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Calvi, François de: Beutelschneider/ Oder Neue/ warhaffte/ und eigentliche Beschreibung Der Diebs Historien. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1627.

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Diebs Historien/ das II. Buch.
hergegen von jhm hat: Er kann nicht anders ge-
dencken/ als daß es seines Bruders Geist seye/ der
jhn vnruhig wolle machen: Summa diese beyde
haben die Nacht vber tausenterley wunderliche Ge-
dancken: Dieser von Chartres saget seiner Mutter
was er habe gesehen/ welches als eine Weibesperson
vnd schwaches Werckzeug jhm tausenterley wun-
derliche Gedancken einbilden: Helt jhn auff der
Meinung: Er muste fleissig GOtt für jhn bitten:
Es könne seyn/ daß er vielleicht noch etwas wolle
haben/ oder daß er vielleicht jhm eine Wahlfahrt
für genommen. Vnd doch hernacher dieselbige
nicht habe verrichtet: Also daß es denen dreyen vn-
möglich wahre eine eintzige Stunde deß Nachts zu
schlaffen. Vund wann jhnen schon die Augen ein
wenig wolten zugehen/ so kahmen men solche wun-
derliche Sachen vor/ daß sie darüber widerumb re-
wacheten: Ja es ware jnen allen so bang/ daß sie sich
förchten nur in dem Bett zu regen/ oder sich von
einer Seiten auff die andere zu wenden.

Endlichen aber kömbt wider herbey der Liebe Tage/
welcher mit den Schatten der Nacht auch etlicher
massen die Furcht vertriebe/ aber den Argwohn
doch nicht gäntzlich benahme Der elteste Destam-
pes stehet der erste auff vnd zeucht sein Trawerkleyd
an: Der ander wirfft sich auch auß dem Bett zu
gleicher zeit: Vnd als sie beyde angezogen waren/
thut dieser die Kammer Thür auff vnd will hinab
gehen den Wirth zu fragen/ wer doch der jenige sene
gewesen welcher vor seiner kammer habe geschlaf-
fen als er aber seinen Bruder in einem gantz schwar-

tzen

Diebs Hiſtorien/ das II. Buch.
hergegen von jhm hat: Er kann nicht anders ge-
dencken/ als daß es ſeines Bruders Geiſt ſeye/ der
jhn vnruhig wolle machen: Summa dieſe beyde
haben die Nacht vber tauſenterley wunderliche Ge-
dancken: Dieſer von Chartres ſaget ſeiner Mutter
was er habe geſehen/ welches als eine Weibesperſon
vnd ſchwaches Werckzeug jhm tauſenterley wun-
derliche Gedancken einbilden: Helt jhn auff der
Meinung: Er muſte fleiſſig GOtt fuͤr jhn bitten:
Es koͤnne ſeyn/ daß er vielleicht noch etwas wolle
haben/ oder daß er vielleicht jhm eine Wahlfahrt
fuͤr genommen. Vnd doch hernacher dieſelbige
nicht habe verrichtet: Alſo daß es denen dreyen vn-
moͤglich wahre eine eintzige Stunde deß Nachts zu
ſchlaffen. Vund wann jhnen ſchon die Augen ein
wenig wolten zugehen/ ſo kahmen men ſolche wun-
derliche Sachen vor/ daß ſie daruͤber widerumb re-
wachetẽ: Ja es ware jnen allen ſo bang/ daß ſie ſich
foͤrchten nur in dem Bett zu regen/ oder ſich von
einer Seiten auff die andere zu wenden.

Endlichẽ aber koͤmbt wider herbey der Liebe Tage/
welcher mit den Schatten der Nacht auch etlicher
maſſen die Furcht vertriebe/ aber den Argwohn
doch nicht gaͤntzlich benahme Der elteſte Deſtam-
pes ſtehet der erſte auff vnd zeucht ſein Trawerkleyd
an: Der ander wirfft ſich auch auß dem Bett zu
gleicher zeit: Vnd als ſie beyde angezogen waren/
thut dieſer die Kammer Thuͤr auff vnd will hinab
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fen als er aber ſeinẽ Bruder in einem gantz ſchwar-

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[109/0119] Diebs Hiſtorien/ das II. Buch. hergegen von jhm hat: Er kann nicht anders ge- dencken/ als daß es ſeines Bruders Geiſt ſeye/ der jhn vnruhig wolle machen: Summa dieſe beyde haben die Nacht vber tauſenterley wunderliche Ge- dancken: Dieſer von Chartres ſaget ſeiner Mutter was er habe geſehen/ welches als eine Weibesperſon vnd ſchwaches Werckzeug jhm tauſenterley wun- derliche Gedancken einbilden: Helt jhn auff der Meinung: Er muſte fleiſſig GOtt fuͤr jhn bitten: Es koͤnne ſeyn/ daß er vielleicht noch etwas wolle haben/ oder daß er vielleicht jhm eine Wahlfahrt fuͤr genommen. Vnd doch hernacher dieſelbige nicht habe verrichtet: Alſo daß es denen dreyen vn- moͤglich wahre eine eintzige Stunde deß Nachts zu ſchlaffen. Vund wann jhnen ſchon die Augen ein wenig wolten zugehen/ ſo kahmen men ſolche wun- derliche Sachen vor/ daß ſie daruͤber widerumb re- wachetẽ: Ja es ware jnen allen ſo bang/ daß ſie ſich foͤrchten nur in dem Bett zu regen/ oder ſich von einer Seiten auff die andere zu wenden. Endlichẽ aber koͤmbt wider herbey der Liebe Tage/ welcher mit den Schatten der Nacht auch etlicher maſſen die Furcht vertriebe/ aber den Argwohn doch nicht gaͤntzlich benahme Der elteſte Deſtam- pes ſtehet der erſte auff vnd zeucht ſein Trawerkleyd an: Der ander wirfft ſich auch auß dem Bett zu gleicher zeit: Vnd als ſie beyde angezogen waren/ thut dieſer die Kammer Thuͤr auff vnd will hinab gehen den Wirth zu fragen/ wer doch der jenige ſene geweſen welcher vor ſeiner kammer habe geſchlaf- fen als er aber ſeinẽ Bruder in einem gantz ſchwar- tzen

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Zitationshilfe: Calvi, François de: Beutelschneider/ Oder Neue/ warhaffte/ und eigentliche Beschreibung Der Diebs Historien. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1627, S. 109. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/calvi_beutelschneider02_1627/119>, abgerufen am 28.04.2024.