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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Achtes Buch.
der wahren/ trat derselbe auff/ und hielt diese Rede: Ich weiß nicht/ unüberwindlichster
König/ und ihr tapferen hochweisen Landstände dieses unvergleichlichen Pannonischen
Reichs; ich weiß nicht/ ob mirs anstehen wil/ unsere jetzige Reichsnotturft vorzutragen;
oder da mirs anstehen wird/ ob ich in meinem vorbringen nicht etwa vor einen solchen an-
gesehen werden möchte/ welcher mehr umb sein eigenes anliegen als umb des Reichs beste
redet. Zwar in meinem Gewissen bin ich versichert/ daß ich nichts als gemeine Wolfahrt
suche/ welches einem jeden Biderman oblieget; ob ich aber auch von eurer Königl. Hocheit/
und der anwesenden hochtapferen Versamlung davor gehalten werde/ wird ihre allergnä-
digste und freundliche Erklärung entdecken. Wie hoch dieses unser Reich vor allen an-
deren zu schätzen sey/ werden uns die Römer selbst Zeugnis geben/ als denen wir die einige
hinderung sind/ daß ihr Reichsstab sich nicht über ganz Europa ausstrecken kan; sie sind
bißher wieder uns zu felde gelegen/ so lange ich ein Mann gewesen bin/ aber unsers Bluts
nichts umbsonst gekostet/ und unserer Macht nicht grössern abbruch getahn/ als wir ihnen.
Wie lange wollen wir dann des tolkühnen Teutschen Jünglings/ der sich Herkules nen-
nen lässet/ und seines verwägenen Gesellen des After Königes in Böhmen Hochmuht/ be-
schimpf- und spottung dulden/ und ihren Geifer/ den sie uns ins Gesichte geworffen/ unab-
gewischet lassen. Ich klage nicht eigentlich hierüber/ was meinem Bruder/ dem redlichen
Bato/ einem Königlichen Gesanten schon vor vier Jahren begegnet ist. Ich betraure eben
meinen andern Bruder nicht/ den ritterlichen und umb diese Kron hochverdienten Pines/
daß er vor einen leibeigenen Ruderknecht sich auff der Römer Schiffen neben seinen tap-
feren Gesellen gebrauchen lassen muß; dann dieses/ möchte jemand gedenken/ währe mein
eigenes Haußunglük/ welches mit den Reichshändeln nicht müsse vermenget werden;
wiewol ein jeder weiß/ daß sie nicht als meine Brüder in ihren eigenen oder meinen ver-
richtungen; sondern in des ganzen Landes Geschäften als Königliche Reichs-gesanten
beleidiget und geschändet sind. Meiner drey ausgerusteten Kriegs Schiffe habe ich auch
schon vergessen/ welche der Böhme auff dem Adriatischen Meer schändlich überfallen/ und
alle ehrliche Mannschaft/ hoch und niedrig/ durcheinander her/ an ihre eigene Masten auf-
geknüpfet hat. Nur gehet mir zu herzen/ und peiniget alle meine Geister/ daß der Pannoni-
sche Nahme/ davor ehmahs Käyser und Könige erzittert/ Länder und Völker erbeb[e]t/ von
den leichten Böhmen und nacketen Teutschen als ein Spot mus gehalten werden. Es
ängstet mir mein Blut/ daß ein Teutscher Jüngling uns ein zehnjähriges Joch an den
Hals geworffen/ damit uns die Römer unter ihrer Zinß- schuld halten/ welches wol kein
Mensch gehoffet hätte/ solte auch wol unmöglich blieben seyn/ wann nicht der Teutsche
Zäuberer Herkules/ welcher/ beständiger aussage nach/ einen Teufel in Pferdes gestalt rei-
ten sol/ und ihm allemahl den Sieg erhält/ uns diesen Spot bereitet hätte. Was rahtet
ihr nun/ O ihr Väter des Vaterlandes? was rahtet ihr unserm gegenwärtigen Könige/
in dieser hochwichtigen Sache? sol es ungerochen bleiben? sollen wirs noch weiter in uns
fressen/ wie bißher geschehen ist? so haben wir erstes tages die Bömischen Gesanten vor
dem Schloßtohr/ die werden uns gebotsweise ansagen/ daß wir den Reichsschoß nach Pra-
ge einliefern sollen/ welchen sie vor diesem hieher mit ehrerbietigkeit gebracht haben; und
weil sie wissen/ daß unsere Rentkammer rechtschaffen bespicket ist/ und die Untertahnen von

grossen

Achtes Buch.
