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Calvi, François de: Beutelschneider/ Oder Neue/ warhaffte/ und eigentliche Beschreibung Der Diebs Historien. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1627.

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Diebshistorien/ das II. Buch.
gestohlen hatte: Der andere befand/ daß er jhm auß
seinem Laden das beste Stück Tuch hatte genom-
men: Aber sie musten alle beyde gedult haben: dann
dem Ballen nach lauffen vnnd den Schelmen su-
chen were jhn beschwerlich gewesen vnd hetten jhn
doch nicht erdappen können: Dann nach dem er
sein Diebstück begangen vnd sein Spiel außgespie-
let hatte/ spannete er seine Segel auff vnd zohe nach
Roven/ allda sein Gelt zuverzehren: Da er dann
fünff oder sechs Monat sich auffhielte/ vnnd sich
von den Demanten/ welche sehr viel werth waren/
lustig machte.

Nach dem er aber den Beutel gelehret hatte/ vnd
kein Mittel mehr wuste/ denselbigen widerumb zu
spieken/ dieweil es gar schwerlich zugehet/ daß ein
Dieb den andern/ der eben so verschlagen als er ist/
betriege: Es auch über das sehr viel verschlagener
Leut in Normandien gibt/ daß deßwegen allda das
Handwerck der Beutelschneiderey nicht viel gilt
oder sehr gehet/ name er jm vor sein voriges Hand-
werck widerumb anzufangen vnd sein elendes sünd-
liches Leben fortzusetzen.

Hierauff kommet er widerumb gen Pariß/ da
er dann in der Gassen S. Jacques dergleichen bos-
sen einem ehrlichen Bürger/ welcher inn der Ge-
gend Sanct Benaist wohnet will reissen/ vnnd
will jhn überreden/ er sey sein Vetter/ solte jhm an-
zeigen/ daß inn seinem Landt jhm viel gutes were
auffgestorben: Aber das Glück schniede jhm das
Kraut vnter den Füssen ab: Dann als er eben so
gar wol sein Spiel angefangen hatte/ wurde er/

der

Diebshiſtorien/ das II. Buch.
geſtohlen hatte: Der andere befand/ daß er jhm auß
ſeinem Laden das beſte Stuͤck Tuch hatte genom-
men: Aber ſie muſten alle beyde gedult haben: dann
dem Ballen nach lauffen vnnd den Schelmen ſu-
chen were jhn beſchwerlich geweſen vnd hetten jhn
doch nicht erdappen koͤnnen: Dann nach dem er
ſein Diebſtuͤck begangen vnd ſein Spiel außgeſpie-
let hatte/ ſpannete er ſeine Segel auff vnd zohe nach
Roven/ allda ſein Gelt zuverzehren: Da er dann
fuͤnff oder ſechs Monat ſich auffhielte/ vnnd ſich
von den Demanten/ welche ſehr viel werth waren/
luſtig machte.

Nach dem er aber den Beutel gelehret hatte/ vñ
kein Mittel mehr wuſte/ denſelbigen widerumb zu
ſpieken/ dieweil es gar ſchwerlich zugehet/ daß ein
Dieb den andern/ der eben ſo verſchlagen als er iſt/
betriege: Es auch uͤber das ſehr viel verſchlagener
Leut in Normandien gibt/ daß deßwegen allda das
Handwerck der Beutelſchneiderey nicht viel gilt
oder ſehr gehet/ name er jm vor ſein voriges Hand-
werck widerumb anzufangen vñ ſein elendes ſuͤnd-
liches Leben fortzuſetzen.

Hierauff kommet er widerumb gen Pariß/ da
er dann in der Gaſſen S. Jacques dergleichen boſ-
ſen einem ehrlichen Buͤrger/ welcher inn der Ge-
gend Sanct Benaiſt wohnet will reiſſen/ vnnd
will jhn uͤberꝛeden/ er ſey ſein Vetter/ ſolte jhm an-
zeigen/ daß inn ſeinem Landt jhm viel gutes were
auffgeſtorben: Aber das Gluͤck ſchniede jhm das
Kraut vnter den Fuͤſſen ab: Dann als er eben ſo
gar wol ſein Spiel angefangen hatte/ wurde er/

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[111/0121] Diebshiſtorien/ das II. Buch. geſtohlen hatte: Der andere befand/ daß er jhm auß ſeinem Laden das beſte Stuͤck Tuch hatte genom- men: Aber ſie muſten alle beyde gedult haben: dann dem Ballen nach lauffen vnnd den Schelmen ſu- chen were jhn beſchwerlich geweſen vnd hetten jhn doch nicht erdappen koͤnnen: Dann nach dem er ſein Diebſtuͤck begangen vnd ſein Spiel außgeſpie- let hatte/ ſpannete er ſeine Segel auff vnd zohe nach Roven/ allda ſein Gelt zuverzehren: Da er dann fuͤnff oder ſechs Monat ſich auffhielte/ vnnd ſich von den Demanten/ welche ſehr viel werth waren/ luſtig machte. Nach dem er aber den Beutel gelehret hatte/ vñ kein Mittel mehr wuſte/ denſelbigen widerumb zu ſpieken/ dieweil es gar ſchwerlich zugehet/ daß ein Dieb den andern/ der eben ſo verſchlagen als er iſt/ betriege: Es auch uͤber das ſehr viel verſchlagener Leut in Normandien gibt/ daß deßwegen allda das Handwerck der Beutelſchneiderey nicht viel gilt oder ſehr gehet/ name er jm vor ſein voriges Hand- werck widerumb anzufangen vñ ſein elendes ſuͤnd- liches Leben fortzuſetzen. Hierauff kommet er widerumb gen Pariß/ da er dann in der Gaſſen S. Jacques dergleichen boſ- ſen einem ehrlichen Buͤrger/ welcher inn der Ge- gend Sanct Benaiſt wohnet will reiſſen/ vnnd will jhn uͤberꝛeden/ er ſey ſein Vetter/ ſolte jhm an- zeigen/ daß inn ſeinem Landt jhm viel gutes were auffgeſtorben: Aber das Gluͤck ſchniede jhm das Kraut vnter den Fuͤſſen ab: Dann als er eben ſo gar wol ſein Spiel angefangen hatte/ wurde er/ der

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Zitationshilfe: Calvi, François de: Beutelschneider/ Oder Neue/ warhaffte/ und eigentliche Beschreibung Der Diebs Historien. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1627, S. 111. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/calvi_beutelschneider02_1627/121>, abgerufen am 28.04.2024.