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[Calvi, François de]: Beutelschneider, oder newe warhaffte vnd eigentliche Beschreibung der Diebs Historien. [Bd. 1]. Frankfurt (Main), 1627.

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Beutelschneider/ oder
seine Brüder sterben möchten: Aber als er sich in
seiner hoffnung vnd wünschen betrogen sahe/ na-
me er jhm vor sich in den Krieg zubegeben/ auff
daß er durch die vber alle massen grosse/ vnnd vor
Gott gleichwol gantz vnvera[n]wortlich Freyheit/
so die Soldaten im Krieg haben/ desto leichtlicher
vnd ohne alle Ergernuß mit anderer Leut schaden
sich bereichen möchte. Welchem seinem vorne-
men er auch allzeit nachkame/ so lang als der Krieg
werte Aber so bald als der Krieg ein Loch bekame/
vnd dem Volck abgedancket wurde/ muste ein jeg-
licher widervmb nach Hauß ziehen/ welches dann
Alidor auch thät: Als er nun zu Hauß war/ ver-
gienge etliche Monat/ daß er im geringsten nichts
thäte/ das seiner Ehr vnd Reputation were ver-
kleinerlich gewesen: Gleichwol aber weil er ein
stoltzes böses vornemen in seinem Hertzen hatte
sich hinfüro/ wie zuvor/ zu bereichen vnnd außzu-
bringen/ vnnd solte es jhm darvber gehen/ wie es
jmmer wolte/ so truge es sich zu/ daß ein Frantzö-
sischer Edelmann/ so nicht mehr als einen Knecht
bey sich hatte/ vnnd alle beyde wol beritten waren/
garspatt nah bey seinem Losament ankame/ als
er eben bey seinem Schloß auff vnnd ab spatziern
gienge. Als nun der Edel mann Alidor erfihet vnd
zu jhm kommet/ bittet er in freundlich/ er wölle
jhm doch den Weg zeigen: Alidor gibt jhm zur
antwort: Wann er weiter fort reiten wolte/ so
würde er so bald kein Herberg antreffen können/
da er köndte vber Nacht bleiben/ vnnd daß er sich
auch gar leichtlich in dem Wald/ dardurch ernoch

muste

Beutelſchneider/ oder
ſeine Bruͤder ſterben moͤchten: Aber als er ſich in
ſeiner hoffnung vnd wuͤnſchen betrogen ſahe/ na-
me er jhm vor ſich in den Krieg zubegeben/ auff
daß er durch die vber alle maſſen groſſe/ vnnd vor
Gott gleichwol gantz vnvera[n]wortlich Freyheit/
ſo die Soldaten im Krieg haben/ deſto leichtlicher
vnd ohne alle Ergernuß mit anderer Leut ſchaden
ſich bereichen moͤchte. Welchem ſeinem vorne-
mē er auch allzeit nachkame/ ſo lang als der Krieg
werte Aber ſo bald als der Krieg ein Loch bekame/
vnd dem Volck abgedancket wurde/ muſte ein jeg-
licher widervmb nach Hauß ziehen/ welches dann
Alidor auch thaͤt: Als er nun zu Hauß war/ ver-
gienge etliche Monat/ daß er im geringſtē nichts
thaͤte/ das ſeiner Ehr vnd Reputation were ver-
kleinerlich geweſen: Gleichwol aber weil er ein
ſtoltzes boͤſes vornemen in ſeinem Hertzen hatte
ſich hinfuͤro/ wie zuvor/ zu bereichen vnnd außzu-
bringen/ vnnd ſolte es jhm darvber gehen/ wie es
jmmer wolte/ ſo truge es ſich zu/ daß ein Frantzoͤ-
ſiſcher Edelmann/ ſo nicht mehr als einen Knecht
bey ſich hatte/ vnnd alle beyde wol beritten waren/
garſpatt nah bey ſeinem Loſament ankame/ als
er eben bey ſeinem Schloß auff vnnd ab ſpatziern
gienge. Als nun der Edel mann Alidor erfihet vnd
zu jhm kommet/ bittet er in freundlich/ er woͤlle
jhm doch den Weg zeigen: Alidor gibt jhm zur
antwort: Wann er weiter fort reiten wolte/ ſo
wuͤrde er ſo bald kein Herberg antreffen koͤnnen/
da er koͤndte vber Nacht bleiben/ vnnd daß er ſich
auch gar leichtlich in dem Wald/ dardurch ernoch

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[150/0162] Beutelſchneider/ oder ſeine Bruͤder ſterben moͤchten: Aber als er ſich in ſeiner hoffnung vnd wuͤnſchen betrogen ſahe/ na- me er jhm vor ſich in den Krieg zubegeben/ auff daß er durch die vber alle maſſen groſſe/ vnnd vor Gott gleichwol gantz vnveranwortlich Freyheit/ ſo die Soldaten im Krieg haben/ deſto leichtlicher vnd ohne alle Ergernuß mit anderer Leut ſchaden ſich bereichen moͤchte. Welchem ſeinem vorne- mē er auch allzeit nachkame/ ſo lang als der Krieg werte Aber ſo bald als der Krieg ein Loch bekame/ vnd dem Volck abgedancket wurde/ muſte ein jeg- licher widervmb nach Hauß ziehen/ welches dann Alidor auch thaͤt: Als er nun zu Hauß war/ ver- gienge etliche Monat/ daß er im geringſtē nichts thaͤte/ das ſeiner Ehr vnd Reputation were ver- kleinerlich geweſen: Gleichwol aber weil er ein ſtoltzes boͤſes vornemen in ſeinem Hertzen hatte ſich hinfuͤro/ wie zuvor/ zu bereichen vnnd außzu- bringen/ vnnd ſolte es jhm darvber gehen/ wie es jmmer wolte/ ſo truge es ſich zu/ daß ein Frantzoͤ- ſiſcher Edelmann/ ſo nicht mehr als einen Knecht bey ſich hatte/ vnnd alle beyde wol beritten waren/ garſpatt nah bey ſeinem Loſament ankame/ als er eben bey ſeinem Schloß auff vnnd ab ſpatziern gienge. Als nun der Edel mann Alidor erfihet vnd zu jhm kommet/ bittet er in freundlich/ er woͤlle jhm doch den Weg zeigen: Alidor gibt jhm zur antwort: Wann er weiter fort reiten wolte/ ſo wuͤrde er ſo bald kein Herberg antreffen koͤnnen/ da er koͤndte vber Nacht bleiben/ vnnd daß er ſich auch gar leichtlich in dem Wald/ dardurch ernoch muſte

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Zitationshilfe: [Calvi, François de]: Beutelschneider, oder newe warhaffte vnd eigentliche Beschreibung der Diebs Historien. [Bd. 1]. Frankfurt (Main), 1627, S. 150. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/calvi_beutelschneider01_1627/162>, abgerufen am 27.04.2024.