der wahren/ trat derſelbe auff/ und hielt dieſe Rede: Ich weiß nicht/ unuͤberwindlichſter
Koͤnig/ und ihr tapferen hochweiſen Landſtaͤnde dieſes unvergleichlichen Pannoniſchen
Reichs; ich weiß nicht/ ob mirs anſtehen wil/ unſere jetzige Reichsnotturft vorzutragen;
oder da mirs anſtehen wird/ ob ich in meinem vorbringen nicht etwa vor einen ſolchen an-
geſehen werden moͤchte/ welcher mehr umb ſein eigenes anliegen als umb des Reichs beſte
redet. Zwar in meinem Gewiſſen bin ich verſichert/ daß ich nichts als gemeine Wolfahrt
ſuche/ welches einem jeden Biderman oblieget; ob ich aber auch von eurer Koͤnigl. Hocheit/
und der anweſenden hochtapferen Verſamlung davor gehalten werde/ wird ihre allergnaͤ-
digſte und freundliche Erklaͤrung entdecken. Wie hoch dieſes unſer Reich vor allen an-
deren zu ſchaͤtzen ſey/ werden uns die Roͤmer ſelbſt Zeugnis geben/ als denen wir die einige
hinderung ſind/ daß ihr Reichsſtab ſich nicht uͤber ganz Europa ausſtrecken kan; ſie ſind
bißher wieder uns zu felde gelegen/ ſo lange ich ein Mann geweſen bin/ aber unſers Bluts
nichts umbſonſt gekoſtet/ und unſerer Macht nicht groͤſſern abbruch getahn/ als wir ihnen.
Wie lange wollen wir dann des tolkuͤhnen Teutſchen Juͤnglings/ der ſich Herkules nen-
nen laͤſſet/ und ſeines verwaͤgenen Geſellen des After Koͤniges in Boͤhmen Hochmuht/ be-
ſchimpf- und ſpottung dulden/ und ihren Geifer/ den ſie uns ins Geſichte geworffen/ unab-
gewiſchet laſſen. Ich klage nicht eigentlich hierüber/ was meinem Bruder/ dem redlichen
Bato/ einem Koͤniglichen Geſanten ſchon vor vier Jahren begegnet iſt. Ich betraure eben
meinen andern Bruder nicht/ den ritterlichen und umb dieſe Kron hochverdienten Pines/
daß er vor einen leibeigenen Ruderknecht ſich auff der Roͤmer Schiffen neben ſeinen tap-
feren Geſellen gebrauchen laſſen muß; dann dieſes/ moͤchte jemand gedenken/ waͤhre mein
eigenes Haußungluͤk/ welches mit den Reichshaͤndeln nicht muͤſſe vermenget werden;
wiewol ein jeder weiß/ daß ſie nicht als meine Bruͤder in ihren eigenen oder meinen ver-
richtungen; ſondern in des ganzen Landes Geſchaͤften als Koͤnigliche Reichs-geſanten
beleidiget und geſchaͤndet ſind. Meiner drey ausgeruſteten Kriegs Schiffe habe ich auch
ſchon vergeſſen/ welche der Boͤhme auff dem Adriatiſchen Meer ſchaͤndlich uͤberfallen/ uñ
alle ehrliche Mannſchaft/ hoch und niedrig/ durcheinander her/ an ihre eigene Maſten auf-
geknuͤpfet hat. Nur gehet mir zu herzen/ und peiniget alle meine Geiſter/ daß der Pannoni-
ſche Nahme/ davor ehmahs Kaͤyſer und Koͤnige erzittert/ Laͤnder und Voͤlker erbeb[e]t/ von
den leichten Boͤhmen und nacketen Teutſchen als ein Spot mus gehalten werden. Es
aͤngſtet mir mein Blut/ daß ein Teutſcher Juͤngling uns ein zehnjaͤhriges Joch an den
Hals geworffen/ damit uns die Roͤmer unter ihrer Zinß- ſchuld halten/ welches wol kein
Menſch gehoffet haͤtte/ ſolte auch wol unmoͤglich blieben ſeyn/ wann nicht der Teutſche
Zaͤuberer Herkules/ welcher/ beſtaͤndiger auſſage nach/ einen Teufel in Pferdes geſtalt rei-
ten ſol/ und ihm allemahl den Sieg erhaͤlt/ uns dieſen Spot bereitet haͤtte. Was rahtet
ihr nun/ O ihr Vaͤter des Vaterlandes? was rahtet ihr unſerm gegenwaͤrtigen Koͤnige/
in dieſer hochwichtigen Sache? ſol es ungerochen bleiben? ſollen wirs noch weiter in uns
freſſen/ wie bißher geſchehen iſt? ſo haben wir erſtes tages die Boͤmiſchen Geſanten vor
dem Schloßtohr/ die werden uns gebotsweiſe anſagẽ/ daß wir den Reichsſchoß nach Pra-
ge einliefern ſollen/ welchen ſie vor dieſem hieher mit ehrerbietigkeit gebracht haben; und
weil ſie wiſſen/ daß unſere Rentkammer rechtſchaffen beſpicket iſt/ und die Untertahnen von

