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Burckhardt, Jacob: Der Cicerone. Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens. Basel, 1855.

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Landschaft des XVII. Jahrhunderts.
des kleine Juwelen. -- Im Pal. Barberini: eine kleine Landschaft. --a
Bei Camuccini: ein Seehafen. -- Im Museum von Neapel: ein Sonnen-b
untergang am Meere; die Grotte der Egeria (fast zu kühl für Claude?).
-- In den Uffizien: Abendlandschaft mit Brücke, Strom und Gebirg;c
abendliche Marine mit Palästen.

Von seinen Nachfolgern ist nichts in Italien, das ihm irgend nahe
käme. Die Bilder von Swanevelt (im Pal. Doria zu Rom und imd
Pal. Pitti), von Joh. Both (ebenda), von Tempesta-Molyn (Pal.e
Manfrin in Venedig), bis zu den Improvisationen des Orizzontef
(wovon ein oberer Saal in der Villa Borghese ganz voll ist) und zug
den oft sehr fleissigen Architekturbildern eines Pannini (Pal. Cor-h
sini in Rom) geben immer nur einzelne Strahlen des Lichtes, das sich
in Gaspero und Claude so mächtig gesammelt hatte.

Wer diesen beiden Meistern ausserhalb Italiens wiederbegegnet,
dem werden sie vielleicht viel stärker als die glänzendsten modernen
Veduten das Heimweh rege machen, welches nur zeitweise schlum-
mert, nie stirbt, nach dem unvergesslichen Rom. Der dieses schreibt,
hat die Erfahrung gemacht. Er wünscht denen, die ihn lesen, billi-
gen und zum Begleiter über die Alpen mitnehmen, das ruhige Glück
der Seele, welches er in Rom genossen hat, und dessen Erinnerung
ihm selbst aus den schwachen Nachbildungen jener hohen Meister-
werke so übermächtig entgegenkömmt.


Landschaft des XVII. Jahrhunderts.
des kleine Juwelen. — Im Pal. Barberini: eine kleine Landschaft. —a
Bei Camuccini: ein Seehafen. — Im Museum von Neapel: ein Sonnen-b
untergang am Meere; die Grotte der Egeria (fast zu kühl für Claude?).
— In den Uffizien: Abendlandschaft mit Brücke, Strom und Gebirg;c
abendliche Marine mit Palästen.

Von seinen Nachfolgern ist nichts in Italien, das ihm irgend nahe
käme. Die Bilder von Swanevelt (im Pal. Doria zu Rom und imd
Pal. Pitti), von Joh. Both (ebenda), von Tempesta-Molyn (Pal.e
Manfrin in Venedig), bis zu den Improvisationen des Orizzontef
(wovon ein oberer Saal in der Villa Borghese ganz voll ist) und zug
den oft sehr fleissigen Architekturbildern eines Pannini (Pal. Cor-h
sini in Rom) geben immer nur einzelne Strahlen des Lichtes, das sich
in Gaspero und Claude so mächtig gesammelt hatte.

Wer diesen beiden Meistern ausserhalb Italiens wiederbegegnet,
dem werden sie vielleicht viel stärker als die glänzendsten modernen
Veduten das Heimweh rege machen, welches nur zeitweise schlum-
mert, nie stirbt, nach dem unvergesslichen Rom. Der dieses schreibt,
hat die Erfahrung gemacht. Er wünscht denen, die ihn lesen, billi-
gen und zum Begleiter über die Alpen mitnehmen, das ruhige Glück
der Seele, welches er in Rom genossen hat, und dessen Erinnerung
ihm selbst aus den schwachen Nachbildungen jener hohen Meister-
werke so übermächtig entgegenkömmt.


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[1055/1077] Landschaft des XVII. Jahrhunderts. des kleine Juwelen. — Im Pal. Barberini: eine kleine Landschaft. — Bei Camuccini: ein Seehafen. — Im Museum von Neapel: ein Sonnen- untergang am Meere; die Grotte der Egeria (fast zu kühl für Claude?). — In den Uffizien: Abendlandschaft mit Brücke, Strom und Gebirg; abendliche Marine mit Palästen. a b c Von seinen Nachfolgern ist nichts in Italien, das ihm irgend nahe käme. Die Bilder von Swanevelt (im Pal. Doria zu Rom und im Pal. Pitti), von Joh. Both (ebenda), von Tempesta-Molyn (Pal. Manfrin in Venedig), bis zu den Improvisationen des Orizzonte (wovon ein oberer Saal in der Villa Borghese ganz voll ist) und zu den oft sehr fleissigen Architekturbildern eines Pannini (Pal. Cor- sini in Rom) geben immer nur einzelne Strahlen des Lichtes, das sich in Gaspero und Claude so mächtig gesammelt hatte. d e f g h Wer diesen beiden Meistern ausserhalb Italiens wiederbegegnet, dem werden sie vielleicht viel stärker als die glänzendsten modernen Veduten das Heimweh rege machen, welches nur zeitweise schlum- mert, nie stirbt, nach dem unvergesslichen Rom. Der dieses schreibt, hat die Erfahrung gemacht. Er wünscht denen, die ihn lesen, billi- gen und zum Begleiter über die Alpen mitnehmen, das ruhige Glück der Seele, welches er in Rom genossen hat, und dessen Erinnerung ihm selbst aus den schwachen Nachbildungen jener hohen Meister- werke so übermächtig entgegenkömmt.

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Zitationshilfe: Burckhardt, Jacob: Der Cicerone. Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens. Basel, 1855, S. 1055. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burckhardt_cicerone_1855/1077>, abgerufen am 28.03.2024.