und sie fast den
Hunden gleich schätzeten/ daher sie ihn und seinen Sohn unwirdig geachtet hätten/ ihnen
das Fräulein zum Gemahl abfolgen zulassen; diesen Schimpf zu rächen/ hätte man anjezt
die gewünschteste Gelegenheit/ darumb solten sie auff ihn sehen/ und ihm immer nach wür-
gen/ alsdann müste ohn allen zweiffel der Sieg auff ihre Seite fallen. Der erste Angriff
zwischen ihnen wahr sehr herbe; Leches und Gallus musten den ersten Fall wagen/ die sich
zwar äusserst bemüheten einzubrechen/ aber sie funden gleichmässigen Wiederstand/ weil
Krito ihnen sehr tolkühne Wagehälse entgegen gehen ließ/ welche den untergesteckten Frie-
sen mit ihrem Beyspiel einen Muht eingossen/ daß sie nicht weniger kühne Gegenwehr tah-
ten/ und niemand hinter sich zu weichen bedacht wahr. Also wütete nun das Schwert an
allen Orten/ aber am hitzigsten ging es dißmahl zwischen Baldrich und Gottschalk zu/ wo-
selbst Niklot und Siegward einander noch die Wage hielten/ biß sie beyde selbst aneinan-
der gerieten/ und sich rechtschaffen zwageten. Baldrich fürchtete sich sehr/ er würde an sei-
nem Orte sich am schlechtesten halten/ weil der Feind so leicht nicht weichen wolte/ deswe-
gen er mit seiner übrigen ganzen Mannschafft ansetzete/ und den seinen zurieff/ ob sie allein
sich wolten überwinden lassen; der rechte Flügel hätte schon geobsieget; so währe des Fein-
des Fußvolk auff der Weichseite; was sie gedächten/ daß sie als schlaffende die Hände sin-
ken und den Muht fallen liessen. Gottschalk hörete dieses/ und wie die Liebe ohndz allemahl
furchtsam ist/ gedachte er/ ihm würde also seyn/ ließ sich doch nichts merken/ sondern sendete
seinem Feldmarschalk das übrige seines Heers zu/ Baldrich entgegen/ ob sie Wiederstand
tuhn/ und seinen ungestümen Einbruch zurük halten möchten. Seine 2000 geträuen aber
nam er zu sich/ rante mit ihnen auffs allerschleunigste dem Dorffe zu/ woselbst der Groß-
Fürstneben den seinen verwahret ward. So bald er daselbst anlangete/ erteilete er seines
Vaters Leuten befehl/ auffs geschwindeste nach der Schlacht zu reiten/ und sich zu dem lin-
ken Flügel zuschlagen/ als wo man ihrer benöhtigt währe/ das Fußvolk aber nach des La-
gers beschützung zu gehen; welche sich dessen wegerten/ einwendend/ es währe ihnen bey
Leib und lebens Straffe gebohten/ von den Gefangenen nicht zu weichen/ viel weniger dem
jungen Fürsten zu gönnen/ daß er zu ihnen nahete. Er aber wolte sich nicht lange mit ihnen
zanken/ und weil er an Reuterey ihnen überlegen wahr/ ließ er ihrer zwölffe alsbald nider-
hauen/ dräuete auch dem ganzen Hauffen gleiche Straffe/ dafern sie nicht alsbald abzihen
und seinem befehl nachkommen würden; Er währe von seinem liebsten Herr Vater selbst
hergeschikt/ die Gefangenen an einen andern Ort zu bringen/ damit sie nicht von ihren Völ-
kern loßgemacht würden; zwar es merketen diese den Auffsaz wol/ aber weil sie überman-
net/ und unversehens umbringet wahren/ liessen sie sich weisen/ und zogen auff seinen befehl
ab. Gotschalk erfreuete sich des guten anfangs höchlich/ besetzete das Dorff mit seinen Leu-
ten auffs beste/ machete sich darauff mit etlichen wenigen zu dem Groß Fürsten/ und redete
ihn also; Gnädigster Herr/ als Vater zu ehren; nachdem kein Ding in der ganzen Welt/