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[712/0718] Achtes Buch. der wahren/ trat derſelbe auff/ und hielt dieſe Rede: Ich weiß nicht/ unuͤberwindlichſter Koͤnig/ und ihr tapferen hochweiſen Landſtaͤnde dieſes unvergleichlichen Pannoniſchen Reichs; ich weiß nicht/ ob mirs anſtehen wil/ unſere jetzige Reichsnotturft vorzutragen; oder da mirs anſtehen wird/ ob ich in meinem vorbringen nicht etwa vor einen ſolchen an- geſehen werden moͤchte/ welcher mehr umb ſein eigenes anliegen als umb des Reichs beſte redet. Zwar in meinem Gewiſſen bin ich verſichert/ daß ich nichts als gemeine Wolfahrt ſuche/ welches einem jeden Biderman oblieget; ob ich aber auch von eurer Koͤnigl. Hocheit/ und der anweſenden hochtapferen Verſamlung davor gehalten werde/ wird ihre allergnaͤ- digſte und freundliche Erklaͤrung entdecken. Wie hoch dieſes unſer Reich vor allen an- deren zu ſchaͤtzen ſey/ werden uns die Roͤmer ſelbſt Zeugnis geben/ als denen wir die einige hinderung ſind/ daß ihr Reichsſtab ſich nicht uͤber ganz Europa ausſtrecken kan; ſie ſind bißher wieder uns zu felde gelegen/ ſo lange ich ein Mann geweſen bin/ aber unſers Bluts nichts umbſonſt gekoſtet/ und unſerer Macht nicht groͤſſern abbruch getahn/ als wir ihnen. Wie lange wollen wir dann des tolkuͤhnen Teutſchen Juͤnglings/ der ſich Herkules nen- nen laͤſſet/ und ſeines verwaͤgenen Geſellen des After Koͤniges in Boͤhmen Hochmuht/ be- ſchimpf- und ſpottung dulden/ und ihren Geifer/ den ſie uns ins Geſichte geworffen/ unab- gewiſchet laſſen. Ich klage nicht eigentlich hierüber/ was meinem Bruder/ dem redlichen Bato/ einem Koͤniglichen Geſanten ſchon vor vier Jahren begegnet iſt. Ich betraure eben meinen andern Bruder nicht/ den ritterlichen und umb dieſe Kron hochverdienten Pines/ daß er vor einen leibeigenen Ruderknecht ſich auff der Roͤmer Schiffen neben ſeinen tap- feren Geſellen gebrauchen laſſen muß; dann dieſes/ moͤchte jemand gedenken/ waͤhre mein eigenes Haußungluͤk/ welches mit den Reichshaͤndeln nicht muͤſſe vermenget werden; wiewol ein jeder weiß/ daß ſie nicht als meine Bruͤder in ihren eigenen oder meinen ver- richtungen; ſondern in des ganzen Landes Geſchaͤften als Koͤnigliche Reichs-geſanten beleidiget und geſchaͤndet ſind. Meiner drey ausgeruſteten Kriegs Schiffe habe ich auch ſchon vergeſſen/ welche der Boͤhme auff dem Adriatiſchen Meer ſchaͤndlich uͤberfallen/ uñ alle ehrliche Mannſchaft/ hoch und niedrig/ durcheinander her/ an ihre eigene Maſten auf- geknuͤpfet hat. Nur gehet mir zu herzen/ und peiniget alle meine Geiſter/ daß der Pannoni- ſche Nahme/ davor ehmahs Kaͤyſer und Koͤnige erzittert/ Laͤnder und Voͤlker erbebet/ von den leichten Boͤhmen und nacketen Teutſchen als ein Spot mus gehalten werden. Es aͤngſtet mir mein Blut/ daß ein Teutſcher Juͤngling uns ein zehnjaͤhriges Joch an den Hals geworffen/ damit uns die Roͤmer unter ihrer Zinß- ſchuld halten/ welches wol kein Menſch gehoffet haͤtte/ ſolte auch wol unmoͤglich blieben ſeyn/ wann nicht der Teutſche Zaͤuberer Herkules/ welcher/ beſtaͤndiger auſſage nach/ einen Teufel in Pferdes geſtalt rei- ten ſol/ und ihm allemahl den Sieg erhaͤlt/ uns dieſen Spot bereitet haͤtte. Was rahtet ihr nun/ O ihr Vaͤter des Vaterlandes? was rahtet ihr unſerm gegenwaͤrtigen Koͤnige/ in dieſer hochwichtigen Sache? ſol es ungerochen bleiben? ſollen wirs noch weiter in uns freſſen/ wie bißher geſchehen iſt? ſo haben wir erſtes tages die Boͤmiſchen Geſanten vor dem Schloßtohr/ die werden uns gebotsweiſe anſagẽ/ daß wir den Reichsſchoß nach Pra- ge einliefern ſollen/ welchen ſie vor dieſem hieher mit ehrerbietigkeit gebracht haben; und weil ſie wiſſen/ daß unſere Rentkammer rechtſchaffen beſpicket iſt/ und die Untertahnen von groſſen

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 712. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/718>, abgerufen am 26.04.2024.