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Büchner, Georg: Sämmtliche Werke und handschriftlicher Nachlaß. Frankfurt (Main), 1879.

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grenze spazieren, aber es ist nicht der Prinz, ich könnte ihn
erkennen.
Ceremonienmeister. Und du?
Dritter Bedienter. Sie verzeihen -- nichts.
Ceremonienmeister. Das ist sehr wenig. Und du?
Vierter Diener. Auch nichts.
Ceremonienmeister. Das ist eben so wenig.
Peter. Aber, Staatsrath, habe ich nicht den Beschluß
gefaßt, daß meine königliche Majestät sich an diesem Tage
freuen, und daß an ihm die Hochzeit gefeiert werden sollte?
War das nicht unser festester Entschluß?
Präsident. Ja, Eure Majestät, so ist es protokollirt
und aufgezeichnet.
Peter. Und würde ich mich nicht kompromittiren, wenn
ich meinen Beschluß nicht ausführte?
Präsident. Wenn es anders für Eure Majestät mög-
lich wäre, sich zu kompromittiren, so wäre dieß ein Fall,
worin sie sich kompromittiren könnte.
Peter. Habe ich nicht mein königliches Wort gegeben?
-- Ja, ich werde meinen Beschluß sogleich ins Werk setzen,
ich werde mich freuen. (Er reibt sich die Hände.) O ich bin
außerordentlich froh!
Präsident. Wir theilen sämmtlich die Gefühle Eurer
Majestät, so weit es für Unterthanen möglich und schicklich ist.
Peter. O, ich weiß mir vor Freude nicht zu helfen.
Ich werde meinen Kammerherren rothe Röcke machen lassen,
ich werde einige Cadetten zu Lieutenants machen, ich werde
meinen Unterthanen erlauben -- aber, aber -- die Hoch-
zeit? Lautet die andere Hälfte des Beschlusses nicht, daß die
Hochzeit gefeiert werden sollte?

grenze ſpazieren, aber es iſt nicht der Prinz, ich könnte ihn
erkennen.
Ceremonienmeiſter. Und du?
Dritter Bedienter. Sie verzeihen — nichts.
Ceremonienmeiſter. Das iſt ſehr wenig. Und du?
Vierter Diener. Auch nichts.
Ceremonienmeiſter. Das iſt eben ſo wenig.
Peter. Aber, Staatsrath, habe ich nicht den Beſchluß
gefaßt, daß meine königliche Majeſtät ſich an dieſem Tage
freuen, und daß an ihm die Hochzeit gefeiert werden ſollte?
War das nicht unſer feſteſter Entſchluß?
Präſident. Ja, Eure Majeſtät, ſo iſt es protokollirt
und aufgezeichnet.
Peter. Und würde ich mich nicht kompromittiren, wenn
ich meinen Beſchluß nicht ausführte?
Präſident. Wenn es anders für Eure Majeſtät mög-
lich wäre, ſich zu kompromittiren, ſo wäre dieß ein Fall,
worin ſie ſich kompromittiren könnte.
Peter. Habe ich nicht mein königliches Wort gegeben?
— Ja, ich werde meinen Beſchluß ſogleich ins Werk ſetzen,
ich werde mich freuen. (Er reibt ſich die Hände.) O ich bin
außerordentlich froh!
Präſident. Wir theilen ſämmtlich die Gefühle Eurer
Majeſtät, ſo weit es für Unterthanen möglich und ſchicklich iſt.
Peter. O, ich weiß mir vor Freude nicht zu helfen.
Ich werde meinen Kammerherren rothe Röcke machen laſſen,
ich werde einige Cadetten zu Lieutenants machen, ich werde
meinen Unterthanen erlauben — aber, aber — die Hoch-
zeit? Lautet die andere Hälfte des Beſchluſſes nicht, daß die
Hochzeit gefeiert werden ſollte?

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[150/0346] grenze ſpazieren, aber es iſt nicht der Prinz, ich könnte ihn erkennen. Ceremonienmeiſter. Und du? Dritter Bedienter. Sie verzeihen — nichts. Ceremonienmeiſter. Das iſt ſehr wenig. Und du? Vierter Diener. Auch nichts. Ceremonienmeiſter. Das iſt eben ſo wenig. Peter. Aber, Staatsrath, habe ich nicht den Beſchluß gefaßt, daß meine königliche Majeſtät ſich an dieſem Tage freuen, und daß an ihm die Hochzeit gefeiert werden ſollte? War das nicht unſer feſteſter Entſchluß? Präſident. Ja, Eure Majeſtät, ſo iſt es protokollirt und aufgezeichnet. Peter. Und würde ich mich nicht kompromittiren, wenn ich meinen Beſchluß nicht ausführte? Präſident. Wenn es anders für Eure Majeſtät mög- lich wäre, ſich zu kompromittiren, ſo wäre dieß ein Fall, worin ſie ſich kompromittiren könnte. Peter. Habe ich nicht mein königliches Wort gegeben? — Ja, ich werde meinen Beſchluß ſogleich ins Werk ſetzen, ich werde mich freuen. (Er reibt ſich die Hände.) O ich bin außerordentlich froh! Präſident. Wir theilen ſämmtlich die Gefühle Eurer Majeſtät, ſo weit es für Unterthanen möglich und ſchicklich iſt. Peter. O, ich weiß mir vor Freude nicht zu helfen. Ich werde meinen Kammerherren rothe Röcke machen laſſen, ich werde einige Cadetten zu Lieutenants machen, ich werde meinen Unterthanen erlauben — aber, aber — die Hoch- zeit? Lautet die andere Hälfte des Beſchluſſes nicht, daß die Hochzeit gefeiert werden ſollte?

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Zitationshilfe: Büchner, Georg: Sämmtliche Werke und handschriftlicher Nachlaß. Frankfurt (Main), 1879, S. 150. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buechner_werke_1879/346>, abgerufen am 30.04.2024.