als

Siebendes Buch.
tigung gerecht ſeyn. Nun redete dieſer Boͤhme die Warheit; dann er hielt ſich in der
Schlacht ſo wol/ daß er 21 von den Feinden erlegete/ und dagegen neun Wunden mit dem
Leben davon brachte; ſein nahme aber wahr Miezla. Fuͤrſt Krito muhtigte die ſeinen auch
mit groſſen verheiſſungen/ deren er doch wenig zu leiſten willens wahr/ hielt ihnen daneben
vor/ wie gehaͤſſige Feindſchaft die Sachſen zu ihrem Geſchlecht truͤgen/ und ſie faſt den
Hunden gleich ſchaͤtzeten/ daher ſie ihn und ſeinen Sohn unwirdig geachtet haͤtten/ ihnen
das Fraͤulein zum Gemahl abfolgen zulaſſen; dieſen Schimpf zu raͤchen/ haͤtte man anjezt
die gewuͤnſchteſte Gelegenheit/ darumb ſolten ſie auff ihn ſehen/ und ihm immer nach wuͤr-
gen/ alsdann müſte ohn allen zweiffel der Sieg auff ihre Seite fallen. Der erſte Angriff
zwiſchen ihnen wahr ſehr herbe; Leches und Gallus muſten den erſten Fall wagen/ die ſich
zwar aͤuſſerſt bemüheten einzubrechen/ aber ſie funden gleichmaͤſſigen Wiederſtand/ weil
Krito ihnen ſehr tolkuͤhne Wagehaͤlſe entgegen gehen ließ/ welche den untergeſteckten Frie-
ſen mit ihrem Beyſpiel einen Muht eingoſſen/ daß ſie nicht weniger kühne Gegenwehr tah-
ten/ und niemand hinter ſich zu weichen bedacht wahr. Alſo wuͤtete nun das Schwert an
allen Orten/ aber am hitzigſten ging es dißmahl zwiſchen Baldrich und Gottſchalk zu/ wo-
ſelbſt Niklot und Siegward einander noch die Wage hielten/ biß ſie beyde ſelbſt aneinan-
der gerieten/ und ſich rechtſchaffen zwageten. Baldrich fuͤrchtete ſich ſehr/ er wuͤrde an ſei-
nem Orte ſich am ſchlechteſten halten/ weil der Feind ſo leicht nicht weichen wolte/ deswe-
gen er mit ſeiner uͤbrigen ganzen Mannſchafft anſetzete/ und den ſeinen zurieff/ ob ſie allein
ſich wolten uͤberwinden laſſen; der rechte Fluͤgel haͤtte ſchon geobſieget; ſo waͤhre des Fein-
des Fußvolk auff der Weichſeite; was ſie gedaͤchten/ daß ſie als ſchlaffende die Haͤnde ſin-
ken und den Muht fallen lieſſen. Gottſchalk hoͤrete dieſes/ und wie die Liebe ohndz allemahl
furchtſam iſt/ gedachte er/ ihm wuͤrde alſo ſeyn/ ließ ſich doch nichts merken/ ſondern ſendete
ſeinem Feldmarſchalk das übrige ſeines Heers zu/ Baldrich entgegen/ ob ſie Wiederſtand
tuhn/ und ſeinen ungeſtuͤmen Einbruch zurük halten moͤchten. Seine 2000 getraͤuen aber
nam er zu ſich/ rante mit ihnen auffs allerſchleunigſte dem Dorffe zu/ woſelbſt der Groß-
Fuͤrſtneben den ſeinen verwahret ward. So bald er daſelbſt anlangete/ erteilete er ſeines
Vaters Leuten befehl/ auffs geſchwindeſte nach der Schlacht zu reiten/ und ſich zu dem lin-
ken Fluͤgel zuſchlagen/ als wo man ihrer benoͤhtigt waͤhre/ das Fußvolk aber nach des La-
gers beſchuͤtzung zu gehen; welche ſich deſſen wegerten/ einwendend/ es waͤhre ihnen bey
Leib und lebens Straffe gebohten/ von den Gefangenen nicht zu weichen/ viel weniger dem
jungen Fuͤrſten zu goͤnnen/ daß er zu ihnen nahete. Er aber wolte ſich nicht lange mit ihnen
zanken/ und weil er an Reuterey ihnen uͤberlegen wahr/ ließ er ihrer zwoͤlffe alsbald nider-
hauen/ draͤuete auch dem ganzen Hauffen gleiche Straffe/ dafern ſie nicht alsbald abzihen
und ſeinem befehl nachkommen wuͤrden; Er waͤhre von ſeinem liebſten Herr Vater ſelbſt
hergeſchikt/ die Gefangenen an einen andern Ort zu bringen/ damit ſie nicht von ihren Voͤl-
kern loßgemacht wuͤrden; zwar es merketen dieſe den Auffſaz wol/ aber weil ſie überman-
net/ und unverſehens umbringet wahren/ lieſſen ſie ſich weiſen/ und zogen auff ſeinen befehl
ab. Gotſchalk erfreuete ſich des guten anfangs hoͤchlich/ beſetzete das Dorff mit ſeinen Leu-
ten auffs beſte/ machete ſich darauff mit etlichen wenigen zu dem Groß Fuͤrſten/ und redete
ihn alſo; Gnaͤdigſter Herr/ als Vater zu ehren; nachdem kein Ding in der ganzen Welt/

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 494. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/500>, abgerufen am 14.05.2024.